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  #1  
Alt 26.07.2013, 11:26
Benutzerbild von Gina79
Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Tired of crying, sick of trying, yeah i'm smiling, but inside i'm dying

Hallo father-1947!
Das mit "diesen Tagen" wie Geburtstag, Vatertag, Weihnachten,... kenne ich auch! Wir haben bis jetzt in diesem Jahr bereits den Vatertag, meinen Geburtstag, den Muttertag, den Hochzeitstag meiner Eltern und Mamas 60. Geburtstag hinter uns. Papas Geburtstag steht jetzt Anfang August an! Irgendwie ist es immer vorbeigegangen.
Wir versuchen, gerade an solchen schwierigen Tagen, dass wir etwas unternehmen und uns ablenken. Zum Vatertag sind wir zum Beispiel wandern gegangen. Natürlich haben wir dabei viel von Papa geredet aber wir sind nicht zu Hause gesessen und sind nicht in ein tiefes Loch gefallen.
Zu meinem Geburtstag sind wir shoppen gegangen und dann essen. Mamas 60. GEburtstag haben wir im ganz kleinen Kreis gefeiert.
Natürlich war alles mit Traurigkeit verbunden weil ja Einer fehlte aber ich habe versucht an diesen Tagen meinen Verstand einzusetzen und die GEfühle auszuschalten (soweit es ging, ich habs zumindest versucht! Ist nicht immer gelungen!)

Diesen Sonntag wollte meine Mama grillen weil es ja so heiß wird. Grillen war immer Papas Lieblingsbeschäftigung im Sommer und er hat es so gut gemacht. Wir haben zu meinem Geburtstag gegrillt, aber das war eine andere Situation mit vielen Leuten rundherum.
Für diesen Sonntag habe ich zu Mama gesagt dass ich nicht unbedingt grillen möchte weil es mir noch viel zu sehr weh tut. Wenn wir alleine grillen, dann fällt es eben wieder so ungeheuer auf dass eine Person fehlt. Deshalb grillen wir am Sonntag nicht.
Ich versuche zwar die Dinge, die Papa so gerne gemacht hat auch zu machen aber manchmal geht es einfach nicht und es wäre nur eine Qual. Vielleicht mag ich bald schon grillen weil ich Papa dadurch nahe bin aber diesen Sonntag eben nicht!

Wie du siehst, es gibt so viele Gemeinsamkeiten und wir müssen versuchen halbwegs wieder ins Leben zurückzufinden. Mir gelingt es manchmal ganz gut und dann holt mich alles wieder unvorhersehbar ein!
Es ist nicht leicht aber mir hilft dieses Forum sehr um mir vieles von der Seele zu schreiben und Dinge die ich nicht ändern kann einfach anders zu sehen!

Alles Liebe und einen sonnigen Tag!
__________________
Mein Papa: Kleinzelliges Bronchialkarzinom
Diagnose am 21.12.2011
am 23.2.2013
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  #2  
Alt 26.07.2013, 13:24
Benutzerbild von fraunachbarin
fraunachbarin fraunachbarin ist offline
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Standard AW: Tired of crying, sick of trying, yeah i'm smiling, but inside i'm dying

hallo father-1947
auch ich kann trotz der sehr schweren zeit positives mitnehmen.
meine geschwister und ich sind sehr zusammen gewachsen als mami im hospiz lag. ich wohne weiter weg, hab keine kleinen kinder mehr und so lag es nahe, daß ich dann die ganze zeit über bei ihr bleibe. auch nachts hab ich neben ihr geschlafen. meine geschwister haben noch kleinere kinder, so konnten sie nicht immer da sein. aber wenn sie da waren, haben wir zusammen geweint und aber auch gelacht, weil wir uns an ganz vieles aus der kindheit mit mami erinnert haben. auch die zeit nach mamis tod haben wir zusammen die erledigungen aufgeteilt. und mamis wohnung haben wir dann gemeinsam ausgeräumt. es war für jeden schwer und wir haben uns gegenseitig getragen. und ich weiß ganz genau, daß meine mami sich sehr darüber gefreut hat, wie ihre kinder sich untereinander stützen und noch mehr zusammen wachsen.
so wollen es unsere lieben für uns. daß wir weiter glücklich leben.
das würdest du dir doch auch wünschen, müßtest du mal gehen. wir würden unseren hinterbliebenen wünschen, daß sie weiter am leben teilnehmen und zufrieden sind.
dieser gedanke hat mich bisher immer aus einem trauerloch geholt. ich will meiner mami diese freude machen. ich nehme wieder am leben teil und genieße es.
das wünsch ich dir auch..
liebe grüße von tine
__________________
MISS YOU MAMA
24.02.1944-15.10.2012
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  #3  
Alt 31.07.2013, 11:48
father-1947 father-1947 ist offline
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Standard AW: Tired of crying, sick of trying, yeah i'm smiling, but inside i'm dying

Ich habe mich jetzt doch dazu entschlossen meinen Eingangspost, den ich gelöscht habe, wieder einzustellen, ich weiß zwar immer noch nicht warum, aber es ist ein tiefes inneres Bedürfnis. Gerade heute, immer an Mittwochen ist es ganz schlimm, diese verdammten Mittwoche, an denen ich zu jeder Sekunde noch weiß, was an seinem Todestag passiert ist.

