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#30
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Hallo zusammen,
ups. Da hab ich doch glatt was vergessen. Muss ich mir jetzt schon Gedanken machen? ![]() Es ist ein Mädchen und heißt Flora. Vielen Dank für eure Glückwünsche. Ich werde sie weiterleiten. Eigentlich war sie mir bei unserem Kennenlernen viiieeel zu brav. Hat nur geschlafen und als sie mal wach war, hat sie interessiert in die Welt geschaut. Ohne Muks. Doch ich denke, das wird sich auch noch ändern. Nach nur 15 Stunden ist man halt einfach zu müde, um auch noch Stress zu machen. Davon hatte sie in der Nacht davor schon genug. Mit gehörigem Bammel ging ich in die Klinik. Also, Luft holen, schwarze Gedanken beiseite schieben. Es ist die gleiche Klinik, in welcher Myriam behandelt wurde. Die gleiche Station, der gleiche Flur. In der Mitte durch Glastüren und Treppenhaus getrennt. Ich war erschrocken, als meine Tochter sagte: "Das Zimmer ist ganz hinten in der Ecke." Das gleiche Zimmer wie damals?? Von damals wusste ich auch noch: einen freien Parkplatz zu finden ist Glückssache. Also gleich Richtung Parkhaus. Das kostet zwar, doch egal. Beinahe hätte ich den Platz an der Straße übersehen. Gleich in der Nähe des Haupteinganges. Parkscheibe raus, Glück gehabt. Nichts hat sich verändert in den nun fast 5 Jahren. Ein- und Ausfahrt für Taxi, Krankentransporte. Direkt neben dem Eingang die 5 Behindertenparkplätze, welche ständig von irgendwelchen Leuten besetzt waren: "Ich bin ja sofort wieder weg." Einmal war ich so wütend über so einen "Kurzparker", war in großer Eile, daß ich mich quer dahinter gestellt habe. Zu oft schon hatte ich mich an der Rezeption beschwert. Auskunft: "Polizei rufen ist zwecklos, da Privatgelände, und wenn wir nicht einen direkt erwischen ...". An der Rezeption Bescheid gegeben, wo ich zu finden bin, die Pförtner haben sich einen gegrinst. Nach 2 Stunden kam dann der Anruf. Unten stand der "Kurzparker", puterrot im Gesicht, und schimpfte wild gestikulierend auf einen der Pförtner ein und zeigt ständig auf mein Auto. Das Gleiche wollte er dann auch mit mir machen: "Wie kommen sie dazu? Sie blockieren mein Auto!! Ich war doch nur 5 Minuten in der Klinik, um was abzugeben." ... "Mein lieber, guter Mann" unterbrach ich ihn ganz ruhig "Erstens ..... (und zeigte dabei auf das Schild mit dem Rollstuhl). Zweitens .... (und tippte auf die Frontscheibe meines Autos. Dahinter lag mein Ausweis). Drittens .... ich parke seit 2 Stunden hier und viertens, wo ist ihr Ausweis?" "Das stimmt nicht mit den 2 Stunden, ich rufe die Polizei!" brüllte er. Daraufhin bestätigte ihm der Pförtner, daß ich 2 Stunden zuvor seine Autonummer an der Anmeldung gemeldet hatte, Polizei sei zwecklos, da Privatgelände und drohte ihm im Wiederholungsfall ein Hausverbot an. Ich setzte mein Auto zurück. Wutentbrannt fuhr der "Kurzparker" vom Gelände und rammte dabei noch beinahe einen Betonpfosten. Mein Auto in die Parklücke und dann wieder nach oben. Der Pförtner war schon an seinem Platz. Links neben der großen, gläsernen Drehtür im Freien immer noch die "Raucher-Loge" mit dem großen Aschenbecher und dem Verteilerkasten aus Waschbeton. Oft habe ich da gestanden oder gesessen und mich mit den Leuten unterhalten. Oder einfach nur still geraucht und auf den Ohren hämmerte der MP3-Player rum. Oft haben Kinder versucht, die Tür anzuhalten. Natürlich blieb sie stehen und ist ein