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  #1  
Alt 22.02.2013, 21:52
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Kleinzelliges Bronchialkarzinom - verzweifelt

Liebe Nina,

lass dich mal in den Arm nehmen und ganz fest halten. Dein Papa scheint innerlich zu wissen, dass ihm nicht mehr so viel Zeit bleibt. Ich denke heute, dass wir spüren, wenn wir gehen müssen... Mein Vater wusste es auch. Als ich ihm von seinem Schutzengel erzählte und wie froh ich sei, dass immer jemand an seiner Seite wäre, lächelte er und meinte, nun müsse er sich mit dem Sterben und dem Tod auseinander setzen. Mir tat das alles auch so leid. Dass er solche Schmerzen hatte, diesen Verfall mitbekam und seine Selbstständigkeit einbüßte. Auch mein Vater musste diese Windelhosen tragen, weil er einfach keine Kraft mehr hatte, sich im Bett aufzurichten und sich dann auf den Toilettenstuhl zu setzen. Und du glaubst nicht, wie sehr mein Dad die Windeln gehasst hat!!!

Es kann auch sein, dass dein Papa sich auf seine Reise vorbereitet... Dann geht der Blick immer öfter in die Leere, denn er richtet sich nach innen. Oft wirkt man dann auch so abwesend und unkonzentriert.

Nina, mach dir keine Vorwürfe! Ich denke, dein Vater hätte euch gesagt, dass ihr über Nacht bleiben sollt, wenn er sich das gewünscht hätte. Ich bin ganz sicher, dass du ihn morgen unverändert antreffen wirst. Es tut mir so, so leid und ich wünschte, ich könnte irgend etwas für dich tun. Ich kann dir nur raten, weiterhin so viel Zeit wie möglich mit deinem Papa zu verbringen. Auch wenn er verwirrt sein sollte oder viel schläft, noch ist er da und du kannst seine Hand halten, ihn anschauen, an ihm schnuppern, ihn küssen und dich an ihn kuscheln. Eine Freundin hier hat mal gesagt, sie hat es bereut, sich nicht zu ihrer Mama mit ins Bett gelegt zu haben. Ich habe das auch nie getan... Ich habe immer sehr dicht bei meinem Paps gesessen und seine Hand gehalten und ihn gestreichelt, ihn eingecremt und massiert an den Beinen. Das mochte er gern. Und wenn er klar war, dann habe ich gern mit ihm gesprochen. Am glücklichsten war ich immer, wenn er lächelte und einen kleinen Scherz machte...

Ich denke ganz, ganz fest an dich und deine ELtern!
Umarmung
Miri
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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  #2  
Alt 22.02.2013, 22:23
Almnixe Almnixe ist offline
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Standard AW: Kleinzelliges Bronchialkarzinom - verzweifelt

Ach Nina! Es tut mir so leid...

Ich denke ganz fest an Euch und schicke Euch noch ganz viel Kraft, Energie und Stärke!!!

LG! Tina
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  #3  
Alt 22.02.2013, 22:27
kathi1977 kathi1977 ist offline
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Standard AW: Kleinzelliges Bronchialkarzinom - verzweifelt

Hej Nina. Habe gerade gelesen, was alles bei euch passiert. Das ist nicht so schøn. Ich glaube,dein Vater weiss in welche Richtung es geht und man sollte die Wirkung von Morfin nicht unterschætzen, manchmal kommt man in ein sogenanntes Delirium, ein von Morfin ausgeløster Zustand, wo der Betroffene sich wie ein gefangener fuehlt, gefangen in eigenen Gedanken und gefangen im eigenen Kørper. Das ist leider oft eine Nebenwirkung von Morfin. Auf der anderen Seite wirkt es als einziges Schmerzmittel gegen Tumorschmerzen, da alle anderen Medi´s nur eine halb so grosse wirkung hætten. Ich will damit nicht sagen lieber verwirrt als mit schmerzen, aber im Moment ist wie Pest oder Cholera. Ich wuensche dir viel Kraft. Alles Liebe fuer euch aus dem hohem Norden, und uebrigens finde ich es sehr schøn das dein Dad allein in einem Zimmer sein darf um die nøtige Ruhe zu haben.
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  #4  
Alt 22.02.2013, 22:59
Benutzerbild von Gina79
Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Kleinzelliges Bronchialkarzinom - verzweifelt

