![]() |
|
|
|
|
#1
|
|||
|
|||
|
Hallo liebe Leute,
ich freue mich für euch, die ihr es geschafft habt mit eurem Verlust zu leben und damit umzugehen. Bei mit klappt das noch gar nicht. Mein Papa ist Ende März verstorben und eigentlich komme ich überhaupt gar nicht klar. Ich bin vor allem sehr wütend. Einfach auf alles und die ganze Welt. Ich weiß auch, dass ich das Leute spüren lasse, die das überhaupt nicht verdient haben. Ich würde gerne diese Gefühle überwinden, aber das funktioniert einfach überhaupt nicht. Ich bin wütend auf meine Mutter und meine Schwester. Auf meine Mutter, weil sie nichts auf die Reihe bekommt. Von den ganzen organisatorischen Dingen her mache fast alles ich. Ich übernehme so ziemlich alles, was man Vater gemacht hat. Und ich denke aber, verdammtnochmal ich bin die Tochter und nicht die Mutter. Auf meine Schwester bin ich sauer, weil sie auch keine Verantwortung übernimmt. Sie ist schon eine Woche nach dem Tod wieder abgehauen und dahin und dorthin. Sie studiert, ok, aber auch am Wochenende kommt sie nicht und kümmert sich um nichts, nur um ihre eigenen Dinge, obwohl ich sozusagen Aufgaben verteilt habe. Ich bin wütend auf die ganze Situation in der ich gerade bin. Eigentlich bin ich auch Studentin. Bin aber jetzt zuhause, um mich um alles zu kümmern. Ich mache das alles für meinen Papa. Aber es ist mir zuviel. Meine Schwester ist auch so anders. Sie hat Spaß und unternimmt viel und reist. Bei mir funktioniert das einfach nicht. Ich habs versucht, aber es klappt nicht. Ich bin dann zum Beispiel auf ner Party und fühle mich total fehl am Platz. Und ja, ich kapsle mich auch ab, weil ich das Gefühl habe, dass mich keiner versteht. Es ist schlimm für mich, dass sie damit so umgehen kann, weil man sich denkt warum kann sie das und ich nicht? Ich sage mir auch, dass man ja sieht wie kurz das leben sein kann und dass man es immer genießen sollte und das das auch mein Papa gewollt hätte, aber ES FUNKTIONIERT EINFACH NICHT! Ich habe auch das Gefühl, dass ich mich von meinem Freund entferne, weil er mich nicht versteht. Ich kann einfach noch nicht wirklich Spaß haben und ich glaube, dass er das auf Dauer nicht erträgt. Er hat mich schon auf jeden Fall lang unterstützt, aber ich glaube, dass ihm das langsam zu anstrengend wird. Er ist auch wirklich schon genervt, weil ich nicht viel Lust habe, was zu unternehmen etc. Insgesamt bricht einfach alles auseinander und ich habe keine Kontrolle darüber. Grüße, ebarbara |
|
#2
|
||||
|
||||
|
Liebe ebarbara,
der Tod deines Vaters ist ja wirklich erst eine ganz kurze Zeit her und es braucht einfach Zeit, um damit umzugehen und für sich selbst einen Weg zu finden. Du solltest ein wenig mehr Geduld mit dir selbst haben und dich nicht mit deiner Schwester vergleichen. Wahrscheinlich seid ihr wirklich vollkommen unterschiedlich, doch das bedeutet nicht, dass deine Schwester nicht um euren Vater trauert oder du etwas "falsch" machst. Jeder Mensch hat wohl seine eigene Art und Weise, mit Trauer umzugehen und einen so großen Verlust zu verarbeiten. Auch deiner Mutter geht es sicherlich schlecht, wenn sie, wie du schreibst, nichts auf die Reihe bekommt. Ich kenne das auch von meiner Mutter, sie würde sich am liebsten verkriechen. Ich helfe ihr auch sehr viel, aber grundsätzlich ist das für mich in Ordnung. Meine Ma hat ja ihren Partner verloren und ich denke, dass dies noch schwerer wiegt als mein Verlust. Hast du dir mal überlegt, eine Trauerbegleitung in Anspruch zu nehmen? Bei uns bietet der Hospizverein dies an und ich selbst war bereits in einer Trauergruppe. Sehr wahrscheinlich hast du ja die Erfahrung gemacht, dass deine enge Umgebung und Freunde oft wieder in ihren Alltag zurückkehren, während den Trauernden das sehr schwer fällt. Wir würden gern noch in der Trauer verweilen und müssen ständig von unseren Liebsten sprechen. Vielleicht hilft es dir auch, wenn du hier selbst einen Thread eröffnest und deine Erfahrungen schilderst und die Geschichte deines Papas erzählst. Auf jeden Fall ist es gut, wenn du dich selbst mit deiner Trauer annehmen kannst und auch den Schmerz zulässt. Wenn du aber den Eindruck haben solltest, dass du allein nicht weiter kommst, dann kann ich dir nur raten, dir Hilfe zu suchen. Alles Gute für dich, Miriam
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt... Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark! |
|
#3
|
||||
|
||||
|
Hallo ebarbara,
eine schlimme Situation, in der du da steckst. Du fühlst dich, als würdest du zwischen allen Stühlen sitzen. Kein Wunder. Der Tod deines Vaters geht dir sehr nahe, der Verlust ist noch ganz frisch und trotzdem hängt eine ganze Menge Arbeit an dir, die du eigentlich gar nicht wolltest. Menschen sind verschieden. Lass dir Zeit und setze dich nicht selbst unter Druck indem du dich mit anderen vergleichst. Lass sie ihren Weg gehen und geh du den deinen. Manchmal ist das schmerzlich doch du musst auch an dich denken. Menschen sind verschieden. Deine Schwester, versuche mit ihr zu reden, ihr zu erklären, dass nicht alles an dir hängen bleiben kann und dass auch sie eure Mutter unterstützen sollte. Was sie ansonsten macht, ob sie auf Partys feiert oder nicht, das ist ihre Sache. Sie muss damit klarkommen. Deine Mutter hängt verständlicherweise in einem tiefen Loch und ist wie gelähmt. Versuche sie da raus zu holen. Nicht mit harten Worten sondern mit Verständnis. Vielleicht kannst du sie nach und nach einbinden, auch ihr verständlich machen, dass sie wenigstens einen Teil deiner Sorgen übernehmen kann. Auch sie braucht allerdings Zeit. Dein Freund. Hm. Was soll ich dazu sagen. Naja, soviel: es ist mir unverständlich, wie man erwarten kann, dass jemand so kurz nach dem Tod des Vaters wieder 'Spaß haben' (was er auch immer darunter versteht) können sollte und dass 'Spaß haben' wichtiger ist als der Kummer und die Sorgen der Freundin. Wenn dein Vater eines nicht für euch wollte, dann, dass das Leben für euch zu einer Spaßmaschine wird. Versteh mich bitte nicht falsch. Auch dein Vater wusste bestimmt, dass das Leben eben nicht nur 'Spaß haben' bedeutet. Menschen, die immer nur Spaß haben wollen gehen am wirklichen Leben vorbei. Verantwortungsbewusste Menschen sind etwas anderes. Das wollte euer Vater für euch. Du bist auf dem richtigen Weg, so schmerzlich das im Moment auch für dich ist. Geh deinen Weg. Ich drück dir die Daumen, Helmut
__________________
Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376 http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070 Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise. |
![]() |
| Lesezeichen |
| Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1) | |
|
|