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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : junge Frauen und der Tod der Mutter


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anni_s
24.10.2007, 13:18
liebe nici,
ich kann total nachvollziehen, was du meinst.
da ich es auch nicht offen zeige, war es für meinen freund sehr schockierend, wie sehr ich noch drunter leide. es ist bei mir ja nun schon über ein jahr her, am anfang habe ich noch oft drüber gesprochen und nun mache ich das eher mit mir alleine aus. als ich ihm letztens sagte, dass ich manchmal immer noch zeit für mich brauche, um abzuschalten, um meinen kopf klar zu kriegen, meinte er nur: wie soll ich denn helfen, wenn du nicht mal den mund aufmachst?
das klingt zuerst natürlich hart, aber andererseits fühle ich mich auch schuldig deswegen. die anderen mussten mit meiner trauer umgehen und sind nun erleichtert, weil sie denken, ich hätte es schon verarbeitet. wenn sie dann erfahren, dass es nicht so ist, sind sie wieder hilflos.
mein freund kannte meine mutter leider kaum, war nur einmal zum essen bei uns. sie wollte ihn gerne kennen lernen und kam für den abend aus dem krankenhaus nach hause. sie hat sich total gefreut, ihn kennen zu lernen. als mein freund und ich sie dann abends zurück ins krankenhaus brachten, nahm sie mich zur seite und sagte: der sieht ja echt gut aus! und ich meinte: mutti, das kann doch nicht das erste sein, was du machst, meinem freund auf den hintern starren! und sie sagte: es war nicht der hintern, eher die gesamte rückansicht!
an dieses gespräch denke ich immer gerne, sie hat ihren humor nie verloren.
nur kann mein freund damit nicht viel anfangen, da er einfach nie mitbekommen hat, was für eine großartige frau sie war. auch meine kinder werden sie nie kennen lernen, sie wird nur ein körperloser name für sie sein, so wie meine oma es für mich ist. sie ist 2 jahre vor meiner geburt an lungenkrebs gestorben und jeder erzählt mir, was für eine tolle frau sie war, nur kann ich leider wenig damit anfangen, und das ist schade.
ich träume wenig von meiner mutter. einmal ist sie mir im traum begegnet, es war, als wäre sie wirklich da. im traum wusste ich, dass sie tot ist und habe sie gefragt, warum sie da wäre. sie antwortete mir, dass sie die "große henne" (was auch immer das bedeuten sollte) ordentlich bearbeiten musste, damit sie mich noch ein letztes mal besuchen konnte. ich umarmte sie und wachte kurz danach mit tränennassem gesicht auf und hatte ihren geruch in der nase. danach ist sie mir nie wieder begegnet.
ich wünsche dir noch einen schönen tag!
alles liebe

mimmi
26.10.2007, 22:02
Liebe Anni und allle anderen,

ich habe lange mit mir gehadert, ob ich nun ins Forum schreiben soll oder nicht...ich bin meist einfach stille Mitleserin, aber du erinnerst mich irgendwie doch sehr an mich selbst.
Ich hatte gerade wieder einen schmerzenden Heulkrampf hinter mir, aber diesmal habe ich ihn intensiv erlebt...
meine Mama ist vor knapp 4 Monaten gestorben... mein Papa vor 16 Jahren. Ich selbst bin 20 Jahre alt - und schon alleine... ALLEINE... ich weiss was du meinst mit: das liegt auf der Zunge....
ist das normal? Mit 20 Jahren sein eigenes Leben meistern? Wie schafft man das?
Ich bin mit meinem Freund seit etwas mehr als 5 Jahren zusammen - er versucht mich so gut es geht zu unterstützen, aber ich glaube auch er atmet oft auf und denkt sich "jetzt gehts bergauf - ihr gehts wieder besser". und dann sind solche Tage wie heute - an denen mir einfach alles zuviel ist - meine Abschlussprüfung, die Arbeit von Montag bis Freitag von morgens bis abends, mein Führerschein, die Rente, das Sozialamt blablabla.... es hängt mir alles im Nacken und es wird mir einfach alles zuviel.
Mein Freund kann es vielleicht nicht wirklich verstehen, weil er nicht in der Situation ist, aber er versucht mir zu helfen.
Wenn ich lese, dass du seit 1 Jahr ohne deine Mama bist, dann frage ich dich ehrlich, wie du das aushältst... wie oft denke ich mir irgendwann schmeiss ich einfach alles hin...mein Leben... ich will einfach nicht mehr.
Dann wäre ich dort wo meine Mama ist - egal wo sie ist, aber ich wäre da!
Und dann denke ich wieder an die Worte von meiner Mama: ich will dass du lebst und glücklich bist! Ich will dass du selbständig und unabhängig durchs Leben gehst und richtig glücklich sein kannst. ich wünsche mir, dass du das Leben auch eines Tages ohne mich meisterst...
und dann fange ich wieder an zu kämpfen....
entschuldigt wenn ich so wirres zeug schreibe was nicht zusammenhängt. Aber ich habe gerade sonen riesen Kloß im Hals, der da hängt und sagt: WAS IST wenn es das gewesen ist und du sie nie wieder auf irgendeine art erleben wirst...was ist wenn es das alles war?!?!
bah ich hasse dieses Gefühl!
Entschuldigt, ich musste mir das alles einfach einmal von der Seele schreiben :-(

Diane_01
31.10.2007, 08:10
Hallo,

auch ich 26 Jahre habe vor 6 Wochen meine geliebte Mutter verloren. Letztes Jahr im Juni wurde ein Tumor an der Gebärmutter bei Ihr festgestellt. Sie hat die OP und auch die erste Welle Chemotherapie erstaunlich gut überstanden. An ihrem 60 Geburtstag im März diesen Jahres war sie total fit und alle (sogar die Ärzte) dachten Sie hat es geschafft. Sie hat so viel Lebensfreude ausgestrahlt,war voller Mut und hat immer gesagt das Sie Ihre Enkelkinder noch kennenlernen möchte bzw. bei der Hochzeit Ihrer drei Kinder dabei sein möchte. Ich war so stolz auf Sie. Im Mai kam dann der Rückschlag Sie muss eine zweite Welle Chemo bekommen, aber laut Ärzten hatte Sie die besten Chancen. Nach drei Chemos von sechs ging es Ihr immer schlechter. Laut Ärzten ist das normal bei der Chemo. Vor acht Wochen hatte Sie dann eine Thrombose und dann ein paar Tage später eine Lungenembolie. Als ich Abends von meinem Bruder angerufen wurde, dass wir ins Krankenhaus müssen da Mama die Nacht eher nicht übersteht, dachte ich mir bleibt der Atem stehen und ich bekomme keine Luft mehr. Ich wollte es nicht warhabe und es ist auch jetzt noch unfassbar. Meine Mama hat es dann noch eine Woche geschafft, obwohl die Ärzte damit nicht gerechnet haben. Sie konnte nicht mehr viel reden, aber hat alles mitbekommen und ich durfte ihr alles sagen, was mir noch auf dem Herzen gelegen hat. Trotz der schrecklichen Zeit in dieser Woche durften wir auch noch bewegende Momente mit Ihr erleben. Wir haben Sie keinen Moment mehr alleine gelassen und immer waren zwei Personen der Familie bei Ihr. Sie ist dann im beisein von meimen Bruder und mir gestorben. Ich kann es nicht fassen, dass Sie einfach weg ist und ihr Lebensmut und ihre Fröhlichkeit fehlt einfach nur. Meine Familie hält fest zusammen und wir versuchen uns zu unterstützen wo wir nur können, aber ich habe das Gefühl es geht mir jeden Tag schlechter anstatt besser. Ich bin froh hier dieses Forum gefunden zu haben. Ich habe das Gefühl diese Situation kann man nur verstehen, wenn man seine geliebte Mutter verloren hat.

Ich träume sehr viel von meiner Mutter. Sie sieht dann immer gesund aus und lacht. Die Nächte sind dann leider sehr kurz, weil mich diese Traum immer so aufwühlt, dass ich nicht mehr einschlafen kann bzw. ewige Zeit wach liege.

Ich werde Sie nie vergessen und kann es kaum fassen an Ihrem Grab zu stehen.

Alles liebe

anni_s
31.10.2007, 18:13
liebe mimmi, liebe diane,
erstmal mein beileid zu eurem verlust. mir konnten solche sätze wie "es geht ihr jetzt besser" und "sie hat es geschafft und muss nicht mehr leiden" leider nie helfen. denn, so egoistisch es auch klingt, man selber muss mit dem schmerz leben und wünscht sich eine besserung, wünscht sie die mutter zurück. in dem moment geht es nur um einen selbst und um den schmerz, der einen von innen auffrisst.
wie ich es aushalte? naja, mal mehr, mal weniger. der schmerz nimmt mit der zeit ab, bis er dann nur noch gedämpft im hintergrund ist (das aber jeden tag, jede minute) und nur noch ab und zu hervorkommt. in diesen momenten ist es, als wäre keine zeit vergangen, als wäre das alles erst wenige tage her. aber man lernt, damit zu leben, nicht mehr so oft nach dem warum zu fragen. warum muss ich damit leben, warum musste es ausgerechnet sie treffen - solche fragen kennen wir alle nur zu gut. da braucht man menschen, die einen aufbauen. davon abgesehen hat mir ein songtext von den onkelz sehr geholfen:
Ein leerer Bauch
Ein wilder Blick
Das Herz verhärtet
Den Kopf im Schritt
Ein Tag wie jeder andere
Ohne Liebe,ohne Glück
Ein Schritt nach vorne
Zwei zurück

Doch-
Nichts hat Bestand
Nicht mal das Leid
Und selbst die größte Scheiße
Geht mal vorbei

Laß es zu - dass die Zeit sich um dich kümmert
Hör mir zu - und mach es nicht noch schlimmer
Denn es gibt `nen neuen Morgen
`Nen neuen Tag,ein neues Jahr
Der Schmerz hat dich belogen
Nichts ist für immer da

das ist jetzt nur ein kleiner auschnitt und es hat mich irgendwie immer aufgebaut, mich dazu gebracht, auf die zukunft zu hoffen.

mimmi, ich kann mir nicht vorstellen, in was für einer situation du bist. mit 20 sollte man eigentlich noch seine familie um sich haben, mit ihnen feste feiern, reden, weinen, sich freuen, familienalltag eben. ob man noch zuhause lebt oder nicht macht da relativ wenig aus, doch diese bande, die die familie hat, sollte einen immer wieder auffangen. du bist viel zu früh alleine gelassen worden und musst nun mit allem selber klarkommen, alles selber organisieren. ich frage mich oft, wie es wäre, wenn mein vater auch noch sterben würde kann mir nicht vorstellen, wie ich klar kommen würde.
dafür bewundere ich dich sehr, obwohl du wahrscheinlich einfach keine wahl hattest.
ich drück euch beide ganz fest und schicke euch ein kleines kraftpaket!
alles liebe

marita76
08.11.2007, 17:50
Hallo,
ich habe längere Zeit nichts mehr in diesem Thread geschrieben.. entschuldigt, dass mein Beitrag jetzt gar nicht zu den vorangehenden passt, aber nachdem meine Mama im März dieses Jahres an Darmkrebs gestorben ist und ich seitdem mal mehr mal weniger intensiv um sie trauern konnte, gibt es jetzt ein neues Thema, von dem ich mir nicht sicher bin, was ich davon halte.

Mein Vater hat gestern erzählt, dass er sich im Internet bei einer Partnersuch-Börse angemeldet hat und dass er vorhat, nach einer neuen Partnerin zu suchen. Einerseits freue ich mich total, dass er sein Leben so aktiv in die Hand nimmt, andererseits frage ich mich, ob das jetzt schon so gut für ihn und eine potenzielle neue Partnerin sein kann.. und es hat mir erst mal auch einen Stich versetzt, dass er nach knapp acht Monaten schon nach einem "Ersatz" für Mama sucht.

Ich werde mich nicht einmischen und denke, er muss wissen, was gut für ihn ist. Ich weiß, dass er einfach nicht alleine leben will und kann das auch verstehen.. Aber ich habe Mühe, mir eine neue Frau an seiner Seite vorzustellen.. Hat jemand von Euch ähnliche Erfahrungen gemacht? Wie ist Eure Meinung, denkt Ihr, dass es zu früh ist?

Liebe Grüße
Marita

Tato
08.11.2007, 23:04
Hallo Marita,

ich kann deine Gefühle verstehen. Bei meinen Eltern war es anders - nicht weniger kompliziert... Mein Vater hat sich getrennt, kurz darauf wurde bei meiner Mutter Krebs diagnostiziert. Mein Vater hat sich komplett zurückgezogen - im ehemaligen Elternhaus mit einer neuen Frau plus Kind. Meine Mutter stand ganz alleine da und ich konnte auch keine Unterstützung mehr von ihm erwarten.

Jedoch habe ich eines gelernt: Du wirst deinen Vater nicht beeinflussen können. Lass ihn seinen Weg gehen. Es ist für dich sicherlich schmerzhaft, aber es ist sein Weg. Ich hoffe für euch alle (euch beide oder dann mit einer neuen Frau an seiner Seite), dass ihr gut miteinander klarkommt.
Die wenigen Monate sind anscheinend auch "üblich". Mein Onkel war kurz nach dem Tod seiner Frau auch auf der Suche nach einer neuen Partnerin an seiner Seite.

Vielleicht können wir ja diesen Thread wieder aufleben lassen.
Ich weiß nicht, ob er für mich persönlich so hilfreich ist, da er mich doch oft traurig stimmt, aber irgendwie brauche ich auch den Austausch mit anderen.

Heute habe ich ein Tannengesteck für das Grab meiner Mutter besorgt...
Die Weihnachtszeit rückt näher - es kommen so viele Erinnerungen an vergangene Zeiten hoch. :cry:
Ein Weihnachten quasi ohne Familie... Am liebsten wäre ich in dieser Zeit woanders...

Viele Grüße
Tanja

anni_s
15.11.2007, 17:21
hallo marita,

mir ging es auch nicht anders. knapp 3 monate nach dem tod meiner mutter offenbarte mir mein vater, er habe eine neue freundin. ich kenne diese frau schon mein leben lang, sie hat 23 jahre seite an seite mit meinem vater gearbeitet, da kommen schonmal fragen hoch: wie lange geht das schon?
das hat mein bild von meinen eltern ziemlich zerstört, aber im endeffekt glaube ich meinem vater, dass es etwas frisches ist.
ich war mir lange nicht sicher, ob ich das für gut halten soll, aber er will und kann einfach nicht alleine sein, braucht jemanden, der ihn auffängt und ihm halt gibt.
wenn du dich gegen deinen vater und seinen wunsch, einen neuen partner zu finden, stellst, wird das eure beziehung nicht gerade verbessern. natürlich solltest du ihm sagen, dass du es noch für zu früh hältst und nicht damit klar kommen würdest, auf der anderen seite willst du ja nur das beste für ihn.
ich freue mich für meinen vater, er hat es nicht verdient, alleine zu sein.
klar, auf der einen seite möchte man den vater nicht mit einer fremden frau sehen, so, als hätte er die mutter vergessen (was er natürlich nicht hat und nie tun wird), aber auf der anderen seite wünscht man doch auch nicht, dass er sein leben lang alleine und in trauer lebt!
natürlich ist jede situation anders, aber ich kann dir nur sagen wie es bei mir war. ich habe es akzeptiert und mag sie auch gerne. ich freue mich, meinen vater nach so langer zeit wieder glücklich zu sehen und möchte keinen keil zwischen die beiden treiben, das würde meine beziehung zu meinem vater nur stören.
tu, was du für richtig hältst, sag deinem vater, wie du dich fühlst, aber unterstütze ihn auch soweit, wie du kannst!
alles liebe, anni

Melli
15.11.2007, 19:36
guten abend die damen =)

...ich lese immer still mit und ich erkenne mich immer und immer wieder in vielem von euch geschriebenen wieder...

meine mama ist jetzt über 3 jahre nicht mehr bei mir, ich kann selbst nicht glauben das es schon so lang ist, mir kommt es vor als wäre es gerade erst
alles passiert, auf der anderen seite versuche ich mir zwischendurch ihren
geruch, ihre stimme oder einfach nur wie sie meinen namen immer gerufen hat...
"aufzurufen" aus angst diese dinge zu vergessen

da kann ich die frage von anni_s nur mit ja beantworten - es gibt tage da liegt es einem auf der zunge, aber man kommt nicht drauf...das alleine schon macht mir tierisch "angst" ...wie kann ich solche dinge vergessen? wie kann ich es aufhalten =( ...

zu meinem dad...

mein dad war für mich, vor dem tod meiner mama, immer DER fels in brandung, der große starke papa halt =) und ich war sein kleines mädchen..
er hat zb. obwohl ich schon 24 war immer noch keine "versauten" witze erzählt wenn ich dabei war, solche dinge zb ;)

naja, nach dem tod von mama haben wir zwar noch immer ein großartiges verhältnis, aber komplett anders, er ist mehr ein "kumpel" jetzt, er erzählt mir
dinge die ich garnicht von meinem vater wissen will...sogar über sein sexleben.

ich weiss das er zutiefst trauert und mama unendlich vermisst...
wir haben einen sehr sehr harten weg hinter uns und sind eigentlich noch
mittendrin...wobei ich denke das dieser weg nie zuende wirklich enden wird..

mein vater ist ein 1/2 jahr nach ihrem tot meiner "patentante" in die arme geflohen und ich stehe noch heute total geschockt vor diesem wahnsinnigen
scherbenhaufen der von meiner familie übergeblieben ist und kann nicht fassen
was sich in den letzten 3 jahren (gefühlte 6 monate vielleicht) verändert hat

ich habe an dem tag als ich erfahren habe das papa mit ingrid sozusagen zusammen ist, habe ich diesen teil von papa´s leben total von dem leben mit mama und mir "abgekapselt" und habe es erst garnicht dazu kommen lassen das ich ihn dafür verurteile, denn ich kann nur erahnen was er durchgemacht hat.

ich muss dazu sagen das ich nur von dem brustkrebs wusste, das sie metastasen am rückrad hatte und im becken, habe ich erst 5 tage vor ihrem tod erfahren..da die ärzte meinten "den krebs im rücken können wir in den griff bekommen, die brust ist jetzt das wichtigste" dachte meine mama sich, mich damit nicht zu belasten und es mir nach der erfolgreichen brustop zu erzählen...da sie fest davon ausgegangen ist, das sie mit dem rücken leben kann.

nun ja, es kam anders, mein papa erzählte es mir als die ärzte ihm und mama gesagt haben das sie keine chance mehr hat...danach blieben uns noch 5 tage. mein papa war die letzten 2 tage allein mit mama auf ihrem zimmer...

er kann bis heute keine nacht durchschlafen, hat jede nacht albträume, schreit im schlaf....

all diese dinge lassen es einfach nicht zu jetzt den finger zu heben und
ihn dann zwar ohne frau an seiner seite zu haben..aber dann zu wissen
das es für ihn niemanden gibt..

es ist sehr schwer für mich als tochter die beiden zu sehen, wobei sie nichtmal händchen halten wenn ich da bin, und ich hab meine rolle gefunden..

ich lasse mama weiterleben, in all meinen gesten, erzählungen, meinem aussehen, meinen grübchen ;) erinnerungen die ich (auch wenn >sie< dabei ist) aufleben lasse zusammen mit papa, ich papa´s vollkommene aufmerksamkeit habe auch wenn sie dabei ist, ich sie manchmal auch gezielt ausgrenze in dem ich über mama rede mit papa...

so vertrete ich mama und "räche" sie auf diese art.....denn man muss dazu sagen das mama und diese dame freundinnen waren...

naja ich sitze hier, weine, höre dabei eva cassidy und bin total erschrocken über das ausmaß meiner gedanken schon wieder ... =)

tschuldigung das es so extrem viel geworden ist..habe sogar schon nen teil gelöscht wieder...aber es hat mal verdammt gut getan sich das alles mal wieder von der seele schreiben zu können...

schreibe normalerweise viel auf meiner homepage die ich für mama erstellt habe, jedoch ist die zur zeit offline...

ich danke für´s "zuhören" ..auch wenn es bei der länge wahrscheinlich nur überflogen wurde =)

ich drück euch !!!

melli

marita76
27.11.2007, 21:44
Hallo Tato, hallo Anni und Melli,

vielen lieben Dank für Eure Antworten.. wie Dich, Tato, macht mich das Forum oft traurig, deshalb hab ich länger nicht gelesen bzw. geantwortet. Das klingt sehr hart, dass dein Vater sich überhaupt nicht mehr für seine Exfrau interessiert hat, als sie so krank wurde. Das hätte mich sehr wütend gemacht.. Und bei Deinem Vater war der Zeitraum bis zur nächsten Beziehung ja auch superkurz, Anni.. puh.. :eek: da muss ich wohl einfach durch. Ich kann mir schon vorstellen, dass ich lerne, damit klarzukommen, wenn es mal soweit ist.

In der Zwischenzeit hat sich mein Vater mit zwei Frauen getroffen, von der einen war er erst völlig begeistert (er neigt dann immer dazu, sich total in was reinzusteigern, das kann aber dann auch genauso wieder umschlagen). Naja, und da war ich jetzt einerseits richtig erleichtert, als er gesagt hat, dass sie wahrscheinlich doch nicht so gut passen würde - ist ja auch völlig idiotisch, nach einem oder zwei Treffen sich schon irgendwas auszumalen, dass man zusammenzieht und was weiß ich. Andererseits hat es mich aber wieder traurig gemacht, ihn so enttäuscht zu sehen, dass es nicht auf Anhieb "klappt". Ich komme immer noch nicht so ganz mit, was in ihm vorgeht, aber der Antrieb ist natürlich Verzweiflung und keine Boshaftigkeit oder Undankbarkeit Mama gegenüber. Vielleicht sind viele Männer einfach so (zumindest welche aus dieser Generation)? :confused:

@Melli: Das ist ja auch ein ziemlicher Hammer, dass es ausgerechnet eine Freundin Deiner Mutter sein musste.. das macht die Sache bestimmt auch nicht leichter! ... Es stimmt auch, dass man sich nicht immer an alles, z.B. die Stimme, erinnern kann. Ich schaue mir dann die paar wenigen kleinen Filme an, die ich mit meiner Digitalkamera im letzten Urlaub und an Weihnachten von Mama gemacht habe.. das tröstet mich komischerweise eher als dass es mich traurig macht.

Ganz liebe Grüße
Eure
Marita

sandrah
03.03.2009, 22:25
hallo ihr lieben,
es ist lange her, seit ich das letzte mal hier war.
damals (2002) starb meine mama mit 58 jahren an bauchspeicheldrüsenkrebs.
ich war 30 jahre jung.
nun sind es über 6 jahre....und ich denke, wo ist zeit nur hin.
ich hätte nie gedacht, dass es nach so langer zeit noch so weh tun kann.
das das erlebte noch so nah ist, dass es tief im herzen noch so schmerzt.
ich bin froh, dass es den krebs-kompass, das forum immer noch gibt!!!
insgeheim hoffe ich, irgend jemand liest meine zeilen und schreibt mir,
auch wenn hier 2007 das letzte mal jemand geschrieben hat.
wie gehts euch 'mädels'?
liebe grüsse
sandra(h)

Nawinta
08.03.2009, 18:48
Hallo Sandra,

puh, sechs Jahre ist eine lange Zeit.

