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  #1  
Alt 22.06.2011, 23:55
Sonja1963 Sonja1963 ist offline
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Registriert seit: 03.05.2011
Ort: 47533 Kleve
Beiträge: 24
Standard AW: Ich hoffe ich kann Mut machen...

Es wird Leute geben die denken warum schreibt sie sowas? Will sie uns ärgern? Will sie diejenigen noch mehr runterziehen, die nicht geheilt werden können?

Und genau das war meine größte Sorge bei diesem Thread. Natürlich will ich das NICHT! Vielmehr wollte ich damit ausdrücken das auch Angehörige sehr betroffen sind und ihren eigenen Kampf zu kämpfen haben. Viele werden jetzt auch sagen, die hat gut reden, die hat ja nichts.

Und ich sage NEIN, ich habe nicht gut reden. Ich rede seid nun 10 Monaten und habe damit gelebt meine Mutter zu verlieren. Und manchmal kommen einem die eigenen Worte hohl vor.

Und es muß auch keiner glauben geheilt und die Welt ist in Ordnung. Nur als Beispiel, innerhalb einer Woche von geheilt, zum HIV-Test bis zur Lungenentzündung. Eine Achterbahnfahrt sondergleichen die den betroffenen Patienten am Rande der Psyche bringt. Und da kommen "wir" wieder ins Spiel, und es sind die Angehörigen die dafür sorgen müssen das ihre Lieben nicht restlos verzeifeln.

Doch so manchmal werde ich ungerecht, unfair und egoistisch und frage mich...wer fragt wie es mir geht? Wer kümmert sich um meine Psyche? Wer sorgt dafür das ich wieder auf die Beine komme? Wie lange hält meine Stärke an?

Ich habe gestern einen Menschen getroffen den ich sehr lange kenne. Das erste sah ich ihn als er in die Klinik eingeliefert wurde, das war vor 6 Monaten. Gestern sah ich ihn wieder und was ich sah ließ mich bitterlich weinen. Ich sah einen Totgeweihten, nur zum Sterben war er noch da.

Versteht ihr was ich damit sagen will? Der Grad zwischen leben und sterben ist so schmal. Der Grad zwischen Hoffnung und Verzweiflung ist sehr schmal. Ihr könnt so oft an euch zweifeln, aber niemals die Hoffnung aufgeben. Denn sie ist da einzige was diesen Weg erträglich macht.

Wenn mich einer jetzt fragen würde wie es mir geht, würde ich sagen schlecht. Meine Mutter hat zwar den Krebs besiegt aber den Lebensmut verloren. Und ich würde fragen wo ist da der Unterschied? Und doch habe ich genug Hoffnung, das sie ihren Lebensmut wiederfindet, ich habe genug Stärke um zu zeigen das es sich immer lohnt zu leben und auch genug Kraft sie gehen zu lassen wenns an der Zeit ist und wenn es ihr Wille ist.

Und ich habe nochwas gelernt... mein Leben nicht als selbstverständlich hinzunehmen. Ich wünsche euch Betroffenen viel Stärke, Mut und jede Menge Angehörige die euch begleiten auf euren verdammten Weg den wir euch nicht abnehmen können. Und ich wünsche euch Betroffenen die Kraft, den Mut und die Stärke die ihr braucht um eure Lieben auf diesem Weg zu begleiten.

Und vergesst nie...die Hoffnung stirbt immer noch zuletzt. So war es bis jetzt, so ist es und so wird es bleiben...
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  #2  
Alt 23.06.2011, 00:48
TomZuck TomZuck ist offline
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Registriert seit: 14.05.2010
Ort: NRW
Beiträge: 17
Standard AW: Ich hoffe ich kann Mut machen...

