leider jetzt Drittlinienchemotherapie!!!! - Krebs-Kompass-Forum seit 1997

TochterSimone · #1 25.02.2012, 09:55

Guten Morgen Nicole,

das klingt ja als, ob du durch die Hölle gegangen bist !
Fürchterlich, davor hatte ich auch Angst - aber so weit ist es bei uns nie gekommen. Ich kann alle deine Gründe nachvollziehen und als Frau und Mutter gedacht sind sie alle mal nachvollziehbar ! Ich denke einfach, dass die "Todesangst" deinen Mann verändert. Jemand der schon immer schwierig war wird in so einer extrem Situation bestimmt nicht einfacher ....

Die wüsten Beschimpfungen tun weh - aus seiner Sicht sollen sie das ja auch. Akzeptieren und annehmen mußt du die verletzenden Worte aber nicht ! Ein Kleinkind in seiner schlimmsten Trotzphase wütet ja auch ohne Rücksicht auf seine Umgebung- im Grunde deines Herzens weißt du aber, dass es dich liebt und braucht. Vieleicht kannst du etwas von dem Gefühl auf deinen Mann übertragen, auch wenn es sehr schwer fällt einem erwachsenen-eigentlich vernünftigen- Menschen soviel Nachsicht entgegen zu bringen - ich denke da spielt die Todesangst, die Wut auf die Krankheit und Trauer auf das verpaßte Leben mit euch eine große Rolle... Es tut mir sehr Leid, dass er all seinen "Frust" an dir ausläßt - gerade weil du ihm auch in dieser schlechten nicht alleine gelassen hast ... das was du bisher alles getan hast ist nicht selbst verständlich - sowas macht man doch nur, wenn sich um jemanden sehr sorgt, den man liebt !

Was ich nicht verstehen kann, dein Mann fühlt sich auf der Palliativ Station wohl - nicht viel anders wird die Situation doch im Hospiz sein. Soll er es dort doch versuchen - wenn die Ärzte bei ihm einen Fehler gemacht haben und es ihm wieder erwarten so viel besser geht kann man ihm doch in Aussicht stellen, dass er das Hospiz wieder verlassen kann. Vielleich reicht ihm die Zusage, dass er nachhause könnte um den Einzug ins Hospiz zu wagen ....

Was sagen den die Ärzte - welche Prognose geben sie ? Wenn er nicht auf Palliativ bleiben kann, ist er lt deren Sicht noch nicht in der Terminalphase ( ich hoffe meine direkte Art verletzt dich nicht ).

Ich wünsche dir, dass heute ein besserer Tag wird !

Schneeglitzern · #2 25.02.2012, 14:49

Liebe Nicole,

ich habe keine Ahnung, warum die Menschen in dieser Situation so ungerecht werden. Mein Schwiegervater war ähnlich verletztend zu meiner Schwiegermutter, als es ihm noch einigermassen ging.
Am Ende war es wieder anders.

Ich habe auch keinen wirklichen Rat für Dich. Ich weiss wie hilflos man ist.
Versuche einfach es nicht so persönlich zu nehmen, auch wenn das schwer ist.

Und Du muss einfach auch an dich und deine Kinder denken.

Mein Mann hat sich auch sehr um seinen Vater gekümmert. Eine Ärztin hat dann mal gesagt, dass er mehr an mich (BK Patientin) denken soll, denn ich würde länger leben.

LG
Schneeglitzern

Tränchen77 · #3 25.02.2012, 21:06

Hallo Ihr lieben,

die Sache von gestern schafft mich immer noch!
Ich versuch jetzt mal einige Fragen zu beantworten.
Simone, mein Mann befindet sich seid November in der Terminalphase.
Seid Anfang Januar bis jetzt hat mein Mann massiv abgebaut!!! Erschreckend!
Alles ging so schnell...
Die Ärztin war mit mir im Gespräch sehr Ehrrlich und sagte, höchstens 4-5 Monate.Das war aber Anfang Januar! Und das war auch meine eigene Einschätzung,Sie wurde bestätigt!!!

