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#1
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Liebe Anja,
Du kannst Dir hier alles von der Seele schreiben. Ich bin schon eine Weile hier aktiv und sehe, wie sich Dinge und Situationen trotz der verschiedenen Ausgangssituationen wiederholen. So auch Deine Beschreibung über die Aggressivität Deines Mannes. Das ist nicht so selten und hat sicher verschiedene Gründe innerhalb seiner Erkrankung, z.B. Schmerzen, das Gefühl der Hilflosigkeit, von anderen abhängig zu sein, die Angst vor dem Sterben und dem Tod, die Trauer um die Dinge, die man nun vielleicht nicht mehr erlebt... Und gerade Männer scheinen da verstärkt ihre Probleme zu haben. Es ist gut, dass Ihr darüber reden könnt und Dein Mann Dich auch versteht. Es ist nicht gegen Dich gemünzt, das hat er sicher auch schon gesagt. Er muss erst einmal mit der Situation zurecht kommen. Wenn die Möglichkeit und der Wille besteht, wäre auch psychologische Hilfe angezeigt. Liebe Anja, lass ihm etwas Zeit, mit der ganzen Sache klar zu kommen. Und bitte achte auf Dich. In solchen Fällen, zumal Du ja noch mehr erkrankte Familienmitglieder hast, bist Du irgendwann überfordert und ausgebrannt. So schlimm es ist und Du allen beistehen möchtest: Nimm Dir Auszeiten, gehe mal mit Freunden weg oder ins Kino. Oder fahrt mal am Wochenende irgendwo hin, wenn es geht. Genießt die Zeit, in der keine Behandlungen anstehen. Wenn auch Du noch zusammenklappst, ist niemanden gedient! Alles Gute! Safra |
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#2
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Liebe Anja,
herzlich willkommen hier. Krebserkrankung und noch andere Baustellen durch erkrankte Familienmitglieder, das ist auch wirklich ein dickes Paket was du da zu tragen hast. Hier kannst du dir den Kummer von der Seele schreiben. Wichtig ist, dass du achtsam mit dir umgehst und dir eine Auszeit nimmst. Ich war zwar nicht direkt in dieser Situation. Mein Schwager (Mann meiner Schwester) hatte Lungenkrebs (ist leider im Juli daran gestorben). Und hier langen die Nerven richtig blank. Zumal unsere Mutter im Pflegeheim ist und von uns allen (sind drei Geschwister) sehr viel Aufmerksamkeit brauch. Meine Schwester war mit allen völlig überfordert, machte mir sogar Vorwürfe, dass ich mich nicht so richtig um unsere Mutter kümmere (1x die Woche Besuch langt nicht). Ich selber habe ein Kind mit Mehrfachbehinderung, der rund um die Uhr betreut werden muss, auch wenn mein Mann mir dabei hilft, uns schon an die Grenze der Belastbarkeit hinaus fordert. Außerdem bin ich auch noch berufstätig mit zeitweise vielen Überstunden. Ich habe für mich dann entschieden mich auszuklinken und mir eine Auszeit gegönnt. Sonst hätte ich schon längst einen Burnout. Mich hat auch diese ganze Situation völlig überfordert. Hast du auch Freunde, die dir vielleicht behilflich sein könnten? Es ist schon mal gut, dass du und dein Mann über die jetztige Situation reden könnt. Holt euch einen/eine Psychoonkologe (in) zur Hilfe. LG Andrea |
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#3
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Liebe Safra,
vielen Dank für Deine Antwort. Das was Du mir geschrieben hast, habe ich auch so gedacht. Oft denke ich mir auch, an wem soll er auch seine ganze Verzweiflung auslassen, wenn nicht an mir. Es ist halt nur manchmal auch für mich unerträglich. Ich habe natürlich auch Angst vor dem was kommt. Viele Beiträge von Betroffenen und Angehörigen habe ich hier schon lange still mitgelesen. Manches erschüttert mich sehr. Ich lese hier so viele Parallelen und doch ist jede Geschichte einzigartig. Liebe Grüße Anja
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Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat - egal, wie es ausgeht. Václav Havel |
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#4
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Hallo Anja,
Bei uns ist es so, dass ich die mit dem Krebs bin. Und soll ich Dir etwas sagen? Mir fällt das "leichter" als das Angehörige-Sein (als meine Mutter und meine Schwester erkrankten). Ich glaube mein Mann hat den schwereren Part. Also rede Deine Belastungen mal nicht so klein, Du hast da echt ein Päckchen zu tragen!!! ICH sage. Natürlich "soll" mein Mann Verständnis haben und Rücksicht nehmen. Aber "Ey, lass nicht Deinen Frust an mir aus, ich kann auch nichts dafür!" darf er schon sagen!!! Ihr seid ein Paar und das bedeutet in meinen Augen, dass man auch streiten darf (muss) und nicht mit mildem Lächeln und Märtyrerstimmung alles erdulden muss... |
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#5
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Liebe Andrea und liebe hierfalsch,
auch ich danke Euch für Eure Antworten. Ja ich weiß das, dass Päckchen schwer zu tragen ist. Ich habe mir aber angewöhnt hier und da nach rechts und links zu schauen und merke ich bin nicht dien Einzige die viele Probleme hat. Wenn ich hier im Forum lese, ist es schon erschütternd was andere zu tragen haben. Das gibt mir keinen Trost, aber vielleicht auch ein wenig das Gefühl nicht ganz so alleine zu sein. Ich habe vor einigen Jahren selbst ein Forum gegründet bzgl. der Krankheit meines Sohnes. Das Forum existiert heute noch und hat schon vielen Eltern geholfen. Aus diesem Grund habe ich mich hier angemeldet. So traurig der Anlass ist, ist es schön den Weg hierher gefunden zu haben. Liebe Grüße Anja
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Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat - egal, wie es ausgeht. Václav Havel |
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#6
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Liebe Anja.
