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Alt 16.06.2011, 20:32
Benutzerbild von Karaokequeen
Karaokequeen Karaokequeen ist offline
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Registriert seit: 16.06.2011
Beiträge: 29
Standard Meine Oma muss leiden

Hallo,

wie so viele wende ich mich nun auch an euch.
Und wie bei so vielen ist es kein besonders fröhlicher Grund.
Ich weiß gar nicht so recht, nach was ich suche. Verständnis? Rat? Erfahrungen? Vielleicht von allem etwas...

Wo fange ich an?
Erstmal zu unserer Situation:
Meine Oma, 86 Jahre, lebt mit bei uns im Haus.Vor ca. 6 Jahren haben wir sie zu uns geholt. Wir sind ich, meine Eltern und mein Mann.
Vor ca. 3 Jahren wurde meine Oma ins Krankenhaus eingeliefert, da meine Mutter blutigen Stuhl bei ihr entdeckt hat. Es wurde Darmkrebs festgestellt. Nach Not-OP und längerem Krankenhausaufenthalt konnte sie aber entlassen werden und hat sich ganz erstaunlich wieder erholt. Es war fast ein Wunder, wie gut sie das verkraftet hat mit 83 Jahren.
Im November letzten Jahres hatte sie eine schlimme Verstopfung und damit verbunden auch Schmerzen und andere Probleme. Nach langem Hin und Her haben wir uns entschlossen, sie ins Krankenhaus zu bringen, damit ihr geholfen werden kann. Dort wurde dann wieder Krebs bei ihr gefunden. Diesmal in der Lunge aber auch vor allem in der Leber. Der Leberkrebs wurde vom Arzt größentechnisch wie ein halber Handteller beschrieben.
Der Krebs in der Lunge sei noch recht klein und würde auch eher langsam wachsen.
Genauere Angaben zu den Krebsarten habe ich leider nicht. Das ist alles, was ich weiß.
Sie hat die Diagnose erstaunlich gut aufgenommen, wohingegen meine Mutter und ich völlig am Boden zerstört waren. Natürlich wussten wir, dass meine Oma mit ihren 86 Jahren nicht mehr ewig bei uns sein könnte aber mit der Diagnose brach für uns quasi der Countdown an, da entschieden wurde (vor allem auch von meiner Oma selbst), dass eine Therapie wahrscheinlich mehr Schaden als Nutzen bringen würde.
Sie wurde dann im Dezember entlassen und konnte Weihnachten wieder mit uns feiern. Der Arzt sagte, dass es wohl das letzte Weihnachten mit ihr sein würde.
Danach konnten wir eine rapide Verschlechterung feststellen. Meine Oma konnte immer schlechter laufe, wurde schwächer und nahm auch ziemlich stark ab.
Über die Monate hinweg sind wir nun an dem Punkt angelangt, wo sie im Rollstuhl sitzt, so gut wie gar nicht mehr laufen kann (höchstens noch ein schwerfälliges Aufstehen mit Hilfe, um sie ins Bett zu setzen oder auf ihre Couch), starke Schmerzen hat, sich zu Beginn des Essens übergeben muss oder einen sehr starken Würgereiz hat, kaum noch etwas zu sich nimmt und einfach allgemein sehr schwach ist.
Seit Monaten trägt sie nun auch Windeln.
Der Würgereiz und das Erbrechen sind die neuesten Symptome und ich kann es noch nicht ganz richtig einordnen. Es passiert nicht jedes Mal, wenn sie isst und meistens ist es nur nach den ersten paar Bissen. Danach ist dann wieder alles gut und sie isst tapfer weiter - etwas, was ich selbst niemals könnte. Sie isst nicht weil sie Hunger hat, sondern weil sie weiß, dass sie etwas zu sich nehmen muss.
Dazu kommt, dass sie zunehmend verwirrt ist. Das ist allerdings auch tagesabhängig. Heute ist sie z.B. recht klar, wohingegen sie mich beim Aufstehen vor ein paar Wochen siezte und mich fragte, ob ich in der Ausbildung sei.
Etwas was sich partout nicht ändern will, ist der Gedanke, dass sie nicht zu Hause sondern in irgendeiner Institution ist. Sie sieht manchmal Menschen, die nicht da sind und sagt aus heiterem Himmel komplett unlogische und manchmal unverständliche Dinge. Ihr Bauch ist aufgebläht, sie ist ganz leicht gelblich und sieht einfach ganz schlimm aus.
An Medikamenten bekommt sie:
Abends eine Spritze Morphin
Sie hat Morphinpflaster
Sie nimmt mittags bevor sie sich hinlegt Tilidin-Tabletten
und noch welche zur Beruhigung (ich meine die nennen sich Tavor)

Sie hatte anfangs Luftnot, die hat sich aber mit Hilfe der Tavor gelegt, was wirklich schön ist.

Es ist ungemein schwierig, mit anzusehen, wie ein geliebter Mensch so verfällt. Ihr Urin ist dunkelgelb bis braun, ihr Stuhl ist nur flüssig und hat einen ganz schlimmen Geruch.
Ich bin sehr in die Pflege meiner Oma involviert und bin morgens da um sie zu waschen und anzuziehen. Ich bringe sie mittags ins Bett, ich wechsel ihre Windel, füttere sie etc.
Es ist eine extreme Situation für uns alle und sowohl die psychische als auch physische Belastung ist allen anzumerken.
Meine Mutter ist gelernte Krankenschwester und will meine Oma nicht weggeben und sich auch nicht wirklich Hilfe kommen lassen. Sie sagt, wir stehen das jetzt auch so noch durch.
Zu Anfang des Jahres sah es schon einmal so aus, als würde sie es nicht mehr lange schaffen. Sie hatte eine Grippe und hat sich doch wieder berappelt. Wir haben schon oft gesagt, dass diese Frau ein kleines Wunder ist.
Aber ich glaube jetzt wirklich nicht mehr an Wunder und rechne fast jeden Tag damit, dass sie nicht mehr da sein könnte.
Sie braucht rund um die Uhr Pflege und man sollte meinen, dass das mit 3 Leuten (mein Mann ist etwa außen vor) kein Problem ist aber meine Eltern sind berufstätig und ich studiere. Fast jeder freie Minute muss ich zur Verfügung stehen. Meine Mutter arbeitet an den Tagen, an denen ich zur Uni muss, dementsprechend arbeitet sie meist am Wochenende, was für mich bedeutet, dass ich im besten Fall ein freies Wochenende pro Monat habe.
Das heißt nicht, dass ich mich beschwere, denn ich bin natürlich auch gerne für meine Oma da aber es ist einfach eine Belastung, die für mich mit meinen 23 Jahren doch irgendwo sehr groß ist. Heute habe ich an mir kleine juckende Stippen entdeckt und führe das auf den Stress zurück, unter de ich stehe.

Ich möchte so gerne wissen, wie viel Zeit ich noch mit ihr haben darf.
Warum hat sie nun dieses Würgen und muss sich jeden Tag fast zweimal erbrechen obwohl ihr Magen leer ist?
Warum ist sie manchmal so verwirrt und weiß nicht so recht, wer wir sind und wo sie ist?

Ich bin für jedes Wort dankbar.
ich entschuldige mich für den halben Roman aber ich glaube, dass ich hier an einem Ort bin, wo fast jeder versteht, dass man sich manchmal so einiges von der Seele schreiben muss.

Vielen Dank für's Lesen, ich weiß es wirklich zu schätzen.
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