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  #1  
Alt 20.02.2011, 00:16
Benutzerbild von HelmutL
HelmutL HelmutL ist offline
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Lächeln AW: Reise - ohne Wiederkehr

Liebe Ulphin,

dein Vater wird sich ganz gewiss auch verändern mit der Zeit. Das ist so ist ganz normal. Ich meine jetzt nicht zum Negativen. Hat er sich früher gefragt: "Wie sieht das meine Frau?" und hat dann seine Entscheidung getroffen, so wird er sich in Zukunft immer öfter die Frage anders stellen: "Was möchte ich?". Natürlich wird er sich auch immer noch die Farge stellen: "Wie hätte das meine Frau gesehen?". Die eine oder andere Handlungsweise wird dir also vielleicht eher untypisch erscheinen. Irgendwann.

Mach dir keinen Kopf darüber. Er ist immer noch der gleiche Mensch. Er bleibt auch dann immer noch der Vater, der er jetzt für dich ist. Meine Töchter verstehen mich auch nicht immer so ganz. Sie akzeptieren es und unterstützen mich dabei.

Ich wünsche deinem Vater seinen, für ihn richtigen, Weg und euch Beiden noch viele zufriedene, harmonische Jahre.


Alles Liebe, Helmut
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  #2  
Alt 26.02.2011, 01:02
Kamuffel Kamuffel ist offline
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Standard AW: Reise - ohne Wiederkehr

Wie zu Beginn ihrer Ehe sind sie wieder alleine.

Dieser oben genannter Satz, den Helmut geschrieben hat trifft den Nagel auf den Kopf.
Genau so geht es mir seit ich meinen Mann nicht mehr habe. Es stürzt da eine riesengroße Mauer ein. Plötzlich überfällt einem Angst, Unsicherheit, eine Leere und eine Stille, die körperlich weh tut, es verbeißt sich was in unserer Mitte und man fühlt sich einfach nur hilflos alleine. Und das wird von Monat zu Monat immer schlimmer.... so geht es mir im Moment. Erst war ich sehr froh, daß mein Mann es "geschafft" hat ins Regenbogenland zu gehen, dann will man mit aller Macht alles ungeschehen machen, man schreit ins Dunkle "Ich will meinen Mann zurück, ich will mein Leben wieder haben", was kommt als Antwort ? Nichts rein nichts.
Habe Geduld mit deinem Papa. Ist leichter gesagt als getan. Du trauerst auch, ich weiß.........
Ganz liebe Kamuffelgrüße an Dich in der Hoffnung, das endlich die Frühlingsonne kommt und dich erwärmt im Inneren und im Äußerem.......
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  #3  
Alt 26.02.2011, 02:56
ulphin ulphin ist offline
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Standard AW: Reise - ohne Wiederkehr

Liebe Ilonka,

Danke für Deine Zeilen.

Ich denke, dass auch Du meinen Papi besser verstehst als ich, denn auch Du hast einen geliebten, langjährigen Partner verloren. Der Verlust der Mutter ist was ganz anderes.

Mein Papi hat in den letzten Wochen gezielt eine neue Partnerin gesucht – und möglicherweise auch gefunden, so dass er in seiner tiefen Trauer wieder Licht sehen kann (auch hierzu waren sich meine Eltern einig, dass der Hinterbliebene nicht den Rest seines Lebens allein verbringen soll).

Es mag irgendwie paradox klingen, es gehörte aber zu dem Weg meiner Eltern, diese Freiheit. Hierüber kann ich mich auch freuen, für meine Eltern, weil es ein Zeichen von Vertrauen, Austausch, Liebe ist.

Anders ist meine Trauer. Mami, in diesem kurzen Wort, da steckt es drin. So einfach. DAS erste Wort bei den meisten aller Kinder. Sie fehlt mir so.

Herzlich

ulphin
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  #4  
Alt 26.02.2011, 15:05
Kamuffel Kamuffel ist offline
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Standard AW: Reise - ohne Wiederkehr

Liebe Ulphine

In dem Wort Mama steht Liebe, Zuhause sein, daheim sein, Geborgenheit und nochmals Liebe, und das verliert man wenn die Mama nicht mehr wiederkommt. Wenn man als Kind zurückbleibt bleibt nur ein dickes tiefes Loch und das tut weh...... Egal wie alt man ist als Kind. Mir ging es so als meine Mama vor 10 Jahren an Leberkrebs starb.

Gruß Ilonka
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  #5  
Alt 26.02.2011, 19:32
ulphin ulphin ist offline
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Standard AW: Reise - ohne Wiederkehr

Danke, Ilonka.

Mit Deinen Zeilen bringst Du es auf den Punkt.

Der Alltag hilft mir aber sehr im Umgang mit der Trauer, verhindert den Absturz ins Loch, ich kann mich dennoch am Leben erfreuen.

Und für Dich ist es doppelt schwer. Ich drücke Dich auf diesem Weg.