Wie ist es dir ergangen?

Mein Mutter ist vor einem Jahr gestorben.

Das diese Trauer nie weggehen wird, war mir schon klar. Aber ich hoffe, dass sie "verblasst". Mir ist auch klar, dass es Momente geben wird, in denen einen dieser Verlust wird "kalt" erwischt.

Gruß
Alex

kedi711
11.03.2009, 15:09
Hallo,

meine Mama starb vor 14 Monaten mit 63 an Brustkrebs. Da war ich 31 Jahre alt. Meine Papa starb mit 50 Jahren an Herzversagen da war ich 13 Jahre alt.

Manachmal glaub ich an dieses blöde Zahlenspiel und denke Gott sei dank sind die Zahlen vorbei... Der Tod von meinem Vater kam überraschend. es war ein Sekundentod. Schrecklich für uns - traumhaft für ihn. Meine Mutter quälte sich und leidete. 13 Wochen hatten wir diese schreckliche Diagnose. Ihr sterben dauerte 2 Wochen.

Getrauert habe ich bei beiden bis heute nicht. Ich funktioniere seit dem. Mit 13 Jahren war halt meine Kindheit sofort beendet.

Und nun mit über 30 Jahren... Ich wollte heiraten und Kinder bekommen. Meine Mutter hat sich beides so gewünscht. Heiraten unter diesen Umständen? Ohen meine Eltern? Ich pack das nicht. Und ein Baby will auch nicht kommen. Über nun schon lange...

Der Schmerz wird nie aufhören und besser wird sowieso nichts. Nur erträglicher weil man sich mit der Sitaution arrangiert.

LG Kerstin

sandrah
13.03.2009, 21:49
Hallo liebe Alex und liebe Kerstin,

vielen Dank für eure Zeilen.
Wie ist es mir ergangen? Seit meine Mutti nicht mehr ist, bin ich ein anderer Mensch geworden.
Euch geht es bestimmt ähnlich. Ein anderer Mensch heisst nicht unbedingt, dass sich alles negativ
entwickelt hat.
Im Gegenteil. Aber wie Du, Kerstin, geschrieben hast, wird man von einem Tag zum anderen ‚erwachsen‘.
Ich war damals ‚schon‘ 30, aber Tochter gewesen zu sein, bedeutete auch immer Kind
sein zu dürfen. Natürlich habe ich noch einen Papa (den will ich auch noch gaaaaaaaaaaaaaaaaaanz
lange behalten :-) und kann Kind sein, aber die heutige Beziehung zu meinem Papa ist anders, als die zu meiner Mutti damals.
Alex, auch meine Trauer ist weniger intensiv wie damals, aber was ich merke, jetzt,
wo ich hier wieder im Forum bin, dass ich noch immer nicht wirklich ‚Trauerarbeit‘ geleistet habe.
Und jetzt hab ich doch diese Tage was wirklich interessantes im Internet gefunden
(vielleicht für Dich, Kerstin, auch ein Anfang?
ich selbst bin auch noch nicht verheiratet und habe keine Kinder,
und die Traurigkeit in dir ist anscheinend grösser als deine eigentliche Herzenswünsche.
Setz dich nicht unter Druck, aber lies mal unten.....)
Habt ihr euch schon mal intensiver mit dem Begriff ***LOSLASSEN*** beschäftigt?
Gebt mal bei GOOGLE ‚LOSLASSEN Trauer‘ ein. Ihr glaubt gar nicht was da für interessante Texte zum Vorschein kommen.
Bei mir hat es irgendwie bissel Klick gemacht, wirklich, weil…..schaut mal, dieser Text hier z B.:

„……Unser Leben ist vom Loslassen geprägt: Wir verlieren geliebte Menschen, Freunde und Partner durch Tod, Trennung oder
einfach, weil die Wege auseinander gehen. Wir verlieren mit zunehmendem Alter aber auch an körperlichen und geistigen Fähigkeiten.
Diese Verluste und Abschiede können langsam daherkommen oder einen Menschen plötzlich überfallen.
Nicht zu trauern macht krank und schafft Leiden…..“

„…… Nicht LOSLASSEN können heißt gegen den IST-Zustand zu kämpfen. Du verlierst dabei all deine Kraft….
Auch Dankbarkeit für das was ist zu praktizieren hilft und stets Ausschau zu halten nach der Schönheit des Lebens in jeder Kleinigkeit
des Alltags. Dann bist du im Jetzt und schließt Frieden damit. Und kaum tust du das, kehren deine Kräfte zu dir zurück. „

„…Hingucken, was verloren ist
Annehmen, dass es verloren ist
LOSLASSEN, was verloren ist
Hingucken, was geblieben ist
Annehmen, was geblieben ist
Einlassen auf das, was geblieben ist
Einlassen auf das, was das Leben noch bereit hält….“

Ich will es versuchen.....

Ich wünsche mir für mich und euch, dass „..mit der Zeit der Schmerz des Nicht-Mehr-Erleben-Könnens weniger wird und die Freude
und Dankbarkeit des Erlebt-Habens wachsen.“

Eure Sandra

Nawinta
18.03.2009, 20:53
Hallo Sandra,

sehr schön geschrieben. Da stimme ich dir voll zu.

Erst die Tage sagte meine Schwester, wieder auf einer Beerdigung zu unseren Cousin. Für sie war der Tod unsere Mutter Abschied vom Kind.

Meine Mutter hat auf ihr "Sterbebildchen" geschrieben

Sonnige,
leuchtende Tage,
nicht weinen,
dass sie vergangen,
lächeln,
weil sie gewesen

Sie hat sich dies alles sehr genau raus gesucht und auch ein paar eingens gereimte Zeilen hinzu geschrieben. Wenn ich diese so lese, dann weiß ich diese sind als Trost für uns gedacht und auch als Rat.

Sie sorgt selbst über den Tod hinaus für uns.

Liebe Gruß
Alex

Tochter1980
01.04.2009, 09:09
Hallo miteinander,

ich krame den Tread mal wieder hervor, da ich ihn sehr wichtig finde und jetzt auch mal schreiben möchte.

Meine Mama ist im Oktober 2008, acht Tage nach meinem 28 Geburtstag mit 50 Jahren an Brust- und Magenkrebs gestorben.
Nach vier Monaten ist es das erste Mal, dass ich wieder darüber rede und es tut noch mehr weh als ich mir vorgestellt habe. Mir steigen die Tränen in die Augen und ich muss schwer schlucken.
Für mich war und ist es sehr schlimm.
Mir geht immer wieder durch den Kopf, dass ich zwar erwachsen bin aber noch viel zu jung um ohne Mama zu sein.
Gerade jetzt ist es für mich sehr schlimm, da mein Menne und ich beschlossen haben eine Familie zu gründen. Gerade jetzt fehlt sie mir besonders und in allen Fragen, die ich habe.
Kurz nach ihrem Tod fühlte ich mich klein und hilflos, wie eine fünfjährige, die sich in der Einkaufspassage verlaufen hat und orientierungslos ihre Mama sucht.
Mit der Zeit ist es besser geworden, doch nun schlägt der Verlust wieder volle Breitseite zu. Ganz schlimm ist es seit ca. sechs Wochen. Ich habe mich die Zeit nach Mama´s Tos um meinen Papa und meinen Bruder gekümmert. Das Gefühl des Gebrauchtwerdens und das Umsorgen von Anderen lenkte mich von meiner eigenen Trauer gut ab. Doch nun kommen mein Papa und mein Bruder wieder einigermaßen alleine zurecht und wollen nicht mehr so umsorgt werden und ich kleines Würmchen stehe jetzt vor meinem riesen Berg trauer, den ich nicht in der Lage bin abzubauen.
Mehr dennje wünsche ich mir meine Mama wär noch da.
Ich weiß nicht wie ich es besser beschreiben soll, aber einige werden mich bestimmt verstehen.

Wäre schön wenn man den Tread wieder aufleben lassen kann.

Liebe Grüße an alle kleinen Mädchen

Susi

Nawinta
09.04.2009, 23:07
Hallo Susi,

habe einiger deiner Beiträge nachgelesen und bin sehr berührt von deiner Geschichte.

Die Mamas fehlen uns halt hinten und vorne.
Alles was sie für uns getan haben, wo sie uns geholfen haben, unterstützt, zu gehört oder einfach auch nur mal die Meinung gesagt haben fehlt.

Ich hatte die letzte Zeit (Jahre) bevor meine Mutter verstarb sehr viel Zeit mit ihr verbarcht, was uns unheimlich nah zusammen brachte. Der Anfang war allerdings nicht so einfach, und von einigen "Winden" begleited. Doch schnell merkten wir, was wir eigentlich von einander haben.
Ich habe immer noch das Gefühl, dass meine Mama bei mir ist und in mancher Situation ist mir, als wenn sie mich leidet. Mir fallen so manch ihrer Sätze und Ratschläge wieder ein, oder einfach nur ihr Gesagtes.
Sie ist ein Teil von mir. Und es ist, als wenn diese Nabelschnur, welche bei der Geburt getrennt wurde, weiter exestiert und keine Grenzen kennt.

Gruß
Alex

Clarissa
11.04.2009, 13:43
Hallo ihr lieben, schön das ihr den Thread wieder hervorgekramt habt.
Meine Mama ist nun schon 3 Jahre fort und Sie fehlt mir noch immer so doll.
Nichts kann Sie ersetzen. Der Schmerz im Herz bleibt für immer.
Das einzige was wir können, ist zu lernen, damit zu leben.
Die Gedanken und die Liebe wird man uns nie nehmen können.
Und das tröstet mich ungemein.
Würde mich freuen, öfter von Euch zu lesen.
Ganz lieben Gruß sendet Euch, Clarissa!

Tochter1980
14.04.2009, 08:39
Hallo Nawinta,
hallo Clarissa,

danke für Deine lieben Worte.
Du sagst es. Es ist egal ob es eine Rüge, Mecker, Rat oder Lob ist, sie fehlt überall.

Es gab Zeiten, da haben wir uns entfernt gehabt, nein, besser gesagt, ich mich von ihr. Verdammte Pupertät, die hat uns so viele Jahre geraubt. Doch hat Mama mich nie aufgegeben, immer an mich geglaubt und mich immer bedingungslos geliebt, egal was ich ihr angetan oder nicht getan habe.

Damals habe ich immer gesagt, "Ich werde niemals wie meine Mutter!" doch seit einigen Jahren bin ich überglücklich, dass ich genauso bin wie sie. Seit sie nicht mehr da ist sogar noch mehr.

Auch mir fallen immer wieder ihre Worte ein oder was sie in bestimmten Situationen getan/geraten hätte.

Wir hatten bis auf die kurze Unterbrechung hatten wie immer ein inniges und herzliches Verhältnis. Besonders seit ich nicht mehr zu Hause gewohnt hab. Sie war nicht nur meine Mama, sondern auch meine beste Freundin und engste Vertraute. Sie hat mich angesehen und wusste wie es mir ging. Sie hat meine Stimme am Telefon gehört und wusste ob mir was auf der Seele lag. Sie war eben meine Mama.

Einmal im Monat sind die Erinnerungen immer besonders schmerzvoll. Dann wenn ich (darf ich das überhaupt erzählen?), naja, das Frauenproblem bekomme. Ich kam immer zwei Tage nach Mama und habe starke Schmerzen. Mama wusste das immer und wenn ich dann nach Hause kam (ja, mein Elternhaus ist mein zu Hause) lag auf meinem Bett immer eine heiße Wärmflasche und meine Lieblingsschokolade. Nun liegt da nichts mehr und nur die Erinnerung bleibt. Aber ich mache mir jetzt selber eine Wärmflasche und kauf mir meine Wärmflasche.

Es gibt so viele Kleinigkeiten, die einem Selbstverständlich vorkamen und nun zu den wichtigsten Erinnerungen wurden, die ich habe.

Es ist jetzt fast sechs Monate her und ich fühle mich immernoch wie in einer Blase. Ich kann sie nicht auf dem Friedhof besuchen, ich fahr nach Hause wenn ich ihr nah sein und an sie denken will. Manchmal habe ich das Gefühl, das irgendetwas nicht mit mir stimmt, da ich nichts fühle, wenn ich an sie denke. Kennt ihr das?

Ich weiß nur, dass sie mir unsagbar fehlt und ich nie gedacht hätte sie so sehr zu brauchen.

Viele liebe Grüße
Susi

Clarissa
16.04.2009, 14:26
Liebe Susi(bin übrigens auch aus Deinem Jahrgang),
als ich Deine Zeilen las, da dachte ich mir, man bei uns ist das genauso.
Deine Zeilen hätten auch meine sein können.
Eine Mama, wird einem immer fehlen.
Mir tut immer so weh, wenn ich meinem 20 Monate alten Sohn ins Gesicht gucke, das er seine Oma nie hat kennen lernen können, dabei wäre meine Mama so gerne Oma geworden.
Aber ich weiss, das Sie der beste Schutzengel ist, den man nur haben kann.
Bei mir sind es ja nun schon 3 Jahre her, als meine Mama starb und ich glaube, Sie wird für immer fehlen, man lernt nur einfach damit zu leben.
Die Sehnsucht und die Liebe bleibt für immer.
Ich rede ganz oft mit ihr und dann spüre ich immer, was sie mir antworten würde und das tut mir gut.
Meine Mama, hat das aus mir gemacht, was ich heute bin.
Ich bin ihr sehr dankbar.
Susi hast Du auch Familie oder gute freunde, mit denen Du darüber reden kannst?
Ganz LG, Clarissa!

Nawinta
08.05.2009, 07:55
Hallo,

wer will schön in jungen Jahren so werde wie seine Eltern, Mutter/Vater.

Meine Mutter hat immer gesagt: "Ihr werdet schon sehen, wenn ich nicht mehr da bin". Dies war immer diese Aussage, wenn wir nicht auf sie hörten oder eingingen. Meine Mutter hat ihre Mutter sehr früh verloren. Sie war ca23 Jahre und mit zwei kleinen Kinder auf sich selbst gestellt. Sie sagte immer, sie hätte auch noch so gerne ihre Mutter gehabt und andere Töchter um ihre Mutter beneidet. Desshalb hat meine Mutter alles für uns getan und uns machmal fast damit erdrückt. Sie sagte immer, auch als sie noch keine Krebs hatte: "Laßt mich, jetzt kann ich euch noch helfen". Nun kann ich sie sehr gut verstehen.

Ich gehe regelmäßig auf den Friedhof aufgrund der Grabpflege. Mir hilft dies irgendwie, wenn ich anpflanzen und sehe wie alles schön wächst. Hätte nie gedacht, dass ich sowas mal sage. Meiner Mutter erzählte mir, dass ihr die Grabpflege bei der Trauer geholfen hat. Ich konnte dies nie nachvollziehen.
Ich denke, es gibt sehr viele Arten der Trauer und den Umgang damit.

Bei meinen Vater, brauchte ich keine Grabpflege zu machen.

@Susi, bei dir ist alles richtig. Die Blase wird irgendwann mal durchlässiger. Ich habe gemerkt, es ist sehr wichtig, dass man sich mit vielen positiven umgibt und selbst gut zu sich ist. Das tut, was einen gut tut, und wo man zufrieden und glücklich ist. Dies kann auch nur ein schöner Spaziergang sein. ein gutes Essen, ein nettes Gespräch, ein schönes Bild ....

Liebe Grüße
Alex
Alex

schneemausi77
09.05.2009, 00:43
Hallo!

meine liebe Mami ist heute vor vier Wochen nach langen Qualen gestorben. Ich bin noch in der Phase, wo ich nicht weiß, wie es mir eigentlich geht. Auf der einen Seite bin ich erleichtert, daß ihr Leiden ein Ende hat, aber auf der anderen Seite... Seit ca. einer Woche habe ich das Gefühl, es wird immer schlimmer. Wahrscheinlich, weil sich immer mehr Situationen ergeben, wo sie fehlt...
Wie bei vielen anderen hier war auch meine Mama für mich nicht nur Mama, sondern auch beste Freundin. Sie hat soviel für mich getan, für mich verzichtet, mir verziehen, und und und... Erst zu spät hab ich das alles schätzen gelernt... Auch wie hier jemand schon erwähnt hat, als ich von zu Hause auszog. Aber vielleicht ist das auch normal...
Als meine Mama die Diagnose bekam, ist für mich eine Welt zusammengebrochen und ich dachte: Warum ausgerechnet sie? Warum so früh? Und ich war auch wütend, bin ich auch ab und zu immer noch. Wäre sie mit den Schmerzen doch früher zum Arzt gegangen. Sie kam aus dem Beruf. Sie hätte ahnen müssen, was es ist... Aber vielleicht wollte sie es auch nicht wissen...
Mein Stiefvater und ich müssen nun versuchen, ohne sie zu leben. Ich versuche für ihn stark zu sein und habe noch nicht wirklich Zeit und Ruhe für mich selbst gehabt.
@Susi: Vielleicht wird es mir genauso gehen, wie dir, wenn mein Stiefvater mal über das schlimmste hinweg ist. Wenn du das Gefühl hast, du schaffst es wirklich nicht alleine, dann hol dir Hilfe. Entweder im Umfeld oder z.B. in einer Trauergruppe... Dafür muß man sich nicht schämen... Ich denke gerade auch über diese Möglichkeiten nach...
Ich hätte gerne noch soviel mit ihr erlebt, ihr noch soviel gesagt... Aber ich hoffe, daß sie mich jetzt hört, wenn ich im Stillen mit ihr rede und ich hoffe, daß sie weiß, wie sehr ich sie liebe und vermisse...
Liebe Grüße an alle und :knuddel:
Sandra

Tochter1980
11.05.2009, 09:50
Hallo Ihr Lieben,

ich war eine längere Zeit nicht hier.
Viel zu tun gehabt und wenig Zeit.

Ich freue mich, dass so viele hier geschrieben haben und gleichzeitig bin ich traurig, dass es so viele sind.

Gestern war Mamatag und ich war bei ihr auf dem Friedhof. Papa hatte am Tag davor ein Rosenstämmchen gepflanzt. Sie liebt Rosen, besonders die Dunkelroten. Ich habe ihr, nach alter Tradition, einen Strauß bunter Freesien gebracht.
Und dann habe ich mein Versprechen gehalten, das ich Mama vor Jahren einmal gegeben habe. Nun stehen neben dem Strauß zwei kleine Schuhe und sie war die Erste.
Nach dem Frühstück hat Papa die Gegenstücke von den Mama´s Schuhen bekommen und zum ersten Mal seit Mama´s Tod hab ich in seinen Augen wieder das pure Glück, Lebensfreude und vor allem Hoffnung gesehen. Wir haben uns Beide in den Armen gelegen und geweint, vor Freude und Traurigkeit.
Ein kleines neues Leben, kann so viel Leid wegschieben. Nun gibt es wieder einen Sinn weiter zu machen, für uns alle.

Liebe Clarissa, ja ich habe ganz viele liebe Menschen um mich, mit denen ich reden kann wenn ich will. Auch jetzt wird mir wieder bewusst, wie dringend ich meine Mama eigentlich noch brauche. Gerade jetzt, wo doch ein Enkelchen unterwegs ist. Sie hat sich so sehr gewünscht Oma zu werden. Es tut so weh, dass die Beiden sich nie kennenlernen dürfen. Aber ich weiß, dass Mama von oben dafür sorgt, dass alles ohne Probleme verläuft.

Hallo Alex, hast Du das auch immer gedacht "Ich werde nie so wie meine Mutter!" Fast jeden Tag waren es meine Gedanken, immer hab ich gedacht "Wenn ich groß bin, mach ich alles anders." Gott sei dank waren Mama und ich uns schon von frühen Jahren an zu gleich, als das ich anders werden könnte wie sie.
Meine Blase hat eine Tür in die ich nur die und das reinlasse, wen und was ich will. Meine Blase ist zwar durchsichtig, aber sehr dick. Ich brauche diesen Rückzugsort für mich und meine Trauer. Es geht mir gut dabei.

Tapfere Ingrid, es tut mir so leid. In so kurzer und ja auch eigentlich schöner schwerer Zeit beide Eltern. Dann noch zwei kleine Kinder. Sehr stark... Hätte nicht gewusst, ob ich dazu in der Lage gewesen wäre und die nötige Kraft gehabt hätte. Ich hoffe so sehr für Dich, dass Du liebe Freunde und eine liebe zusammhaltende Familie hast. Du bist verdammt stark...

Liebe Sandra, mein tiefstempfundenes Mitgefühl. Wie gut ich nachempfinden kann, wie erleichtert man sein kann, wenn das Leiden vorbei ist und doch ist es so unfair. Da wird einem einmal mehr bewusst, es trifft leider nicht immer nur die Anderen und auch diese Sicht darauf verändert sich. Ich weiß jetzt, dass es auch uns getroffen hat und immer wieder treffen kann. Mir braucht keiner mehr erzählen, dass es ihn nicht treffen wird, da weise ich ihn gleich in die Schranken. Ich hoffe für Dich, dass Du die Hilfe bekommst, bzw. Dir die Hilfe holst, die Du brauchst.
Für mich waren die ersten Monate wie in Trance, ich habe nur funktioniert. Im Schlaf habe ich verarbeitet. Hatte schlimme Alpträume und viel geweint, am Tag war ich wieder eine Puppe. Seit ein paar Wochen setzte ich mich mit meiner Trauer auseinander und ich schaffe es jeden Tag ein bisschen besser.
In einem kannst Du Dir sicher sein. Auch wenn es nie ausgesprochen wurde, sie weiß wie sehr Du sie liebst und vermisst.
Du musst Dich auch zwingen, für Dich zu sorgen. Ich hab gut reden, habe ich es ja auch nicht getan. Aber es ist wichtig.
Ich wünsche Dir alles erdenklich gute und viel Kraft, die schwere Zeit zu überstehen, genauso wie liebe und starke Menschen an Deiner Seite, die Dich halten wenn Du fällst.

So, nun werde ich mich mal wieder um mich kümmern und um das kleine Leben in mir. Der Stolz und die Hoffnung unserer Familie. Seit gestern ist es bekannt und schon habe ich so viele Verbote, damit auch nichts schief gehen kann. Wenn es danach ginge, dürfte ich noch nicht einmal mehr eine Flasche Wasser tragen.
"Hallo, ich bin schwanger, nicht krank."

In diesem Sinne
:remybussi:remybussi
Susi

schneemausi77
12.05.2009, 11:11
Liebe Susi!