Stück zurückgefahren. Sicherheitsmaßnahme. Die Kinder hatten dann mächtig Spass im Gegensatz zu den Eingeschlossenen. Allerdings nicht lange .Also rein in die gute Stube. Durch den Eingang zum Brückengang zwischen dem halbrunden Eingangsgebäude und dem Klinikhauptgebäude. Schautafeln, links unten im geschlossenen Innenhof die Cafeteria mit Glaskuppeldach. Man kann den Leuten beim Essen zuschauen. Rechts der kleine Glasaufzug, weiter vor die großen Tafeln: wen finde ich wo und wie und warum. Hinten links die Anmeldetheke, ganz hinten der große Aufzug. Dort beginnt dann das Labyrinth. Rechts gehts zur Kapelle, geradeaus zu Notaufnahme und Untersuchungsräumen. nach links in den nächsten Trakt. Dort ist auch die Strahlenklinik. Achja, vorne rechts die Treppe nach unten, weiträumig mit Glas nach außen ausgeformt. Dort darf sich der Gärtner austoben. Auf kleinen Terrassen wachsen im 1. UG allerlei tropische Pflanzen. Einige reichen bis über den ersten Stock. Nichts hat sich verändert. Alles noch so, wie es war. Ich nehme den kleinen Glasaufzug. Er ist nicht so eng wie der große, dunkle aus Stahl. Dritter Stock, aussteigen. Links die Ärztezimmer, Chefarzt, Verwaltung. Ich gehe nach rechts an der Sitzecke vorbei. Leute kommen und gehen. Schwangere Frauen in Ruhe und werdende Väter in Eile und nervös. Frischgebackene mit Blumen in der Hand. Besucher. Ich gehe den alten Weg am großen Aufzug vorbei. Links geht es zu Sekretäriat, Besprechungszimmern, Funktionsräumen, dahinter der Gymnastiksaal. Links ist auch der Kreissaal. Geradeaus die normale Frauenstation. Zweite Glastür rechts, da ist die Station, wo ich hin will. Den Türöffner brauch ich nicht zu suchen. Ich bin drin. Gleich links das Untersuchungszimmer. Gegenüber 6 Stühle an der Wand, ein Tischchen mit Zeitschriften. 2 Männer und eine Frau sitzen schweigend da und warten. Die Frau hat eine Perücke auf. Sie sehen mich nicht, starren teilnahmslos auf die Wand gegenüber oder auf den Boden. Nichts hat sich verändert. Alles noch so, wie es war. Eine junge Ärztin rennt vorbei. Pflegerinnen hasten durch den Gang. Ich erkenne niemanden wieder. Rechts das Schwesternzimmer, kleine Küche, Hygieneraum, links die Patientenzimmer, links der Kasten mit dem Notfallbesteck, daneben an der Wand ein kleines Schreibpult, rechts der Rolltisch mit Tee, Kaffee, Mineralwasser, Tassen und Gläsern. Alles blitzblank. Nichts hat sich verändert. Alles noch so, wie es war. Hinten im Quergang nach links in die Ecke. Zimmer 346. Das war das Zimmer, heute suche ich ein anderes. Gut so, tief ausatmen. 345, 344, Glastür, Treppenhaus, Glastür, 343, 342, 341. Ich bleibe kurz stehen, einmal tief einatmen. Gedanken wegschieben, die bleiben draußen und dann anklopfen. Ein gedämpftes "Herein." Ich öffne die Tür, trete ein. "Hallo ihr Drei." "Hallo Papa." "Hallo Helmut." Zwei strahlende Augenpaare begrüßen mich. Leise schließe ich die Tür hinter mir und bin zu Gast in einer anderen Welt. Gefüllt mit strahlender Zukunft. Alles hat sich verändert. Nichts ist so, wie es war. Alles ist gut. So, wie es ist. Jetzt. Eine gute Nacht wünsche ich euch, Helmut
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Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376 http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070 Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise. Geändert von HelmutL (06.01.2013 um 04:38 Uhr) |
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