Herzlich

ulphin
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  #6  
Alt 26.02.2011, 20:03
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HelmutL HelmutL ist offline
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Lächeln AW: Reise - ohne Wiederkehr

Liebe Ulphin,

eine neue Partnerin für deinen Vater. Immer wieder ein Thema auch bei vielen anderen. Ich hab das auch versucht und hab das wieder aufgegeben. Zumindest vorläufig . Jeder hat diese Freiheit, ob der verstorbene Partner das nun explizit "erlaubt" hat oder nicht. Wobei es durchaus für den Hinterbliebenen ein beruhigendes Gefühl ist, diese Erlaubnis zu haben. Niemand muss sein Leben alleine fristen. Dafür ist der Mensch an- und fürsich nicht gebaut. Doch jeder muss das für sich selber entscheiden.

Ich hoffe, dein Vater hat sich das wohl durchdacht. Trauer ist ein starkes Gefühl und wenn man jemanden findet, bei dem man sich ausheulen kann, so heisst das noch lange nicht, dass es für eine lange Beziehung reicht. Im Überschwang des Gefühls: ich werde verstanden, in den Arm genommen, ich bin nicht alleine, man kann zusammen lachen und reden, gemeinsam vieles unternehmen, glaubt Mann nur zu gerne, das ist eine neue Liebe.

Die grosse Gefahr dabei ist, es ist eine Beziehung zu dritt. Deine Mama wird immer noch mit am Tisch sitzen, mit ins Kino gehen oder was weiss ich. Dein Vater wird auch zukünftig immer noch seine Zeit brauchen, um sich deiner Mama zu widmen, um zu trauern. Alleine, ohne die neue Partnerin. Wichtige Fragen stellen sich da in den Raum. Kann man als Trauernder die ständige Anwesenheit einer neuen Partnerin überhaupt ertragen? Und, noch viel wichtiger: kann die neue Partnerin das aushalten? Das sind ein sehr wichtige Aspekte. Nämlich sich auch zu überlegen, was und wie sie fühlt, welche Vorstellungen sie hat. Welche Belastung man ihr damit zumutet. Was passiert, wenn dein Vater vielleicht feststellt, dass er doch noch nicht mit jemand anderem zusammen leben kann? Eine erneute Trennung wäre für deinen Vater vielleicht sehr schwer zu überstehen sein. Von der neuen Partnerin garnicht zu reden. Sie darf nicht benutzt werden! Vor 40 Jahren brauchte er sich darüber keine Gedanken zu machen.

Dein Vater ist keine 20 oder 30 mehr und die Situation, aus welcher heraus er eine neue Bindung eingehen möchte, ist eine komplett andere als damals. 40 Jahre zieht man nicht mit dem Unterhemd aus. Er treibt leckgeschlagen auf stürmischer See und greift nach einem Rettungsanker. Erst wenn sämtliche Lecks repariert sind (und wenn auch nur notdürftig), sollte er weiterdenken. Hat das "Rettungsschiff" (sorry den Ausdruck, er passt halt so schön ) die Reperaturarbeiten überstanden und man fährt immer noch Bord an Bord, dann kannn und sollte man es versuchen. Doch auch eine tiefe Freundschaft ist etwas sehr Wertvolles, das es zu bewahren gilt und hält sehr oft sehr viel länger als so manche enge Beziehung.

Jetzt mal was Positives. Vorgestern im Laden meiner Tochter. Ein Mann kommt herein. So Mitte 70, Witwer. Ausnahmsweise mal alleine. Sehr freundlich und an seinen Fältchen um die Augen sieht man, dass er sehr gerne und viel lacht. Immer noch ein stolzer Mann und gesundheitlich voll auf der Hohe. Meine Tochter kennt ihn seit etlichen Jahren und er ist mir ihr "umgezogen". Sag ich mal. Auf einer Geburtstagsfeier, so hat er ihr mal erzählt, hat er seine jetzige Lebensgefährtin kennengelernt. Auch sie ist Witwe. Man verstand sich, ging zusammen aus und irgendwann fragte man: warum nebeneinander alleine sein? Also zieht man zusammen und ist glücklich miteinander. Man sieht es. Hand in Hand laufen sie durchs Dorf. Gemeinsam kauft man je eine Rose und bringt sie gemeinsam auf den Friedhof. Ich finde, ein tolles Paar. Oder?

Etliche hier aus dem Forum haben bereits einen neuen Partner gefunden. Mal früher, mal später. Sie wissen genau, was der aus zu halten hat. Und es geht doch!

Ich denke, du verstehst, was ich mit meiner Schreiberei sagen möchte.


Dir alles Liebe und deinem Vater: toi, toi, toi .....

Helmut
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  #7  
Alt 27.02.2011, 00:37
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IreenS IreenS ist offline
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Standard AW: Reise - ohne Wiederkehr

Hallo,

ich schreib jetzt einmal auf Helmuts Zeilen.

Ich - für mich persönlich - denke,
wenn mir jemand vor die Füße fällt, dann soll es wohl so sein.