Ich freue mich so für dich! Wenn das kein Zeichen ist...
Und natürlich kommen jetzt alle mit guten Ratschlägen. Da mußt du wohl durch... Vielleicht kannst du es ja auch irgendwie geniessen... :)
Ich danke dir für deine lieben Worte! Du sprichst mir aus dem Herzen... Und ich sehe in deinem Erlebten viele Gemeinsamkeiten... Ich werde versuchen, deine Ratschläge zu befolgen... :rolleyes:
Ich wünsche dir gaaaaaaaaaanz viel Glück und Kraft!
Alles Liebe
Sandra

Romy 2010
19.05.2009, 17:56
Hallo meine Lieben,

ich schalt mich jetzt auch mal dazu – ich bin eine von Euch. Auch wenn es mir noch nicht so bewusst ist.
Bin neu hier, weil ich das Gefühl habe mit allem nicht alleine klar zu kommen.. :huh:

Darf ich Euch meine Geschichte erzählen – sie ist sehr lang, aber ich muss irgendwann anfangen und zwar von ganz vorne…. :shy:

Ich bin in einer Familie aufgewachsen in der sich die Eltern zwar sehr geliebt haben, aber es einfach nicht schafften miteinander zu leben – leider reicht Liebe manchmal einfach nicht aus.. Also haben sich meine Eltern getrennt als ich 15 und mein Bruder 18 war.
Anfangs alles kein Problem – dachte ich. Nur Mama hatte Probleme damit und zwar erhebliche. Ich habe das erst bemerkt, als es fast zu spät war und ich die Flaschen beim staubsaugen hinter den Vorhängen gefunden habe.
Ich war damals einfach zu sehr mit mir selbst beschäftigt – mitten in der Pubertät und jetzt denen zugehörig deren Eltern getrennt sind. Das hätte ich mir nie vorstellen können, meine Eltern mochten sich doch und gingen auch gut miteinander um… Aber es war, wie es war! Und Mama verkroch sich in einem Schneckenhaus, ließ keinen mehr an sich ran und floh sich nachts in den Alkohol. Das ging einige Jahre so und ich stand machtlos daneben, weil meine Mama sich weigerte einzugestehen dass sie ein Problem hat und auch ihre tiefe Depression mit allen Mitteln (zumindest nach außen) verleugnete.

Weihnachten 2006 gestand mir Mama nach langen hin und herdrucksen, dass sie schon langen einen Knoten in ihrer linken Brust spürte. Ich dachte, sie spricht von einem kleinen Knötchen den sie seit ein paar Wochen spürte. Aber es war ein Megaknoten, den sie seit Jahren mit sich rumschleppte – was ihrer Depression quasi nur so fütterte! Ich war geschockt!! Ich stand da und verstand die Welt nicht mehr…
Warum ging sie nicht zum Arzt, warum sagte sie über solange Zeit niemandem etwas?? Fragen über Fragen. Auf die meisten hatte sie selbst keine Antworten.. Was ich im Nachhinein ein wenig verstehen konnte. Sie war sich selbst nichts mehr wert – sie dachte wofür soll ich leben.
Ab jetzt versprach sie mir quasi täglich, dass sie zum Arzt geht und sich untersuchen lässt.. Aber ihre Angst und Hemmschwelle war schon so groß, dass es für sie sehr schwer war. Sie schämte sich, dass sie solange gewartet hat, hatte nun Angst vor der Diagnose – wieder alles Futter für die Depression. Ein Teufelskreis!

Nach über 10 Jahren nach der Trennung haben wir es im Frühling 2007 dann zumindest geschafft sie zu einem Umzug zu bewegen, denn sie wohnte noch immer in der Wohnung in der wir noch als Familie zusammen wohnten mit allen Erinnerungen und alten Möbelstücken, die sich noch mit Papa gekauft hat. Das war nicht gut für sie. Vor ihrem Umzug versprach sie mir, dass sie nach dem wir den Umzug hinter uns hatten sie zum Arzt gehen will, weil sie ein neues Leben beginnen möchte.. War ich glücklich!! Aber auch nur der Wille reicht im Leben manchmal nicht aus, man braucht auch die Kraft…
In Ihrer neuen Wohnung blühte Mama regelrecht auf und sie fühlte sich wohl.. Anfangs.. Dann überkam sie wohl wieder die Einsamkeit, die sie abends wieder regelmäßig betäubte.
Es war schwer das alles anzusehen und den Arzttermin verschob sie regelmäßig.

Ich als Laie hab versucht mich im Internet schlau zu machen, ob es tatsächlich Brustkrebs sein kann oder ein gutartiges Geschwulst sein kann.. Die Hoffnung stirbt ja zuletzt. Ich war fest davon überzeugt, dass dieses Ding gutartig war, weil es ihr sonst vom Allgemeinbefinden sehr gut ging und ich mir nicht vorstellen könnte, dass das der Fall wäre, wenn sie Krebs hätte! :boese:

Irgendwann im August rief sie mich an und hat gesagt, dass sie nen Termin in der Klinik hat und ob ich sie begleite – NATÜRLICH!! Und den Termin hielt sie dann auch ein…
Eine Freundin von ihr kam auch mit (die selbst den Brustkrebs bereits besiegt hatte), nun saßen wir drei da und warteten, dass Mama dran war. Endlich war es soweit… Und dann saß ich mit Mamas Freundin lange allein da und sah nur, wie die Ärzte nur so in Mamas Untersuchungszimmer ein und ausgingen und es immer mehr wurden und auch der Prof. selbst reinging – da hatte ich schon kein gutes Gefühl mehr… :0((
Diagnose wurde (trotz fehlender Ergebnisse der Blut- und Gewebeuntersuchung) ziemlich schnell gestellt und sie hieß: Brustkrebs – beidseitig!! OP-Termin in einer Woche zur kompletten Brustentfernung.

Ich habe sie dann nach ner Woche in die Klink gebracht und wollte einfach nicht gehen.. Ich wäre so gern bei ihr geblieben in der Nacht vor der OP. Wir haben soviel geredet, gelacht, geweint und vor allem gewartet…
Irgendwann musst ich dann fahren und bin hald am nächsten Morgen um halb 8 wieder in die Klinik und hab sie vorher noch gesehen. Hab in ihrem Zimmer gewartet bis die OP vorbei war und sie wieder da war. Es lief alles sehr gut und sie war relativ schnell wieder auf den Beinen – alles schien gut zu werden.. In der nächsten Zeit stellte sich heraus, dass die Lymphknoten die sie ihr bei der OP entfernt haben alle gut waren – nicht befallen!! JA!!
Auch Leber, Lunge und Magen war gut – die Welt konnte doch schön sein :D

Am 02.10.2007 erhielt ich in der Arbeit einen Anruf.. Das Klinikum Rechts der Isar!! Meine Mama hatte in der S-Bahn (auf dem Weg zur Nachversorgung und Verbinden der Brust) einen Krampfanfall und ist momentan völlig orientierungslos und liegt bei ihnen auf der Intensivstation – ich sollte doch so schnell wie möglich kommen. Leichter gesagt, zu der Zeit wohnte ich noch 180 km von Mama entfernt… Ich also alle Sachen gepackt, nach Hause meinen Freund ins Auto gesetzt und mich nach München fahren lassen. Viel Zeit zum Überlegen, was das sein könnte… :weinen::weinen:
Ich dachte ja, es wäre der Alkoholentzug – denn meine Mama hat das Zeug seit Wochen nicht mehr angerührt, also nach der OP keine Tropfen mehr – da mussten ja Entzugserscheinungen auftreten – wie schön zurecht gelegt…
Leider war es eine Gehirnmeta.. Mit der hat mal keiner gerechnet – sie hatten doch alles gecheckt – wie konnte das passieren, dass übersehen wurde die Knochen und das Gehirn zu untersuchen??? Wir wissen es nicht.. Nun war es mal wieder, wie es war. Also Ärmel hoch und weiter!!
Die Gehirnmeta wurde dann (doch schon) Anfang 2008 mit ner OP entfernt, es lief wieder alles sehr gut und Mama hat sich wieder sehr gut erholt – sie war einfach ein Phänomen.. Keine OP konnte sie klein kriegen – spätestens am nächsten Tag lief sie schon wieder durch die Gegend und hat sich über die ein oder andere Schwester aufgeregt (ein gutes Zeichen, dass es ihr scho wida gut ging :0)). Bei den folgenden Untersuchungen wurde dann noch ne Knochenmeta in der Brustwirbelsäule festgestellt und ein wenig später war da wieder ne Gehirnmeta, die April 2008 wieder operativ entfernt wurde. Dieses Mal erholte sie sich nicht so schnell von der OP, einen Tag ging es ihr sehr schlecht… Furchtbar sie so zu sehen.

Nun mussten doch die Ärzte sich mal auf eine Therapie einigen.. Immer wieder kamen sie mit neuen Ideen und Therapien ums Eck, die „genau das Richtige“ für Mama hätte sein sollen. Wir waren nur verunsichert. Schließlich entschied sich Mama für Xeloda in Kombi mit Thyverb zuhause in Tablettenform. Nach ein wenig Selbststudium über diese Therapien hat Mama festgestellt, dass ja die Krampfmittel die sie bekommt wegen der Gehirnoperationen (vernarbungen etc.) überhaupt nicht mit Xeloda genommen werden dürfen. Wir also mit Ärzten in Verbindung gesetzt und hoppla, da haben sie wohl was übersehen und da war es ganz weg – das Vertrauen. Wie konnten sie das wieder übersehen?? In der Infobroschüre stand sogar genau das Medikament namentlich drin, das Mama genommen hat. Sie musste selbst draufkommen. Für Mama sehr schlimm! Weil sie ja schon alles daheim hatte, die Dosierung bekannt war, die Aufklärung erfolgt war und sie alles zusammen nehmen sollte. Wer weiß was passiert wäre.

Nun fing die Odyssee erst an.. Es wurden die Krampfmittel langsam ausgeschlichen und auf ein neues Medikament umgestellt, das sie nicht so gut vertragen hat. Leider unterlief auch hier den Ärzten ein Fehler, das neue Medikament war nicht ausreichend dosiert! Also hatte meine Mama im Juli 2008 wieder einen epileptischen Anfall, der seine Folgen hatte. Die Dosis des Medikaments war zu niedrig um den Anfall zu verhindern und zu hoch, dass sie nichts mehr mitbekommen hätte. Also lag sie nach dem Einkaufen neben ihrem Auto, konnte sich nicht artikulieren, nicht bewegen, hat aber alles „live“ mitbekommen und konnte sich nicht helfen. Für sie der Horror!! Sie hatte Wochen danach noch Angst und Panikattacken, so dass ich sie kaum aus dem Haus, geschweigedenn zum einkaufen oder so bekommen konnte. Aber auch das hat sie irgendwie gemeistert und wieder ein wenig ins Leben zurück gefunden, auch wenn sie nun auch nicht mehr selbst Auto fahren durfte, weil es ja sein hätte können, dass sie einen neuen epileptischen Anfall bekommt und das wäre während des Autofahrens natürlich fatal.

Ende 2008 fing sie dann die Chemotherapie an und vertrug sie eigentlich sehr gut. Es sah wieder alles gut aus und die Prognosen der Ärzte wurden besser. Die Rede war plötzlich von bevorstehenden Jahren.

Am 03. Januar 2009 bekam sie dann (wahrscheinlich aufgrund der vielen Medikamente) zu allem Überfluss noch einen Magendurchbruch – und der war zuviel.
Sie wurde nachts notoperiert und auch diese OP überstand sie eigentlich ganz gut und hat sich anfangs wieder gut erholt, bis ihr die Klinik Entwässerungstabletten verabreichten (wo bis heute keiner weiß warum und wieso…. ) und sie auf ein paar Tage richtig ausgemergelt war.. Sie hatte keine Elektrolyte, keine Nährstoffe mehr – alles war „ausgeschwemmt“. Also holten wir sie nach Hause – nur für ein paar Tage, weil Reha ein paar Tage später anstand!!
Aber sie war zu schwach, nach 4 Tagen (an einem Sonntag) brachte ich sie wieder ins Krankenhaus, weil es ein Ding der Unmöglichkeit war sie zu Hause zu versorgen bzw. sie allein zu lassen!

Am 22.01.2009 kam sie dann in eine Spezialklinik nach Oberaudorf und da ging es ihr dann erst mal gut, dort wurde sie ein wenig aufgepeppelt so gut es ging (bei Ankunft wog sie 41 kg bei ner Größe von ca. 1,60 m).Die Schwestern waren super nett, die Ärzte sehr, sehr bemüht und immer da und auch für mich erreichbar. Sie nahm wieder zu und konnte auch wieder alleine aufstehen! Alles sah gut aus. Sie fingen wieder mit Therapien an, weil sich die Metas mittlerweile wieder ausgebreitet haben.
Nach ca. 3 Wochen bekam sie dann einen Virus, der Durchfall verursachte und wieder alles was sich der Körper so mühsam an „Kraft“ wieder aufgebaut hat wurde wieder zu nichte gemacht – unglaublich! Wer hätte gedacht, dass es ein Durchfall sein wird, der unser Leben so verändert.

Jedenfalls wurde sie dadurch wieder sehr schwach und jetzt fing die Veränderung an. Normal telefonierten wir 3mal am Tag, einfach um zu quatschen, zu fragen wie es geht und und und. Auch wenn ich sie besuchte, telefonierten wir trotzdem ständig. Und nun wollte sie nicht mehr, sie sagte morgens schon: „Mausi rufst morgen wieder an, okay?? Muss mich heut ausruhen“ Sie wollte nicht mehr reden und mich auch nicht sehen..
An nem Freitag fuhr ich trotzdem hin – ich konnte es nicht mehr aushalten. Ich musste sie sehen und mit ihr sprechen.. Als ich auf die Station kam, hielt mich die Stationsärztin schon auf und sagte mir, ich solle nicht erschrecken wenn ich zu Mama gehe. Weil meine Mama sehr verwirrt ist und ihre Augen geschwollen seien und das sehr schlimm aussieht.. Ich dachte, ihre Augen sind geschwollen – okay das verkrafte ich. Tatsächlich waren es ihre Augäpfel, es war schrecklich. Als ich reinkam war gerade der Augenarzt bei ihr und ich merkte schon, dass sie gar nicht da ist, dass sie um sich rum nicht wirklich was wahrnimmt!

Als der Arzt weg war versuchte ich etwas mit ihr zu reden und setzte mich neben das Bett. Sie wollte mich nicht sehen und sagte ich soll gehen, sie war so verwirrt und durcheinander – sie war nicht sie selbst, hatte auch eine ganz andere Stimme und so.. Mir liefen die Tränen runter, damit sie das nicht sieht bin ich ins Bad und hab so getan als würd ich da was holen! Als ich zurück ins Zimmer kam, schrie sie mich plötzlich an, ich solle ihr ihre Glocke geben und ich wusste erst nicht, was sie wollte. Bis ich dann begriff, dass sie die Schwesternglocke meinte. Ich sagte ihr dann, dass die ja über ihrem Bett hing und gab sie ihr in die Hand. Wir haben dann gemeinsam nach der Schwester gedrückt, die kam dann und meine Mama sagte ihr, dass sie auf die Toilette müsse. Da sah die Schwester erst mich an und dann meine Mama und sagte: „aber Frau …., sie haben doch einen Katheder“. Das war ein Schock – sie wusste nichts mehr.. :eek:

Die Schwester ging dann wieder und sie bat mich wieder zu gehen und fragte mich ob ich das nicht verstehe und dass sie allein sein will. Ich beschloss dann zu gehen, ich wollte ja nicht dass sie sich ärgert. Ich sagte nur noch, dass ich ihre Wäsche aus dem Schrank hole und dass ich dann gehe. Als ich die Wäsche aus dem Schrank holte, konnte ich mich nicht mehr zusammenreissen und mir liefen die Tränen übers Gesicht. Ich wollte mich dann von Mama verabschieden und beugte mich zu ihr um ihr einen Kuss zu geben, da sah sie meine Tränen. Dann nahm sie meine Hand, zog mich zu sich und da war sie kurz wieder sie selbst und sagte mit ihrer Stimme: „ Aber Mausi, Du musst doch nicht weinen um mich, bitte weine nicht um mich“.
Da gings natürlich richtig los… Ich glaube, da hat sie sich von mir verabschiedet... :weinen::weinen:
Ich ging dann und brach auf dem Flur erstmal buchstäblich zusammen – ich stand unter Schock glaub ich.

Die Ärztin hat dann noch mal mit mir gesprochen und mir gesagt, dass es wohl die Gehirnmetas sind, warum sie so verändert ist und warum die Augäpfel so geschwollen seien. Aber sie sagte, dass keine akute Lebensgefahr bestand – das beruhigte mich ein wenig, obwohl ich völlig durch den Wind war.

Am nächsten Morgen hab ich dann versucht sie anzurufen und da ging schon keiner hin. Nach ner halben Stunde so was hab ich versucht auf der Station anzurufen, auch da ging niemand hin – da hatte ich schon kein gutes Gefühl mehr. Also beschloss ich zu duschen und hinzufahren, aber es dauerte nicht lange da klingelte mein Handy und ein Arzt von der Klinik war dran und sagte mir, dass sich der Zustand meiner Mama dramatisch verändert hatte und er uns bittet so schnell wie möglich zu kommen, weil keiner sagen kann wielange es noch geht.

Also habe ich alle angerufen (meinen Papa, meinen Bruder, Mamas Zwillingsschwester und und und) und musste ihnen Bescheid sagen. Wir sind dann hingefahren und da lag meine Mama: nicht ansprechbar, ganz verändert, mit so ner Beatmungshilfe am Mund, sie hat ganz schwer geatmet und immer versucht das ding aus ihrem Gesicht zu tun. Es hat mir das Herz zerrissen! Den ganzen Tag über spielte ihr Körper verrückt, sie hatte nicht messbar erhöhte Zuckerwerte, Sauerstoffversorgung war schlecht, Kreislauf absolut im Keller und keiner wusste so richtig woher das so plötzlich kam. Die Ärzte konnten nur mit den Achseln zucken wenn man sie gefragt hat – auch sie waren rat- und machtlos. Sie haben nur versucht sie mit Medikamenten einigermaßen stabil zu halten.
Wir hatten mit den Ärzten einvernehmlich vereinbart, dass die Ärzte keine lebenserhaltenden Maßnahmen (wie künstliche Beatmung, Herzmassage, etc.) machen sollen, falls die Vitalfunktionen ausfallen – das war wohl die schwerste Entscheidung meines Lebens.
Wir waren den ganzen Tag abwechselnd bei ihr und haben mit ihr geredet. Ich hab ihr immer wieder gesagt, dass sie keine Angst haben braucht, dass sie ihre Mama und ihr Papa abholen werden und unser Hund (der im September 2007 gestorben ist) schon sehnsüchtig auf der Regenbogenbrücke auf sie wartet. Ich hab ihr auch gesagt, dass sie gehen kann und ihr versprochen sie los zu lassen, wenn sie das möchte.

Abends hatten sich zumindest die Zuckerwerte wieder etwas gefangen und auch der Kreislauf war (dank der Medikamente) einigermaßen stabil.. Wir entschlossen uns abends nach Hause zu fahren, weil es ja ein wenig bergauf ging. Auch die Ärzte sagten, dass wir ruhig gehen konnten – heute wünschte ich mir nichts mehr, als dass ich dort geblieben wäre!!!
Als wir gingen hat sie sogar die Augen etwas aufgemacht und wollte was sagen – sie war aber zu schwach.

Ich schlief eigentlich erstaunlich gut und sogar sehr fest, so dass ich am nächsten Morgen (Sonntag, 22.02.) sogar verschlief und später zu Mama fuhr als ich eigentlich wollte. Ich rief aber gleich in der Klink an und hab mich erkundigt. Sie sagten, es sei alles wie abends zuvor, also keine Veränderungen.
Als ich hinkam, das war so um 11.15 war grad meine Tante und meine Cousine bei ihr und ich hab nur kurz reingeschaut und hab gleich gesehen, dass die Ärzte den Monitor ausgemacht haben (natürlich wurde sie im Schwesternzimmer, das direkt an Mamas Zimmer grenzte und auch ein Fenster hatte, weiter überwacht), damit wir nicht immer drauf schauen und ich sah auch sofort, dass der Insulin-Defuser runter gedreht war. Also bin ich gleich zu der Schwester und hab sie befragt. Sie sagte, es sei alle soweit okay und der Zucker war im grünen Bereich.. Ich hab sie sogar noch gefragt, ob es auch sein kann dass meine Mama wieder aufwacht, sie sagte: „natürlich es kann alles sein“. Aber da hätte ich schon merken müssen, dass sie mir nicht ins Gesicht schauen konnte – sie wusste wohl schon, was uns bevor steht.

Ich bin dann zu Mama ins Zimmer und meine Tante und Cousine sind raus zum rauchen. Also waren wir allein. Aber nur ein paar Minuten nachdem die anderen ausm Zimmer waren, hat sich meine Mama entschieden und aufgehört zu atmen.. Ich dachte, das wird schon wieder da sie ja am Tag davor auch mal so kurze Atem-Aussetzer hatte! Aber schnell merkte ich, dass sie tatsächlich aufgehört hat zu atmen – einfach so! Ich sprang auf und hab sie angeschrieen, dass sie doch atmen muss und bin zu Türe, weil ich Arzt oder Schwester holen wollte – aber die Schwester stand schon hinter der Tür und der Arzt hinter ihr (die haben das schon auf dem Monitor gesehen) Ich hab zu ihnen gesagt, dass Mama nicht mehr atmet und da hat die Schwester nur genickt. Da wusste ich, dass es soweit war – ich hab sie auch gefragt und wieder hat sie nur genickt. Da fing ich natürlich an zu schreien und war hysterisch. Die Schwester hat mich ganz ruhig an den Schultern genommen, hat ganz ruhig gesagt, dass ich mich wieder zu Mama setzen soll weil die mich jetzt noch braucht. Das hab ich dann auch gemacht.
Da saß ich vor meiner Mama, hab ihr die Stirn gestreichelt und ihr gesagt, dass sie gehen kann und sie keine Angst haben muss, weil wir alle da sind. Dieses Gefühl werde ich nie in meinem Leben vergessen…

Ich habe dann die Schwester gebeten, dass sie doch bitte schnell meine Tante (also Mamas Zwillingsschwester), die andere Schwestern und alle anderen holen sollte, die ja da auch wieder da waren. Da war es für einen ganz kurzen Augenblick ganz still. Dann hörte ich sie laufen auf dem Flur und schon schreien und weinen.. Als sie ins Zimmer kamen, habe ich sie erstmal zusammen gestaucht, dass sie gefälligst ruhig sein sollen, damit sie in Ruhe gehen kann – unfassbar wo man die Kraft hernimmt in solchen Momenten.
Dann war es vorbei, meine Mama war tot – meine Mama hat auf mich gewartet und wollte mit mir allein sein, als sie starb. Zumindest glaube ich das und auch die Schwestern haben mir das gesagt, dass die Sterbenden so etwas sehr wohl noch steuern können und das so machen wie sie es gerne haben möchten. Manche warten bis sie ganz kurz allein im Zimmer sind, manche wollen alle um sich haben und manche warten auf ganz bestimmte Personen..