Mein Mann weiß es auch, man hat Ihn aufgeklärt!
Aber in den letzten Monaten hat er sich sehr verändert, ich denke das kommt auch ein wenig vom Morphin.
Therapie bekommt mein Mann schon lange nicht mehr, außer das man das Wasser in der Lunge punktiert.Mittwoch wird noch ein Pleurakatheter gelegt, sonst werden nur Symptome gelindert.
Das andere Problem ist, das er eine Herz und Niereninsuffizienz entwickelt hat...seine Füße sind extrem dick.Außerdem scheint der Tumor zu drücken, er kann kaum liegen...bekommt dann einen Erstickungsanfall.Er kann nur in der senkrechten liegen.Abends quällen 'Ihn Panikattacken.
Das ist auch der Grund, warum ich mir die Versorgung zu Hause nicht vorstellen kann.die Kinder haben schon zuviel gesehen.
Ich fühl mich einfach wohler, wenn ich weiss er ist gut Versorgt!!
Natürlich hat er große Angst, ist wütend und traurig.Aber das bin ich doch auch.Ich hab auch eine Schweine Angst!Ich versuch wirklich tapfer zu sein..ich hab auch für alles Verständnis.Aber er muss meine Ängste auch verstehen und darf mir nicht unterstellen.Das ist nicht fair.
Heute hab ich Ihn mehrmals angerufen, er ist nicht ran gegangen.Schade

Ich bin echt müde...

lg Nicole

TochterSimone · #4 25.02.2012, 22:05

Ach Nicole,
das klingt alles fürchterlich .... und so sehr sich alle Fälle der Krankheit in den Sympthomen ähneln - so unterschiedlich sind unsere Wege.
Bei meinem Vater hat sich diese "schlimme Phase" über ca 4 Wochen erstreckt - dann hatte er es geschafft. Sein "Vorteil" war wohl , dass er ein schweres und arbeitsreiches Leben hinter sich hatte, da kämpft der Körper wohl auch nicht mehr so lange ...

Ich finde es schlimm, dass dein Mann dich so wegstößt und vorallen nun die Distanz hält. Aber du tust wohl gut daran ihm Zeit zum nachdenken zu geben ... vielleicht schätzt er dich und deine Hilfe dann wieder mehr.

Ich wünsch dir eine ruhige Nacht !

MavoLiMa · #5 25.02.2012, 22:36

hab heute keinen guten tag, aber wem sage ich das

wollte dir einfach ganz viel Durchhaltevermögen wünschen und einen hoffentlich bessere nacht!

ich denke ganz viel und doll an dich, aber im moment tut mir das leider auch sehr weg

annika

Tränchen77 · #6 26.02.2012, 08:45

Guten Morgen Ihr lieben...

Hey Annika, wie geht es Dir heute? Ich hoffe besser...

Du hast recht Simone, die sympthome bei dieser Erkrankung sind überwiegend immer die selben.Aber trotzdem verläuft die Erkrankung bei jedem Betroffenen anders.

Dein Vater hatte ein langes leben, war von der harten Arbeit kaputt...konnte einschlafen.Das wird bei meinem Mann ein großes Problem! Hab das Gefühl, das sich alles noch sehr in die Länge ziehen wird.Er kann nicht los lassen!!!!!
Ist ja auch zu verstehen, er ist so jung und wir hätten noch so eine lange Zeit zusammen verbringen können.
Aber wenn ich überlege, bzw. sehe...worunter er jetzt schon leidet, frag ich mich was noch so alles auf uns zukommt.
Die Beine sind noch dicker geworden, wir bewegen uns im Kreislauf. Er denkt, die Wassertablette muss nur erhöht werden.
Aber wie soll die Wassertablette wirken? Sein Herz und seine Niere arbeiten nicht mehr richtig....und genau die regeln nun mal den Wasserhaushalt!!
Außerdem bekommt er Lymphdrainage...für mich auch völlig kontraindiziert!!
Gestern Abend haben wir doch noch mal telefoniert.Wir haben wollen nicht mehr streiten.
Trotzdem muss die Versorgung nun geklärt werden, Sie wollen bis mitte der Woche wissen wie wir uns entschieden haben, damit alles geplant werden kann.Ich werde morgen auch noch mal der Ärztin sprechen und fragen,ob er länger bleiben kann.Seine Zimmernachbarin ist seid 7 Wochen auf der palliativ Station.Warum darf mein Mann nicht so lange bleiben?Er fühlt sich dort sehr wohl.
Ich bin echt froh, wenn wir das alles geklärt haben! Es kostet viel Kraft und Energie und davon brauche ich noch sehr viel!

