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Alt 24.12.2013, 11:34
Scania143 Scania143 ist offline
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Beiträge: 17
Standard AW: Wie geht ihr mit eurer Trauer um?

Liebe Sonnee,

auch ich habe im September meinen Mann verloren und bis heute kann ich nicht wirklich weinen bzw lasse mir von Außenstehenden nichts oder nur wenig anmerken. Das ging soweit, dass mich vor ein paar Wochen eine Arbeitskollegin angesprochen hat ob es mir gut geht, da sie den Eindruck hat ich bin ein Meister im verdrängen. Auch mein Chef meinte ich soll es raus lassen, nur wie, ich weiß es immer noch nicht. Solange ich arbeite und denn Kopf voll habe mit allem anderen denke ich nicht darüber nach, aber wenn ich aus dem Geschäft raus gehe fährt mein Mann mir dauernd im Kopf rum. Ich kann auch kaum auf den Friedhof, weil ich immer das innere Gefühl haben ich müsste ihn ausgraben, aber weinen, neine weinen kann ich nur ganz selten.
Ich für meinen Teil habe das Gefühl das direkt nach Diagnosestellung meine Trauer eingesetzt hat. Da war es für mich als reißt jemand ein Stück aus mir raus. Mir haben auch die Worte einer Nachbarin, sie hat Ihren Mann auch Mitte 40 verloren, sehr geholfen. Bei einem Gespräch kurz nach dem Tod ihres Mannes hat sie mir damals gesagt - es ist auch Liebe jemanden gehen zu lassen. Er fehlt mir an allen Ecken und Enden und doch bin ich dankbar dafür das er nicht mehr leiden muss.
Trauer für dich wie du es für dich richtig hälst und gib nichts auf dein Umfeld. Wenn es dir zum lachen ist dann lache, wenn zum weinen dann weine.

Marianne
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  #2  
Alt 24.12.2013, 20:23
a_nna a_nna ist offline
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Registriert seit: 03.12.2013
Beiträge: 14
Standard AW: Wie geht ihr mit eurer Trauer um?

zur Trauer gehören nicht unbedingt Tränen oder das, was "man von Dir erwartet". Trauer findet im Inneren, kaum an der Oberfläche, statt.
Ich weiss nicht genau, was Deine Umwelt von Dir erwartet ... sollst Du die Tapeten von der Wand reissen oder in den Wochen nach dem Tod auch Dein Leben einstellen ?

Zur Trauer gehört eigentlich ein rücksichtsvolles Umfeld, wenn es denn Rücksicht nimmt. Die Pflicht, ein Jahr Schwarz zu tragen, Spiegel zu verhängen und sich kaum nach draußen zu bewegen, um nicht einen anderen Mann kennen zu lernen - das ist Gott-sei-Dank nicht mehr adäquat.

Wenn Du Dich selbst und bewusst im Spiegel anschauen kannst bist Du auf dem richtigen Weg. In der ersten Zeit ist dies Vielen nicht möglich.

Du schreibst von einem achtjährigen Krankheitsverlauf. Acht Jahre unter erheblichem Stress, mit diversen Gedanken und Ängsten, und viel Zeit, in der man sich die Fragen nach dem Sinn und dem Weitergehen stellen kann. Das bereitet sicher auch vor.

Umgang mit Trauer: es sind Stufen, die mal nach unten aber auch nach oben führen. Genauso wie eine (lebensbedrohliche) Krankheit. Das ist nichts Neues, aber manchmal überraschend. Eine mir wichtige Erfahrung ist das Hören auf die innere Stimme, auch wenn sie noch so chaotisch scheint. Sie hat mir immer richtig geraten. Das ist auch eine Wette mit sich selbst, eben nicht das zu tun, was andere erwarten. Und das Ventil dort zu suchen, wo ich Vertrauen habe. Wenn gar nichts mehr geht, geht`s auf Deutsch gesagt nur noch ins Bett. Wenn das nicht, nach draußen, egal zu welchen Konditionen, bevor die Decke fällt.

Ich glaube, es steckt auch eine große Portion Neugier in jeder Angst bzw. Unbefindlichkeit in der Trauer: "wo stehe ich und werde mich hinbewegen ?", "ist das normal ?", "tut es mir gut, wie fühlt es sich an ?" ... sich auf sich zu besinnen ist alles andere als egoistisch. Deine Umwelt hätte ja nichts von Dir, wenn Du es allen recht machen wolltest und dabei keinen Schatten mehr wirfst. Trauer ist eine Ausnahmesituation, nie planbar, nie gerade passend oder gleich vorbei.

Geändert von a_nna (24.12.2013 um 20:41 Uhr)
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