Mein Patenonkel z.B. hatte nachdem er Witwer geworden war
Kontakt mit den Bekannten und Freundinnen seiner Frau.
Und irgendwann hat es sich für eine sehr alte Freundin seiner Frau
und ihn als gute Idee erwiesen dann doch in ein Haus zu ziehen
und so nicht allein zu sein.

Für einen kommt dieser Moment ziemlich rasch
für einen anderen später oder nie.

Ich denke, da sollte man nicht hinein reden.
Sollte mir noch einmal jemand "vor die Füße fallen"
bin ich auf jeden Fall überzeugt,
dass meine Kinder dafür offen sind - es ist ja auch mein Leben.

Noch dazu: mein Vater ist sehr bald verstorben,
meine Mutter war noch noch nicht 40 als sie Witwe wurde.
Wir Kinder hätten vielleicht auch ein Problem mit einem neuen Partner gehabt,
aber ich meine darauf sollte der "Betroffene" keine übertriebene Rücksicht nehmen.

Schließlich ist jeder seine Glückes Schmied,
da sollte man nicht rein reden.

Keine Frage, dass man Sorge hat - ist auch klar.
Aber trotzdem: jeder ist für sich verantwortlich - sollte für sich sorgen.
Ist mir auch erst ziemlich spät klar geworden.

Alles Gute
Ireen
__________________
http://www.myvideo.de/watch/4892460/...ume_leben_ewig


Wolfgang *03.04.1947 - +18.10.2008

Christel *17.05.1950 - +12.04.2011
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  #8  
Alt 27.02.2011, 03:59
ulphin ulphin ist offline
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Standard AW: Reise - ohne Wiederkehr

Lieber Helmut,
liebe Ireen,

danke für Eure Zeilen, auf die mir eine Antwort nicht leicht fällt, weil ich viele Gedanken dazu im Kopf habe, die die verschiedenen Aspekte der bisherigen Postings in diesem Thread betreffen sich aber aufgrund der Vielschichtigkeit in unterschiedliche Richtungen bewegen.

So fange ich mal hier an: Ich vermisse meine Mami, trauere um sie, sehr sehr sogar. Mein Alltag, der aus meiner Ḱleinfamile, meinem Beruf, meinen Freuden, denen ich nahe bin, meinen Hobbies und derzeit auch Euch, Ihr lieben Forumsler besteht, fängt mich aber auf. Ich kann mich darüber auf mich selbst besinnen, mich erden. Vor dem Tod meiner Mami habe ich mir nicht vorstellen können, wie sich das anfühlt, wenn die eigene Mutter, der Mensch, der einen immer und bedingungslos liebt, den man auch immer und bedingungslos liebt, von einem Tag zum anderen nicht mehr da ist, obwohl es in meinem Umfeld einige liebe Menschen gibt, die diese Erfahrung schon vor längerer Zeit gemacht haben und mir darüber erzählt haben. Auch wenn ich mir sehr deutlich bewusst gemacht habe, dass unser aller Lebensuhr irgendwie irgendwann dem Ende entgegen tickt, dass Mami schwerst krank war, dass sie nicht mehr leiden musste, so ändert dies nichts daran, dass ich sooooooooo traurig bin...

Aber: mein Leben geht weiter. Und das ist gut so.

Eine andere Sache ist es für meinen Papi. Er hat Mami sehr sehr intensiv und nah und liebevoll begleitet, auf ihrem letzten Weg. Er hat dafür gesorgt, dass Mami aus dem KH nach Hause kam. Er hat sie sehr sehr geliebt, so wie man sich als „altes“ Ehepaar lieben kann. Aber auch Papis Leben geht weiter.

Dass er sich eine neue Partnerin sucht und hoffentlich gefunden hat, fühlt sich für mich noch sehr ungewohnt (nicht störend) an, da ich meine Eltern immer als zusammengehörende Einheit (wenn man es denn so sagen kann) erlebt habe. Nun eine andere Frau an der Seite meines Vaters – was mache ich daraus?

Ich werde mich daran freuen. Mich auf sie einlassen, mir wünschen, dass sie sich auf mich einlassen kann. Meine Mami wird bei allem immer in meinem Herzen sein.

Was meinen Papi angeht, Helmut, ja, ich bin sicher, er hat es gut durchdacht und auch kommuniziert, wie es ihm geht, was er erwartet. Ich finde ihn wieder in der Beschreibung des Kunden Deiner Tochter. Sicherlich wird es erleichtert dadurch, dass sie auch verwitwet ist und weiß, wie sich der Verlust eines geliebten, langjährigen Partners anfühlt...

Aus Tochter-Sicht kann ich die Überlegungen von Dir, Ireen, nur unterstützen. Meines Erachtens geht es dabei auch nicht um „erlaubt“ sondern um Loslassen in alle Richtungen, Vetrauen und Liebe.

Ich freue mich auf einen weiteren Diskurs hier

Herzlich

ulphin
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