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  #1  
Alt 05.07.2011, 15:24
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Schlimme Gewissheit, die Zeit läuft uns davon

ja, hier sind wirklich viele nette Leute, die einfach zuhören oder mal was Nettes schreiben.
Ich finde es sehr wichtig, die Gedanken auch mal so rauslassen zu können.

In den letzten Tagen habe ich hier so viel gelesen auch bei den Anderen, es ist manchmal echt erschreckend. Bei einigen sind bis zum Ende keine 2 Monate seit der Diagnose vergangen und bei anderen, so wie bei Dir Jäcky, schon Jahre. Und immer die Ungewissheit, was wird, wie es weiter geht.
Ich stelle es mir sehr schwer vor, so lange damit jeden Tag aufs Neue leben zu müssen. Bei uns wird die Phase wohl eher kurz und intensiv. Aber auch das weiß man ja nicht genau.

Heute fühle ich mich wie betäubt. Gestern habe ich fast nur geheult und heute könnte ich nur schlafen, bin total müde und kaputt. Morgen kann ich wenigstens mal ausschlafen.

Liebe Grüße
Claudia
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  #2  
Alt 05.07.2011, 21:24
Jaecky Jaecky ist offline
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Standard AW: Schlimme Gewissheit, die Zeit läuft uns davon

Liebe Carla,

tut mir leid, dass es Dir heute schlecht geht. Schlaf Dich schön aus, dann geht es Dir morgen bestimmt besser.

Ob es besser ist, wenn bei uns nun schon so lange die Krankheit triumpfiert weiss ich nicht. Ich finde es total schlimm, das wir uns nun schon so lange beherrschen lassen. Aber andererseits geniesse ich jeden Moment mit meinem Papa, so lange ich ihn noch habe.

Bei Euch und bei allen anderen, wo es so schnell geht ist aber genauso schrecklich. Ich glaube da gibt es kein besser oder schlechter. Am Besten wäre es, wenn es dieses Forum gar nicht geben müsste, weil niemand diese schreckliche Krankheit hat.

Ich schwebe heute irgendwie zwischen oben und unten. Bin mal wieder am Grübeln und weiss gerade nicht wohin mit meinen Gefühlen. Schreibe das hier heute wie unter Hyptnose, keine Ahnung wie ich das beschreiben soll. Als ob ich das gar nicht schreibe sondern ein anderer. Vielleicht fang ich jetzt an durchzudrehen, Keine Ahnung. Hoffentlich bin ich morgen wieder mehr ich selbst. So wie es im Moment ist ist es nicht so schön.

Liebe Grüße Jäcky
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  #3  
Alt 06.07.2011, 08:10
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Schlimme Gewissheit, die Zeit läuft uns davon

Ach Jäcky, das hört sich auch nicht gut an. Ist ja auch kein Wunder, wenn man nach so langer Zeit mit einer schlimmen Krankheit in der Familie fast durchdreht. Hoffe, dass es Dir bald wieder besser geht.

Ich habe mich gestern noch sehr über meine Mutter geärgert.
Meinem Vater geht es von Tag zu Tag schlechter, oft schläft er nur, wenn wir ihn besuchen. Und meine Mutter erwartet tatsächlich, dass er sie dann zur vereinbarten Zeit anruft! Klar hatte er das mal versprochen, morgens und abends bei ihr anzurufen. Da ging es ihm aber noch wesentlich besser. Jetzt weiß er oft nicht mal, wie spät es ist oder welchen Tag wir haben. Er weiß auch abends manchmal nicht, dass ich nachmittags bei ihm war.
Oder er hat einfach keine Kraft, das Telefon zu nehmen und und und.
Ausspruch meiner Mutter gestern abend: Na, wenn er nicht mit mir reden will, nö, dann rufe ich ihn auch nicht an.

Sie kapiert einfach nicht, dass er das gar nicht mehr kann. Und, dass sie morgen vielleicht keine Gelegenheit mehr hat, mit ihm zu sprechen.

Sie findet es auch eklig, dass er Stuhl und Urin nicht mehr kontrollieren kann. Oder sich nicht selber so sauber halten kann, Händewaschen, Zähneputzen usw.
Sie meint nur, dass muss man doch merken, dass man neben das Klo gepinkelt hat! Ich finde das auch nicht toll, aber er ist so krank und kann ja nichts dafür. Dann mache ich das eben einfach weg und sage nichts dazu.

Wir (mein Mann und ich) sind froh, dass er überhaupt noch bis zum Klo gehen kann und sie regt sich über so was auf. Als ob er das macht, um sie zu ärgern!

Meinem Vater ist es sicher sehr peinlich, wenn das alles so passiert. Er ist ja in den wachen Momenten klar im Kopf und bekommt alles mit. Und sie ist so herzlos zu ihm. Da kommen viele schlimme Kindheitserinnerungen hoch, wo sie mich auch wegen Kleinigkeiten so mies behandelt hat.

