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  #391  
Alt 13.04.2012, 19:44
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Ein wunderschönes Bild... ein wunderschöner Moment...
Danke dafür
Liebe Grüße Claudia
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  #392  
Alt 26.04.2012, 21:02
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Guten Abend und Danke,

ja, es ist ein schönes Bild. Voller Erinnerung an 'alte Zeiten'. Hätte uns damals jemand gesagt, was noch alles in unserem Leben passieren wird, wir hätten ihn für verrückt erklärt.

Gute Jahre, schlechte Jahre. Ein ständiges Auf und Ab, Höhen und Tiefen. Jahre, welche so intensiv waren, dass man sie nie vergessen kann und auch Jahre, welche langsam und gleichförmig vorüber flossen. Jahre, an welche man sich gut erinnert und Zeiten, mit denen man da so seine Schwierigkeiten hat weil eigentlich nichts herausragendes passiert ist. An rosarote Zeiten und an dunkle Zeiten.

Bis dann das unberechenbare geschah. Die Jahre 2006 bis Anfang 2008. Das Ende.

Amputiert, ohne Wurzeln. Hilflos den Gefühlen, der Trauer ausgesetzt. Massive Stolpersteine, tiefe, schwarze Löcher, hohe Mauern, Sackgassen. Kein Licht, kein Laut .... nichts .... nur Leere ....

.... und doch! In einem dieser tiefen, schwarzen Löcher ist ein Baum gewachsen. Groß und stark reckt er sich nun gen Himmel. Die Wurzeln tief im Boden verankert, tragen seine starken Äste viele Früchte. Sein Laub spendet Schatten und mildert die Stürme. In seine Rinde sind viele Geschichten eingeritzt. Im Schatten des Baumes steht eine kleine Bank. Vor Regen, Wind und Sonne geschützt. Kein Laut dringt durch das dichte Laub. Ein friedlicher Ort. Hier kann man sitzen und ruhen, die Früchte ernten. Man kann in Ruhe ein Buch lesen oder die eingeritzten Geschichten, seinen Gedanken und Erinnerungen nachhängen oder einfach nur träumen oder Pläne schmieden. Besonders schön ist es dann, wenn man einen Menschen einladen kann, auf dieser Bank zu sitzen und den Baum mit seinen Früchten zu teilen. Zum Teilen ist dieser Baum gedacht. Nicht nur ich soll ihn sehen und in seinem Schatten ruhen und seine Früchte ernten dürfen.

Myriam hat den damals zarten Trieb gegossen. Nun darf ich diesen Baum pflegen und erhalten.

Der Baum heißt Leben, sein Stamm Erinnerung, seine zarten Blüten Liebe und seine Früchte Hoffnung.


Alles Liebe,

Helmut
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Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
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  #393  
Alt 01.05.2012, 07:41
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Huhu Helmut ich schick dir mal ganz schnell ein riesen kraftpaket. nach dem umzug usw. hab ich es nun endlich egschafft auch wieder ins forum zu kommen.

Ganz lieben gruß beccy
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2 Jahre und 6 Monate hast du tapfer gekämpft. Auch wenn wir den Weg von nun an nicht mehr zusammen gehen können, bist du trotzdem immer bei mir. In meinem Herzen.
Mama Ich Liebe Dich !!

Meine geliebte Mama 19.11.1953 - 19.07.2009

Es gibt Menschen, die haben die Gabe überall Freunde zu finden und können diese loslassen, wenn sie gehen.
Ich bin traurig darüber, dass Mama gehen musste, aber auch dankbar, für die Zeit, die ich mit ihr verbringen durfte.
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  #394  
Alt 01.05.2012, 17:19
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Hallo Beccy,

schön mal wieder was von dir zu hören und dass du alles gut überstanden hast (wie ich gelesen habe ).


Liebe Grüße,

Helmut
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  #395  
Alt 02.05.2012, 04:49
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Joa mir gehts soweit super. Pete und ich leben jetzt in den USA. und papa hat enldich ne neue freundin gefunden. Ich freu mich so für ihn.

