Thema: Myriam
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Alt 29.10.2009, 13:46
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Myriam

Hallo Erle,

wie hat jemand so schön gesagt: dort oben, da sieht man den Horizont wieder. Alles ist weit weg, die Menschen, die Häuser, das zu Hause, der Horizont. Man kann dort die Ruhe geniessen. Nur Möwen, Enten, Gänse und schreien durch die Stille. Ich kann deinen Alfred und dich gut verstehen: auch für uns war es eine zweite Heimat. 16 mal haben wir dort Urlaub gemacht und ich kenne jede Ecke auf der Insel im Schlaf und trotzdem gibt es immer noch Neues zu entdecken.


Hallo Jyrina,

Danke für die Blumen. Es geht noch weiter, muss nur so viele sichten und einige dann hochladen. Hab rund 900 Bilder geschossen, 200 davon liegen bereits im Mülleimer. Es bleiben bestimmt noch ein paar übrig. Man kann ja nicht alle behalten und nicht jedes Bild ist auch ein Treffer.

Meiner Schwiegermutter geht es gut. Leider wird es immer schlimmer, man kann praktisch zusehen. Selbst zum Essen muss man sie inzwischen animieren und selbst in ihrer Wohnung findet sie sich nicht mehr so ganz zurecht. Gott sei Dank ist sie ein friedlicher Mensch. Nur desshalb ist es überhaupt möglich sie noch ein bisschen zu Hause zu behalten.

Hab im Urlaub über so vieles nachgedacht. Auch über sie und meinen Part dazu. Ich (meine Töchter natürlich auch) hab sie nun mal in meiner Obhut. Sie hat mir vertraut, als sie die Vorsorgevollmacht damals unterschrieb. Das ist auch für uns Verpflichtung sie so lange wie möglich zu versorgen und zu schauen, dass sie sich wohlfühlt. Ob jetzt zu Hause oder ab Januar im Heim. Sie war meinen Töchtern immer eine tolle Oma und mir eine gute Schwiegermutter. Dafür bin ich ihr dankbar.

Klar, es nervt, wenn sie 10 mal am Tag Schuhe und Jacke anzieht, um nach Hause zu gehen mit gepackter Tasche. Klar, es nervt, sie zum Essen und Trinken anhalten zu müssen. Es nervt, ihr zureden zu müssen, dass ich sie nicht "nach Hause" fahren werde. Zu ihrer Familie, die dort zusammenlebt, ohne sie. Es nervt, dass sie nicht versteht, dass sie alle verstorben sind. Erklärungen bringen da garnichts. Man muss sie so akzeptieren und es ist schwierig sich immer wieder Ausreden einfallen zu lassen. Es war ja auch schön für uns, dass sie so lange noch bügeln konnte. Geht halt nicht mehr. Es nervt, wenn sie 100 mal am Tag zur Haustür geht und versucht sie zu öffnen. Schon lange ist diese immer verschlossen: sie würde sofort ausbüchsen.

Es ist aber auch schön, sie lachen zu sehen, wenn sie mitsingt am Fernseher oder zur Musik in die Hände klatscht, wenn wir ihr eine CD auflegen. Zu sehen, wie sie sich freut, wenn ihre Enkel- und Urenkelinnen sie besuchen. Sie lebt in ihrer Welt, sie ist glücklich darin. Wer von uns kann das immer so behaupten?

Manchmal ist es beinahe so wie bei Myriam: ein kleines Lächeln lässt so vieles vergessen.............. Ach mann, du bist so ewig weit weg................


Alles Liebe

Helmut
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Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
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Geändert von HelmutL (29.10.2009 um 13:48 Uhr) Grund: Ergänzung
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