Danke ihr Lieben, ihr gebt mir so viel Kraft. Musste gerade wieder weinen. Ich bin im KH bei Papa so stark aber dann wenn ich alleine bin falle ich in mich zusammen.
Habe 2 schöne Fotos von Papa parat für den Fall der Fälle und mir auch über das ganze Jahr schöne Sprüche gesammelt. Irgendwie schäme ich mich dafür dass ich mich so früh schon auf das Äußerste vorbereitet habe.
Ich habe solche Angst dass es Papa doch besser geht als wir alle glauben, vom verwirrt sein meine ich. Dass es vielleicht viel zu früh sei mit dem Einzelzimmer. Vorhin hat er angerufen und gemeint er ruht sich jetzt ein wenig aus und sieht dann fern und gefragt wann wir morgen kommen. Da ist er doch völlig klar im Kopf. Ich versteh das alles nicht.
Er hat es uns übrigens nicht gesagt dass er eine Windelhose trägt. Ich habe es gesehen als er die Füße ins Bett hob. Ich weiß jetzt nicht ob er es selbst nicht weiß oder ob er es uns einfach verschweigt weil er sich vor uns schämt oder wir nicht wissen sollen dass es schon so weit ist.
ES ist einfach so grausam, seit man ihm das alles mit Palliativ, Pflege und keine Chemos, usw. sagte hat er innerhalb von 2 Tagen abgebaut. Vor drei Tagen sind wir noch mit ihm im Fernsehraum gesessen und haben schifahren geschaut und er hat da nicht mal Sauerstoff gebraucht. Und jetzt geht alles auf einmal so schnell. Ich glaube er hat das was die Ärzte und Schwestern gesagt haben nicht verkraftet. Oder es wäre so und so gekommen. Ich weiß es nicht aber ich grüble immer wieder darüber nach.

Ich bin so froh euch zu haben, ich hab sonst niemand zum Reden außer euch und Mama. Aber Mama ist auch schon so fertig und muss zusehen dass sie selbst den Boden unter den Füßen nicht verliert.

Sie hat in der Pension immer einmal die Woche in einem Modegeschäft ausgeholfen weil es ihr Spass machte. Heute bekam sie den neuen Dienstplan für dieses Monat. Sie hätte da mehrere Dienste und auch unter der Woche wo ich in der SChule bin und niemand daheim wäre.
Wenn wir Papa heimbekommen muss aber jemand da sein.
Sie hat dann heute gleich dort angerufen und sozusagen "gekündigt". Sie kann ihre Dienste nicht mehr einhalten. Das hat ihr natürlich auch unheimlich weh getan weil es ja ein bisschen "normales Leben schnuppern" war und es ihr so Spass gemacht hat. Aber ich kann ihr da nicht helfen, ich muss in die Schule. Es ist alles so sch...ße!
Ja, Papa weiß glaub ich dass seine Reise bald beginnt und wir alle loslassen müssen.
In diesem Jahr habe ich erst richtig begriffen was mir mein Papa wert ist und wie sehr ich ihn brauche und wie lieb ich ihn hab! Es ist so furchtbar, ich will ihn nicht hergeben.
Mama sagte heute dass er seinen Charakter jetzt ein bisschen verändert. ER ist auf einmal wieder so spitzbüberisch wie er früher war als sie ihn kennenlernte und das war eigentlich die Eigenschaft die sie an ihm so faszinierte. Er hatte es im Laufe der Jahre verloren und ist ernster geworden. Nun ist er wieder so. Es ist alles so eigenartig!
Ich fühle mich wie in einem schlechten Film wo wir die Hauptrolle spielen. Ich funktioniere nur mehr und versuche so wenig wie möglich nachzudenken und so wenig wie möglich Gefühl ins Spiel zu bringen. Leider gelingt es mir nicht immer, wie zuerst zum Beispiel.
Mein einziger Wunsch ist jetzt dass mein Papa nicht leidet, psychisch leidet meine ich (Schmerzen hat er ja keine und die Atemnot war heute auch nicht so schlimm, auch der Husten nicht).
Danke, dass ihr an uns denkt!
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  #5  
Alt 22.02.2013, 23:03
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Kleinzelliges Bronchialkarzinom - verzweifelt

PS: Ich habe Papa heute zum ersten Mal gesagt wie lieb wir ihn haben! Er meinte er weiß das!
Muss schon wieder heulen! Es wird Zeit fürs Bett glaub ich!
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  #6  
Alt 22.02.2013, 23:39
cawo cawo ist offline
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Standard AW: Kleinzelliges Bronchialkarzinom - verzweifelt

Hallo Nina,
weißt du wieviel mg Morphin er bekommt?

Das ab und zu verwirrte ist sicherlich eine NW.

Leider hat das aber nix mit dem körperlichen Verfall zu tun. Ich weiß nur zu gut wie weh das tut es mitansehen zu müssen.

Mein Schatz trägt ja auch seit ner Woche Windeln. Wir haben aber bisher noch alles im Griff, soll halt Sicherheit für den Notfall geben. Ich bin so froh dass er das ohne Murren akzeptiert. Ich stelle mir das sehr schwer vor, wenn ein erwachsener mündiger Mensch auf einmal Windeln tragen soll.

Kümmert euch jetzt schon mal drum.. lasst ein Rezept rausschreiben und informiert euch wer die Dinger liefert. Dort anrufen und erst mal eine Mustersendung bestellen!

Empfehlung von mir: Keine Windelhosen wenn er nicht mehr selber auf Toilette kann, dann die Klebevariante.

Ach Mensch, ich dachte nicht dass es jetzt so abwärts geht.