Gestern abend war ich echt kurz vorm Platzen, als sie mir die Sprüche am Telefon um die Ohren gehauen hat.
Ich habe dann meinen Vati noch mal angerufen und ihm ganz lieb gute Nacht gewünscht. Von mir wird er keine Vorwürfe zu hören bekommen. Deshalb ist es auch gut, dass er hier in der Nähe im Heim ist und nicht bei meiner Mutter im Ort (ist 25 km weg von hier).
So, das musste ich mal eben loswerden.
Carla
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  #4  
Alt 06.07.2011, 13:11
Jaecky Jaecky ist offline
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Standard AW: Schlimme Gewissheit, die Zeit läuft uns davon

Hallo Carla,

das glaub ich Dir, da wäre ich auch am Platzen gewesen. Ich verstehe gar nicht, warum Deine Mama so denkt. Es ist doch ihr Mann. Kann ich nicht nachvollziehen. Bei meinem Papa war das auch schonmal so, dass er nicht gemerkt hat, dass er aufs Klo muss. Das war ihm ganz doll peinlich, aber meine Mama hat ihm da gut zugeredet, dass das nicht schlimm ist und er sich darum keine Gedanken machen soll.

Und das er nicht schafft sie anzurufen ist doch auch ganz normal, wenn es ihm so schlecht geht. Er braucht doch Deine Mama auch. Rede ihr doch mal gut zu, wenn es zu spät ist, tut es ihr bestimmt doll leid und hätte es doch
gern anders gemacht. Vielleicht ist es bei ihr auch so eine Art Schutzmechanismus. Um ihre Gefühle nicht offen zeigen zu müssen, blockt sie es dann ab. So ist das ja bei jedem unterschiedlich. Ich möchte jetzt auf keinen Fall Partei ergreifen, aber rede doch mal ganz offen mit ihr warum sie sowas sagt.

Bei meinem Papa ist das so ähnlich. Er möchte unsere Gefühle gar nicht verstehen. Wir können nicht offen mit ihm reden und wir müssen uns verkneifen in seiner Anwesenheit zu weinen. Wenn er das mitbekommt flippt er völlig aus. So ist das eben bei ihm.

Ich hab mich heute doll über meinen Papa geärgert. Am Wochenende hatte ich meinen Eltern ca. 10 Gläser selbstgekochte Marmeladen und Gelees mitgenommen, da ich weiss er mag sowas total gerne. Heute morgen hat mir meine Schwester erzählt (sie wohnt bei meinen Eltern mit im Haus), dass ein Glas nicht in Ordnung war und er somit alle Gläser weg geworfen hat. Hallo? Wenn ein Glas nicht in Ordnung ist, sind doch die anderen nicht gleich schlecht. Wer schonmal Marmelade oder Gelee gekocht hat, weiss wieviel Arbeit es macht, wenn man 5 oder 6 Sorten macht. Da hab ich mich total geärgert. Ich stehe da ewig in der Küche und er schmeißt es in den Müll. Das ist wiedermal eine Momentsituation, da kann ich ihn gar nicht verstehen. Naja.

Alles Liebe Jäcky
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  #5  
Alt 06.07.2011, 19:00
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Schlimme Gewissheit, die Zeit läuft uns davon

Liebe Jäcky,

vielen Dank für Deine lieben Worte.
Tut mir echt leid, dass Dein Vater das alles weggeworfen hat. Er weiß bestimmt nicht, wie viel Arbeit Du damit hattest.
Wir als Angehörige wollen eigentlich nur Gutes tun und oft kommt dann am Ende so eine Enttäuschung dabei raus.

Mit meiner Mutter habe ich versucht zu reden, vorhin als ich sie abgeholt habe. War mal wieder alles nicht so gemeint. ;-(
Natürlich hätte sie ihn angerufen, nur gemacht hat sie es eben nicht.

Ich frage mich immer, was passieren muss, damit ein Mensch so wird wie meine Mutter. Keine Ahnung, was sie mal erlebt hat. Sie kann mit Worten so verletzend sein, nicht nur was sie sagt, sondern auch noch wie: abwertender Tonfall, so dass man sich richtig schlecht fühlt, so einfach nichts wert.

Vorhin im Heim war auch wieder so eine Situation. Mein Vater lag total erschöpft auf dem Bett, weil wir ihn mal kurz im Rollstuhl mit nach draußen gefahren haben. War wohl doch zu anstrengend für ihn.
Jedenfalls fragte meine Mutter ihn dann: ist was, du verdrehst so komisch die Augen.
Was soll wohl sein ??? Er hat Krebs im Endstadium - so eine dämliche Frage. UND ES GEHT IHM NICHT GUT. Sie kapiert's einfach nicht.
Mein Vater hat auch recht schroff geantwortet, dass sie ihn einfach in Ruhe lassen soll.

Mir raubt sie damit die letzte Kraft, weil ich mich dann nur noch zusammenreiße, um sie nicht mal richtig anzublaffen.