Wie gehts dir denn?
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  #396  
Alt 04.05.2012, 10:26
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Guten Morgen Beccy,

jaaa, es geht mir gut. Sehr gut sogar. Wenn du magst, dann blätter ein wenig zurück


Liebe Grüße,

Helmut
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  #397  
Alt 05.05.2012, 03:15
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

"Was denkst du?"
"Was denkst DU?"
"Keine Ahnung. Weist du es?"
"Ja."
"Dann sag es mir. "
"Geht nicht."
"Warum?"
"Ich kann nicht. Darf nicht."
"Auch mir nicht?"
"Ja, auch dir nicht. Gerade dir nicht."
"Muß ich das verstehen?"
"Nein."
"Weist du, es gibt Momente, da fehlst du mir sehr."
"Ja, ich weiss. Ich frag mich nur warum?"
"Wie. Warum."
"Ja, warum. Warum ich dir fehle."
"Wie soll ich das jetzt wieder verstehen?"
"35 Jahre sind nicht mal ein Fingerschnipsen."
"OK, ich glaube, ich weiss was du meinst."
"Nein. Kannst du gar nicht. Nicht in deinem Leben."
"Deine Antworten sind kurz und bündig. Sehr knapp."
"Ja."
"Warum?"
"Stell die richtigen Fragen."
"OK. Vielleicht hätte ich eine."
"Gut. Stelle sie."
"Was ist?"
"Vor dir steht eine zarte Blume. Ihr goldenes Strahlen wärmt dein Herz. Gib auf sie acht."


Gute Nacht,

Helmut
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  #398  
Alt 05.05.2012, 08:57
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Lieber Helmut,

da du dich in unsere WG getraut hast , dachte ich mir, dass ich dir einfach auch mal einen Gruß da lasse! Ich habe allerdings schon oft in deinem Thread gelesen... Du bist ein ausgezeichneter "Schreiber", wenn ich das mal so sagen darf. Und hier im Forum ist es ja eher selten, dass Männer schreiben... Mein lieber Henner hat nach dem Tod seiner Frau das Forum verlassen...

Das Bild von dem Baum finde ich wunderschön! Und du das hast es so treffend und schon poetisch beschrieben... Ich muss jetzt unwillkürlich an den Apfelbaum denken, den wir meinem Paps zum letzten Geburtstag schenkten und der irgendwo auf einer Streuobstwiese bei Lübeck wächst. Ich möchte ihm gern einen Besuch abstatten und mich davon überzeugen, dass er Blüten trägt, dass er wächst und alles weiter geht. Jetzt erst recht!

Und pass gut auf die zarte Blume auf, lieber Helmut!
Allerbeste Grüße
Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

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  #399  
Alt 22.05.2012, 04:51
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Hallo Miriam,

gaaanz sicher werde ich das tun. Das Blümchen wächst und gedeiht und ich werde alles dazu tun, dass das so bleibt.

Hallo Jutta,

nur ne Schreibpause. GsD ist das Leben manchmal so langweilig, dass es nichts aufregendes zu berichten gibt.


Doch. Es gibt etwas. Ich habe letztes WE etwas geschafft, wovon viele geplagte Mütter und Väter nicht wagen es in ihren kühnsten Träumen zu träumen. Ich konnte die Verantwortung für meine Jüngste einem anderen in die Schuhe schieben . Ich hoffe, er hat begriffen, was er sich da an Land gezogen hat. Wehe, wenn nicht. Mit Argusaugen werde ich ihn beobachten.

Der Samstag, ein Tag mit vielen wiederstrebenden Gefühlen. Die Trauung, nur standesamtlich ("Kirchlich ohne Mama??? .... das geht gar nicht" O-Ton meiner Tochter), ich möchte nicht wissen, was in so manchen Köpfen vor sich ging.

Mein Kopf, das totale Chaos. Da vorne eine glückliche, strahlende Braut, die ihr Temperament kaum zügeln konnte. Ein ebensolcher Bräutigam, der nur Augen für seine Braut hatte. Erinnerungen, Trauer, Angst, Glück ..... alles bricht unvermittelt über einem zusammen. Die Trauer, dass Myriam, die Mama ihre Tochter nicht umarmen kann, obwohl Beide es sich so gewünscht hätten. Die Trauer, die nie so ganz verstehen wird, was damals passierte. Ein beklemmender Moment, der die Luft zum Atmen abschnürt. Die verstehende Hand, die warm und fest in der meinen lag ... ich bin unendlich dankbar dafür.