So – und jetzt ist es 12 Wochen und zwei Tage her und ich vermisse sie jeden Tag mehr. Es tut so weh und sie fehlt mir so unglaublich!! Sie war doch meine beste Freundin und Mama!! Wir sind die letzten Monate so zusammengewachsen, dass nichts mehr dazwischen gepasst hat.. Ich versteh bis heute nicht, warum das plötzlich so unglaublich schnell ging und es keiner geahnt hat.
Manchmal habe ich das Gefühl ich verliere den Verstand, weil ich oft nicht mal an sie denken kann ohne völlig zusammen zu brechen und dann gibt’s Tage da kann ich lachen wenn ich an sie denke. Ich hätte sie doch noch so gebraucht..

Tut mir leid, dass es soviel geworden ist, aber ich hatte das Gefühl ich platze wenn nicht mal alles raus kann – vielen Dank für´s zuhören..

Viele Grüße :o
Eure Romy

schneemausi77
20.05.2009, 01:51
Hallo Romy!

Es ist gut, daß du dir alles mal von der Seele geredet hast! Ich wünschte, ich könnte das auch...
Deine "Geschichte" ähnelt in vielen, sehr vielen Dinger meiner eigenen und ich kann so nachempfinden, wie es dir ging und geht. Meine Ma ist vor füneinhalb Wochen "gegangen"...
Es tut mir so leid für dich! Aber glaube mir, deine Mama ist immer bei dir! Auch wenn du sie nicht sehen kannst... Es gibt manche Situationen, da habe ich das Gefühl, die Nähe meiner Mama zu spüren... Ich rede auch sehr viel im Unterbewußtsein mit ihr...
Ich weiß garnicht wirklich, was ich dir tröstendes schreiben kann...
Ich hoffe, du bist nicht allein und hast Menschen um dich herum, die für dich da sind. Ansonsten findest du hier im Forum immer offene Ohren und Menschen, die dir gerne zur Seite stehen!
Liebe Romy, ich sende dir ganz viel Kraft und nehm dich virtuell mal ganz lieb in den Arm! :knuddel:
Alles Liebe
Sandra

Romy 2010
20.05.2009, 11:27
Liebe Sandra,

vielen lieben Dank für Deine Antwort!!
Habe gerade Deinen Thread "Hilflos" gelesen und ich kann sovieles so gut nachempfinden. Es tut mir so leid, dass auch Du Deine Mama an diese Krankheit verloren hast. :knuddel: Wie gehts Dir heute??
Hast Du nun die nächsten paar Tage etwas Zeit für Dich?

Ich konnte das auch lange nicht, dass ich soviel drüber schreibe, bei mir ist es doch ein klein wenig länger her als bei Dir. Allerdings habe auch diesen Beitrag vorher 3 Tage lang geschrieben weil ich es auf einmal wohl nicht geschafft hätte und hab ihn dann komplett reingestellt.

Ich kenn das so gut, die Tage wo Du alles hinschmeißen könntest und der Tussi in der Bäckerei gern die Meinung geigen würdest, weil sie mal wieder furchtbar schlecht gelaunt ist und sie fragen was eigentlich ihr Problem ist oder ob es ihr einfach "zu gut" geht.. :twak:
Meine Mama verstarb am Faschingssonntag - es war furchtbar beim heimfahren von der Klinik (ca. ne Stunde Fahrtzeit) die ganzen "Faschingsnarrischen" zu sehen - am liebsten hätte ich allen eine geklebt. Aber es konnte ja keiner was dafür, keiner konnte was für meine Wut.

Wie bei Dir auch, kommt mir alles oft so unwirklich vor und man wartet auf den großen Zusammenbruch... Ich arbeite bei meinem Vater und ich muss mich auch zusammenreißen und will ihm nicht ständig was vorheulen und vorjammern. Auch wenn sie getrennt waren und mein Vater neu verheiratet ist, ging es ihm wahnsinnig nahe und er trauert auch sehr (darf es aber nicht so zeigen...)

Momentan fühlt es sich schlimmer an als je zuvor - von wegen "Zeit heilt die Wunden".. Ich glaub wir lernen nur damit umzugehen.

Ich finde es sehr schön, wie Du von Deiner Mama sprichst und dass Du stolz bist, dass Du ihre Tochter bist und sie Dich zu dem gemacht hast, was Du heute bist.
Ich sehe das genau so und das ist eines der wenigen Dingen die mich ein wenig trösten können, dass sie immer versucht hat mir mitzugeben, was ich für dieses Leben brauche und dass ich an nichts zerbreche. Auch in den letzten beiden Wochen vor ihrem Tod hat sie sehr viel mit mir über ihren Tod gesprochen (sie wußte es wohl schon), sie wollte es loswerden und mich darauf vorbereiten. Sie hat mir immer wieder gesagt, dass es für sie in Ordnung sei, sie zwar schon etwas Angst habe aber dass sie es annimmt wie es ist. Ich glaub, das hat sie auch sonst hätte sie bestimmt nicht so ruhig "gehen" können - ohne großen Kampf. Also will ich ihr „zeigen“, dass sie das gut gemacht hat und für sie und „ihr zu Ehren“ stark sein, denn so wollte sie mich sehen und hat versucht mir alles dafür mitzugeben.
Was natürlich nicht ausschließt, dass ich meine Trauer zulassen muss (wenn es denn geht) – denn auch das ist Stärke und kostet mind. Genauso viel Kraft wie es zu verdrängen. Aber dies ist sicherlich nicht so einfach, wie es hier vielleicht klingen mag und ich steh sehr oft vor meinen Grenzen und komm nicht weiter und leide :(
Deshalb bin ich ja auch hier, weil ich versuche Wege zu finden

Finde ich gut, dass Du mit Deiner Mama sprichst. Das mache ich auch... :shy: Ich "telefonier" sogar mit ihr.. Meist wenn ich im Auto sitz und dann hör ich sie, wie sie mir sagt, dass ich mein "heulen" aufhören soll, dass es ihr doch gut geht und sie ja trotzdem da ist -und scho muss ich ein bisschen lachen. Meine Mama war immer ein bisschen "derber" (wir sind aus Bayern) und hatte einen sehr schwarzen Humor, sie hat uns immer geschimpft (auch mal mit "ihr Deppen" - aber natürlich lieb gemeint ;)) wenn wir traurig waren - sie war so stark und tapfer.

Heute muss ich noch stark sein.. Meine Mama wurde in unserer Heimat im Landkreis Passau beerdigt (wir wohnen seit 19 Jahren in der Nähe von München - das sind ca. 180 km) und ich fahre heute heim und geh zu ihr aufs Grab.. erst das 3.Mal seit der Beerdigung - davor hab ich Angst. Aber eigentlich weiß ich ja, dass sie da gar ned ist :engel: Trotzdem ist es schwer.

Darf ich Dich fragen ob Du dabei warst, als Deine Mama starb?? Wie gehst Du denn mit den "Bildern" um??

So, jetzt komm ich schon wieder ins plappern... :cool:
Ich wünsche Dir eine gute Zeit.
Vielen Dank fürs zuhören.

Lieben Gruß
Romy

[/FONT]

schneemausi77
21.05.2009, 19:35
Hallo liebe Romy!
Ich danke dir für deine Worte! Und ich kann nur immer wieder sagen, daß wir uns in vielen Dingen sehr ähnlich sind...
Mir geht es momentan nicht so gut. Liegt vielleicht auch daran, daß ich mit niemandem darüber reden kann. In meiner Umgebung scheinen es entweder alle zu ignorieren oder sie fürchten sich, mich anzusprechen. Selbst mein Freund hat sich krass zurückgezogen. Er war schon immer ein kleiner Macho und ich konnte damit umgehen, aber im Moment hätte ich lieber mal einen Drücker oder ein paar liebe Worte. Da ist er nicht in der Lage zu. Und ich bin ausgepowert... Fühle mich leider momentan sehr einsam... In solchen Situationen konnte ich früher immer zu Mama gehen... :(
Ja, das mit der Wut kenne ich auch nur zu gut. Ich kann keine "glücklichen" Menschen um mich herum ertragen... Ich arbeite in der Hotelerie und es fällt mir so schwer, freundlich, ruhig und fair zu sein. Obwohl ja nun mal, wie du schon sagst, keiner was dafür kann...
Auch, was deinen Vater betrifft, sind wir uns recht ähnlich. Nur, daß es bei mir der Stiefvater ist. Ihr schützt euch gegenseitig und wollt den anderen nicht belasten. So sind wir auch, aber ich frage mich immer öfter, ob es nicht genau das ist, was es immer schlimmer macht. Vielleicht wäre es besser, den Gefühlen freien Lauf zu lassen... Aber das ist schwer, ich weiß. Wenn du meine Thread gelesen hast, weißt du ja, wie schwer ich zu meinen eigenen Gefühlen stehen kann und sie nach außen recht schwer zeigen kann... Und wenn ich es denn mal versucht habe, bin ich immer vor den Kopf gestoßen worden...
Es ist auch schön, wie du von deiner Mama sprichst. Sie ist bestimmt ganz stolz auf dich!!! Und wenn du manchmal das Gefühl hat, sie ist in deiner Nähe und spricht mit dir, ist das doch ein schöner Beweis...
Meine Ma war auch sehr stark und tapfer. Dafür habe ich sie immer bewundert. Sie hatte kein leichtes Leben und umso trauriger macht es mich, das es nun auch noch so früh und so schlimm enden mußte. Es ist so unfair...
Und man steht hilflos daneben...
Ja, natürlich darfst du fragen. Ich war dabei, als meine Mama gestorben ist. Sie war zu Hause und morgens sagte uns die Schwester von der Diakonie schon ( Mama war zum Schluß bettlägerig, wurde künstlich ernährt, bekam Morphium, hatte die letzten tage auch halluziniert, usw...), daß es nicht gut aussehen würde. Also haben mein Stiefvater und ich am Bett so lange Wache gehalten, bis sie abends um kurz nach halb zehn dann endlich erlöst wurde... Es war schlimm, mit anzuzsehen. Der Körper hat bis zum schluß noch so gekämpft... Kann man kaum beschreiben... Un daufeinmal war alles still... Heftig... Es war für mich ja auch das erste Mal und dann direkt der wichtigste Mensch im Leben... Auch das Hinterher war schlimm... Das Abbholen und so... ich konnte garnicht hinschauen... Die haben einfach meine Mama mitgenommen...
Ich versuche die meiste Zeit, diese Bilder aus meinem Kopf zu bekommen und mich an schöne Dinge zu erinnern. Mehr Probleme hat mein Stiefvater damit. Deswegen wird er auch ab Montag mal proffessionelle Hilfe ausprobieren. Ich hoffe so, daß das hilft... Ich versuche mir immer wieder einzureden, daß das nicht mehr meine Mama war und ruf sie mir dann immer wieder ins Gedächtnis, als sie noch gesund war... Schau mir dann alte Fotos an und so...
Wie ist es bei dir?
Und wie wars am Grab? Wir haben sowas ja nicht, durch die Seebestattung...
Hast du sonst Menschen, die dir helfen können?
Außerdem kommst du nicht ins Plappern, deine Seele macht sich nur Luft! Immer raus damit... Das hilft...
Schicke dir viel Kraft! :pftroest:
Liebe Grüße
Sandra

Romy 2010
22.05.2009, 23:15
Hallo liebe Sandra,

vielen lieben Dank für Deine Antwort.
Hmmm grad in solchen Lebenssituationen merkt man wer wirklich für jemand da ist und wer nur in den guten Zeiten - wenn wir keine "Belastung" sind.
Viele Leute haben Angst und wissen glaub ich nicht, was sie sagen und auf uns zu gehen sollen. Ich find das ist aber keine Entschuldigung, weil wenn wir jemand wirklich wichtig sind, dann machen sie sich schon Gedanken und gehen auf uns zu - egal ob es schwierig ist oder nicht. Und das ist es für alle. Aber es hat ja auch niemand behauptet, das Leben sein einfach...
Wielange bist Du mit Deinem Freund zusammen?? Es ist sehr schade, wenn er Dir keine Halt geben kann. War alles in Ordnung bevor Deine Mama krank wurde?
Manchmal bauen uns schwierige Lebenssituationen Brücken zu neuen Lebensabschnitten - sie zeigen uns auf, dass wir vielleicht etwas loslassen müssen.. Ich hoffe Du verstehst was ich meine und ich trete Dir nicht zu nahe.

Du schreibst, dass Du Deinen Gefühlen nicht so gut Ausdruck verleihen kannst - dies ist natürlich auch sehr schwierig wenn Du niemanden hast, wo diese "gut" aufgehoben sind und sie geachtet und verstanden werden. Hast Du ne gute Freundin?? Ne liebe Arbeitskollegin?

JA, das ganze ist wirklich unfair. Auch meine Mama hatte ein schwieriges Leben, das hatte sie nie verdient, weil sie so ein liebevoller Mensch war. Leider hatte sie viel zu wenig Selbstbewußtsein und Selbstwertgefühl, sie dachte immer ohne meinen Papa sei sie nichts mehr wert - dabei war das doch nicht so... Warum müssen manche Menschen soviel mit sich tragen und erleiden?? Und manche scheint das ganze Leben "die Sonne aus dem Hintern".. Hoffe Du verstehst mich und verzeihst die Ausdrucksweise.. :shy:

Ich habe einen ganz lieben Freund, der schon soviel mit mir durchgestanden hat (vor knapp 5 Jahren hatte mein Papa eine Gehirnblutung und lag in Berlin und vor 3 Jahren lag ich selbst mit Herzbeutelentzündung im Krankenhaus) und tatsächlich noch da ist. Es gibt also noch liebe Kerle..:rolleyes: Aber auch er versucht händeringend die "Normalität" zurück zu bringen und weiß auch nicht mehr recht, was er sagen soll, wenn ich schlechte Tage hab. Er versucht hald dann mir einiges abzunehmen, dass ich ein wenig zu mir finden kann, aber richtig reden will er auch nicht (mehr).
Dann hab ich noch Papa, aber den will ich damit nicht so belasten weil wie gesagt, der "darf" seine eigene Trauer nicht zeigen.. Und dann gibts noch meinen Bruder (3 Jahre älter), der sich allerdings vor allem drückt so gut es geht. Ob das die Beerdigungsvorbereitungen oder die Wohnungsauflösung war, der Papierkram interessiert ihn überhaupt nicht - weil er kann das ja alles nicht... Ob ich das alles "kann" hat er sich wohl nicht überlegt...

Das tut mir so leid, dass Deine Mama solange leiden musste und ihr das mit ansehen musstet. Das prägt einen unglaublich, denke ich. Wielange hast Du das mitgetragen? Ich versteh das sehr gut, hab auch oft plötzlich die Bilder von Mama an den letzten Tagen im Kopf und das ertrage ich kaum und dann der Moment wo alles still ist...Furchtbar... Bei mir hilft da momentan nur die Verdrängungstheorie! Boah, kann da auch jetzt nicht dran denken... Ich kann überhaupt nicht damit umgehen. Kann da Deinen Stiefvater sehr gut verstehen. Drück die Daumen, dass ihm die professionelle Hilfe gut tut.

Am Grab war es ganz okay, es war tolles Wetter und ich hab ihr einen weißen Rosenstrauß mitgebracht und hab das Grab ein bisschen "hergerichtet", also ein bisschen die braunen Blätter entfernt und so... Ich wollte gar nicht gehen, ich saß ewig davor am Boden und am liebsten hätte ich mein "Lager" dort aufgeschlagen weil ich nicht mehr weg wollte...
Weißt Du, bisher war immer da wo Mama war mein zuhause und das hab ich jetzt nicht mehr.. Einfach nimma da, Mama und mein zuhause..

Wie waren Deine Tage?? Fühlst Du Dich immer noch so einsam??
Wenn Du magst, können wir ja e-mail-Adressen austauschen, dann kannst mir immer mailen wenn dir danach ist...

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und hoffe von Herzen, dass es Dir ein wenig besser geht!!
Ganz liebe Grüße
Romy

schneemausi77
23.05.2009, 03:23
Guten Morgen Romy!

Freue mich sehr, daß du mir geantwortet hast! :)
Nein, du tritts mir nicht zu nahe... Mein Freund und ich sind knapp siebeinhalb Jahre zusammen. Naja, wir hatten dazwischen eine Pause... Etwa ein dreiviertel Jahr... Kurz nachdem Mama die erste Diagnose bekam... Ich denke, das wurde damals alles zuviel für ihn. Meine plötzliche Veränderung... Ich möchte ihn mit Sicherheit nicht in Schutz nehmen, aber er hat vor mir viel Pech gehabt und die Mauer um ihn herum ist verdammt dick. Die ersten zwei Jahre waren ein Traum, dann starb sein Vater (auch an Krebs) und ich habe das Gefühl, daß es von da an stetig bergab ging. Ich bin 2004 von Hamburg wieder nach Köln gezogen, da eine Fernbeziehung auf Dauer nicht wirklich gut war, aber wirklich geholfen hat das nicht... Ich weiß tief im Innern, das er ein wahnsinnig guter Mensch ist, aber er zeigt es nicht mehr so oft wie früher... Und natürlich hab ich mich in den Jahren auch verändert. Gar keine Frage... Das weiß ich selbst, aber immer, wenn mal ein kleines Hoch da ist, bekommt man wieder einen Schlag ins Gesicht... Er sagt immer, ich sei viel zu sensibel und nehme mir alles zu sehr zu Herzen. Aber das kann man leider nicht so einfach abstellen! Und da ist ja auch was positives dabei...
Ich hab "viel" Pech gehabt in meinem Leben und das hat mich sehr geprägt. Zum Teil selbst verschuldet, zum Teil ziehe ich es aber auch magisch an... Und irgendwann verliert man dann ein wenig den Glauben an die Menschen... Man öffnet sich, vertraut, reißt sich den "...." für andere auf und dann... Schlag ins Gesicht... Deswegen sehe ich das genauso wie du. Ich finde, es gibt keine Entschuldigung, keine Ausrede, um nicht für jemand anderen da zu sein. Uns hat schließlich doch auch keiner gefragt, ob wir mit der Situation umgehen können! Wer kann das schon so ohne weiteres? Viele machen es sich da ein wenig einfach... Nur ein Beispiel für meine Kollegen: Vor ein paar Tagen fragt mich eine, wie es mir denn gehen würde und ich hab ehrlich gesagt, daß es mir momentan nicht so gut geht. Und dann kam doch ganz ungläubig:Wieso denn? Was ist denn los? ... Da möchte ich dann auch nichts weiter sagen... Ständig fragt mich eine, ob ich denn nicht mal abends nach Köln kommen wollte (Ich wohne in einem kleinen Dorf direkt in der Nähe von Köln). Nein, möchte ich nicht! Bin nicht in der Stimmung für soviele Menschen und zum feiern schon garnicht. Aber zu mir nach Hause kommt niemand...
Aber egal, ich schweife ab... :o
Ich hab schon öfter den Gedanken, ob das mit meinem Freund wirklich das wahre ist. Aber irgendwas tief in mir sagt immer wieder: Kämpfe! Ihr gehört zusammen! Es wird wieder besser! ...Keine Ahnung... Mama wußte nicht, daß wir wieder zusammen sind. Sie ist bestimmt nicht gerade erfreut darüber... Aber ich kann noch nicht loslassen... Vielleicht hilft sie von "oben" ja ein wenig...
Es tut mir leid, daß du schon so einiges durch machen mußtest! Ich hoffe, weder du, noch dein Papa, habt irgendwelche Einschränkungen durch diese "Krankheiten"...
Ich finde es toll, daß du so einen lieben Freund hast! Halt ihn gut fest! Er weiß in manchen Situationen wohl auch einfach nicht weiter, aber Hauptsache, er ist da... Ich denke, wenn wir in der umgekehrten Situation wären, würden wir in vielen Dingen auch nicht anders handeln...
Warum darf dein Vater denn nicht zeigen, daß er traurig ist? Wegen seiner neuen Frau? Trotzdem kann man doch um die Mutter seiner Kinder trauern...
Es ist schade, daß dein Bruder sich so aus der Affäre zieht. Ich kann das nicht nachvollziehen. Aber auch dafür hat er bestimmt seine Gründe. Vielleicht läuft er vor der Realität weg? Redet ihr über eure Mama? Männer gehen da ja schon manchmal anders mit um, als wir...
Also die wirkliche Diagnose bekam meine Mama im Herbst 2006. Sie hatte schwarzen Hautkrebs. Davor war sie schon immer mal wieder krank (Bandscheibenvorfall, Knie kaputt, Arme, eine kleiner Knoten im Fuß, usw.), aber das war dann der Höhepunkt. Man entdeckte den Tumor unterm Fuß. Viel zulange wucherte der schon und wir haben immer wieder gesagt, sie solle zu einem anderen Arzt gehen. Ihr Chef (sie war Arzthelferin) und gleichzeitig Hausarzt hat das immer wieder verharmlost. Schließlich hat sie dann doch auf uns gehört (ich nehme an, da hatte sie schon selbst eine Vermutung), und der andere Arzt hat sie direkt in die Uni überwiese. Da hat man dann großflächig am Fuß geschnitten. Anfang 2007 kam sie dann nach Düsseldorf, wo man ihr die Lymphen ausgeräumt hat und angeblich waren die sauber... Hahahaha... Dann Interferontherapie. Da hätte man schon mit Chemo anfangen müssen. Denn natürlich waren die Lymphen nicht sauber. Und so konnten sich schön während der überflüssigen Interferontherapie Metastasen bilden... Sie merkte selber, daß da was nicht stimmt und ist im März 2008 nach Münster in die Hautklinik gefahren. Dort dann die erschütternde Nachricht, daß man nur noch "verlängern kann", aber nicht mehr heilen... Chemo begann bis Herbst 2008. Dann wurde aufgehört, weil Mama therapiemüde war... Ihr Zustand verschlechterte sich ständig... Es war so schlimm mitanzusehen... Sie war immer so fit und plötzlich nur noch müde, selbst der Haushalt ging nicht mehr und dann diese Schmerzen... Aber immer die Tapferste von uns... Mitte März diesen Jahres bekamen wir dann die Diagnose, das man nichts mehr tun kann. Ja, und dann waren es nur noch knapp vier Wochen... Das war die Kurzform...
Ich bin in in dieser Zeit oft weggelaufen und wollte es nicht wahrhaben... Ich hätte viel mehr für sie tun können... Ich bin meinem Steifvater so dankbar, daß er immer für sie da war und wirklich alles für sie getan hat. Ohne ihn wäre vieles nicht möglich gewesen... Vielleicht kann ich deswegen auch nicht mal sagen, daß ich auch mal Zeit für mich brauche. Ich hätte kein gutes Gefühl bei der Sache...
Tja...
Ich kann das mit dem "Zuhause" sehr gut verstehen... Für mich ist es nicht mehr das Gleiche, obwohl es noch irgendwie existiert... Aber irgendwie ist doch jetzt überall dein Zuhause! Deine Mama kann und wird bestimmt jetzt überall bei dir sein!
Ich hab mir in meiner Wohnung so eine kleine Ecke "gebastelt", mit Fotos und ein paar persönlichen Gegenständen... So hab ich immer das Gefühl, sie ist da...
Aber es ist schon krass... Plötzlich steht man ohne Mama da! Mit den Gedanken steh ich genauso ungläubig da, wie du auch...
So, jetzt habe ich mich verplappert... Sorry... :(
Ich wünsche dir ein schönes Wochenende mit schönen Momenten und wenigen traurigen Gedanken! :knuddel:
Liebe Grüße
Sandra
P.S. Meine E-Mail- Adresse steht in meinem Profil... ;)