Achte bitte auf Dich und übernehme dich nicht. Damit ist Dir nicht geholfen. Der Mann ist ja eigentlich vielfach der stärkere Teil in einer Beziehung. Durch die Erkrankung geht diese Rolle verloren, der Mann wird abhängig, hilflos und fühlt sich vielfach bevormundet. Die Reaktion auf diesen Zustand kann eine Agressivität sein, die sich dann an den Partner entlädt. Hier kann man nur immer wieder auf den Partner zugehen. Ich wünsche Dir viel Kraft, diesen schweren Teil zu übernehmen und zu tragen. Mit vielen Grüßen. Wolle2. |
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#7
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Hallo Anja,
auch ich habe BSDK und kann mich somit in deinen Mann hineindenken. Es ist leider unter den Krebserkrankungen nochmal einer der schlimmsten und daher fühlt man sich doppelt vera..... Auch die Menschen reagieren so, wenn man es erzählt, überall bist du der Todeskandidat. Das ist mir selbst in der Reha passiert, einmal verließ ich daher sogar eine Therapiestunde. Dein Mann wird sich langsam mit der Krankheit auseinandersetzen und lernen, dass er sie annehmen muss. Auch ist BSDK nichts schlimmer, als ein anderer Krebs, wenn dieser aggressiv genug ist und das sind viele. Es wäre gut, wenn er psychologische Unterstützung hätte. Da ich wegen der Chemo kaum das Haus verlassen kann, kommt bei mir jemand während der Chemo ans Bett im KH. Auch mein Mann hat eine Psychologin, bei der er sich ausspricht. Versuche deinem Mann nicht zuviel hineinzureden, wie er mit der Krankheit umzugehen hat, es sei denn, er sucht das Gespräch. Er muss erst selbst seinen Weg finden. Ich z.B. treffe mich ungern mit Freunden, ich bin lieber alleine und gucke Filme. Es hat mich genervt als man mich überall hinschleppen wollte. Wenn er dich anmeckert, lasse ihn links liegen, du musst dir das nicht antun aber reize ihn auch nicht, das bringt jetzt eh nichts. Bei dieser Krebsart bleibt einem leider nichts anderes übrig, als die fetten Chemos mitzumachen und das ist nicht einfach. Ich bin teilweise bettlägerig danach und das musste mein Mann auch erst akzeptieren. Immer sollte ich aufstehen und spazierengehen, das gab viel Ärger. Man muss gucken wie der Kranke klarkommt und dann gemeinsam einen Weg finden. Es muss euer Weg sein, gucke nicht so viel bei anderen, hole dir Tipps aber mehr nicht. Suche dir eine kleine Ablenkung nur für dich. Ich bin früher reiten gewesen und das tat mir gut. Irgendetwas was nur dir gehört. Ganz liebe Grüße Lanila
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Whipple OP: 1.4.15 Chemo: Mai - Oktober 15 Juli 16: Rezidiv Chemo: Juli 16 - Jan 17 Chemo Feb 17 läuft noch |
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#8
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nochmals Danke für Eure Antworten.
Noch geht mein Mann gerne raus und ich lasse ihn. Er hat erst eine Chemobehandlung hinter sich und die Nebenwirkungen hielten sich in Grenzen. Wenn es ihm übel ist, bleibt er natürlich zu Hause und dann ist er sehr launisch. Er kann gut über seine Erkrankung mit Freunden reden. Noch! Ich möchte dazu noch erwähnen das ich letztes Jahr sehr schwer krank war und dem Tod gleich dreimal von der Schippe gesprungen bin. Das geschag durch eine Fehlbehandlung durch unserem hiesigen Krankenhaus. Ich weiß wie es ist dem Tod ins Auge zu sehen. Jedoch habe ich ähnlich reagiert wie Du Lania. Viieles habe ich mit mir selbst ausgemacht und hatte mir wirklich trotz der Schwere meiner Krankheit, mehr Sorgen gemacht wie meine Familie ohne mich das schaffen soll. Nun ja ich habe es überlebt, auch wenn noch eine große OP gemacht werden muss. Ich habe das aber erst einmal gecancelt, da jetzt mein Mann der wichtigere Part ist. Es bringt ja nichts , wenn wir beide platt liegen. Jeder reagiert auch anders und versucht immer auf eigene Art damit fertig zu werden. Lieber Wolle, ich versuche meinen Mann nicht zu bevormunden, könnte aber innerlich hochgehen wenn er nicht auf die Ärzte hört und vieles in Eigenregie macht. Ich sage schon nichts mehr. Ich möchte nur das wir es uns nicht schwerer machen, als es ohnehin schon ist. Meine Kinder haben auch einige mals mitbekommen wie er mit mir rumspringt und die sind entsetzt. Einer meiner Söhne hat auch versucht mit ihn zu reden. Ich werde auf jedenfall Eure Ratschläge befolgen und bedanke mich bei Euch. Eure Anja
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Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat - egal, wie es ausgeht. Václav Havel |
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