Nach der Trauung im Park hinter der Stadtvilla ein Sektempfang. Ein Fotograf ist da (ein Kollege aus dem Fotoclub, Portraitfotograf) macht die Hochzeitsfotos direkt vor Ort. Das Wetter spielt zum Glück mit. Vielen Freunden der Brautleute begegne ich nach etlichen Jahren hier aufs Neue. Jetzt erwachsen, zum größten Teil haben sie bereits selber schon Kinder, krabbelten, hüpften, tanzten und spielten sie damals durch unser Haus. Auch sie werden sich daran erinnert haben: an die Mama, die Übungsleiterin, die tröstende, verständnisvolle Freundin. Es war schön, in ihre Augen zu schauen, mit ihnen zu reden, zu lachen und zu sehen: Leben ist Zukunft und Zukunft ist Leben.

Im Anschluss daran dann eine rauschende Hochzeitsfeier mit Tischrede (meine sonst große Klappe hatte ganz schön Schwierigkeiten ) einem Tanz mit der Braut (UFF! Überstanden ). Um 3 Uhr am Sonntagmorgen strichen wir Beide dann nicht als Letzte die Segel. Es reicht. So manche Junge lagen da schon in der Heia.

Gott schütze die Beiden.


Gute Nacht,

Helmut



....... irgendwie seltsam. Man macht sich darüber ja vorher kaum Gedanken. Die Kinder in andere Hände zu geben ist die eine Sache. Nur, man selber steht dann mit leeren Händen da. Jeglicher Einfluss auf und jede Verantwortung für ihr Leben wird plötzlich auf ein Minimum reduziert. Wenn nicht sogar ganz abgegeben. Wir dürfen als Mama oder Papa nur noch zuschauen und vielleicht mehr oder weniger daran teilhaben. Sie verabschieden sich aus dem Elterhaus. Ihre Wege sind nicht mehr die unseren.

........ was ist, wenn Papa (oder Mama) das Gleiche tut? Ist man verpflichtet, um der Kinder Willen, deren Nest zu bewahren? Zumal ein Nest mit vielen Löchern, tausendfach notdürftig repariert? Ein Nest, welches für sie immer noch schön ist. Die Realität ist anders.

Das Foto unten hab ich selbst geschossen. Ich durfte dem Fotografen über die Schulter schauen
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  #400  
Alt 22.05.2012, 07:16
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Lieber Helmut,

das ist ein wunderschönes Bild von deiner Tochter und ihrem Mann! Danke dafür! Schön zu lesen, dass es dir gut geht und dass ihr ein wunderbares Hochzeitsfest gefeiert habt! Ich kann so gut verstehen, dass eine Person euch besonders an diesem Tag fehlte... Wir haben Sonntag die Konfirmation meiner Tochter gefeiert und irgendwie war mir mulmig zumute. Alle Verwandten und Freunde waren eingeladen und alle sind gekommen. Nur einer fehlte, mein Papa! So habe ich also sein Foto mitgenommen und im Restaurant auf den Tisch gestellt, damit er irgendwie auch dabei war. Und ich habe ihm Grüße per Luftballon in den Himmel geschickt, wenn er schon nicht physisch anwesend bei uns auf der Erde sein konnte...

Ja, ein bißchen Wehmut ist wohl doch immer dabei, wenn ein so bedeutender Lebenseinschnitt statt findet. Nun ist eure Tochter endgültig flügge geworden. Aber das Nest, auch wenn es Löcher hat, würde ich ihr erhalten. Als Tochter kann ich nur sagen: Es ist immer noch schön, ein Zuhause zu haben! Auch wenn bei uns ebenfalls einer fehlt, dann finde ich ihn doch am ehesten bei meiner Mama. Und dieses Nest gibt auch im Erwachsenenalter immer noch ein Stück weit Geborgenheit und eine emotionale Sicherheit. Da muss ich mich nicht anstrengen und besonders "toll" sein, da weiß ich, dass ich geliebt werden, einfach, weil ich bin...

Liebe Grüße
Miriam
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  #401  
Alt 22.05.2012, 21:19
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Monika Anna Monika Anna ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Hallo Helmut,
ein wunderschönes Bild.
Und eine wundervolle mutmachende Beschreibung eines ganz wichtigen Tags in Euerm Leben.
Wünsch Euch allen ganz viel Glück.
Liebe Grüße
claudia
(die immer still mitliest und auf ein "update" von der schwiemu wartet)
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  #402  
Alt 23.05.2012, 19:22
ebarbara ebarbara ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Hallo liebe Leute,

ich freue mich für euch, die ihr es geschafft habt mit eurem Verlust zu leben und damit umzugehen.