So nun fertig machen und zum KH!
Wünsch Euch einen schönen Sonntag

lieben Gruss Nicole

P.s drückt mir die Daumen, das mein Mann verstädniss aufbringt und wir eine gute Lösung finden!!!

MoSchu · #7 28.02.2012, 09:38

Guten morgen Nicole -- Wie geht es Dir? Wie geht es Deinem Mann?
Wenn du nicht auf der ersten Seite im Forum bist, schreibt man einfach nicht so fix -- ich mußte dich erstmal hervorkramen - seit Sonntag!
Das heißt aber nicht, daß ich nicht täglich an dich denke --
ich hoffe, bei euch kehrt etwas ruhe ein - nach einer Entscheidung, wie es weitergehen soll.
Bei uns war es immer so: es kam immer anders, als man es sich vorgestellt hatte --

Ich hoffe, ich höre einigermaßes gutes von dir!
Alles gute für den Tag -- lg von Moni

Petra & Thomas · #8 08.03.2012, 14:49

Er wurde erlöst, die Qual hat ein Ende.

"Wir bleiben uns nah,
auch wenn wir Abschied nehmen müssen.
Denn das, was uns verbindet,
wird stärker sein als das,
was uns jetzt trennt.
Und unsere Liebe wird all das bewahren,
was wir füreinander gewesen sind"

v. Irmgard Erath

Mein aufrichtiges Beileid und tiefes Mitgefühl

Bin in Gedanken bei Dir und umarme dich
Petra
http://www.youtube.com/watch?v=s7Gjc...eature=related

Tränchen77 · #9 22.03.2012, 21:35

Hallo Ihr lieben,

ich möchte Euch allen noch mal danken!! Fürs lesen meiner Beiträge, zuhören, Kraft zusprechen, fürs trösten und motivieren!!
Dieses Forum hat mir sehr viel gegeben!!! Vielen Lieben Dank...

Nun sind schon ganze 3 Wochen vergangen! Ich habe mir grade noch mal meine Beiträge durchgelesen...
Interessant wie sensibel ich war...was ich bereits im Januar spürte!

Ich werde diese Zeit nie vergessen, egal wie hart und traurig sie auch war.Es ist ein Teil von mir!

Ein Tag bevor mein Mann verstarb, hat er sich noch mal bei mir und den Kindern verabschiedet.Eigentlich wollte ich die Nacht bei Ihm bleiben, er wollte aber das ich nach Hause fahre.

Dann rief man mich Mittwoch früh an und sagte mir, das die Sauerstoffsättigung sehr schlecht seih...ich kommen soll.