@Nina: Wir haben den Geburtstag von Mama überstanden, wobei überstanden falsch ausgedrückt ist, denn wider Erwarten, war es doch sehr schön! Meine Freundin und ich haben ganz bewußt versucht gewisse Rituale, die an so einer Feier unumgänglich mit Papa verbunden sind, zu vermeiden bzw zu durchbrechen. Es war ein wirklich schöner Tag, es wurde lecker gegessen, wir alle hatten schöne Gespräche, es wurde viel gelacht und später sogar getanzt, aber natürlich war immer wieder Papa Thema, was aber auch gut getan hat!

@Tine: genau das versuche ich auch, das Leben zu genießen. Ich verkrieche mich nicht, unternehem auch einiges, aber es holt einen eben immer wieder ein! Ich weiß, es ist noch viel zu wenig Zeit vergangen und ich erwarte momentan viel zu viel...
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  #4  
Alt 31.07.2013, 13:48
Tiina Tiina ist offline
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Standard AW: Tired of crying, sick of trying, yeah i'm smiling, but inside i'm dying

Lieber Father-1947,
Dein Eingangspost hat mich sehr bewegt. Ich bin voller Bewunderung, wie tapfer ihr wart, wie offen ihr den Tatsachen ins Auge geblickt habt und alles getan habt, um Deinem Vater den Weg zu erleichtern.

Meine Mutter ist auch an Lungenkrebs gestorben und hatte auch immer wieder massive Atemnot - aber ich hatte das Glück, dass sich die Frage der Beatmung nicht stellte und sie nicht erstickt ist (sie bekam bei den Erstickungsanfällen im Hospiz Tavor und eine Bauchspritze Morphin - im Nachhinein wünschte ich, sie hätte mehr Morphin bekommen, weil ihr das einige qualvolle Stunden hätte ersparen können, aber das war in dem Hospiz nicht vorgesehen...)

Ich kann sehr sehr gut nachvollziehen, dass diese Tage und Stunden Dich verfolgen, dass Du im Kopf immer wieder diesen Tag durchlebst. Ich habe in den Monaten nach dem Tod meiner Mutter auch immer wieder die schlimmen Momente der Krankheit nacherlebt, habe oft geträumt, dass sie schwer krank ist und ich nicht helfen kann.
Das hört sich blöd an, aber ich denke, da müssen wir durch... Das wird irgendwann besser! Am Anfang (das ist jetzt 2,5 Jahre her) dachte ich, die Bilder verschwinden nie aus meinem Kopf, jetzt denke ich deutlich seltener daran und häufiger an schöne Momente mit meiner Mutter.

Ich finde es sehr schön, dass Du Dich so um Deine Mutter kümmerst! Das ist bestimmt eine ganz große Hilfe für sie - ich hoffe, ihr könnt Euch gegenseitig stützen und trösten. Schön, dass ihr gemeinsam über Deinen Vater reden könnt - das hat mir sehr gefehlt, dass da keiner war, der auch über meine Mutter hätte reden wollen...

Und - wie ja auch schon viele gesagt haben - es ist völlig OK, wenn Du weinst... Du kannst auch nicht immer nur stark sein...

Liebe Grüße,
Anja
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  #5  
Alt 31.07.2013, 22:50
Almnixe Almnixe ist offline
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Standard AW: Tired of crying, sick of trying, yeah i'm smiling, but inside i'm dying

Lieber Father-1947,

wie Anja bin auch ich tief bewegt durch deinen Bericht. Ich kann Deine Gedanken und Gefühle auch so gut nachempfinden. Es hat mich so sehr an die Zeit erinnert, in der meine Schwester und ich meine Mama begleitet haben. Und auch wir waren bei ihr als sie dann am 10. Juli 2013 an Lungenkrebs verstorben ist. Die Bilder der letzten Monate, Wochen und Tage verfolgen mich auch und führen immer wieder dazu, dass ich ganz tief traurig werde.

Ich sende Dir ganz viel Kraft!

LG! Tina
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  #6  
Alt 08.10.2013, 09:49
father-1947 father-1947 ist offline
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Beiträge: 13
Standard AW: Tired of crying, sick of trying, yeah i'm smiling, but inside i'm dying

...es ist seltsam, ich merke, dass mir das lesen hier nicht gut tut, es mich jedes mal runterzieht, aber trotzdem mache ich es immer wieder, fast täglich. warum mache ich das? vielleicht weil ich dadurch das gefühl habe nicht alleine zu sein, zu wissen dass es andere Menschen gibt die auch so einen Schicksalsschlag erlebt haben oder aber um bewusst dem Verdrängen des Erlebten entgegenzuwirken.

Mittlerweile habe ich meinen Alltag wieder im Griff, es gibt sogar Tage (manchmal mehrere hintereinander) an denen alles richtig gut ist, an denen ich an Papa denken kann, ohne dass ich weinen muss oder unendlich traurig werde, dann denke ich "das ist noch viel zu früh" für diese Normalität, ich verdränge es nur und dann komme ich wieder hier her, lese eure Geschichten, fühle mit euch, muss weinen und mir geht es hundselend...

...aber ich habe das Gefühl, dass es wichtig für mich ist, für mein Seelenwohl...

Euch allen wünsche ich viel Kraft!
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  #7  
Alt 08.10.2013, 11:35
Benutzerbild von Jamila05
Jamila05 Jamila05 ist offline
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Standard AW: Tired of crying, sick of trying, yeah i'm smiling, but inside i'm dying

Ich umarme dich virtuell father-1947
Ich kann so nachempfinden wie du dich fühlst, denn mir geht es sehr sehr ähnlich bis gleich...
Viel Kraft schicke ich dir
Jazz
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