Bei mit klappt das noch gar nicht. Mein Papa ist Ende März verstorben und eigentlich komme ich überhaupt gar nicht klar.
Ich bin vor allem sehr wütend. Einfach auf alles und die ganze Welt.
Ich weiß auch, dass ich das Leute spüren lasse, die das überhaupt nicht verdient haben. Ich würde gerne diese Gefühle überwinden, aber das funktioniert einfach überhaupt nicht.

Ich bin wütend auf meine Mutter und meine Schwester. Auf meine Mutter, weil sie nichts auf die Reihe bekommt. Von den ganzen organisatorischen Dingen her mache fast alles ich. Ich übernehme so ziemlich alles, was man Vater gemacht hat. Und ich denke aber, verdammtnochmal ich bin die Tochter und nicht die Mutter.
Auf meine Schwester bin ich sauer, weil sie auch keine Verantwortung übernimmt. Sie ist schon eine Woche nach dem Tod wieder abgehauen und dahin und dorthin. Sie studiert, ok, aber auch am Wochenende kommt sie nicht und kümmert sich um nichts, nur um ihre eigenen Dinge, obwohl ich sozusagen Aufgaben verteilt habe.

Ich bin wütend auf die ganze Situation in der ich gerade bin. Eigentlich bin ich auch Studentin. Bin aber jetzt zuhause, um mich um alles zu kümmern.

Ich mache das alles für meinen Papa. Aber es ist mir zuviel.

Meine Schwester ist auch so anders. Sie hat Spaß und unternimmt viel und reist. Bei mir funktioniert das einfach nicht. Ich habs versucht, aber es klappt nicht. Ich bin dann zum Beispiel auf ner Party und fühle mich total fehl am Platz. Und ja, ich kapsle mich auch ab, weil ich das Gefühl habe, dass mich keiner versteht.
Es ist schlimm für mich, dass sie damit so umgehen kann, weil man sich denkt warum kann sie das und ich nicht? Ich sage mir auch, dass man ja sieht wie kurz das leben sein kann und dass man es immer genießen sollte und das das auch mein Papa gewollt hätte, aber ES FUNKTIONIERT EINFACH NICHT!

Ich habe auch das Gefühl, dass ich mich von meinem Freund entferne, weil er mich nicht versteht. Ich kann einfach noch nicht wirklich Spaß haben und ich glaube, dass er das auf Dauer nicht erträgt. Er hat mich schon auf jeden Fall lang unterstützt, aber ich glaube, dass ihm das langsam zu anstrengend wird. Er ist auch wirklich schon genervt, weil ich nicht viel Lust habe, was zu unternehmen etc.

Insgesamt bricht einfach alles auseinander und ich habe keine Kontrolle darüber.


Grüße,
ebarbara
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  #403  
Alt 23.05.2012, 20:07
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Liebe ebarbara,

der Tod deines Vaters ist ja wirklich erst eine ganz kurze Zeit her und es braucht einfach Zeit, um damit umzugehen und für sich selbst einen Weg zu finden. Du solltest ein wenig mehr Geduld mit dir selbst haben und dich nicht mit deiner Schwester vergleichen. Wahrscheinlich seid ihr wirklich vollkommen unterschiedlich, doch das bedeutet nicht, dass deine Schwester nicht um euren Vater trauert oder du etwas "falsch" machst. Jeder Mensch hat wohl seine eigene Art und Weise, mit Trauer umzugehen und einen so großen Verlust zu verarbeiten. Auch deiner Mutter geht es sicherlich schlecht, wenn sie, wie du schreibst, nichts auf die Reihe bekommt. Ich kenne das auch von meiner Mutter, sie würde sich am liebsten verkriechen. Ich helfe ihr auch sehr viel, aber grundsätzlich ist das für mich in Ordnung. Meine Ma hat ja ihren Partner verloren und ich denke, dass dies noch schwerer wiegt als mein Verlust.
Hast du dir mal überlegt, eine Trauerbegleitung in Anspruch zu nehmen? Bei uns bietet der Hospizverein dies an und ich selbst war bereits in einer Trauergruppe. Sehr wahrscheinlich hast du ja die Erfahrung gemacht, dass deine enge Umgebung und Freunde oft wieder in ihren Alltag zurückkehren, während den Trauernden das sehr schwer fällt. Wir würden gern noch in der Trauer verweilen und müssen ständig von unseren Liebsten sprechen. Vielleicht hilft es dir auch, wenn du hier selbst einen Thread eröffnest und deine Erfahrungen schilderst und die Geschichte deines Papas erzählst. Auf jeden Fall ist es gut, wenn du dich selbst mit deiner Trauer annehmen kannst und auch den Schmerz zulässt. Wenn du aber den Eindruck haben solltest, dass du allein nicht weiter kommst, dann kann ich dir nur raten, dir Hilfe zu suchen. Alles Gute für dich,
Miriam
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  #404  
Alt 26.05.2012, 01:14
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Hallo ebarbara,