Nawinta
05.06.2009, 22:54
Hallo Romy,

meine Mutter verstarb an Rosenmontag. Ich ließ den Radio aus.
Kann gut nachfühlen

Gruß
Alex

chondrosarkom
09.06.2009, 02:52
hallo ihr lieben,
nun, ich bin keine frau und leider selbst der betroffene. hinterlasse bei der sache aber 2 töchter die im moment noch unter 10 sind und meine frau. wenn ich das alles lese, wie schwer das sein wird.... es tut mir wirklich leid und hoffe das jeder von euch diese situation gut übersteht. ich leide seit 2004 am chondrosarkom. den einzigen vorteil den ich habe ist, er wächst langsam aber nicht heilbar. nach 21 op´s sind wir am ende angekommen. nun können wir das leben leben und hoffen das uns noch mehr zeit bleibt. ich mache mir oft sorgen wie meine kleinen und meine liebste frau diese situation schaffen werden. ich weiß es nicht und kann meiner frau nur gut zu sprechen. habe hier nun oft gelesen das der krebs gewonnen hat? ich für mich sehe es was anders, denn er kann nicht ohne mich leben. daher denke ich das ich am ende doch der gewinner sein werde. so ein erlebnis, wie man hier lesen kann, kann sich kaum einer vorstellen und manche menschen wissen (oder wollen) bestimmt nicht das es so etwas gibt. ich wünsche euch vom ganzen herzen, ganz viel kraft und bewundere euch.

lg

schneemausi77
09.06.2009, 04:09
Hallo Markus!
Ich weiß nicht, wie ich es am besten ausdrücken soll... Es tut mir leid? Ist es das, was man noch hören kann und möchte? Ich wußte selbst bei meiner Mama nicht, was ich sagen sollte...
Mit dieser Gewissheit zu leben ist mit Sicherheit verdammt schwer. Kannst/Willst du mit deiner Familie darüber reden? Meine Ma hat mir leider nicht immer alles gesagt und ich hab mich nicht getraut, im Internet selbst auf die Spurensuche zu gehen... Ich hab wohl versucht, davor wegzulaufen...
Es ist leichter gesagt, als getan, ich weiß, aber mach dir nicht soviele Gedanken um das danach! Genießt die Zeit, die ihr habt! Und ich wünsche euch, daß das noch gaaaaaaaaaaannnnnnnnnzzzzzzzzz lange sein wird! Ich hätte gerne noch soviel mit Mama erlebt, aber es sollte nicht sein...
Natürlich wird die Trauer kommen (es wäre auch schlimm, wenn nicht), aber die Gedanken an die gemeinsame Zeit werden helfen... Die Liebe stirbt nie!
Ich weiß garnicht richtig, wie ich mich ausdrücken soll... :embarasse
Ja, es ist verdammt schwer, egal wie alt man ist... Es gibt Zeiten, da möchte man alles hinschmeissen (so wie im Moment), aber man besinnt sich wieder, hat Ablenkung, liebe Menschen um einen herum, oder auch einfach nur gute Tage... Bei mir sind es "erst" acht Wochen und ich realisiere noch... Ich denke, bzw. ich weiß, daß es irgendwann einfacher wird und daran ziehe ich mich hoch... Leider habe ich keine Menschen um mich herum, die wirklich da sind, aber hier habe ich welche gefunden...
Vielleicht ist das auch irgendwann einmal eine Hilfe für deine Familie!?!
Ich wünsche euch von Herzen alles Glück der Welt!
Alles Liebe
Sandra

Romy 2010
13.10.2009, 17:15
Meine Lieben,

es ist eine Zeit her, dass ich hier war - war zu sehr mit Verdrängen beschäftigt... Und da paßte es nicht, hierher zu kommen :(

Wie geht es Euch?? Ich hoffe Ihr habt den Sommer ein wenig genießen können.

Hmmm, bin die letzten Wochen und Monate ein wenig zur Ruhe gekommen und konnte gut verdrängen und es wegdrücken, doch jetzt steht mein Geburtstag (der erst ohne meine Mama) vor der Türe und es läßt sich nicht wegschieben..
Ich bin so unendlich traurig - ich habe das Gefühl ich werde nie mit dem Verlust und dem Erlebten umgehen können. Momentan zweifle ich an allem: an mir, an meiner Beziehung, an meinem Leben (bitte nicht falsch verstehen, an meiner Art und Weise zu leben, nicht an meinem Leben selbst...)

Ich habe die letzten Jahre nur gelebt um für Mama und meine Familie da zu sein, um mit ihr zu kämpfen und nun ist da ein Loch! Ich merke, dass ich die letzten Jahre meines Lebens nicht bewußt gelebt habe - ich habe mich vergessen und jetzt steh ich da und alles was ich dachte, es sei gut bin ich mir nicht sicher. Ich war ja die letzten Jahre ja gar nicht anwesend - Oh Gott, ich höre mich an wie ne Irre..

Hoffentlich versteht ihr was ich meine, das um was sich mein Leben gedreht hat ist weg
Ich habe die letzten Jahre keine Freundschaften gepflegt, bin nicht weggegangen, habe nichts für mich getan. Wenn ich nicht für Mama da war, habe ich den Rest der Kraft in die Beziehung gelegt und jetzt fühle ich mich ausgebrannt und als hätte ich die letzten Jahre MEINES Lebens versäumt.
Am liebsten würde ich ausbrechen und versuchen wenigstens wieder ein bißchen mein Leben zu leben, machen was mir Spaß macht.. Aber so einfach ist das nicht, ich bin einfach nicht mehr dieselbe und mein Partner kanns nicht verstehen.
Wie auch?? Ich versteh es nicht mal selbst... Also kann ich es ihm auch nicht erklären und natürlich kriselt es jetzt. Was mach ich nur??

Kennt das jemand? Würde mich freuen, wenn mir jemand antwortet

Ich wünsche Euch von Herzen alle Kraft der Welt!
GLG
Romy

Sabishi
13.10.2009, 18:36
Liebe Romy,
Du hörst bestimmt nicht wie eine Irre an (auch wenn Du das meinst)!! Oder soll ich mich Dir anschließen? Ich stelle alles in Zweifel was ich während der Pflege meiner Mama gemacht habe und jeden Tag finde ich etwas anderes was ich besser / anders hätte machen sollen.
Ich schreibe Dir diese Zeilen nur, damit Du Dich mit Deinen Gefühlen nicht allein fühlst.
Leider kann ich Dich nicht trösten und Dir keinen Rat geben - ich möchte Dir nur sagen, dass Deine Gefühle ganz normal sind.
Weisst Du was Dir Spaß macht? Wenn ja dann tue es. Und vor allem glaube ich, dass es wichtig ist, dass wir mit uns selber Geduld haben. Und lass bzw. nimm Dir so viel Zeit wie Du brauchst.
Viele Grüße
Maria

Romy 2010
13.10.2009, 21:18
Liebe Maria,

vielen Dank für Deine Antwort. Ooh ja, das kenn ich auch - was mir nicht immer noch alles einfällt, was ich anders hätte machen können! Wie ich mich besser um sie kümmern hätte können. Ich denke, das geht vielen so - es reicht nie was man gemacht hat, zumindest nicht für einen selbst.. Man ärgert sich über Dinge, die man im Nachhinein einfach besser weiß!
Aber Maria woher sollen wir denn alles wissen?? Wir sind keine Fachkräfte.. Ich weiß aber genau, von was Du redest - man hat das Gefühl man hätte noch mehr geben können.

Du hast wohl recht, ich muss geduldig sein.. Aber ich bin mit dem allen so überfordert und sie fehlt mir so - mit ihr hab ich doch solche Dinge immer besprochen..

Ja, ich weiß schon was mir Spaß macht - ich würde einfach gerne öfter weggehen mich mit Freunden treffen und versuchen mich wieder dem "normalen" Leben einer jungen Frau anzunähern. Am WE shoppen gehen, mit Freundinnen Kaffee trinken, abends auf den Putz hauen... Das, was die letzten Jahre nicht drin war, wieder was erleben und mich nicht jedes WE auf meiner Couch verkrümeln
Aber ich bin seit 6,5 Jahren in einer Beziehung und irgendwie kommt er mit meiner Entwicklung nicht zurecht. Ich war früher auch so, aber so kennt er mich eben nicht, das ist solange her..

Vielen Dank für Deine Gedanke
Romy

sandrah
17.11.2010, 19:59
Hallo ihr Lieben,
ich denke an euch alle hier!!!
Wünsche euch viel Kraft und Zuversicht!
Herzliche Grüße
Sandra

Tamina4
05.10.2011, 02:15
Hallo ihr Lieben,

Meine Mutter ist am 11.September nach langer Krankheit gestorben. Sie hatte zwar keinen Krebs, sondern Multiple Sklerose, aber ich konnte kein anderes Forum zu dem Thema finden, vor allem keines, das so gut gepasst hätte. Ich bin nämlich auch noch eine relativ junge Tochter, in ein paar Tagen werde ich 26. Ich weiß gar nicht genau was ich Neues mitzuteilen habe, einerseits könnte ich seitenweise über das Thema "meine Mutter" schreiben, andererseits erscheint es mir so sonnenklar. Ich vermisse sie einfach so wahnsinnig. Sie ist völlig unerwartet gestorben, denn mit MS kann man eigentlich lange leben und es führt nicht unbedingt zum Tode. Meine Mutter war erst 55 Jahre alt, und ich war gerade im Urlaub in Italien als sie starb. Ich habe zwar nicht das Gefühl, dass ich es verpasst habe ihr etwas Wichtiges zu sagen, aber ich hätte ihr so gerne noch so, so viele Dinge gesagt. Ich würde so viel dafür geben, sie noch einmal in den Arm nehmen zu dürfen. Wir haben bis vor Kurzem noch all ihre Kleidung hier gehabt, denn sie ist ja erst vor ein paar Wochen gestorben. Alles hat noch nach ihr gerochen. Ich habe mich dann gezwungen, alles zu waschen und das Meiste in die Altkleidersammlung zu geben. Denn mein anderer Gedanke war, die Kleidung die nach ihr riecht irgendwie zu konservieren, damit der geliebte Geruch nie verloren geht. Und das erschien mir irgendwie nicht gut, nicht "gesund" für den Heilungsprozess, sie so künstlich "festhalten" zu wollen, ihren Geruch. Dabei hätte ich mich ewig in der Kleidung vergraben können, die noch nach ihr duftete. Der geliebte Geruch meiner Mutter....ich glaube, die Liebe zur Mutter ist eine der stärksten überhaupt. Ich hätte sie so, so gerne noch hier gehalten. Ich hätte ihr noch so vieles sagen wollen, sie so vieles fragen wollen. Ich dachte immer, ich hätte noch so viel Zeit, und dass ich das Meiste schon wüsste. Ich glaube, das Wichtigste habe ich ihr gesagt. Wie sehr ich sie lieb habe. Das habe ich ihr noch gesagt, kurz bevor ich in Urlaub geflogen bin. Da sah ich so etwas in ihren Augen, was ich nur unbewusst wahrgenommen habe. Ich weiß noch, wie ich mich unwillkürlich über den Ausdruck in ihren Augen wunderte. Als sei ein Teil schon im Begriff, zu gehen...meine Mutter hatte nun seit 15 Jahren MS, die Krankheit war so schwer, dass sie nur noch den linken Arm und das Gesicht bewegen konnte. Sie verschluckte sich ständig so schwer, dass sie kurz davor war, zu ersticken. Ich bin so froh, dass ihr das nicht passiert ist. Sie wurde einfach bewusstlos und dann hörte ihr Herz auf zu schlagen. Das geliebte Herz meiner Mutter. Ich kann es einfach nicht fassen. Momentan gehe ich ganz gut damit um, denn ich wohne im Moment (nach meinem Studium) wieder zuhause, gemeinsam mit meiner Schwester und meinem Vater, und wir gehen gemeinsam sehr gut damit um und sind sehr nahe zusammengerückt, emotional. Ich habe aber das Gefühl, dass es mich jederzeit plötzlich treffen könnte, dieses plötzliche Erkennen: Ich werde meine Mutter in diesem Leben nie mehr wiedersehen. Ich muss auf ein paar Momente hoffen, in denen sie mir vielleicht im Traum begegnet. Und immer diese Frage: Denkt man sich den Himmel nur aus, oder gibt es ihn wirklich? Ich stelle mir vor, dass ihre Seele nun wieder ein Teil des Weltganzen geworden ist, und dass meine Mutter, Evi hieß sie übrigens, nun überall um uns herum ist. Wenn die Sonne scheint, oder der Wind leicht weht....wenn ich etwas Schönes sehe...dann stelle ich mir vor, dass meine Mutter in all dem ist. Sie ist vor allem tief in mir drin, ein Teil von mir, den mir niemand nehmen kann. Sie wird immer sehr stark da sein. Und sie muss nun nicht mehr leiden. Für sie ist es so das Beste, wenn man sie schon nicht heilen konnte.

Es stimmt, ich definiere mich nun irgendwie etwas anders, jetzt wo ich selbst keine Mutter mehr habe. Wo der Mensch, der mir diese ultimative Geborgenheit gegeben hat, nicht mehr lebt. Wisst ihr, welchen absurden Gedanken ich manchmal habe? Als ich ein kleines Kind war, hatte ich sehr starkes Asthma und Allergien. Und meine Mutter ist mit mir um die halbe Welt zu verschiedenen Ärzten gereist, um mir zu helfen, was sie schließlich auch sehr gut geschafft hat. Sie war eine echte Löwenmama. Und nun frage ich mich manchmal, was wohl wäre, wenn ich schwer krank werden würde. Ob sie dann von den Toten auferstehen würde, um ihrem Kind zu helfen. Dann wünsche ich mir fast, dass ich so sehr krank werde, dass sie gezwungen ist, wiederzukommen. Das ist kein Gedanke eines erwachsenen Menschen, eher der eines trotzigen Kindes, das weiß ich. Das ist der Teil in mir, der Kind geblieben ist. Der andere Teil, der Erwachsene, wünscht sich eigene Kinder. Es ist ganz seltsam, seit dem Tod meiner Mutter habe ich den starken Wunsch danach, selber Mutter zu werden und meine Kinder zu umsorgen. Dadurch fühle ich mich irgendwie meiner Mutter nahe, die eben so durch und durch Mutter war. Sie war die geborene Fürsorge, Wärme und Herzlichkeit.

Ich habe auch das Gefühl, dass ich durch den Tod meiner Mutter "weicher" geworden bin. Kleine Dinge die mich früher geärgert haben, regen mich jetzt nicht mehr so sehr auf. Vielleicht ändert sich das mit der Zeit wieder, aber ich habe das Gefühl, dass ein Teil von mir nun immer den möglichen Tod vor Augen hat und die Tatsache, dass nur das Wesentliche wirklich zählt. Außerdem empfinde ich eine gewisse "Freude" auf den Tod. Nicht dass ich sterben möchte, im Gegenteil, ich möchte ein schönes Leben haben, Kinder versorgen und meinen zukünftigen Mann glücklich machen, ich möchte schön und erfüllt leben....aber ich freue mich darauf, irgendwann zu sterben, weil ich dann meine Mutter wiedersehen werde, hoffentlich. Die Tatsache, dass man nach dem Tod so innig geliebte Menschen wiedersieht, nimmt dem Tod sein Bittres, finde ich. Meine Mutter hat ihre eigene Mutter niemals kennengelernt und hatte eine ziemlich boshafte Stiefmutter, von der sie nie geliebt wurde, das kann man leider wirklich so sagen. Nun wünsche ich meiner Mutter von ganzem Herzen, dass sie nun im Himmel mit ihrer eigenen Mutter vereint ist und merkt, dass auch sie eine Mutter hat, von der sie von Herzen geliebt wird.

Ach Gott wie man sieht könnte ich wirklich ewig über meine Mutter schreiben....es tut einfach gut, zu wissen, dass es hier im Forum Menschen gibt, die einen besser verstehen können als solche, die eben so etwas oder etwas Ähnliches noch nicht erlebt haben. Vor allem auch die lange Krankheit vor dem Tod...dieses langsame Dahinschwinden, das langsame Sterben....15 Jahre hat es bei meiner Mutter gedauert...ich weiß nicht mehr, wie oft ich Gott wirklich innig darum gebeten habe, sie wieder gesund zu machen. Wie ich mir ausgemalt habe, was ich alles dafür hergeben würde. Ich glaube, ich hätte mein eigenes Leben dafür gegeben, dass sie wieder gesund ist. Ich stelle mir jetzt manchmal vor, dass wir uns alles nur eingebildet haben, und dass sie in Wirklichkeit ganz gesund und glücklich ist. Gestern, als wir eine Bekannte vom Zug abholen sollten, habe ich mir vorgestellt, wie es wäre, meine Mutter vom Zug abzuholen. Wie sie lachend und strahlend und schön und wieder jung und gesund aussteigen würde, mit einem Koffer hinter sich. So eine wunderschöne Illusion. Das Leben ist nicht fair, finde ich. Das Leben ist ganz und gar nicht fair, und an einen "Gott Vater" im christlichen Sinne kann ich nicht glauben. Wenn es da oben wirklich einen vaterähnlichen Gott gäbe, dann hätte er meine geliebte Mutter niemals so sehr leiden lassen. Sie hatte nichts Böses getan. Ich glaube höchstens an eine Lebenskraft, die Liebe, und das "Weltganze", eine Art von Weltseele, die aus all dem Leben und der Liebe auf der Welt besteht. Eine Kraft von der man kommt und in die man zurückkehrt wenn man stirbt. Denn Energie geht niemals verloren, sie ändert höchstens ihre Form.

Nun gehe ich ins Bett....danke dafür, dass jemand vielleicht diese Zeilen liest. Es tut gut, das zu teilen....

Tamina

She2299
15.10.2011, 00:50
Hallo

So nun gibts noch ne dritte Sandra und ich habe das gleiche Schicksal wie alle hier. Meine Mum hatte Brustkrebs, man hatte es zu spät entdeckt, der Krebs hatte bereits gesteut und es waren Knochen, Leber, Lunge betroffen und sie hatte auch leider schon im Gehirn einen Tumor ! Sie hatte von April 2007 bis März 2009 gekämpft, bekam Chemo, Bestrahlung, und hatte leider serh viel durchmachen müssen, mit zerreißt es jetzt noch das Herz wenn ich nur dran denken muß, sie fehlt unendlich, meine über alles geliebte Mama, ich würde alles was ich habe hergeben wenn ich dich noch einmal umarmen und drücken könnte ....













Hallo Sandra,

(das ist komisch, ich heisse auch Sandra, und irgendiwe fühlt sich das so an, als würde man sich selbst schreiben...)

Es tut mir sehr leid für Dich, daß Deine Mutter gestorben ist. Ich glaube, ich kann das Gefühl von Sehnsucht und Verlassensein ganz gut nachvollziehen, auch wenn es bei jedem von uns sicherlich etwas anders aussieht.

Meine Mutter starb im Januar, und nach vier Monaten, in denen alles wunderbar geklappt hat, haut mich die Tatsache, daß ich sie nie wiedersehen werde, jetzt seit einiger Zeit total um. Ich bin manchmal kaum fähig, den Alltag hinzukriegen, der Schmerz in mir lässt nicht nach, er wird Tag für Tag schlimmer.

Du hast Recht, Probleme von früher (über die andere Menschen noch so rumjammern) sind nicht mehr so wichtig, man bekommt Gespür für das, was wirklich zählt im Leben. Und damit kommen viele um uns herum erst mal nicht klar. Ich finde plötzlich z.B. einige meiner Freunde ziemlich oberflächlich und weiss nicht mehr, worüber ich mit ihnen reden soll. Andere dafür, die ich vorher gar nicht so wahrgenommen hatte, sind mir sehr wichtig geworden.
So oder ähnlich wird es bei Dir auch sein, oder?

Daß die Ärztin so ehrlich zu Dir war, ist vielleicht gar nicht so verkehrt, aber sie hätte Dich damit nicht so alleine lassen dürfen. Denn auch wenn wir schon "erwachsene" Kinder sind (ich bin 27) tut es verdammt weh, wenn man weiss, daß die Mutter, die man über alles liebt, mit ihrem Leben kämpft.

Aber es gibt solche und solche Ärzte, mir sind aus der Rubrik "Der Angehörige ist mir egal" auch einige begegnet, und vor allem einige, denen anscheinend auch meine Mutter absolut egal war, weil man bei ihr ja sowieso "nichts mehr machen" konnte....

Ich hab`oft genug meine Wut an solchen Leuten ausgelassen, und gemerkt, daß hinter der Fassade eines "Weisskittels", die immer so gefestigt erscheinen, manchmal nur ein kleiner, selbstunsicherer Kerl steckt, der sein Unwissen über die Materie unter Arroganz versteckt.

Aber es gibt auch andere, und ich bin froh, daß meine Mutter und ich zwei Ärzte kannten, die uns wirklich geholfen haben, nicht nur meiner Mutter, auch mir. Und wenn es nur darum ging, mir Mut zu machen, nie die Hoffnung aufzugeben.

Redet Ihr eigentlich noch oft von Deiner Mutter? Ich habe das Gefühl, keiner will mehr mit mir über sie reden, dabei würde mir das so sehr helfen. Aber irgendwie zucken die Leute zusammen, wenn ich das Wort "Mama" erwähne. Ich denke manchmal, daß ich von allen um mich herum am besten mit dem Thema Tod und Krebs zurecht komme, aber das macht einsam.

Ich weiss nicht, ob ich Dir ein paar Deiner Fragen beantworten konnte, ich wünsche Dir auf jeden Fall viel, viel Kraft und alles Liebe,

Die andere Sandra ;-)

jushi
22.10.2011, 12:18
hallo tamina4,

ich habe gerade deine worte gelesen und mich in so vielem wiedergefunden. auch meine mutter ist nach langer krankheit gestorben, vor einer woche, gestern war die beerdigung. auch sie ist nur 55 jahre alt geworden, ich bin 28.

tamina, ich würde mir gerne mit dir schreiben, allerdings lieber per email als hier im forum. hast du lust? wenn ja, meld dich doch. ich würde mich sehr freuen.

liebe grüße

j.

änneken
04.03.2012, 23:35
Schade, dass hier schon so lange nichts mehr geschrieben wurde, denn ich denke, das ist ein Thema, was leider immer aktuell ist.