Hallo Sonja,

du schreibst mir aus der Seele.
Meine Frau erkrankte vor 3 Jahren an BK mit allem drum und dran, einschließlich gescheitertem Brustaufbau.
Als Angehöriger stehst Du so ziemlich alleine da und sollst immer Kraft geben, nur woher nehmen ?
Vom
Viele <Freunde> waren schneller weg als Speedy Gonzales, heute kommen sie wieder an

Heute ist meine Frau wieder körperlich gesund, aber die Seele?
Sie hat kein Körpergefühl mehr und leidet da sehr drunter.
Aber wo bekommt man da Hilfe?
Ich weiß Therapie, wir hatten eine Therapeutin die es fast geschaft hätte das wir uns trennen.

Wir sind jetzt hoffe ich auf einem guten Weg, dieses Forum hilft uns dabei sehr.
Seid dem ich mich damit beschäftige und sie auch meine Beiträge gelesen hat, reden wir wieder viel mehr und vor allendingen inniger miteinander.

Sollange die Hoffnung nicht stirbt, wird es immer einen Weg geben.

lg Thomas
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  #3  
Alt 23.06.2011, 01:17
Tante Emma Tante Emma ist offline
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Registriert seit: 26.09.2007
Beiträge: 254
Standard AW: Ich hoffe ich kann Mut machen...

Hallo Sonja!

Nunja, GESCHAFFT hat Deine Mutter diese eine Erkrankung.
Die Angst, das der Krebs wiederkommt, bleibt!
Ich habe mittlerweile seit 2006 Brust-, Gebärmutter-, Nierenkrebs und Peritonealkarzinose gehabt; meine längste "Pause" war von April 2007 bis Oktober 2010. Dazwischen lagen Therapien (Antihormontherapie z.B.) und immer wieder Todesängste, wenn die Nachsorge mal wieder anstand.
Ja, ich kann mir sehr gut vorstellen, wie sich ein Angehöriger fühlt, da ich mit 17 meine Mutter an Krebs verloren habe und 2003 meine Schwester erkrankte.
Und natürlich ist es auch für den Angehörigen furchtbar!!
Aber als Angehöriger kann man eventuell nochmal mit der Krankheit abschließen, wenn der Kranke dann wieder ganz normal "funktioniert", das Leben wieder in gewohnten Bahnen läuft.
Für einen Krebspatienten ist der Krebs allerdings allgegenwärtig (so seh ich das zumindest).
Und das schlimmste, was einem diese Krankheit in meinen Augen antut, ist der Verlust der Unbeschwertheit und die immer währende Angst (auch wenn die nicht ständig im Mittelpunkt steht...- ganz los läßt sie einen doch nicht mehr)...

Ich wünsche allen Betroffenen so viel gute Zeit wie nur irgend möglich und am besten Ruhe vor dem Krebs, allen Angehörigen weiterhin viel Kraft und Verständnis.

Liebe Grüße,
Tante Emma.
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  #4  
Alt 23.06.2011, 11:44
Steff1977 Steff1977 ist offline
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Beiträge: 256
Standard AW: Ich hoffe ich kann Mut machen...

Liebe Sonja

Wenn ich deinen Beitrag lese erkenne ich mich in vielem wieder.......
Bei uns war es so, Juni 2009 bekam meine Mama Brustkrebs....OP, Chemo, Bestrahlung! Als die Diagnose kam war ich im 7ten Monat schwanger, und am Ende meiner Kraefte. Ich hab einen Monat nur geweint und mich nicht mehr vor die Tuer getraut. Bei meiner Mama allerdings hab ich nie einen Zweifel an ihrer Heilung gelassen. Ich war so stark wie nie zuvor, und schwaecher denn je wenn ich nicht in ihrer Naehe war. Ihr geht es heute den Umstaenden entsprechend gut. Sie hat sehr schwer mit den Nebenwirkungen der AHT zu kaempfen, und manchmal denke ich dass ihre Lebensqualitaet sehr sehr stark darunter leidet.