Wir sind alle schnell hingefahren! ( Schwiegermutter,Brüder und meine Kinder)
Als ich ins Zimmer kam,war mein Mann nicht mehr ansprechbar, hatte bereits die Schnappatmung!
Sein Gesicht wirkte sehr verkrampft...ich spürte...er kämpft noch!
Dann klingelte ich nach der Schwester! Ich wollte das mein Mann noch mal Morphin gespritzt bekommt.
Ich sagte aber gleich zu meiner Familie...das er nach dieser Spritze einschlafen würde.Und so war es auch.Die Wirkung trat nach 20 min ein! Seine Atmung wurde flacher...ruhiger...sein Gesicht entspannter.
Ich habe meine Kinder dann alleine mit meinem Mann gelassen, damit Sie Ihrem Papa noch was sagen konnten.
Dann bin ich wieder ins Zimmer gegangen.Meine Schwiegermutter und beiden Schwager waren kurz im Aufenhaltsraum.Er muss gespürt haben ,das wir unter uns sind! Ich saß mit den Kindern am Bett...wir hielten fest seine Hand.Dann wurde die Atmung immer flacher...weniger...
Um 9:15h schlief er friedlich ein...in unseren Händen!

Auf meinem Wunsch, wurde mein Mann erst am nächsten Tag abgeholt.Ich war die ganze Nacht bei Ihm.Hab Ihm sogar im Bett die Haare gewaschen! Er lag doch immer großen Wert auf gepflegte Haare!
Ich habe die ganze Nacht geweint,mit Ihm geredet...Ihn um Verzeihung gebeten...gesagt...das er auf uns aufpassen soll.Ich bin mir sicher, er war in dieser Nacht noch bei mir, das habe ich gespürt.Es war ein sehr schöner Abschied.Das werde ich nie vergessen...er wäre auch bestimmt stolz auf mich!
Ich habe sehr viele Bilder von meinem Mann gemacht...aber auch nur, weil ich meinen Mann in den letzten 3 Jahren nicht entspannt gesehen habe.Er sah so friedlich und erlöst aus.Hatte sogar ein lächeln.
Das hat mich sehr beruhigt...ich weiss es geht Ihm jetzt gut.
Und ich bin verdammt stolz auf meinen Mann...er war so lange tapfer...hat versucht so lange wie es ging bei uns zu sein! Danke Kay!!!!
Ich bereue nichts, auch wenn die Zeit verdammt hart war!Ich bin sie gerne mit Dir gegangen!!

Hört sich komisch an, aber ich bin recht entspannt! Ich bin einfach nur froh...Ihn nicht mehr leiden sehen zu müssen.Aber irgentwie habe ich das Gefühl,das er noch bei mir ist....auch wenn ich Ihn nicht sehe!

Ich drücke Euch.....seid stark...ich bin es auch! Das Leben geht weiter!!!

Man kann an bestimmten Situationen nichts ändern...aber man kann sie gestalten!!! Und genau das tue ich jetzt....

lieben Gruss...Nicole

MavoLiMa · #10 22.03.2012, 22:08

liebe nicole, gerade gestern habe ich gedacht, dass ich dir einen pn schreibe! ich freu mich von dir zu lesen, auch wenn ich gerade weinen muss. es erinnert mich sehr an mama, nur wir konnten leider nicht dabei sein, weil sie es nicht wollte. aber gut, da muss ich mit umgehen. bei uns war es auch die "letzte" spritze, die sie erlöst hat

ich finde es so toll, dass ihr da ward! ihr habt das super gemacht und könnt wirklich stolz auf euch sein. und dein mann wird stolz auf euch sein und mit Sicherheit auf euch aufpassen!

ich bin beeindruckt von deiner Einstellung! freue mich mal wieder von dir zu lesen!

alles liebe,
annika

TochterSimone · #11 25.03.2012, 10:40

Hallo Nicole,

ich freue mich zu lesen, dass euer Abschied so ruhig und friedlich verlaufen ist.
Mir hat dieses Beisamensein und die Art und Weise wie es passierte für die Zeit danach geholfen - ich hatte das Gefühl, dass Papa endlich nicht mehr leiden muß. Das hat mir viel Trost gegeben, irgendwann danach kam dann die Trauer und Wut mit der sinnlosen Frage nach dem WARUM er ...

Ich sende dir und deinen Kindern viel Kraft - und wünsche euch ( vorallem deinen Kindern) wieder einen Alltag, der sie die Leiden der letzten Zeit verarbeiten läßt !

Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)