Ich bin jetzt 33 Jahre alt und habe meine Mama vor 2,5 Jahren verloren.
Es tut heute manchmal noch ganz genau so weh, wie am ersten Tag.

So oft m uss ich noch daran denken, wie die letzten Tage ihres Lebens waren. Das schmerzt.
Wie habt ihr diese Zeit erlebt ?

Sie feht mir so sehr :engel::engel::engel:

biancaneve
05.03.2012, 19:12
Liebe Änneke,

leider und gottseidank bist Du nicht alleine. Bei mir ist auch schon "länger" her, aber bald naht der 6. Todestag meiner Mutter. Ich war knapp 28, als sie den Kampf gegen den Brustkrebs verlor.

Man sagt immer, es wird besser mit der Zeit - ich sage mittlerweile, es wird anders. In diesen sechs Jahren ist viel passiert, ich habe geheiratet, mich beruflich weiter entwickelt, ich gönne auch meinem Vater das neue Glück, das er gefunden hat.

Trotzdem werde ich diese Tage im April 2006 nicht vergessen. Am Sonntag, dem 2. April 2006 brachte ich sie ein letztes Mal ins Krankenhaus, am gleichen Tag wurden weitere Besuche wegen Ansteckungsgefahr untersagt, ahnungslos fuhr ich am Tag danach auf Dienstreise.
Am Montag haben wir noch via Fax kommuniziert, am Dienstag hatte ich ein komisches Gefühl, brachte aber nichts aus meinem Vater heraus. Am Mittwoch vormittag der Anruf, ich solle so schnell wie möglich nach Hause kommen. Um 15:25 Uhr am 5.4.2006 saß ich im Flugzeug. Ich schaue noch auf die Uhr, stelle fest, der Flieger ist pünktlich, er startet durch strahlenden Sonnenschein über die Innsbrucker Nordkette hinaus. Nach 15 Minuten die Durchsage: "Zu ihrer Linken die Stadt Salzburg" - wir waren auf Rekordkurs unterwegs. Nach weiteren 25 Minuten rollt die Maschine in Wien aus. Ich hatte bereits einen Anruf in Abwesenheit vom Krankenhaus und von meinem Vater. Ich saß auf dem Boden in der Ankunftshalle, mein Gepäck rund um mich verstreut, nahm die Nachricht entgegen, dass meine Mutter tot ist. Ich fuhr auf direktem Weg ins Krankenhaus, ein letzter Abschied. Der Totenschein - Todeszeitpunkt 15:25 Uhr. Ist es geschätzt oder wahr? Es ist wahr, sagt mein Vater, ich habe ihr noch gesagt, Alexandra sitzt jetzt sicher schon im Flugzeug...

Ich habe mir lange Vorwürfe gemacht, warum ich nicht schon früher gekommen bin. Erst Monate später habe ich die gesamte Krankenakte gelesen. Danach wusste ich, dass sie mich bereits am Dienstag wohl nicht mehr erkannt hätte. Vielleicht wollte sie auch bewusst gehen, bevor ich komme... wer weiß. Wie oft wollen Mütter ihre Kinder schonen, egal ob sie 8, 18 oder 28 sind...

Die Zeit heilt alle Wunden - nun, wie schon gesagt, es wird anders. Der erste Geburtstag, das erste Weihnachten - das erste Jahr war hart. Irgendwann weicht die Trauer der Erinnerung, aber ich könnte nicht mehr sagen, wann genau das war... Hart ist es immer noch, und nichts wird so sein wie vorher, aber man beginnt nach vorne zu sehen.

Ich würde mich freuen, mich mit Euch auszutauschen!

Liebe Grüße
Alexandra

Mel_1
05.03.2012, 20:04
Hallo,

als meine Mama an Lungenkrebs erkrankte, war ich 36! Ich hatte ein langes Gespräch mit den Ärzten, die mir sagten, dass die Zeit begrenzt ist.
Ich wohnte aber ca 1000km von ihr weg. Es war damals so hart, sie an der Klinik zu verabschieden, da ich irgendwie wußte, es wird das letzte Mal sein, wo ich sie im Arm halte.
Meine Mama schlug sich aber wacker, wir telefonierten tgl und sie war für mich da, als kaum 6 Wochen später mein Mann auch an Krebs erkrankte und 6 Wochen später verstarb.
Sie war so stark, war telefonisch für mich da, egal wie bescheiden es ihr nach Chemo und Co ging.
Mir ging es damals richtig schlecht, mußte mein Leben auch erstmal wieder in Griff bekommen.
Meine Mama verstarb 6 Monate nach meinem Mann....ganz schnell und plötzlich, es gab für den schnellen Tod keine Anzeichen.
Da sie weit weg wohnte, konnte ich das irgendwie schwer realisieren, erst, als ich an ihrem Sarg stand und Abschied nahm.
Aber es war für mich auch irgendwie ein Neuanfang, das sagten die Ärzte und Psychologen damals zu mir, da der schwarze Tag nun auch gekommen war.
Bei meiner Mama trauerte ich jeden Tag wo sie lebte und sich quälte...auch war die große Trauer von meinen Mann da.
Aber ich denke so oft an meine zwei Sterne am Himmel und hoffe, sie finden das alles gut, wie ich das Leben meister.
Den Wunsch den meine Mama an mich hatte...dass ich nicht alleine bleiben soll, konnte ich ihr bis heute noch nicht erfüllen...ich lebe noch immer alleine.
LG
Mel

Cornelia2010
07.03.2012, 20:03
Meine Mutter verstarb im Jänner 2011 und bis heute kann ich damit nicht umgehen. sie war gerade 60 geworden, ich 34. erwachsen sicher, und doch brauche ich sie so sehr, fühl mich so unselbständig, so allein. zeit heilt wohl leider nicht alle wunden, das muss ich jeden tag wieder erkennen. ich bin selbst mutter von 3 kindern, versuche für sie irgendwie das leben am laufen zu halten. gut schaff ich das nicht. psychisch scheine ich ziemlich am ende, physisch wohl auch. ich weiß nicht, wie ich mein leben wieder in den griff bekommen kann. die unterstützung einer sehr einfühlsamen psychologin hilft mir sehr, aus meiner krise heraushelfen kann sie mir allerdings auch nicht, da ich das selbst wohl nicht will. manchmal ist da die unbegreifliche wut auf alles, der hass, oft regiert die irrsinnige trauer, die tränen und das gefühl zu ersticken, doch meistens bestimmen die leere, die enge, die einsamkeit, die panik, das herausgerissene herz und folternde messer meinen alltag, den ich so unerträglich finde. es wird besser, habe ich schon oft gelesen, nur anders... ich kanns nicht wirklich glauben, weiß nicht, wie ichs akzeptieren soll und mir selbst wieder ein leben und den willen zu veränderung/besserung zugestehen kann...

Ragazza
16.03.2012, 23:17
Hallo!
Ich bin 25 Jahre alt mein Vater(58) ist nach 3Monaten Krankheit an Lungenkrebs verstorben (1/2012)
Ich würde mich freuen, wenn sich andere Betroffene bei mir melden würden.
Meine grenzenloses Einsamkeitsgefühl im Schmerz tut weh.
yve - maria a t web .de

Estella81
16.07.2012, 14:40
Hallo Zusammen,

ich möchte mich hier auch mal mit melden, wenngleich es mir so wahnsinnig schwer fällt ! Mir steht euer Schicksal noch bevor...meine Mama hat Krebs mit multiplen Metastasen in Leber, Bauch und Lunge. Sie bekommt extrem starke Schmerzmittel und isst fas nichts. Bekommt aber Infusionen. Keiner weiß, ob Sie noch mal eine Chemo verkraftet...
Aber fakt ist, meine Mama ist mein Leben, ich weiß nicht wie ich ohne Sie weitermachen soll. Zudem bin ich schwanger und kann mich gar nicht richtig auf das Baby freuen, denn ich wöllte so gern daß Sie auch noch was davon hat. Sie ist erst 55 und wie das bei einer richtigen Mama ist, ist und war Sie bisher immer die einzige Person die mich wirklich richtig verstanden hat !!!
Ich habe das Gefühl mein Leben geht zu Ende...obwohl ich ein neues in mir trage. Meine Mama ist meine beste Freundin und ich kann auch nicht mehr anders als weinen, weinen, weinen...manchmal habe ich das Gefühl ich bin in einer anderen Welt...ständig Angst, ich kann keine Nacht mehr wirklich schlafen, fantasiere und rufe nach meiner Mama...auch mein Freund kann mir nicht helfen...niemand...wenn ich nicht schwanger wäre, wüsste ich nicht ob ich weiter machen kann, aber so bin ich ja gezwungen...man ist so hilflos...und hat ständig das Gefühl zusammenzubrechen. Warum gibt es nichts, was einem hier helfen kann ?

LG an alle da draußen von Sabrina.

Selena74
16.07.2012, 22:28
Ich wünsche Dir viel kraft.. :pftroest::pftroest: Ich kann mir vorstellen ,s ehr gut sogar wie es Dir gerade geht.. Ich war 33 und mein Sohn gerade 15 Monate alt, als meine Mama starb.


Hallo Zusammen,

ich möchte mich hier auch mal mit melden, wenngleich es mir so wahnsinnig schwer fällt ! Mir steht euer Schicksal noch bevor...meine Mama hat Krebs mit multiplen Metastasen in Leber, Bauch und Lunge. Sie bekommt extrem starke Schmerzmittel und isst fas nichts. Bekommt aber Infusionen. Keiner weiß, ob Sie noch mal eine Chemo verkraftet...
Aber fakt ist, meine Mama ist mein Leben, ich weiß nicht wie ich ohne Sie weitermachen soll. Zudem bin ich schwanger und kann mich gar nicht richtig auf das Baby freuen, denn ich wöllte so gern daß Sie auch noch was davon hat. Sie ist erst 55 und wie das bei einer richtigen Mama ist, ist und war Sie bisher immer die einzige Person die mich wirklich richtig verstanden hat !!!
Ich habe das Gefühl mein Leben geht zu Ende...obwohl ich ein neues in mir trage. Meine Mama ist meine beste Freundin und ich kann auch nicht mehr anders als weinen, weinen, weinen...manchmal habe ich das Gefühl ich bin in einer anderen Welt...ständig Angst, ich kann keine Nacht mehr wirklich schlafen, fantasiere und rufe nach meiner Mama...auch mein Freund kann mir nicht helfen...niemand...wenn ich nicht schwanger wäre, wüsste ich nicht ob ich weiter machen kann, aber so bin ich ja gezwungen...man ist so hilflos...und hat ständig das Gefühl zusammenzubrechen. Warum gibt es nichts, was einem hier helfen kann ?

LG an alle da draußen von Sabrina.

Bina1982
17.07.2012, 13:05
Liebe sabrina,
ich wünsche dir und deiner Mama weiterhin ganz viel Kraft von ganzem Herzen. ich weiß wie du dich fühlst. Meine Mum ist auch erst 53 Jahre alt gewesen...ich habe sie vor 9 Monaten verloren und sie fehlt mir unendlich. Sei stark für sie und für das baby das du ihn dir trägst.

....der Sohn meines Bruders ist jetzt 6 Wochen alt.......

Liebe Grüße Sabrina

Blueeyes37
17.07.2012, 20:14
Liebe Sabrina,

es tut mir leid für Dich das Du das durchmachen musst, sei stark für Dein Baby.
Ich weiß wie es Dir geht, ich bin 34 und habe meine Mama vor 6 Monaten mit 52 Jahren an diese Sch... Krebs verloren, mein Sohn ist 3 und war das ein und alles meiner Mama.
Ich wünsche Dir viel Kraft.

Liebe Grüße

Sandra

Denise1988
29.08.2012, 10:42
Hallo an euch alle,

jetzt sitze ich hier und stelle fest, wie schwer es doch ist, auch nur einen vernünftigen Satz zu schreiben.

Auch ich muss mich nun mit dem bevorstehenden Tod meiner geliebten Mama auseinander setzen. Letzten Donnerstag haben wir erfahren, dass die Ärzte auch die dritte Therapie einstellen. Der verdammte Krebs wehrt sich mit aller Gewalt und es ist so grausam zu sehen, was er meiner Mama antut!
Die Zeit die uns noch bleibt, beschränkt sich auf sehr wenige Monate - 6-8 Wochen, vielleicht mehr oder weniger! Ärzte sind keine Götter oder Wahrsager, so hoffe ich inständig, dass sie noch länger bei mir bleibt!

Ich bin 23 Jahre alt, meine Mama gerade einmal 52 und ich ringe um Luft bei dem Gedanken sie schon bald beerdigen zu müssen. Ich bin einfach so fassungslos, schockiert und im selben Moment fühle ich mich so leer! Es fühlt sich an, als würde das alles gar nicht uns passieren und im nächsten Moment ist es wieder so real... Ein schlag ins Gesicht.

Ich habe Angst vor dem was kommt! Ich habe Angst davor mein Leben ohne sie zu leben! Sie wird nicht in ein paar Jahren auf meiner Hochzeit tanzen und auch meine Kinder nie kennen lernen können! Dabei wäre sie eine so großartige Oma!

Ich bin so dankbar, dass ich meine Familie habe - sie geben mir halt. Ich schäme mich aber fürchterlich für meine Gedanken!

Ich weiß, dass mein Vater sehr damit zu kämpfen hat, auch wenn meine Eltern seit ca 2 1/2 Jahren getrennt leben. Auch er wird in ein Loch fallen wenn sie stirbt. Aber es fällt mir schwer ihm das zu zugestehen! In meinem Kopf artet das in eine Art Wettstreit aus, wer sie mehr lieb hat!

Meine Tante kann mich gut verstehen, meine Oma starb im letzten Jahr und war auch noch nicht sehr alt, aber sie war Anfang 70! Warum muss meine Mama schon so früh gehen?!? In meinem Herzen kommt bei diesem Gedanken Eifersucht auf, dass meine Tante 47 war, als sie Abschied nehmen musste!

Mein Freund ist sooooo großartig!!! Ich liebe ihn sehr! Er ist immer für mich da und geht so toll auf mich ein!!! ABER wenn es mir gerade einmal schlecht geht und er nicht so reagiert wie ich es mir gerade wünsche, kommt sofort Frust in mir auf!!!

Ich fühle mich wie der GRÖßTE Egoist der Welt!!! Ich hoffe, dass diese dämlichen Gedanken bald wieder gehen!!!
Es ist zwar irgendwie unangenehm die Gedanken aus zusprechen bzw. sie nieder zu schreiben, aber es befreit mich irgendwie auch!

Ich hoffe, ihr verzeiht mir diesen Roman und dass es wahrscheinlich auch ein bisschen wirre ist, aber vielen Dank für eure Aufmerksamkeit :)

Liebe Grüße,
Denise

Aquintos
30.08.2012, 20:24
Hallo Denise,

ich kann Deine Sorgen und Gedanken gut verstehen.

Als mein Papa im Mai gestorben ist (mit 64) und ich ein paar Tage später mit dem Rad unterwegs war, hätte ich alle "alten Säcke" die ebenfalls mit dem Rad unterwegs waren, steinigen können.
Wieso fahren DIE noch Rad und mein Papa NIE mehr.
Ich hatte eine Wut auf jeden "alten" Mann, der mir begegnet ist und dachte: "Die sind mindenstens 20 Jahre älter und leben noch....und Papa ist tot."
Alles erschien so ungerecht! Wieso ER, wieso nicht Person XY?

Auch mit der Aussage "Vielleicht noch 4-6 Wochen" muss man erstmal klarkommen. Da ist ein Endpunkt in Sicht, vielleicht ein Datum sogar...
Meine Mutter hat bei 6 Wochen ein Kreuz auf den Kalender gemacht, nach dem Motto: Bis dahin haben wir ihn noch!
Als aber nach 4 1/2 Wochen mein Papa verstorben war stand meine Mutter ratlos vor Ihrem Kalender: "Hm, aber da fehlen doch noch 1 1/2 Wochen. Das ist nicht fair!".

Du siehst also, daß auch andere "seltsame" Gedanken haben in dieser Ausnahmesituation. Schön, daß Dein Freund Dir beiseite steht und auch Deine Tante. Die nächste Zeit wird nicht einfach.

Halt die Ohren steif; alles Gute und bis bald.
Aqui

molüfunidami
30.08.2012, 20:48
liebe aqui!

es ist so schön, dass du es beim namen nennst!
mein mann ist selbständiger akustiker- und optikermeister, ich arbeite in der firma mit.
wir haben dementsprechend viel mit "älteren" menschen zu tun. und es gibt so manchen 90jährigen, der (die) über ihr gehör nörgeln, weil es ja trotz hörgerät nicht ein "neues" bzw. das alte ohr ist.
ich war manchmal sooo wütend auf diese menschen, habe gedacht, ihr mit 90 jahren meckert über euer hören, aber meine ma musste mit 63 sterben!!!

ja, manchmal hadern wir mit dem schicksal, können es nicht verstehen, weil es einfach viel zu weh tut.

aqui, danke für deine offenen worte, auch wenn ich jetzt über diesen punkt hinaus bin, lag er mir so manches mal quer, und jetzt habe ich ihn auch mal rausgelassen...

im übrigen mag ich total gerne diese alten menschen, meistens sind sie unglaublich liebenswert und haben solch eine lebensweisheit, der ich immer wieder gerne zuhöre und auch dazulerne.

liebe grüsse, dani

lunamoon79
08.09.2012, 23:20
Hallo Estella81,
ich habe deinen Beitrag erst jetzt gelesen, wie geht es dir? Ich war bis jetzt stille Mitleserin dieses Forums.
Meine Mutter starb letztes Jahr an BSDK, ich war in der 37 Schwangerschaftswoche. Ich saß 8 Wochen am Sterbebett meiner Mutter, es war eine furchtbare Zeit. Die Menschen in meinem Umfeld, Ärzte, Hospizmitarbeiter ... sie waren alle überfordert mit unserer Situation. Aber ich war stark ... für mein Kind, für meine Mutter, sie hätte sich nie verziehn wenn ihrem Enkel etwas zugestoßen wäre. Sie sagte mal zu mir "was tuhe ich dir an" ddieser Satz verfolgt mich bis heute in meinen Träumen ... Melde dich mal.

Lunamoon79

QUOTE=Estella81;1130176]Hallo Zusammen,

ich möchte mich hier auch mal mit melden, wenngleich es mir so wahnsinnig schwer fällt ! Mir steht euer Schicksal noch bevor...meine Mama hat Krebs mit multiplen Metastasen in Leber, Bauch und Lunge. Sie bekommt extrem starke Schmerzmittel und isst fas nichts. Bekommt aber Infusionen. Keiner weiß, ob Sie noch mal eine Chemo verkraftet...
Aber fakt ist, meine Mama ist mein Leben, ich weiß nicht wie ich ohne Sie weitermachen soll. Zudem bin ich schwanger und kann mich gar nicht richtig auf das Baby freuen, denn ich wöllte so gern daß Sie auch noch was davon hat. Sie ist erst 55 und wie das bei einer richtigen Mama ist, ist und war Sie bisher immer die einzige Person die mich wirklich richtig verstanden hat !!!
Ich habe das Gefühl mein Leben geht zu Ende...obwohl ich ein neues in mir trage. Meine Mama ist meine beste Freundin und ich kann auch nicht mehr anders als weinen, weinen, weinen...manchmal habe ich das Gefühl ich bin in einer anderen Welt...ständig Angst, ich kann keine Nacht mehr wirklich schlafen, fantasiere und rufe nach meiner Mama...auch mein Freund kann mir nicht helfen...niemand...wenn ich nicht schwanger wäre, wüsste ich nicht ob ich weiter machen kann, aber so bin ich ja gezwungen...man ist so hilflos...und hat ständig das Gefühl zusammenzubrechen. Warum gibt es nichts, was einem hier helfen kann ?

LG an alle da draußen von Sabrina.[/QUOTE]

jushi
10.09.2012, 17:41
bald jährt sich der todestag meiner mama. der verlust liegt schon länger zurück, begann vor 18 jahren und dann ging sie in kleinen schritten. meine trauer hat viele gesichter, sehr viele, und eines davon sind die vorwürfe, die ich mir mache.

wenn ich die uhr zurückdrehen könnte, würde ich viel mehr für sie tun. sie öfter anrufen, öfter besuchen, öfter schreiben. mit ihr spiele spielen, fotos gucken, lieder hören, ihr helfen das buch zu schreiben das sie immer schreiben wollte.

warum habe ich es nicht getan? das ist die frage, die schwer zu beantworten ist. und doch hoffe ich so sehr, mit der zeit eine antwort zu finden, die mich ruhiger werden lässt. die mich mehr und mehr annehmen lässt, dass es war wie es war.

ich hatte wenig kraft, ich war überfordert, schon mit meinem eigenen leben. ich habe lange gebraucht, um die krankheit meiner mutter zu akzeptieren. trotz aller guten vorsätze schwand meine energie in ihrer gegenwart. und auf manche ideen bin ich einfach nicht gekommen, keine ahnung warum! glaubte, ich müsste ihr helfen, ihr gedächtnis zu trainieren, anstatt ihre demenz zu akzeptieren und geeignete spiele zu finden und gemeinsam in erinnerungen zu schwelgen. viel szu pät kam ich drauf, nämlich ein paar wochen bevor sie ins koma fiel. viel zu spät kam meine einsicht und das tut mir so weh!

dass sie für immer weg ist, tut weh. aber auch, dass ich es nicht geschafft habe, die zeit die wir noch hatten (von der ich nicht ahnte, wie kurz sie sein wird), schöner zu gestalten. für sie und für mich. das tut so unendlich weh und ich weiß einfach nicht, wie ich damit umgehen soll.

kennt ihr das? wenn ja, wie geht ihr damit um?