Neun Monate spaeter dann, meine Mama hatte noch Bestrahlungen, bekam mein Papa die Diagnose Lungenkrebs! Und wieder brach eine Welt Welt zusammen....Mein Papa war am Boden zerstoert,sonst er der immer fuer alles gekaempft hat sich fuer jeden eingesetzt hat, so kannte ich ihn gar nicht!
Es folgten zahlreiche Untersuchungen. Dann ein Lichtblick, er konnte operiert werden. Der Tumor war bereits 10 cm gross, und zwei am Tumor haengende Lymphknoten waren befallen. Er bekam Chemo, und es ging ihm sehr gut. Die Op ist jetzt etwas mehr als ein Jahr her...Ich bin unendlich dankbar, ich habe gelernt mein Leben, und vorallem jeden einzelnen Tag zu geniessen! Ich mache mir jeden Tag klar was fuer ein grosses Glueck das alles gewesen ist,und dass wir diese Chance unbedingt ergreifen muessen.
Aber ich lebe auch jeden Tag mit einer riesen Angst! Bei jedem Wehwechen, bei jedem Ziepen mach ich mir tagelang Gedanken ob es denn nicht doch Metastasen sind....Vielleicht koennen andere besser mit dieser Angst umgehen, ich bin nicht sehr gut darin....

Ich wuensche euch allen hier immer nur die besten Ergebnisse!!!! Ich schreibe nicht oft, aber lese immer fleissig mit bei euch, und vorallem drueck ich immer alle Daumen.

GLG
Steff
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  #5  
Alt 08.07.2011, 00:26
Sonja1963 Sonja1963 ist offline
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Standard AW: Ich hoffe ich kann Mut machen...

Nunja, GESCHAFFT hat Deine Mutter diese eine Erkrankung.
Die Angst, das der Krebs wiederkommt, bleibt!

@Tante Emma
Dieser Satz ist sowas von wahr, das hätte ich so nie gedacht. Man denkt nun ist alles gut, aber das ist es noch lange nicht. Den Krebs hat meine Mutter besiegt, aber die Angst ist so tief drin, das bedeutet für uns Angehörige wieder jede Menge "Arbeit". Die Psyche ist total in den Keller, das beschwert die allgemeine Heilung ungemein.

Aber umso mehr müssen die Angehörigen ran. Wir wußten ja das es nicht einfach wird. Aber ich muß auch ehrlich sagen, zu Anfang war ich richtig wütend auf meine Mutter. Ich hab nur gedacht, warum lässt sie sich jetzt so hängen, sie ist geheilt. TOTAL FALSCHES DENKEN!!!

Klar gilt sie offiziell als geheilt, aber das ist in ihrem Kopf noch nicht angekommen. Noch hat sie Schmerzen, noch ist sie schwach auf den Beinen, immer müde und schlapp. Man vergisst schnell das ihr Körper 10 Monate lang Schwerstarbeit verrichtet hat. Geheilt ist nicht gleich geheilt.

Aber ich kann versichern das jetzt grade die Angehörigen gefragt sind. Es ist an uns immer wieder Mut zu machen. Stärke zu geben. Zu reden und die angeknackste Psyche zu heilen. Aber auch unsere Kraft ist nach dem Ergebnis um so vieles größer geworden. Wir sagen jetzt, das schaffen wir auch noch, Stück für Stück. Tag für Tag. Stunde um Stunde. Und siehe da, die kleinen ersten Erfolge stellen sich ein. Die Schmerzen werden weniger. Der Mut wird größer, die Kraft findet langsam aber sicher den Weg zurück in dem gequälten Körper.

Auch wenn so manch einer denkt, warum gehts nicht voran obwohl unsere Lieben geheilt sind...es geht voran, aber eben langsam. Geduld ist jetzt die größte Stärke die ihr zeigen könnt.

In diesem Sinne, allen Betroffenen, allen Angehörigen...ganz viel Mut, Stärke, Selbstvertrauen, Zuversicht und vor allem...ganz viel Liebe.
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