eine schlimme Situation, in der du da steckst. Du fühlst dich, als würdest du zwischen allen Stühlen sitzen. Kein Wunder. Der Tod deines Vaters geht dir sehr nahe, der Verlust ist noch ganz frisch und trotzdem hängt eine ganze Menge Arbeit an dir, die du eigentlich gar nicht wolltest.

Menschen sind verschieden. Lass dir Zeit und setze dich nicht selbst unter Druck indem du dich mit anderen vergleichst. Lass sie ihren Weg gehen und geh du den deinen. Manchmal ist das schmerzlich doch du musst auch an dich denken.

Menschen sind verschieden. Deine Schwester, versuche mit ihr zu reden, ihr zu erklären, dass nicht alles an dir hängen bleiben kann und dass auch sie eure Mutter unterstützen sollte. Was sie ansonsten macht, ob sie auf Partys feiert oder nicht, das ist ihre Sache. Sie muss damit klarkommen. Deine Mutter hängt verständlicherweise in einem tiefen Loch und ist wie gelähmt. Versuche sie da raus zu holen. Nicht mit harten Worten sondern mit Verständnis. Vielleicht kannst du sie nach und nach einbinden, auch ihr verständlich machen, dass sie wenigstens einen Teil deiner Sorgen übernehmen kann. Auch sie braucht allerdings Zeit.

Dein Freund. Hm. Was soll ich dazu sagen. Naja, soviel: es ist mir unverständlich, wie man erwarten kann, dass jemand so kurz nach dem Tod des Vaters wieder 'Spaß haben' (was er auch immer darunter versteht) können sollte und dass 'Spaß haben' wichtiger ist als der Kummer und die Sorgen der Freundin.

Wenn dein Vater eines nicht für euch wollte, dann, dass das Leben für euch zu einer Spaßmaschine wird. Versteh mich bitte nicht falsch. Auch dein Vater wusste bestimmt, dass das Leben eben nicht nur 'Spaß haben' bedeutet. Menschen, die immer nur Spaß haben wollen gehen am wirklichen Leben vorbei. Verantwortungsbewusste Menschen sind etwas anderes. Das wollte euer Vater für euch. Du bist auf dem richtigen Weg, so schmerzlich das im Moment auch für dich ist.


Geh deinen Weg. Ich drück dir die Daumen,

Helmut
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  #405  
Alt 30.05.2012, 01:33
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Aber das Nest, auch wenn es Löcher hat, würde ich ihr erhalten. Als Tochter kann ich nur sagen: Es ist immer noch schön, ein Zuhause zu haben!
Hallo Miriam,

ich komme noch mal zurück auf deine Antwort. Ich glaube, du kannst mir vielleicht einige meiner Fragen beantworten: was sollte ein Vater (oder eine Mutter) tun, um dieses Nest zu erhalten und welche Vorstellungen knüpfst du daran? Was ist dieses Nest eigentlich? Woraus besteht es? Was bedeutet es wirklich? Ist es an einen bestimmten Ort gebunden? Was ist, wenn sich die Welt des Vaters/der Mutter grundlegend ändert? Wie denkst du darüber, wenn sich z.B. deine Mutter ein völlig neues Nest bauen möchte?

Die Welt des Vaters/der Mutter hat sich nämlich schon mal radikal geändert. Sein oder ihr Nest gibt es nämlich nicht mehr wie es sich die Kinder vielleicht vorstellen. Es lässt sich nicht mehr reparieren, in seinen alten Zustand zurückversetzen und Papa oder Mama sind auch nicht mehr die, die sie vorher waren. Was ist, wenn ihre neuen Ziele nicht mehr nur auf ihre Kinder alleine gerichtet sind und sich daraus grundlegende Veränderungen ergeben?

Kinder haben das Recht, dieses Nest zu verlassen und sich ein eigenes zu bauen. Das ist gut so.

Wir?


Eine gute Nacht für euch,

Helmut
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