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#1
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Hallo an Alle,
ich habe im letzten Herbst hier schon gelesen. Jetzt schreibe ich auch. Habe meinen Mann vor einigen Wochen verloren. Er wurde nur 57 Jahre. Er hatte Lungen-Ca und ein Cup-Syndrom. 10 Monate hat er seit Diagnose Stellung geschafft. Ich habe ihn bis zu seinem Tod zu Hause gepflegt. Auch mir geht es so , das ich immer wieder reden möchte. Über meinen Mann, über die Zeit die uns noch blieb, über die Augenblicke als er einschlief und über die Zeit vor dieser schrecklichen Krankheit. Ich habe das Gefühl die Menschen um mich herum zu überfordern. Ich gehe zu einer Trauerbegleitung . Die ca. 2 Wochen dazwischen sind immer sehr lang für mich . Würde mich gerne mit euch austauschen. Ihr kennt das ja alles. Lieben Gruß erst einmal Bea |
#2
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Liebe Bea,
es tut mir sehr Leid, dass auch du nun zu uns gehören musst. Die Menschen sind tatsächlich überfordert, dabei ist es so hilfreich, einfach reden zu dürfen von dem geliebten Menschen, den man so sehr vermisst. Ich kann verstehen, dass die zwei Wochen Pause zwischen den Treffen mit Leidensgenossen sehr lange sind. Deshalb ist es gut, dass du zum Stammtisch gekommen bist. Hier kannst du immer erzählen, egal um welche Uhrzeit, alle paar Tage, mehrmals täglich, ganz wie du es brauchst. Erzähl uns von deinem lieben Mann, erzähl uns alles, worüber du reden möchtest. Sei gewiss, einer von uns hier in der Forumsgemeinschaft wird da sein. Und wer weiß, manchmal braucht es auch überhaupt keine Antwort, alleine das Schreiben kann helfen, den Druck auf der Seele einen kurzen Moment zu nehmen. Ganz liebe Grüße, auch an alle anderen Andrea
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Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι και δεν επέστρεψες |
#3
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Liebe Andrea,
danke für deine lieben Worte. Ihr habt hier ja alle so ungefähr das gleiche erlebt oder erlebt es. Ich habe die Erfahrung gemacht, oder glaube es vielleicht auch nur, ich bin alleine mit meinem Schmerz , und nur ich möchte über alles reden und reden und reden. Bis irgendwann dieser Schmerz aufhört. Dezember 2012, fünf Tage vor Weihnachten bekam Uwe, mein Mann, seine Diagnose. CUP-Syndrom, Lungen-, Leber,- Nieren,- Knochen Metastasen. Unheilbar.... Uwe war starker Raucher, ich hatte immer die innere Angst, dass er krank wird. Aber so heftig..... das war zu viel. Wir haben am 1 Weihnachtstag seine Patientenverfügung geschrieben und geheult. Dann kam die Morphineinstellung, Krankenhaus, Chemo, Bestrahlung und und und..... Sein Endschuss war , es noch wenigstens 2 Jahre zu schaffen. Er hat 10 Monate geschafft. Es war die Hölle, sein Leiden zu erleben und nicht wirklich helfen zu können. Diese Monate haben meine ganze Kraft aufgesaugt. Am meisten machen mir die letzten Wochen zu schaffen. Bis Mai hatte ich noch ganztags gearbeitet ( ich bin Arzthelferin) . Dann ging es nicht mehr. Uwe ging es schlechter und ich habe mich krank schreiben lassen. Letztendlich habe ich meine Arbeit verloren. Das war mir aber egal. So hatte ich die letzten Monate mit Uwe noch und wir haben diese Zeit gemeinsam geschafft. Ich sah wie es um ihn stand. Das Ende war nicht mehr ganz so weit. Ich wollte es aber nicht sehen und war sehr geschäftig und habe auch manchmal so getan als wenn wir noch viel Zeit hätten. Wir haben immer viel miteinander geredet , aber Uwe ist sehr ruhig geworden. Nach vielen Gesprächen haben wir beschlossen, das Uwe zu Hause bleibt, mit Palliativ Pflegedienst und am Ende auch mit einer palliativen Sedierung. Ich habe ihm versprochen auf ihn aufzupassen, das er ruhig und ohne Schmerzen einschlafen kann. Ich habe mein Versprechen gehalten, er ist ganz ruhig gewesen bei seinem letzten Atemzug. Ich habe sehr oft gehört das es ein großes Geschenk war , das Uwe zu Hause sterben durfte und ich und die Kinder dabei waren. Vom Kopf her weiß ich das, wir haben alles gemacht für Uwe. Ich bin aber im Zweifel.... habe ich auch wirklich alles gut gemacht....habe ich im oft genug gesagt, das ich ihn liebe ... hätte ich dieses oder jenes vielleicht doch noch tun können. Ich glaube, ich habe ihn noch nicht wirklich los gelassen . Ich erlebe diese letzten Stunden in meinem Kopf immer und immer wieder. Sein letzter Atemzug, sein Körper verändert sich und ich weiß das er tot ist. Ein Erlebnis das mich noch immer voll im Griff hat und mir die Endlichkeit gezeigt hat. Wann wird das weg gehen, oder besser werden ? Werde ich Ruhe finden ? Geändert von BEA11 (11.01.2014 um 00:21 Uhr) |