Estella81
29.09.2012, 20:37
@ lunamoon79

Hallo lunamoon, was Du geschrieben hast ist nahezu identisch mit meiner Situation. Meine Mama ist am 31.08. eingeschlafen. Eine halbe Stunde nachdem ich und Ihr Mann aus dem KH weg waren. Aber man hat es Ihr schon angesehen, es war furchtbar. Und auch ich hochschwanger saß wochenlang einfach an Ihrem Bett, habe mich über jeden noch gesprochenen Satz gefreut und war mir nie sicher, wie entgültig Sie selber Ihre Situation einschätzte...mir schien als schwankte Sie immer mal wieder zwischen Hoffnung und Aufgeben. Aber Sie hat so gekämpft, wollte unbedingt Ihr Enkelkind noch sehen, und jetzt da Sie das nicht geschafft hat bin ich so wütend, neben der Trauer. Es ist so unfassbar, das Schlimmste was ich in meinem Leben bisher erfahren musste. Ich habe meine beste Freundin, die einzige die mich immer so genommen hat wie ich bin und mich immer verstanden hat, verloren. Wir waren wie siamesische Zwillinge und wenn ich einem Außenstehenden beschreiben müsste wie ich mich jetzt fühle, dann kann ich nur sagen, es ist als ob ich von heute auf morgen querschnittsgelähmt bin. So schlimm das jetzt auch klingt, aber die Freude auf mein Baby ist momentan komplett dahin, ich habe eher Angst, es nicht zu schaffen wenn es da ist. Aber ich habe es Ihr versprochen und sage immer ich werde es versuchen, mehr kann ich nicht. Ob es mir gelingt, weiß ich nicht. Mein Leben ist von heute auf morgen nach 31 Jahren irgendwie dahin. Und ich habe die ganze Zeit das Gefühl gehabt, als würde ich mich auf meinen eigenen Tod vorbereiten. Das Allerschlimmste ist für mich auch, daß ich nicht weiß, wie Sie die letzten Minuten erlebt hat, wo Sie jetzt ist, was danach kommt usw. Ich mag auf jeden Fall nicht denken, daß gar Nichts kommt, denn dann könnte ich mir gleich ein Grab neben Ihr schaufeln...Derzeit funktioniere ich nur noch, gestern war die Urnenbeisetzung, weil Mama nie einen großen Sarg wollte. Ich wollte daß Alles in Ihrem Sinne verläuft, aber die Vorstellung daß der kleine Körper meiner Mama, den ich bis zum Schluß gestreichelt, dessen Hände ich gehalten und geküsst habe, auf einmal verbrannt da drin ist, die macht mich einfach nur "Alle" ! Viele sagen, das war doch nur noch die Hülle, die Seele hat den Körper verlassen. Aber fakt ist, dieser Hülle war ein Teil meiner geliebten Mama, den ich in und auswendig kannte, jeden Leberfleck, jedes Detail. Ach man, ich weiß einfach nicht weiter....manchmal denke ich: "Oh Du bist ja gerade mal abgelenkt, wie kann das sein "? Dann wieder schießen die Tränen nur so...bin auch in psychologischer Behandlung, aber um ehrlich zu sein. Eine große Hilfe is das nicht...
Und daß ich Ihr Ihr erstes leibliches Enkelkind nicht in die Arme legen kann, das reist mir den Boden unter den Füßen weg !
Entschuldige den langen Text, aber wie das so ist, wenn "man" einmal in Fahrt ist....

LG Sabrina.

HelmutL
30.09.2012, 05:22
Hallo Sabrina,

so ganz jung bin ich nicht mehr. Demnächst werde ich zum dritten mal Opa. Auch wenn nur noch 3 Großeltern da sind für die Kleine, so freuen wir uns doch alle riesig auf die neue Erdenbürgerin. Meine Jüngste inbegriffen. Klar, wir haben darüber gesprochen. Sie ist schon traurig, dass ihre Mama nicht mehr da ist. Doch das ist nur ein Teil der Geschichte. Der andere, viel größere, ist die Freude auf das Kind. Heute habe ich die neuesten Utraschall-Bilder gesehen. Das Kind hat ein Gesicht so detailliert, dass man fast Ähnlichkeiten erkennen kann. Es ist verblüffend.

Wir leben nicht weiter für die Trauer. Wir trauern um unsere Verstorbenen, ja, doch für unsere Kinder, Enkel und alle, die noch um um uns sind: für die leben wir.

Freu dich auf und mit deinem ungeborenen Kind. Sprich mit ihm und sag ihm: "Hallo, du kleiner Wurm" und begrüße es liebevoll in seinem Leben. Nicht weil es dich braucht, sondern weil du es liebst. Mach die Augen zu und fühle dein Kind in deinem Körper. Was Morgen ist, ist jetzt nicht ganz sooo wichtig. Dein noch ungeborenes Kind gibt dir bestimmt irgendwann einmal die Chance, weiter zu leben. So wie deine Mutter in dir weiter lebt.


Alles Liebe,

Helmut

Estella81
30.09.2012, 13:36
Hallo May und Helmut,

lieben Dank für Eure Antworten. Ja, ich weiß ich sollte mich mehr auf mein Baby freuen, tief in mir sitzt da sicher auch ein Hauch von Freude. Aber ich kann Sie nicht zulassen, vielleicht auch einfach noch nicht. Und wenn Du merkst der Alltag tritt langsam wieder ein, wirds besonders schlimm.
Überall Leute, die laut sind, lachen und über unwichtige Dinge sprechen. Und auch alte Menschen, auf die ich derzeit besonderen Groll hege ! Warum konnte meine Mama nicht so alt werden ? Oder wenigstens etwas älter...ich weiß, darauf gibt es keine Antwort. Aber es geht den ganzen Tag durch meinen Kopf: Das kann doch Alles nicht sein, Sie kann doch nicht weg sein für immer ! Das zermartert mir das Hirn...so ein Gefühl der Fassungslosigkeit und des Gelähmtseins hatte ich noch nie. Irgendwie ist ein Teil von mir mit gestorben. Ich liege nachts ständig wach und grübele und grübele...die Gedanken kommen einfach, ich kann Sie meist gar nicht kontrollieren...ich höre immer noch Ihre Stimme. Weiß in jeder Situation was Sie gerade sagen würde, nicht nur zu mir, auch zu allen Anderen. Ich weiß nicht ob das irgendwann besser wird, vorstellen kann ich mir das nicht. Bin so dermaßen wuterfüllt daß ich echt eigenartige Gedanken im Kopf habe. So wie z.B. wenn meine Mama das Baby nicht in den Arm nehmen kann, dann wirds auch kein anderer bekommen. Sicher kann ich das nicht so umsetzen, aber so siehts eben aus in meinem derzeit völlig zerrütteten Schädel....hmmm...

Aber ich werd mein Baby mit Zweitnamen nach meiner Mama benennen. Das ist mir ganz wichtig, es soll eine Ehrung für beide sein. Für meine Mama, weil Sie so toll war (bzw. ist - für mich wird Sie immer da sein) und für mein Kind, weil es verdient hat auch so toll zu werden.

Viele Grüße an alle Gleichgesinnten...

AliceV
28.03.2013, 17:38
hallo zusammen...
ich habe mich heute angemeldet und bevor ich hier drauf los schreibe dachte ich frag ich erst einmal ob hier jemand aktiv ist da der letzte Beitrag schon etwas länger her ist...
LG Alice

Käferbohne
28.03.2013, 17:56
Ich kann Estella81 so gut verstehen. Meine Mama ist gestorben als mein Baby 3 Monate alt war.

lg

rivellablue
28.06.2013, 14:28
Hallo zusammen

ist hier noch jemand "aktiv"?

Ich befinde mich in derselben Situation wie ihr (fast) alle.
Die Ärzte geben meiner Mutter nur noch Wochen.
Der Tumor ist zu stark und zu aggressiv.
Es zerreisst mich schier, und mir ist den ganzen Tag total schlecht,
ich werde unzuverlässig und manchmal auch böse.

Ich bin zwar ein Mensch, der von Grund auf positiv eingestellt sein versucht, aber mit dieser Hiobs-Botschaft werde ich noch nicht ganz fertig.
Mir zerreisst es das Herz jetzt schon, weil ich meine Mama mit Medikamenten vollgepumpt sehen muss, aber alles was noch folgen wird wird hart.

Ich möchte mich nicht an eurem Leid vergreifen, oder euch zu nahe treten,
und ich weiss auch, dass jede Situation anders ist.
Jedoch gibt es vielleicht jemanden von euch, der mir ein paar Tipps auf den schweren Weg mitgeben möchte?

Mein Papa (54), mein Bruder (19), meine Schwester (23, Medizinstudentin) und ich, wir befinden uns alle in dieser Situation, wir geben uns auch wo immer möglich Halt und sprechen viel, aber wir müssen einsehen dass unsere geliebte Mama (bald 51) bald nicht mehr bei uns sein wird... :cry:

Die Ärzte sagen uns immer wieder, wir sollen unsere Mama auf den nahenden Tod ansprechen; aber sobald wir das zu tun versuchen schaltet sie um und spricht von etwas anderem (es ist auch für sie nicht einfach...)

Danke euch vielmals.
Ich bin um jeden noch so kleinen Tipp dankbar.

fraunachbarin
29.06.2013, 08:26
hallo rivellablue...
es tut mir leid, daß du und deine familie so was schlimmes erleben müßt.
was kann ich euch raten?
verbringt und genießt die zeit, die deine mami noch hat, so gut wie ihr könnt.
es ist gut, wenn ihr euch untereinander stützt und viel miteinander redet. das haben menie geschwister und ich auch getan. wir sind in dieser zeit nochmal mehr zusammen gewachsen.
meine mami wollte auch nicht groß über ihre krankheit und den tod sprechen. das war schwer, aber wir mußten es akzeptieren. unsere lieben bestimmen ihre letzte zeit und nicht wir.
ich wünsche dir und deiner familie ganz viel kraft für diese schwere zeit.
vielleicht schaust du mal in dem krebsbereich nach, wo auch andere den gleichen krebs wie deine mami haben. da sind viele, die auch in dieser situation sind wie du.
liebe grüße von tine

rivellablue
02.07.2013, 07:46
hallo fraunachbarin

danke für deine Tipps.
Natürlich versuchen wir, alles was noch bleibt zu geniessen,
und alles zu tun, was sie sich wünscht.

Die Ärzte versuchen auch die Medikamente so zu dosieren, dass
sie möglichst wenig Schmerzen hat, aber trotzdem nicht nur schläft.

We'll see what happens...

jasmina_32
11.08.2013, 11:45
Hallo an alle!

Bin neu hier - also zufällig darauf gestoßen. Meine Mama ist gerade vor ein paar Wochen gestorben - genauer gesagt am 27.05.13. Ich bin gerade mal 32 also auch nicht viel älter und es fühlt sich genau so an als ob es jeden Tag geschieht. Kein Tag vergeht an dem man nicht weint. Ich habe einfach keine Kraft mehr. Ihre Sachen sind noch in der Wohnung und es gibt mir jedes mal aufs Neue einen Stich ins Herz. Mir bleibt die Luft zum Atmen weg. Meine Brust schnürt sich zu und ich habe das Gefühl ich müsst jeden Moment genau so sterben. Ich habe einen kleinen Sohn (8) und das Gefühl, dass ich mich gar nicht mehr so richtig um ihn kümmern kann. Man versucht stark zu sein für das eigene Kind, aber man schafft es einfach nicht. Noch dazu hat er meinen Zusammenbruch miterlebt als ich verständigt wurde. Ich habe meine Mama beerdigt und war dabei aber ich versteh es immer noch nicht. Es fühlt sich wie ein böser Traum an. Sie ist einen Tag vor meinen Geburtstag ins Spital gekommen und 10 Tage danach ist Sie gestorben. Man fragt sich ständig wieso? Wieso gerade wir/sie. Wieso nicht wer anderer. Aber dafür gibt es keine logische Erklärung. Sie hätte heute 11.08 ihren 60 Geburtstag gefeiert. Wieso durfte Sie das einfach nicht erleben. Wieso. Jeder sagt mir ich soll einfach weiter machen und normal weiter leben, aber nach so etwas gibt es kein normales Leben mehr. Es verändert sich einfach alles - und niemand versteht wies einem geht, wenn man so jung seine Mama verliert. Mein Verstand sagt mir sie muss jetzt nicht mehr leiden - es ist vorbei und sie hat nach so einer schweren Krankheit (Lungenkrebs) Ruhe verdient, sie hat so lange gekämpft und mir immer wieder versichert, dass es ihr gut geht und sie keine Schmerzen hat/hatte - aber mein Herz sagt mir was anderes. Mein Herz ist in 1000 Teile gebrochen und ich hätte Sie noch länger haben wollen. Wieso, wieso wieso. ?????
...und wie soll man das einem 8jährigen erklären, dass die Mama jeden Tag weint und die Omi jetzt im Himmel ist - an einem besseren Ort - wenn man es selbst nicht mal versteht. Ich habe das Gefühl ich versage total als Mama und er hätte eine bessere Mama verdient. Wenn nicht mal ich ihm das erklären kann, dann wer den sonst.
Ich habe auch einen ganz lieben Mann, einen wunderbaren und vor allem gescheiten Sohn, liebe Schwiegereltern.
Aber der Schmerz sitzt einfach zu tief um jemanden in seine Nähe lassen zu können.

Vielleicht hat da jemand schon mehr Erfahrung als ich und kann mir weiter helfen, wie man damit abschließen kann. Mir fällt im Moment einfach keine plausible Lösung ein.

LG jasmina

Mina2486
11.08.2013, 11:54
Liebe Jasmina,

meine Mama ist auch an Lungenkrebs gestorben 8 Tage nach ihrem 58 Geburtstag am 23.3.13.
Ich selber bin 27 Jahre und meine Mama fehlt mir jeden Tag.
Der Schmerz wird nie weniger werden man lernt damit irgendwie zu leben und damit umzugehen.
Es vergeht kein Tag an dem ich nicht an meine Mama denke und in letzter Zeit weine ich fast täglich.
Sie war einfach alles für mich, sie war mein Leben. Das Leben was ich jetzt ohne sie leben muss.
Ganz viel Kraft für dich und deine Familie

Liebe Grüße
Mandy

HelmutL
12.08.2013, 00:36
...Man fragt sich ständig wieso? Wieso gerade wir/sie. Wieso nicht wer anderer. Aber dafür gibt es keine logische Erklärung...

Hallo Jasmina,

eine ganz normale Frage und eine ganz normale Reaktion aus Trauer, Angst und Wut. Jeder stellt sich diese Frage. Allerdings schreibst du: 'Wieso nicht wer anderer.' Ich denke, das willst du nicht wirklich. Niemand will das wirklich. Es wäre die falsche Lösung. Es gibt Dinge im Leben, die bedürfen keiner logischen Lösung bzw. für uns Menschen gibt es keine logische Erklärung für das, was uns passiert. So weh das auch tut, verständlicherweise.

Was meinst du mit: ...damit abschließen...? Mit der Trauer um einen geliebten Menschen? Mit dem Verlust, den du selber erlitten hast? Wieder Nähe zulassen zu können? Deinem Sohn eine 'gute' Mutter sein zu können, die alles erklären kann?

Du steckst in der vielleicht tiefsten Krise deines Lebens. Um da wieder raus zu finden gibt es keine Patentlösung. Den Weg zu deiner Lösung musst du selber finden. Andere können dir dabei lediglich zur Seite stehen und du ihnen, doch gehen musst du ihn selber. Beispiele dazu kannst du hier viele finden.

Du bist vor Entsetzen gelähmt, der Tod deiner Mutter hat dich paralysiert. Ich verstehe das, ging mir auch so, als meine Frau starb. Schau dich in dir selber um, nur dort findest du deine Antworten und auch deine Möglichkeiten, aus diesem Loch wieder nach oben zu krabbeln. Dabei auch erkennen, welche Fragen lösbar sind und welche nicht. Die unlösbaren kannst du getrost zur Seite schieben. Deine Leiter nach oben können Freunde sein, sind dein Mann, dein Sohn. Nicht, weil sie dich 'brauchen', sondern weil du sie und sie dich lieben. Auch hier kannst du Hilfe finden.

Ich kann dir nur eins sagen: mit der Trauer abschließen, endgültig, das geht nicht. Soll es auch nicht. Denn sie wird sich verändern. Ganz langsam, Schritt für Schritt, bis sie irgendwann zu einem vertrauten Begleiter wird, der die Erinnerung wach hält. Manchmal schmerzlich, oft auch schön, doch immer liebevoll. Wann das ist, kannst nur du selber herausfinden.


Alles Liebe für dich und deine Familie,

Helmut

Sonnenblume 87
12.08.2013, 15:14
Liebe Jasmina,

mein Beileid.

Auch ich habe meine Mama verloren. Sie hatte wie deine Mama Lungenkrebs. Ich verstehe deine Trauer meine Mama ist am 31 Mai im alter von nur 49 Jahren ganz plötzlich verstorben. Ihr ging es den Umständen entsprechend recht gut. Meine Schwester 19 und ich 26 sind beide so tief traurig. Wir dachten das es mit der Zeit besser wird aber derzeit haben wir genau das Umgekehrte Gefühl.
Wie Du sagtest die Mama fehlt überall. Wir vermissen sie so sehr.
Ich denke es wird noch lange dauern bis wir damit zu Leben lernen.

Ich wünsche Dir und deiner Familie für diese Zeit viel Kraft und Ausdauer.

Traurige Grüße
Sonnenblume

makoto
12.08.2013, 19:05
Hallo Mädels


Habe mich soeben gerade wegen dieses threads angemeldet.

Mir geht es ähnlich wie euch.
Meine Mam ist vor über einem Jahr an Darmkrebs (mit Metastasen in Lunge & Leber) gestorben, mit nur 52.
Ich selbst bin vor kurzem 26 geworden.

Ich vermisse sie wahnsinnig. Sie war der Mittelpunkt unserer Familie, hat uns zusammengehalten und war unser Sonnenschein und Ratgeber.

Sie war uns sehr nahe und wir hatten eine wunderbare Zeit mit ihr.

Ich kann mir ein Leben ohne sie nicht vorstellen..

Es tut noch heute weh, sie fehlt mir sehr..

Lg makoto

Sindy001
13.08.2013, 08:32
Hallo Lihr Lieben!

Auch ich habe meine Mama heuer am 21.02.2013 an Lungenkrebs verloren! Sie war erst 51 Jahre, mein Bruder 32 und ich 27. Es ist für mich noch immer unbegreiflich dass sie einfach nie mehr zurück kommen wird! :(

Wir haben über 1 Jahr gekämpft, alles gemacht was die Ärzte für richtig hielten, und am Ende verliert man dann doch den ungleichen Kampf gegen diese grausame Krankheit! Es ist einfach so schwer zu begreifen dass ein Mensch den man liebt, auf solche Art und Weise von uns gehen muss!

Bald ist sie ein halbes Jahr nicht mehr bei uns. Es hört sich so lang an, aber es kommt mir vor als hätte ich sie gestern das letzte mal am Telefon gehört......
Das Leben um einem herum geht einfach so weiter. So als wäre nichts passiert! Und selber will man einfach die Welt anhalten, eine Runde aussetzen im "Hamsterrad" des Lebens! Sich einfach hinsetzten und am liebsten sitzenbleiben! Doch das geht nicht!
Auf der anderen Seite ist es, denke ich auch gut, wenn man wieder seinen Alltag lebt! Wieder das gewohnte Leben aufnimmt! Aber es ist doch nicht mehr das selbe! Wird es auch nie mehr werden! Den eine ganz wichtige Person fehlt! Jeden Tag, jede Nacht, jede neue Erfahrung die man macht, einfach immer!

Die ersten Wochen und Monate habe ich ganz gut hinbekommen denke ich! Aber jetzt gerade wird es wieder schlimmer! Die Traurigkeit überfällt mich wieder öfters als sonst. Weiß auch nicht woran das liegt. Es stehen momentan keine "heißen Daten" wie Geburtstage, oder anderes an.

Man geht immer wieder die schlimmen Wochen durch. Man durchlebt immer und immer wieder das unendliche Leid das man ertragen, bzw. mitansehen musste. Und so richtig verstehen tut einen eigentlich niemand, außer Menschen die das selbe erlebt haben! Wie eben hier im Forum!

Klar, die Freunde und Verwandten verstehen das ganze natürlich schon! Aber für die meisten geht nach der Beerdigung das normale Leben weiter. Nur eben für einen selbst nicht. Die meisten reden dann auch ganz bewusst nicht mehr über die verstorbene Person. Vielleicht weil sie nicht wissen damit umzugehen, oder wollen keine Wunden aufreißen... keine Ahnung!
Aber ich für meinen Teil würde gerne über meine Mama reden. Nur ist das Thema Tod leider noch immer so ein Thema über dass die Menschen nicht gerne sprechen!

Wie geht es euch damit? Wollt ihr über eure Mütter reden?

Mit traurigen Grüßen,
Sindy!

Sonnenblume 87
13.08.2013, 13:07
Hallo Sindy,

mit geht es wie Dir. Ich würde gerne öfters über meine Mama reden. Aber immer wenn ich das tue, bemerke ich wie es die anderen bedrückt. Die Stimmung verändert sich schlagartig und die Menschen werden traurig.

Mir treibt es natürlich auch Tränen in die Augen aber nur weil ich sie so schrecklich vermisse. Alles an Mama vermiss ich.
Meine Schwester geht ganz anders mit dem Schmerz um sie will ganz seltend über Mama sprechen, dabei denke ich ist sie die einzige die mich auch vollkommen versteht. Ich bin immer glücklich wenn wir uns über Mama mal unterhalten.

Ich finde es schön sich hier auszutauschen, das ist unglaublich erleichternd das man nicht allein mit diesem Schmerz und der Trauer ist. Wir alle haben einen geliebten Menschen verloren und leider geht das leben ohne diese Person weiter. Zu Beginn konnte ich das nicht begreifen.

Sense
14.08.2013, 20:04
Hallo Sandra,

ich kann dich gut verstehen.Ich selber bin 20 Jahre alt und habe auch gerade meine Mutter verloren. Alles erscheint einem leer und totalsinnlos.Ich habe einen lieben stiefvater, und 3 kleine halbgeschwister. Ich weiss im Moment leider auch nicht was ich überhaupt tun soll. Ich muss zwar nicht jeden Tag weinen, aber ich fühle mich einsam.In dieser grossen Welt war meine Mama immer mein Zufluchtsort.Wenn, wie du schon gesagt hast, keiner mich verstanden hat,dann war sie da.Und wenn ich mich mal selbst nicht verstanden habe, dann war Mama auch da.Und ich vermisse sie so.Ich könnte sie gut gebrauchen um mich in den Arm zu nehmen und mir zu Helfen alles wieder auf die Reihe zu bekommen.

Helfen tut mir im Moment nur ablenkung.Ich mag nicht jeden Tag daran denken das Mama nicht mehr da ist. Ich schlafe schlecht und versuche deshalb mich viel zu bewegen. So das mein Körper am Ende des Tages so müde ist, das ich einfach schlafen muss und mein Kopf gar nicht anfangen kann zu denken...

Ich hoffe dir geht es ein wenig besser, es tut mir sehr Leid, das du deine Mutter verloren hast. Die kühlheit der Aerzte war für mich auch schockierend... ich mag mich daran gar nicht mehr erinnern.

Liebe Grüsse
mandy

makoto
18.08.2013, 20:23
@Sense; Ich weiss genau was du meinst :pftroest: Mir geht es auch so, manchmal wünschte ich mir fast ich könnte mehr weinen, manchmal ist da nur diese leer, welche mich fast wahnsinnig macht... :mad:

@me; Ich kann mir nicht vorstellen wie die nächsten, 20, 30 oder mehr Jahre werden ohne meine Mam. Ohne meine Mam? Das geht doch nicht!! :confused: Für mich einfach unvorstellbar.....

Sense
26.08.2013, 23:37
Ja die leere ist schlimm. Man weiß eigentlich gar nichts mit sich anzufangen und die Tage vergehen nur so...

ani.schmetterling
10.11.2013, 20:49
Hallo alle zusammen...

