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#1
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Lieber lotol
Ja, meine Mutter ist eine starke Frau, wir haben zusammen alles geregelt in der Familie. Ich habe ihr Alter ausgeglichen, sie meine Schmerzkrankheit. Wir waren ein Team. Sogar heute noch versucht sie, dem nachzukommen, indem sie mich anrief und fragte, wie es mir geht, obwohl sie selbst doch so erschöpft ist. 2-mal rief sie mich an, nicht etwa ihretwegen, sondern nur meinetwegen. Sie ist aber so ziemlich die Einzige, welche meine Schmerzkrankheit ernst nimmt und weiß, wie sehr mich alles anstrengt, ich oft nicht gehen kann, Tage warten muss, bis es wieder geht. Da ich alles nach ihrem Wunsch regle um das Haus, kann ich aber leider nicht jeden Tag zu ihr ins Krankenhaus, das schaffen meine Beine einfach nicht. Ich muss mich nach dem Räumen immer wieder hinlegen und komme kaum hoch. Währenddessen macht mir meine Schwester die Hölle heiß, weil sie die Wäsche meiner Mutter waschen muss. Ihr größter Schock als Nesthäkchen ist es, dass sie auf einmal auch Verantwortung übernehmen muss und gefordert wird. Aber es geht nun mal nicht anders. Und ich verstehe echt nicht, warum es so schlimm ist, die Mutter zu besuchen, wenn sie praktisch daneben wohnt. Klar ist es ein Schock, wenn sie die Mutter in diesem schlechten Zustand sieht, aber ich hab sie davor auch allein gepflegt, ohne Hilfe des Krankenhauses. In solchen Momenten könnte ich echt auch die Kraft verlieren. Mein Bruder, der Spartaner, hat auch sehr harte Ansichten. Er anerkennt meine Krankheit nicht. Er ist fit wie ein Turnschuh, er kann sich das einfach nicht vorstellen, dass andere krank sein könnten. Trotzdem muss ich froh und dankbar sein für seine Hilfe, wobei er aber nicht sieht, wie sehr auch ich ihm geholfen habe. Er sieht das sehr einseitig, ich bin diejenige, die in seiner Schuld steht. Fertig. Ich bin froh, wenn ich da mal raus bin. Was schon jetzt sicher ist, dass ich mir meine Wohnung in einer anderen Stadt suchen werde. Da hilft nur Distanz. Meine Mutter kann ich trotzdem besuchen und mit ihr telefonieren. Sobald der Umzug vorbei ist, wird das auch öfter als jetzt geschehen.
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LG Dream Geändert von Dream (24.12.2016 um 16:21 Uhr) |
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#2
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Liebe Dream,
Zitat:
![]() Wir Menschen sind nun mal so, wie wir jeweils sind: "Änderungs-Versuche" (= Einwirkungen Anderer auf jemand) sind im Grunde genommen völlig hoffnungslos. Denn grundlegend wird sich niemand ändern (wollen und auch nicht können). Wozu auch? Gehen wir nicht alle davon aus, daß Andere uns so "nehmen" müssen/sollten, wie wir halt nun mal sind? Sieh es einfach Deinem Bruder, dem Spartaner, nach, wie er die Dinge sieht. Zumal es tatsächlich Menschen gibt, die eine Aversion gegenüber Kranken haben. Um das zu tolerieren, bedarf es aus meiner Sicht keiner "christlichen" Einstellung. Eine liberale reicht dazu allemal schon aus. ![]() Zitat:
Denn ab einem gewissen Punkt - v.a. dann, wenn wir permanent nur noch überlastet sind - "greifen" rigoros unsere "Selbstschutz-Funktionen". Die auf unser eigenes Überleben "ausgerichtet" sind. Was Du vorhast, zu tun, ist wohl die beste Lösung für Euch alle. Zumal sie in Einklang damit steht, was Deine Mutter will. Wünsche Dir die Kraft, das alles noch "durchziehen" zu können. Danach wird es dann ruhiger und weniger beschwerlich für Dich werden. Es ist sicher ein schmerzlicheres Weihnachten für Euch alle als gewohnt. Ich wünsche Dir und Euch, daß es nicht das letzte ist, an dem Deine Mutter noch lebt. ![]() Liebe Grüße lotol
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Krieger haben Narben. --- 1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR Nach ca. 3 Jahren Rezidiv 2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel 3. Therapie (2021): Bestrahlung |
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#3
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Lieber lotol
Danke für Deine guten Wünsche, auch Dir noch ein schönes Restweihnachten und die besten Wünsche für Deine Gesundheit! ![]() Gestern Abend ging es meiner Mutter besser. Sie "vergass" das Sterben und redete auf einmal vom Hüten, weil meine Schwester Angst hat, dass ich nicht mehr ihr Kind hüte, wenn ich in die Stadt ziehe, was aber nicht zutrifft. Die Verbindung ist sehr gut. Nachts träumte ich dann allerdings, dass ich sie sei und sterbe. Ich habe sozusagen das Sterben und den Tod geträumt als Prozess, wie auf einmal das Leben von mir wich bzw. meiner Mutter, die ich in dem Moment war im Traum. Es bleibt so wenig Zeit, ich hab so viel zu tun, dabei bleibt mir so wenig Zeit, sie noch oft zu sehen. Ich sagte zu ihr, sie soll doch den Abflug in den Himmel etwas verschieben für mich, damit ich sie noch mehr sehen kann. Es reicht mir nicht. Ich will sie nicht gehen lassen, nicht jetzt, wo ich so viel machen muss und ich fristgerecht fertig werden muss. Es tut auch weh, ich vermisse sie schon jetzt im Haus. Sie mag so weit sein, aber nicht ich. Ich brauche noch etwas Zeit. Es wäre schön, wenn sie zuerst noch für eine Weile ins Altersheim kommt und es ihr dort möglichst gut geht. Das denke ich, wenn ich merke, dass da doch wieder Energie in ihr aufkommt, sie doch nicht fortlaufend leidet. Dann bitte ich um mehr Zeit, mein Gott. Heute werde ich sie wiedersehen. Ich hoffe, mein Traum von ihr erfüllt sich nicht so schnell ...