Mein Mann hat sie dann nach Hause gefahren und ich bin noch eine Stunde bei meinem Vati geblieben, habe ihm die Stirn ein wenig abgewischt und die Arme, dann hat er geschlafen und ich war einfach nur für ihn da.
Im Moment zählt jede Stunde, die Zeit ist so kostbar geworden.
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  #6  
Alt 06.07.2011, 20:35
Jaecky Jaecky ist offline
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Standard AW: Schlimme Gewissheit, die Zeit läuft uns davon

Liebe Carla,

als erstes möchte ich Dir sagen - lass Dir nicht einreden, Du seist nichts wert. Das was Du im Moment leistest und wie Du für deinem Papa da bist, das ist wohl Hochachtung wert.

Ich glaube Deine Mama weiss einfach nicht, was sie sagt. Ich denke, sie versucht das einfach zu verdrängen und mit solchen Bemerkungen versucht sie wahrscheinlich alles ein bisschen aufzulockern, weil sie nicht weiss wie sie sich in der Situation verhalten soll. Aber ich kenne Deine Mama nicht, deshalb ist das eigentlich einfach eine Vermutung.

So wie Deine Mama sich verhält, dass kenn ich von meinem Papa. Er ist oft auch so verletzend zu meiner Mama. Sie ist oft sooo traurig, da er sie nur anschnauzt. Letzens hat er gesagt als sie von der Arbeit kam und hatte noch nichts gemacht, jedenfalls kam sie zur Tür rein und er sagte: Warum bist Du denn gekommen, wärst doch einfach da geblieben. Das schlimme ist er lacht dann auch noch immer, weil er denkt das das lustig ist. Da tut sie mir immer so leid, da er nicht versteht, wie er sie damit verletzt. Krankheit hin oder her, das gibt ihm nicht das recht auch noch Mama kaputt zu machen. Deshalb weiss ich was Du meinst.

Vielleicht musst Du dir einfach mal Luft machen, dann kannst Du wieder klarer denken. Man schluckt und schluckt und irgendwann bringt es das Fass zum Überlaufen. Wenn dann alles explodiert ist das auch nicht gut. Greift sie Dir denn unter die Arme und hilft Dir bei den organisatorischen Dingen oder sowas? Oder hält sie sich da komplett raus.

Ich hoffe für Dich, dass Du das alles gebacken bekommst.

Drücke Dich Jäcky
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  #7  
Alt 07.07.2011, 08:49
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Schlimme Gewissheit, die Zeit läuft uns davon

Liebe Jäcky

lieb, von Dir, dass Du immer so einfühlsame Worte findest.

Ich habe die Situation mit meiner Mutter gestern auch mit der Mitarbeiterin vom Hospizdienst besprochen, weil mir das echt den letzten Nerv raubt. Du kennst das ja selber, man ist total eingebunden und sowieso schon nervlich am Ende. Da kann man so was dann einfach nicht gebrauchen.
Jedenfalls will die Hospiz-Mitarbeiterin mit meiner Mutter reden, falls meine Mutter da nun wirklich anruft.
Manchmal ist es besser, wenn Außenstehende etwas sagen. Ich selber erlebe das angespannte Verhältnis zwischen meinen Eltern ja nun schon Jahre. Da fällt es schwer, irgendwie neutral und ohne zu verletzen etwas zu sagen.

Im Moment bin ich froh, wenn mir jemand diese Dinge abnimmt.
Von der Hospiz-Mitarbeiterin habe ich auch viele Antworten auf meine Fragen bekommen und noch Info-Material, wo u.a. drinsteht, wie sich das alles verändert, wenn das Leben zu Ende geht. Auch was im Körper passiert, warum die Menschen dann so wenig essen und trinken usw.

Ich war dann gestern auch noch beim dem Arzt, der meinen Vater jetzt im Heim betreut. Der Arzt wird mit meinem Vater vorsichtig darüber reden, wie seine Situation tatsächlich ist. Wir wissen ja gar nicht, was mein Vater weiß. Er ahnt sicher, dass er sich nicht mehr erholen wird. Aber ich denke, es ist richtig, dass er nicht belogen wird oder alles schön geredet wird. Nur so hat er die Chance, seine Sachen noch zu regeln oder das zu sagen, was er noch erledigt haben möchte.
Ich vertraue da dem Arzt, weil er sehr erfahren und auf Palliativmedizin spezialisiert ist.
Ich selber wüßte gar nicht, wie ich das mit meinem Vater besprechen sollte.

Die Heimleiterin wird meinem Vater die Begleitung durch die Hospizgruppe anbieten. Ich hatte da gestern noch ein Gespräch mit ihr.
Mir ging es gestern abend wieder ziemlich mies. Die Tränen laufen dann nur so und ich kann kaum was machen, schlafe schlecht, obwohl ich total kaputt bin, habe keinen Hunger...

Oh Mann, das ist schon die Hölle.

Carla
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