#4
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Hallo Ihr Lieben, hallo BEA11,
Bea, fühl Dich in den Arm genommen und gedrückt. Deine Gedanken und Sorgen sind die gleichen, die fast jeder hier von uns hatte und noch hat. Aber glaube mir, Du hast alles richtig gemacht. Meine Karin ist auch innerhalb nur eines Jahres von uns gegangen. Es gab viele Hochs- und Tiefs in dieser Zeit. Es gab große Hoffnung und tiefe Enttäuschung. Aber in all der Zeit haben wir uns gehabt. Ich habe viele Therapiemöglichkeiten erfragt, wir sind bei vielen Ärzten gewesen. Bis dann klar war, es gibt keine Therapie mehr. Wir haben dann gemeinsam beschlossen, sie geht in kein Krankenhaus mehr. Ich habe sie zu Hause gepflegt und war rund um die Uhr bei ihr. Es war eine sehr intensive Zeit. Ich glaub, wir waren uns vorher nie so nah. Wir haben zusammen gelacht und geweint, Karin hat Rezepte diktiert, damit so manche Leckerei nicht verloren geht. Sie hat sich Gedanken um meine Zukunft gemacht, nie an sich gedacht. Schließlich hat sie dann, ihren Kopf in meinen Armen, den letzten Atemzug gemacht. Sie war ganz ruhig. In der Zeit danach kamen bei mir auch Zweifel auf. Hätte man etwas machen können, hätte es doch noch eine Möglichkeit gegeben? Mit dem heutigen Abstand und vielen Gesprächen mit lieben Menschen weiß ich, es war alles so, wie es sein sollte. Ich habe Karin Briefe geschrieben, hab ihr von meinen Ängsten und Nöten erzählt und ihr meine Liebe versichert. Diese Briefe habe ich dann auf ihrem Grab unter einem Stein deponiert. Diese Briefe haben mir in der ersten Zeit sehr geholfen. Am 24. dieses Monats ist es nun schon wieder 5 Jahre her. |
#5
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Ich danke dir , Siegfried, für deine Worte.
Es tut mir gut Meinungen, Antworten und tröstende Worde von euch zu hören. Habe das Gefühl hier reden, schreiben und mich austauschen zu können ohne das Gefühl zu haben zu nerven. Ich muss einfach immer über mich und mein Leben und mein erlebtes reden. Es erleichtert meine Seele . Danke euch Bea |
#6
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Hallo Bea,
tja, wann wird es weggehen? Im Laufe der Zeit lernt man damit zu leben... Immer mal wieder stampft man auf, will das nicht "normal" werden lassen. Und doch holt die Zeit Dich, oder Du holst die Zeit. Irgendwann, ganz heimlich, fängst Du wieder an, Dich über Nichtigkeiten so schrecklich zu ärgern - dann hat die Zeit Dich wieder zurück. Nach all der Zeit denke ich noch immer, der Entschluß den letzten Weg Zuhause zu gehen war für Jürgen und mich richtig, aber, ganz wichtig, auch möglich. Das ist "Glück". Sicher, vielleicht nicht alles perfekt, und dennoch. Kein Plan, kein muß, auch mal einfach alle 5e gerade sein lassen. Erinnere Dich an diese unglaublichen Momente, die sicher auch Ihr hattet. Und dann komm langsam im jetzt an und suche Dir Dein Plätzchen in Deinem Leben. Hör nie auf zu erzählen, sei nicht stumm. Mein Spruch war "ich darf das jetzt". Mmmh. Alles, nur niemand verletzten. Also erzähle. Ganz krummer Vorschlag von mir, hab auch lange dafür gebraucht. Geh los und kaufe Dir bunte Socken. Ist nur für Dich und tut gut, je verrückter um so schöner. Grüssle Bruni |
#7
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Hallo an alle hier am Stammtisch!
ich war auch lange nicht mehr hier. Aber im KK bin ich schon immer mal unterwegs. Zum Lesen, selten mal zum Schreiben. In einem anderem Tread habe ich über die Weihnachtszeit oft auf eine Nachricht gewartet und schon das Schlimmste erwartet....das ist leider auch eingetreten. Aber das ist eine andere Geschichte. Trotz allem beschäftigten mich schon die Erlebnisse, Leidenswege all derjenigen die hier schreiben. ja und wie geht es mir? Ich war genau vor 1 Jahr ziemlich euphorisch. Dachte mit der gewonnenen neuen Kraft bin ich wieder fit fürs Leben. Denkste ![]() Die zeit heilt alle Wunden! Schau nach vorn-das Leben geht weiter! Nun mußt du doch endlich mal loslassen! ![]() Ich war eigentlich der Meinung das 3. Jahr wird am Schwersten-nun warte ich! Nicht auf einen Frosch, sondern darauf, was das Leben für mich noch bereit hält. Auf jeden Fall bin ich dazu bereit endlich mal an MICH zu denken. Ich wünsche allen hier für dieses Jahr - ja was eigentlich? Auf jeden Fall bleibt gesund. Lg sunny
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Es brennen immer 2 Kerzen.Eine für diejenigen, die über die Regenbogenbrücke gegangen sind und eine für uns, die zurückgeblieben sind |
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