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LG Dream |
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#4
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Bei uns kam nicht so richtig Weihnachtsstimmung auf. Ich hab eine Mulde bestellt, worin wir nun den Großteil des Haushalts entsorgen. Zuerst dachte ich, dass dieser Container sehr groß ist und keine zweite Mulde mehr nötig sein wird. Aber jetzt, wo die entsorgten Möbel drin liegen, wird es bereits eng mit dem Füllraum.
Weiter fand ich eine Lagerkabine in der Stadt, die ich für mich reservieren ließ. Dorthin soll der mir verbleibende Hausrat, sobald ich den Mietvertrag und Schlüssel erhalte. Ich weiß, was zu tun ist, bin aber auch sehr erschöpft. Deshalb kann ich sehr gut verstehen, wie es meiner Mutter geht in ihrer Erschöpfung. Ich kann mich manchmal auch kaum mehr auf den Beinen halten und hoch komme ich auch nur, wenn ich mich zur Treppe robbe, denn meine Knie schmerzen und ich liege jetzt nur noch auf der dünnen Matratze am Boden. Heute kommt noch die Ergotherapeutin bei mir vorbei. Mein Bruder will die Möbel im Container nochmal umstellen, damit mehr Platz ist, vielleicht schon zum 4. Male. Meiner Ansicht nach bringt das nichts. (Das hat schon etwas von einem Zwang, wie sich mein Bruder abmüht.) Ich werde vieles ohne Sack reinwerfen, damit die Lücken gefüllt werden. Ansonsten gibt es noch die reguläre Müllentsorgung, wo ich auch mehr hinstellen kann mit Gebührenaufschlag. Ich hoffe, dass sich damit eine weitere teure Mulde vermeiden lässt. Es nervt, dass ich mir wegen so was auch noch Gedanken machen muss. Mir ist sonst schon alles zu viel. Gerade rief ich meine Mutter an, so schlecht klingt sie nicht. Um diese Zeit ist sie noch am ehesten klar. Und das ist auch heute so.
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LG Dream Geändert von Dream (28.12.2016 um 11:36 Uhr) |
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#5
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Bei uns gibt´s Neuigkeiten: Die Krankenkasse meiner Mutter hat grünes Licht gegeben, am 4. Januar wird sie in die Höhenklinik gebracht, sodass nun die nächsten 21 Tage dort gesichert sind. Ich hoffe, dass die Ärzte dort sie etwas aufbauen und sich mehr kümmern als die bisherige Station des städtischen Krankenhauses. Jedenfalls gibt es Grund zur Hoffnung, denn ich sprach mit einer Angehörigen eines Höhenklinik-Patienten, der auch Krebs hat (Lungenkrebs), sie sprach ausgesprochen positiv über das Pflegepersonal. Eine der Krankenschwestern sei immer wieder bei ihrem kranken Mann gewesen und hätte sich rundum gekümmert, lobte sie und zeigte sogar auf sie, die auch gerade den Bus bestieg, wie andere Krankenschwestern und Ärzte, d. h. so anonym läuft das dort nicht ab, das scheint den dort Arbeitenden auch bewusst zu sein. Wie es nach dem 24. Januar weitergehen wird, ist noch nicht klar, aber vielleicht wird ja bei meiner Mutter dann auch verlängert wie bei dem lungenkranken Mann der Angehörigen, mit welcher ich lange sprach. Jedenfalls gab es schon einen Termin bei der Sozialberatung, die mir dann konkret helfen wird, alles Weitere für meine Mutter zu regeln.
Jetzt wird also meine Mutter doch noch die Berge sehen.
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LG Dream |
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#6
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Liebe Dream.
Ich freue mich riesig darüber, dass Du noch im alten Jahr eine Zusage der Krankenkasse für eine Reha deiner Mutter in der Höhenklinik bekommen hast. Die Luftveränderung und die Versorgung rund um die Uhr für deine Mutti bringen auch Dir eine unbedingt nötige Entlastung. Alles Gute zum Jahresausklang und einen guten Start in das Jahr 2017 wünscht Dir mit lieben Grüßen. Wolle2. |
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#7
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Liebe Dream,
Zitat:
Daß Deine Mutter doch noch die Berge sehen kann und wird, dürfte ihr aus meiner Sicht jedenfalls "Auftrieb" geben. Und natürlich auch Dir. Euch beiden wünsche ich diesen Auftrieb von ganzem Herzen. Kommt wohl auch genau zur richtigen Zeit: Wo Ihr nichts notwendiger braucht als einen "Hoffnungs-Schub". Ist auch Deine Mutter über diese Entwicklung glücklich? Ist sie entschlossen, das Beste daraus machen zu wollen? Macht in 2017 das Beste daraus! ![]() Liebe Grüße lotol
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Krieger haben Narben. --- 1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR Nach ca. 3 Jahren Rezidiv 2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel 3. Therapie (2021): Bestrahlung |
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