Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 18.03.2013, 23:51
Nale26 Nale26 ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 17.03.2013
Beiträge: 7
Standard AW: Meine Mutter wird sterben - was soll ich tun?

Hi Miriam,
es tut mir sehr leid, dass du deinen Vater verloren hast, bevor du deine Wunschliste mit ihm "abarbeiten" konntest. aber ich finde es wirklich toll, dass du trotz deines Verlustes weiterhin hier bist und anderen mut machst. Mir hilft es sehr wenn ich sehe, wie toll du damit umgehst.
Es gibt so vieles, was ich meine mutter gerne noch fragen würde und was ich gerne noch mit ihr machen würde, aber ich habe angst ihr das so direkt zu sagen. meine eltern haben noch nicht akzeptiert, dass sie wahrscheinlich nicht mehr lange leben wird. wir haben bisher noch keine prognose, weil die ärzte die bestrahlung der gehirnmetastasen abwarten wollen. und es gibt menschen, bei denen man die metastasen über mehrere jahre hinweg klein halten konnte. darauf hoffen wir natürlich auch. für meinen vater ist das alles so schlimm. meine eltern sind schon 38 jahre verheiratet und ich habe wirklich angst, dass er ohne meine mutter seinen lebensmut verliert und nie wieder glücklich werden kann. für mich ist es auch schlimm, aber in gewisser weise ist es der lauf des lebens, dass man seine eltern irgendwann verliert - auch wenn ich gehofft hätte, dass das noch 30 jahre dauert. doch für meinen vater bricht gerade seine ganze welt auseinander. deshalb ist es sehr schwer darüber zu sprechen, was man noch alles erleben möchte, bevor es zu spät ist..
am mi hat meine mutter einen termin bei einer psychologin. ich hoffe sehr, dass ihr das hilft mit der krankheit umzugehen und trotz allem ihr leben noch zu genießen. hast du erfahrungen mit psychologischen beratungen?
wie alt war dein vater als er gestorben ist?

liebe grüße,
Nale
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 19.03.2013, 09:43
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 11.05.2011
Ort: Schleswig-Holstein
Beiträge: 1.501
Standard AW: Meine Mutter wird sterben - was soll ich tun?

Liebe Nale,

ja, das kann ich alles sehr gut nachvollziehen. Man muss es auch nicht so darstellen, als seien es die "letzten Wünsche" sondern einfach so eine Art Liste, die einem in den Sinn gekommen ist. Dinge, die man einfach gern mal gemeinsam erleben möchte. Ich habe auch so eine Liste hier bei mir hängen für Ausflüge und Reiseziele ...und ich gehe nicht davon aus, dass mir nur noch wenig Zeit verbleibt.

Und deine vielen Fragen an deine Mama... Da kann ich dir nur ermutigen, sie ihr zu stellen. Meine Tochter hat zum Beispiel meinem Papa ein "Opa-Buch" geschenkt, in dem er alles aufschreiben sollte aus seiner Kindheit und Jugend. Er hat dann auch angefangen, eine Art Tagebuch zu schreiben, doch als Lungenentzündung und anschließender Pleuraerguss ihn quälten, mochte er nicht mehr schreiben. Verständlich! Mir hat er jedoch immer sehr viel aus seiner Kindheit und Jugend erzählt und ich habe gern zugehört. Auch schon, bevor er so krank wurde. Solche Fragen kann man auch geschickt "einpacken", indem du deine Erinnerungen schilderst und dann fragst, wie deine Mama es als Kind oder junges Mädchen erlebt hat. Ob sie ähnlich empfand oder andere Erlebnisse hatte. So vielleicht.

Mein Papa starb kurz nach seinem 71. Geburtstag. Für mich viel zu früh, denn er war bis zur Diagnose immer ein sehr gesunder und vitaler Mann. Schlank, relativ sportlich und geistig voll da und er stand mitten im Leben. Bis auf kleine Zipperlein wie Rückenschmerzen hatte er nichts. Meine Eltern hätten letztes Jahr im August ihre Goldene Hochzeit gefeiert und waren seit ihrem 16. Lebensjahr zusammen... Deine Befürchtungen hinsichtlich deines Papas kann ich sehr gut nachempfinden. Auch für meine Ma ist eine Welt zusammen gebrochen. Sie meinte, ein Teil von ihr sei mit meinem Vater gestorben. Ihre Trauer war grenzenlos. Heute, ein Jahr später, hat sie es geschafft, mit ihrer Trauer zu leben. Sie hat sich ihren Weg ins Leben zurück erkämpft. Ein anderes Leben, das sie nun neu befüllen muss, doch sie will nicht aufgeben. Sie hat für dieses Jahr bereits zwei Reisen gebucht, denn so hätte mein Vater sich das für sie gewünscht. Und sie hat eine Handvoll sehr guter Freunde, die auch gern Zeit mit ihr verbringen, denn ich bin nun mal kein Partnerersatz. Wir verbringen auch viel Zeit miteinander, doch ich bin nur die Tochter.

Ich finde es großartig, dass deine Mama das Gespräch mit der Psychologin wahrnimmt. Und ja, ich habe Erfahrungen damit. Während mein Papa damals sämtliche Gespräche ablehnte, habe ich meine Ma zu einer Psychoonkologin geschickt, da sie nach der Diagnose in eine Art Schockstarre verfallen war. Die Frau hat ihr wirklich gut geholfen, denn nach ein paar Gesprächen war meine Mutter wie ausgewechselt. auch ich selbst habe mir Hilfe gesucht und drei Gespräche geführt und auch mir hat es sehr geholfen. Und es hat mich gestärkt für die Zeit, die dann kam. Diese Gespräche können kein Schicksal und seinen Verlauf ändern, doch sie können den Blickwinkel ändern. Und wenn man über Ängste spricht und sie beleuchtet, dann verlieren sie oft an Heftigkeit und Wucht. Allein das kann hilfreich sein. Uns hatte die Psychoonkologin gesagt, dass auch ein gesunder Mensch jeden Tag nur 24 Stunden zur Verfügung hat und das haben wir so verinnerlicht, dass wir dann damit leben konnten. Ich habe immer versucht, mich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Keine Pläne für die Zukunft und immer einen Schritt nach dem anderen.

Liebe Grüße
Miriam
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 21.03.2013, 10:11
ela264 ela264 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 11.03.2013
Beiträge: 15
Standard AW: Meine Mutter wird sterben - was soll ich tun?

@mirilena Ich finde es auch ganz ganz toll das du uns alles so Mut machst und einfach da bist! Es hilft wirklich sehr.

@ Nale ich wünsche dir noch ganz viel Zeit mit deiner Mutter. Wir sind in einer ähnlichen Situatuion und es ist einfach nicht leicht damit umzugehen.
Auch mein Vater verhält sich ähnlich wie deiner. Er kann überhaupt nicht damit umgehen.....
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 07:42 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2025, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2025 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55