Auch ich habe meine Ma vor knapp einem Jahr verloren. Drei Jahre hat sie gegen den Krebs angekämpft. Nach insgesamt zwei großen OPs und Chemos plus Bestrahlung gab es keine Heilungschancen mehr. Die Krankheit hat sich immer mehr im Körper ausgebreitet. Es war nur eine Frage der Zeit. Nach dieser Diagnose ging es nur noch Berg ab, wir hatten noch 3 gemeinsame Monate. Ich verbrachte soviel Zeit wie möglich bei ihr, mit ihr. Und doch war es zu kurz... Sie ist nur 53 Jahre alt geworden.
Ich bin so dankbar, dass wir uns "verabschieden" konnten und doch so wütend und unendlich traurig, dass diese Krankheit mir meinen liebsten Menschen genommen hat.
Selbst heute, nach fast einem Jahr, kann ich es in manchen Momenten immer noch nicht richtig fassen. Es wirft mich immer wieder ein Stück weit zurück. Ich vermisse sie jeden Tag. Wenn ich mir Fotos von ihr anschaue, denke ich immer wieder: diese junge hübsche Frau soll nicht mehr leben????
Sie war so warmherzig, so lieb und hat sooo gekämpft...
Ich bin so stolz auf sie.
Danke Mama, dass du meine Mama warst. (und auch immer sein wirst) :engel:

Es ist so schwer, stark zu bleiben. Das Leben weiter zu leben. Auch wenn ich gute, schöne Tage habe, so ist ein Teil meines Herzens immer traurig.
Ihr kennt sicher dieses Gefühl...?
Diesen Zustand, der mittlerweile zum Leben dazu gehört.
Habt ihr Leute mit denen ihr darüber reden könnt, mehr als einmal?
Ich erlebe immer wieder, dass viele das Thema umgehen. Es ist ja jetzt schon einen Weile her usw. ... Aber nein, dass Thema wird immer bleiben. Allein schon das Grab wäre ein Thema... Aber vielleicht liegt es auch daran, dass die meißten Leute sich nicht vorstellen können, dass man darüber reden mag.

Dieses Forum hat mir persönlich schon geholfen, auch wenn ich mich zum ersten Mal äußere, so habe ich schon vor längerer Zeit viel mitgelesen.
Manchmal musste ich abbrechen, ich war schockiert wie ähnlich es vielen Mädels da draußen geht. Ich bin nicht allein. Auch andere kämpfen und müssen weiter machen.

Ich wünsche euch allen da draußen alles Gute. :pftroest:
Auch wenn die Zeit nicht alle Wunden heilt. So versucht immer wieder aufzustehen, Mut zu fassen. Unsere Mütter hätten es sich gewünscht.

Ani

Bolliodin
13.02.2014, 08:32
Hallo an alle,

Ich habe eure Beiträge gelesen und bin etwas erleichtert, dass nicht nur ich so denke und fühle. Meine Mama ist am 17.12.2013 mit nur 52 Jahren an einem Hirntumor (Glioblastom) gestorben. Die wenigen Monate von der Diagnose bis zum Tod waren die Hölle. Hilflos mit ansehen zu müssen wie sie sich verändert, Gedächtnis, Augenlicht, Sprache verliert, sich quält - ohne Hoffnung auf Besserung.
Ich bin jetzt 31, verheiratet, lebe seit 10 Jahren 400km entfernt ... und trotzdem zieht mir die Tatsache, dass meine Mama nicht mehr hier ist, jeden Tag wieder den Boden unter den Füßen weg. Natürlich ist man erwachsen und meistert sein Leben seit Jahren allein ... aber wenn die Mutter nicht mehr da ist, fühlt man sich als Tochter einfach nicht mehr vollständig. Ich vermisse sie so sehr, wir hatten ein sehr gutes Verhältnis, haben jeden Tag telefoniert und sie war nicht nur Mama sondern auch beste Freundin.
Nun ist sie schon fast zwei Monate nicht mehr bei uns und je mehr Zeit vergeht, desto trauriger werde ich. Die Bilder der letzten Monate schießen mir durch den Kopf und machen mich traurig und fassungslos. Auf der anderen Seite bin ich so stolz auf meine Mama und so glücklich und dankbar, dass sie meine Mama ist - das rührt mich auch immer wieder zu tränen.
Während meine Mama krank war haben immer viele Menschen aus meinem Umfeld gefragt wie es ihr geht und so ihre Anteilnahme gezeigt. Nach ihrem Tod traut sich fast keiner mehr zu fragen wie es MIR geht - die Tatsache wird von den meisten ignoriert und man wird gezwungen, einfach wieder zur "Tagesordnung" überzugehen - obwohl das nicht geht, weil mein Kopf voller Gefühle, Gedanken, Erinnerungen und Trauer ist. Ich glaube keiner kann nachvollziehen wie man sich fühlt, der es nicht selbst durchmachen musste. Die Menschen wissen gar nicht wie sie mit einem umgehen sollen und denken, man braucht nur Ablenkung oder sie tun aus Unsicherheit einfach so als wäre gar nichts passiert. Ich habe das Bedürfnis mit jemandem zu sprechen/schreiben, der nachfühlen kann, wie es ist. Würde mich über Rückmeldungen und Tipps freuen. Gibt es eventuell Selbsthilfegruppen o.Ä. die darauf spezialisiert sind? Wie habt ihr diese schwierige Lebensphase überwunden und wer/was hat euch dabei geholfen?

Traurige Grüße aus München, Bolli

hm maria
13.02.2014, 11:57
liebe bolli !

habe hier gerade deinen beitrag gelesen, mein beileid, ich habe meinen papa mit 59 jahre verloren und bin selbst 34 also ich verstehe die gedanken auch so weit. es gibt selbsthilfegruppen, man darf auch auf die krebshilfe da gibt es kostenlose psychologen mit denen man alleine sprechen kann habe ich gemacht als mein vater noch lebte und ich fühlte mich danach viel leichter, weil man seine sorgen besprechen kann und die einem gute tipps geben können mit gewisse situationen umzugehen, ich selbst habe dazu nicht die möglichkeit, wegens arbeit, einfach mal googelen, ich denke man muss da schauen was bei einem passt dem einen tut eine gruppe gut dem anderen hier zu schreiben und andere das direkte gesprech mit einer psychologin, wünsche dir viel kraft fürs verarbeiten, und das du deinen weg findest der bei dir passt,
(ich selber wohne 1000km entfernt von meiner familie)
lg maria

Sindy001
14.02.2014, 08:04
Hallo Bolli!

Dir geht es hier, wie so vielen von uns. Jedes Wort das du geschrieben hast könnte von mir sein! Ich denke auch dass diesen Schmerz nur Menschen verstehen können, die das selbe durchlebt haben! Das schlimme ist, die Menschen um einem herum wissen einfach nicht wie man nach dem Tod eines geliebten Menschen mit einem Trauernden umgehen soll! Das ist leider die Gesellschaft! Sie versuchen einfach so zu tun, als ob nichts wäre! Das ist leider der falsche Weg. Ich dachte mir oft, wieso will den keiner mit mir über Mama reden?! Ich würde gerne über sie reden! Aber die meisten wissen eben nicht damit umzugehen! Wobei ich froh bin, dass meine engsten Freunde doch immer wieder auf das Thema zu sprechen kommen! Aber das kann eben nur jemand der einem nahe steht!

Meine Mama wurde auch nur 52 Jahre alt. Sie starb nach einem Jahr Kampf an Lungenkrebs! Wir hatten soviel Hoffnung! Dieses Jahr war bestimmt das schwierigste, traurigste, nervenraubendste und schlimmste Jahr für mich! Aber zugleich auch das "schönste", intensivste, und eine wahnsinnig vertraute Zeit mit meiner Mama!
Nächste Woche auf den Tag genau ist der Tag an dem sie für immer ein Engel wurde! ein Jahr ist das nun schon her, und noch immer ist es für mich manchmal nicht Realität! Manchmal liege ich im Bett und denke mir, was, sie soll also nie wieder kommen?! Die Zeit läuft so schnell dahin! Alles um einem herum läuft weiter! Nur selber bleibt man irgendwie mit seiner Trauer immer etwas stehen!

Geholfen hat mir in der Zeit nach ihrem Tod Bücher über Trauerarbeit zu lesen, ich habe diese regelrecht verschlungen! Ich habe eine Art virtuelles Tagebuch geführt, wo ich ihr erzählt habe wie wir den Alltag so meistern und meine Gedanken einfach aufgeschrieben! Ich bin viel spazieren gegangen, und habe dabei intensiv an sie gedacht! Ich habe mich mit meinen besten Freunden getroffen, und habe mir einfach alles von der Seele geredet! Bin froh dass es solche Menschen in meinem Leben gibt! Und ich habe Bilder gesammelt! Eine riesen Box, wo ich einfach alles reingebe, was mich besonders mit ihr verbindet! Und immer wenn mir danach ist, schaue ich da rein und erinnere mich ganz intensiv an sie zurück!

Ich wünsche dir alles Gute für deine weitere Trauerzeit! Es gibt mal bessere, mal schlechtere Tage! Aber das ist total normal und gehört einfach dazu! Die Trauer ist individuell, und jeder durchlebt sie anders. Aber das ist vollkommen ok! Niemand kann uns vorschreiben wie, und wie lange wir zu trauern haben!
Vielleicht hilft es dir auch einfach hier ab und zu zu schreiben oder einfach zu lesen! Wir sitzen alle im selben Boot!

Liebe Grüße,
Sindy!

sophie1992
25.02.2014, 18:01
hallo ihr lieben, euer schicksal tut mir sehr leid, und ich hoffe ich habt und werdet alle kraft finden, um das zu überstehen. meine mama ist zwar nicht verstorben, jedoch schwer krank, und ähnlich wie bei euch ist es sehr , sehr schwer .... und ich würde euch gerne fragen , was euch in der schweren zeit vor dem versterben geholfen hat ? und was euch jetzt hilft, denn ich bin ratlos, meine gedanke kreisen fast nur noch darum, obwohl ich das garnicht will, und ich denke ihr mich da besser verstehen da, wir ja auch irg wo das gleiche durchgemacht haben oder werden oder noch machen.. die menschen in meiner umgebung hören mir zwar zu , aber sie sind oft sprachlos.. versteht ihr was ich meine ?

lg sophie

hm maria
25.02.2014, 23:06
liebe sophie!

ich verstehe was du meinst, menschen sind nur geschockt oder tun so, und wissen oft gar nicht was sie sagen oder machen sollen, selbst in der eigenen familie kann man das antreffen, ich dachte auch nur noch daran genau wie du machte ich mir die ganze zeit gedanken wie es sein würde und so weiter eigentlich ist es sicher nicht gut für unser gefühlschaos aber jeder geht anders um damit, ich probierte irgendwie noch schöne momente zu sammeln mit meinem papa auch war das schwer ich fand es nur schön das ich stundenlang neben ihm sitzen konnte auch hat er geschlafen aber ich war bei ihm, aber wie man damit umgehen soll ist schwer zu beantworten, ich war im gegebenen moment auch in so einer lage das ich gar nichts mehr wusste total am verzweifeln, und bin zur krebshilfe gegangen und hatte da eine sitzung mit einem psycholigin und dsa hat mir einfach gut getan, man versteht dann wieder irgendwie mehr, ich schicke dir hiermit viel kraft fuer die zeit die noch kommt und kommen wird, und hoffe mir das ihr noch viele schöne momente miteinander teilen dürft, lg maria

Caput
26.02.2014, 20:46
Hallo,

auch ich habe meine geliebte Mama verloren. Meine Mutter starb im Juni 2012 im Alter von 61 Jahren an Eierstockkrebs, zu der Zeit stand ich kurz vor meinem 31. Geburtstag. Ich bin Einzelkind und so haben nur mein Vater und ich sie auf diesem letzten Weg begleitet. Meine Mutter lebte nach der Diagnose nur noch knapp 9 Wochen. Zeit um sich mit der Situation auseinanderzusetzen gab es da keine und so muss ich mir eingestehen, dass mich der Tod meiner Mutter auch heute noch sehr belastet.

Leider mochte meine Mutter nicht über ihre Krankheit oder den möglichen Tod sprechen. Ich hatte damals für diesen Sommer meine Hochzeit geplant und sie arbeitete nur daraufhin das noch mitzuerleben. Das durfte sie leider nicht mehr. Bei den letzten Besuchen lag es mir so oft auf den Lippen – ich hätte mich so gerne von ihr verabschiedet. Aber sie mochte sich nicht offen vor uns mit dem Tod auseinandersetzen, jedenfalls nicht zu Beginn ihrer Leidensgeschichte. Später gab es nicht wirklich mehr Gelegenheit dazu und ich glaube sie hat meinem Vater dieses Gespräch auch nicht zugetraut – er hatte mich auch gebeten, sie in seinem Beisein nicht darauf anzusprechen. Heute mache ich mir deswegen schwere Vorwürfe und nehme das Verhalten auch meinem Vater übel. Die erste Zeit nach dem Tod meiner Mutter verspürte ich so eine Art Erleichterung, ihr Leiden war vorbei und ich muss zugeben, dass mich die Zeit auch körperlich sehr mitgenommen hat und ich in der ersten Zeit nach dem Tod einfach wieder auftankte. Gefühlsmäßig fühlte ich mich völlig leer, so dass ich nach außen hin bestimmt wirkte, als ob ich das alles „gut wegstecke“. Nach 2-3 Monaten, als der Alltag wieder einkehrte, begann bei mir erst das richtige Trauern und Einsamfühlen, das war auch die Zeit in der die Selbstvorwürfe fast unerträglich stark wurden.

Ich habe dann zweimal von ihr geträumt. In meinem Traum hatte sie schon die Diagnose und stand kurz vor ihrer OP. Wir haben uns darüber unterhalten was alles passieren kann. Sie gab mir Instruktionen was in ihrem Sinne ist und wir haben uns verabschiedet. Als ich morgens aufwachte musste ich echt überlegen, ob das die Erinnerung an ein wirklich geführtes Gespräch war oder nur ein Traum – es wirkte so echt! Es war natürlich nur ein Traum, aber meine Selbstvorwürfe sind seitdem erträglicher.

Was mich noch interessieren würde, wie verhält sich bei euch der überlebende Partner, falls vorhanden? Wie ist euer Verhältnis zu diesem, bzw. was hat sich nach dem Tod in eurer Beziehung zu ihm verändert? Ich hing früher sehr stark an meinem Vater, was allerdings schon vor der Erkrankung meiner Mutter nachgelassen hatte. Seit dem Tod meiner Mutter ist mein Verhältnis zu ihm (und dem Rest der Familie) völlig zerrüttet, da ich ihm sein Verhalten während der Erkrankung meiner Mutter teilweise übel nehme und da er sich nach dem Tod meiner Mutter meines Erachtens sehr pietätlos verhalten hat. Eigentlich war ich immer stolz auf meine Familie und dachte, dass wir alle im Angesicht dieser Diagnose näher zusammenrücken würden – aber dem war nicht so. Wie ist das bei euch gelaufen?

Traurige aber dennoch liebe Grüße K.

Anitchen33
06.10.2014, 13:33
Liebe K. (Caput),
liebe Leidensgenossinnen,

ich möchte Euch allen mein Beileid ausdrücken und bin froh zu lesen, dass ich nicht so ziemlich die Einzige mit diesen Sorgen bin.

Übermorgen ist meine Mama schon 1 Jahr nicht mehr bei uns. Sie starb letztes Jahr an Lungenkrebs einen Tag vor meinem 33. Geburtstag und musste sich nach Diagnosestellung 6 Monate lang quälen. Darüber gesprochen haben wir nie so richtig, aber ich war froh die wenige Zeit mit Ihr verbringen zu dürfen. Leider hat sie alle meine Ratschläge nicht angenommen, Ärzte habe ich nie sprechen können. Auch sie wollte sicherlich die verbleibende Zeit nicht mit diesen Gesprächen verbringen. :confused: Seit 14 Jahren wohne ich schon mehrere hundert Kilometer von meinem Elternhaus weg. Daher konnte ich nur alle 14 Tage am Wochenende zu ihr fahren und versuchen Sie und meinen Stiefvater zu unterstützen. Ich weiß, dass sie das sehr zu schätzen wusste. In den letzten 3 Tagen vor Ihre Tode konnte ich bei ihr sein und da sie nicht mehr sprechen konnte, haben wir uns viel über die Augen unterhalten. Das tröstet mich sehr, denn es war wie Telepathie.

Caput, so wie Du beschreibst hat sich auch mein Stiefvater unmöglich mir gegenüber verhalten. Er ist ein reiner Egoist und dachte auch in den 23 Jahren des Zusammenlebens mit meiner Mom immer nur an sich. Ich dachte, man könne sich im Laufe der Zeit ändern, denn er war immer wie ein Vater zu mir - aber weit gefehlt. Er hat in den ersten 4 Wochen nach dem Tod meiner Mama sein wahres Gesicht gezeigt, mich mit Beleidigungen und Lügen überhäuft. Eine neue Freundin hat er schon seit 6 Monaten wieder...und ist in eine neue Wohnung gezogen ...ohne auch mir auch im ganzen Dorf schlecht nachzureden, versteht sich. :megaphon:
Es scheint, er hat mit dem Tod meiner Mutter am Tag selbst den Lebensabschnitt völlig abgeschlossen und sich sein Leben von da an direkt neu eingerichtet. Ohne mich oder seine vier eigenen Töchter. Obwohl eine ist wieder direkt in seinem Leben. Aber wie der Vater so die Tochter. Die ist auch nur hinter seinem Geld her, denn davon hat er eine beachtliche Menge. Also, sehr ähnlich wie bei Dir auch: Die "Familie" ist nicht zusammen, sondern viel weiter auseinander gerückt.

Aber die Gefühlskälte direkt nach dem Todestag kenne ich gut. Im Verstand ist die Tatsache angekommen, aber es gibt ja soviel zu tun. Beerdigung organisieren, Haushalt aufräumen, Erbschaftsangelegenheiten regeln... Die Arbeit lenkt ab, und außerdem hatte ich einen Arbeitsdrang wie sonst nie.
... und im Gefühl ist es, als wäre sie nur im Urlaub und kommt eigentlich jede Minute wieder durch die Tür und erzählt, wie schön es war. Wie oft habe ich das geträumt...
Weit gefehlt. Nach 8 - 12 Wochen kam auch im Gefühl an, dass sie nicht wiederkommt und so saß ich jeden Tag allein und weinte wie selten in meinem Leben. So jetzt auch. Ich vermisse sie jeden Tag so sehr und wünschte, sie wäre hier. :weinen:

Dazu kommt, dass ich noch 4 Halbbrüder habe, die ebenfalls nur auf auf ihren Vorteil bedacht und lediglich daran interessiert sind, was und vor allem wieviel sie kriegen. Niemanden interessiert es, dass das eigentlich nur passiert, weil jemand gestorben ist. So intrigiert man viel hinter meinem Rücken, rückt mir von Anfang an ohne mich persönlich zu fragen mit Anwälten zu Leibe und setzt mich mit vielerlei Lügen und Spinnereien unter Druck. :mad:

Mein Elternhaus musste ich nun aufgrund der Pflichtteilsansprüche meiner Brüder verkaufen und bin dabei, die letzten Arbeiten des Ausräumens hinter mich zu bringen: Allein. - Sicher meine Brüder haben angeboten zu helfen, wollen aber nur herumspionieren, was es zu holen gäbe. ...und auf dieses geheuchel habe ich keine Lust. Noch weniger auf die Lügen, die sie über unsere Mutter erzählen. SIE kann sich ja nicht mehr wehren. Klar, das Leben mit Ihr in Kindertagen war nicht immer einfach (es hat ja einen Grund, warum ich auch soweit weg wohnte), aber NIEMAND hat es verdient, dass man nach seinem Tode schlecht über ihn redet und womöglich noch Märchen erzählt. So möchte ich mir das Bild von ihr bewahren, wie ich sie kannte. Das und die Zweifel über meine Unzulänglichkeiten in diesem Zusammenhang schmerzen schon genug. :cry:

Kennt nicht jemand eine Selbsthilfegruppe, an die ich mich wenden könnte? Eigentlich geht es mir nicht soo schlecht - ich funktioniere im Alltag, aber gerade das macht mir etwas Sorgen, denn ich neige mittlerweile etwas zu Suchtverhalten. Dazu muss ich sagen: Ich habe keine Partnerschaft im Hintergrund, erst recht keine Kinder und eigentlich keine wirklichen Freunde. Viele können mit meiner Problematik nichts anfangen, weil sie alle ihre Mütter noch haben. Die restliche Verwandschaft meiner Mom haben alle ihre eigene Familie und so bleibe ich auch da außen vor. Ich fühle mich soo allein.

Ich fühle mit Euch allen und wünsche Euch viel Kraft für Eure Zukunft. Jetzt, wo ich diese Zeilen schreiben konnte, geht es mir es mir ein klein wenig besser. Ich danke jedem für das Lesen und hoffe, es tröstet Euch ein wenig, geteiltes Leid hier fühlen zu können.

Um weiter vorne auch zu zitieren: Es wird wieder gut - aber anders. Das hoffe ich sehr für uns alle! :winke:

Anitchen33

mausi69
06.10.2014, 15:29
Liebe anitchen!

Ich bin mit meinen 45 Jahren zwar keine junge aber auch noch keine alte Frau!
Ich habe am 22.6 diesen Jahres meine Mama durch BSDK verloren, sie war erst 64 Jahre jung. Von Diagnosestellung bis zu ihrem Tod vergingen leider nur 4,5 Monate!

Ich hatte allerdings das Glück das ich nicht weit entfernt wohne und so ständig bei der Mama war und die letzten Tage von früh bis spät, sie war nie allein!
Unsere Familie ist schon immer sehr sehr innig gewesen und wurde es durch die Erkrankung und den viel zu frühen Tod noch mehr.

Es tut mir sehr sehr leid für dich das du soviel negative Erfahrungen in deiner Familie sammeln musstest. Das dein Stiefvater nur sechs Monate nach dem Tod deiner Mama eine Neue Partnerin hat, was stört dich daran so sehr? Ja es ist sehr schnell nachdem Tod deiner Mutter, aber was wäre wenn er jetzt ein Jahr danach erst die Frau kennengelernt hätte? Ich glaube es wäre für dich genauso schlimm, weil es für dich immer so war das deine Mama die Frau an seiner Seite war!

Gut ich muss ehrlich sein ich wüsste nicht wie es mir dabei gehen würde!
Das verhalten deiner Geschwister ist nicht sehr schön, aber liegt es nur an ihnen? Ich will dir auf keinen Fall zu nahe treten, aber du schreibst das du mit keinem von den ganzen Geschwistern klar kommst!

Ich denke eine Selbsthilfegruppe wäre nicht das richtige für dich. Für mich hört es sich so an das in der Vergangenheit schon viel in argen gelegen hat und da müsstest du erst einmal anfangen aufzuarbeiten! Ich würde mir einen Psychologen suchen um über das erlebte zu sprechen, damit du für dich neu anfangen kannst!

Alles liebe zu dir!

Mausi