Aber vielleicht klappt alles wieder einen Tick besser, wenn er zu Hause in seiner gewohnten Umgebung ist.

Ich drücke euch die Daumen!!

LG

Carmen

by the way.... haste gut gemacht, zu SAGEN, dass du ihn liebhast. Spüren und sagen sind halt 2 Paar Stiefel
__________________
Mein Schatz:
10/2012 Diagnose Pankreaskarzinom mit Metastasen
am 23.02.2013, in meinen Armen eingeschlafen

Hier kann man unseren Weg nachlesen (Achtung, sehr lang)

http://www.krebs-kompass.org/showthread.php?t=57813
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  #7  
Alt 23.02.2013, 08:39
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Kleinzelliges Bronchialkarzinom - verzweifelt

Liebe Nina,

ja, ich stimme Carmen zu! Sag deinem Papa ruhig mehrmals am Tag, wie lieb du ihn hast. Ich bin ja der Meinung, dass man das gar nicht oft genug sagen kann.

Aus dem Verlauf der Krankheit meines Vaters weiß ich, wie schnell der Zustand sich verschlimmern kann. Die Ärzte und Schwestern im Krankenhaus haben ja wesentlich mehr Erfahrung und sie erkennen sozusagen die Zeichen. Deshalb haben sie es euch gegenüber auch so ausgesprochen... Ich denke nicht, dass es deinem lieben Papa daher nun schlechter geht, sondern dass er sich leider in diesem Stadium befindet, da der Körper rasant an Kraft verliert. Dein Papa spürt das innerlich. Dieser für dich sehr schwer nachzuvollziehende Wechsel zwischen Verwirrtheit und klarem Bewusstsein, den habe ich bei meinem Papa genauso erlebt. Und er bäumte sich auch immer wieder auf, doch irgendwann war auch das nicht mehr möglich und ich denke, da hat er sich dann mit dem Ende arrangiert. Es hilft ja nichts, wenn man sich gegen etwas wehrt, das stärker ist als man selbst, dann hat man es nur noch schwerer...

Genau wie du habe ich auch versucht, mich vorzubereiten, habe gewisse Vorkehrungen getroffen und wenn ich mich dabei ertappte, fühlte ich mich schlecht und elend, so als würde ich den Tod geradezu heraufbeschwören. Aber im nachhinein weiß ich, dass es nur tausende kleiner Abschiede waren und dass wir mit der Trauerarbeit schon zu dem Zeitpunkt begonnen hatten...

Ich war ganz gerührt, als ich von der wiederkehrenden Spitzbübigkeit deines Papas las. Das ist ja schön und wird deine Mama an ihre erste Zeit mit ihm erinnern.

Liebe Nina, ich wünsche euch heute eine schöne gemeinsame Momente mit deinem Papa, Momente der Nähe und der Liebe mit ganz viel Wärme. Und denk dran, diese kann dir niemand wegnehmen!

Umarmung
Miri
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

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  #8  
Alt 23.02.2013, 11:01
Almnixe Almnixe ist offline
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Liebe Nina,

Du brauchst Dich für nichts zu schämen, was Dir hilft, Dich auf diese Situation vorzubereiten. WEnn es Dir hilft Fotos zu sammeln und Sprüche zu sammeln, dann ist das gut, weil es sich für Dich richtig anfühlt.

Sag Deinem Papa noch oft, dass Du ihn lieb hast. Ich habe das meinem Papa vorher nicht so ausdrücklich gesagt und habe es erst getan, als es schon ganz schlecht um ihn Stand. Es war so schön, weil er es mir auch gesagt hat und ich habe in diesem Moment die ganze Liebe zwischen uns gespürt. Diesen Augenblick kann mir keiner mehr nehmen und dacon zehre ich noch heute. Jetzt muss ich auch weinen...Meiner Mama sage ich das, seit sie krank geworden ist. Immer wieder und es tut uns gut und ich bilde mir ein, dass es ihr hilft, wenn sie immer wieder hört, wie sehr sie von ihrer Famile geliebt wird.

Liebe Nina, es hat Deinem Papa bestimmt zu denken gegeben, dass man mit ihm das Thema Pflege etc. besprochen hat. Meiner Mama würde das auch die Füße unterm Boden wegziehen, da ihr damit alle Hoffnung genommen wird. Und für den Kampf gegen diese schlimme Krankheit brauchst Du ein Ziel. Ich kann das sehr gut verstehen.

Das mit den Windeln hätte uns mein Papa auch nicht gesagt. Er war doch immer der Starke, das Oberhaupt der Familie. Ich denke nicht, dass sich Dein Papa unbedingt schämt, aber er möchte Euch kein schlechtes Gefühl geben, indem nun Sachen eintreten, die ihn noch schwächer erscheinen lassen. Es ist eben ein notwendiges Übel. Punkt!

Liebe Nina, ich denke ganz fest an Euch und schicke Euch alle Energie die ich habe!!!!

Bis ganz bald, Tina
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