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  #1  
Alt 29.09.2005, 11:48
Sonny Sonny ist offline
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Registriert seit: 29.09.2005
Beiträge: 10
Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Hallo,
habe vor einem halben Jahr meine Freundin an metastierendem BK verloren. Wir hatten eine wunderbare Freundschaft, als Jugendliche vor 27 Jahren geschlossen. Zwölf Jahre lang war es ein auf und ab mit dieser Krankheit. Die letzten 10 Monate- sie waren die Hölle. Aber jetzt, wo sie nicht mehr da ist, ist es noch viel, viel schlimmer. Als es ihr ganz schlecht ging , dachte ich, dass der Tod die Erlösung sein wird, aber für wen ? Sie fehlt mir so schrecklich! Gestern hat mir mein Sohn (14) sein neues Thema in Religion gezeigt: Krankheit-Tod-Auferstehung. In seinem Buch wurde die Geschichte eines jungen Mädchens mit Krebs geschildert (es sind auch Bilder drin: vor der chemo, nach der Chemo). Ich war unfähig einen klaren Gedanken zu fassen- ich bekam einen regelrechten Weinkrampf. Wie oft denke ich an dich, liebste Freundin und es schmerzt noch genauso wie am ersten Tag. Das Gedicht von Little Watergirl hat mich sehr betroffen- genauso geht es mir auch. Ich denke, es wird mein ganzes Leben lang weh tun, meine Freundin verloren zu haben. Es geht hier allen gleich- danke, Jutta, dass du diesen Thread eröffnet hast.
Liebe Grüße an euch alle
Sonny
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  #2  
Alt 30.09.2005, 23:37
naddel naddel ist offline
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Registriert seit: 17.08.2005
Beiträge: 26
Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Hallo Jutta!
Meine über alles geliebte Mama ist am 11.Juni weggegangen.
Von dem Moment an begann für uns eine neue Zeitrechnung.Ich komme mit meinem unerträglichen Schmerz nur klar,weil ich weiß,das ich sie wiedersehen werde...
Und das sie da,wo sie jetzt ist,ihre Eltern,3 Schwestern,1 Bruder und viele Bekannte und Verwandte hat.
Ich vermisse sie mit jeder Faser meines Körpers und ich mache momentan alles mit dem Hintergedanken,das meine Mama verdammt stolz auf mich ist...
naddel
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  #3  
Alt 01.10.2005, 09:48
Imke Imke ist offline
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Ort: Hamburg
Beiträge: 53
Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Hallo Ihr !

Also, ich habe da für mich glaube ich eine ganz gute Möglichkeit gefunden.
Meine Mama ist am 18.Juli am Plasmozythom (und deren Begleiterscheinungen) gestorben.
Sie lag erst 3 Wochen im Krankenhaus, danach noch 4 Wochen zu Hause.
Wir (mein Vater, meine Schwester, und ich 30 J.) wußten das es nur noch eine Frage von Tagen/Wochen war.
Die letzte 5 Tage war ich ganz bei ihr, bis zum Schluß.......

Ich habe danach eine Art Tagebuch geschrieben. Mal Oberflächlicher, mal ganz im Detail. Bestimmte Sätze oder Gesten vergisst man einfach nicht.
So wie der Satz, einen Tag vorher "ICH WILL LEBEN !"
Das Buch fängt an kurz bevor sie ins Krankenhaus kam und endet mit ihrem letztem Athemzug....

Was mir und warscheinlich auch sehr vielen anderen hier gehofen hat ist dieses Forum !
Einfach mal lesen oder auch selber etwas schreiben, ich habe immer gemerkt das ich nicht alleine bin. Auch wenn es eine traurige Gemeinschafft ist, aber wir sind alles gleichgesinnte.....

Dann habe ich angefangen mir alte Fotos aus den Alben meiner Eltern zu scannen oder nachzumachen und habe somit ein (wie ich finde) sehr schönes Fotoalbum hergestellt.
Die Bilder und auch andere Dinge haben bei mir einen ganz anderen Stellenwert bekommen. Wenns vielleicht auch blöd klingt, aber man sieht sich diese Dinge mit ganz anderen Augen an.
Angefangen habe ich mit einem Babafoto meiner Mutter (das ich vorher nicht einmal kannte) dann über die Jahrzente verschiedene Bilder, bis zum "Sterbeprozess" die letzte 4 Wochen. Zum Schluß dann die Sterbeanzeige und Fotos von der Beerdigung.
Meine Schwiegermutter wollte mir noch abraten das zu machen, aber mir hat es gut getan.

Es war ein Stück Trauerverarbeitung für mich.
Natürlich weine ich auch viel wenn ich mir dann das Album ansehe oder gar das Tagebuch durchlese. Ich habe aber nicht das Gefühl das ich alles wieder hochhole damit, sondern das ich es so besser verarbeite.
Ich weine auch so, also da brauche ich kein Album für, denn die Gedanken an unseren geliebten Menschen sind ja eh immer in uns.........

Jeder geht anders damit um und jeder braucht seine Zeit dafür,
ich wünsche uns allen das wir es eines Tages schaffen !

Seid alle gegrüsst und umarmt,
Imke !!!
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  #4  
Alt 08.11.2005, 17:06
wetterfee wetterfee ist offline
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Registriert seit: 01.11.2005
Beiträge: 2
Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

[QUOTE=Sonny]Hallo,
habe vor einem halben Jahr meine Freundin an metastierendem BK verloren. Wir hatten eine wunderbare Freundschaft, als Jugendliche vor 27 Jahren geschlossen. Zwölf Jahre lang war es ein auf und ab mit dieser Krankheit. Die letzten 10 Monate- sie waren die Hölle. Aber jetzt, wo sie nicht mehr da ist, ist es noch viel, viel schlimmer. Als es ihr ganz schlecht ging , dachte ich, dass der Tod die Erlösung sein wird, aber für wen ? Sie fehlt mir so schrecklich! Gestern hat mir mein Sohn (14) sein neues Thema in Religion gezeigt: Krankheit-Tod-Auferstehung. In seinem Buch wurde die Geschichte eines jungen Mädchens mit Krebs geschildert (es sind auch Bilder drin: vor der chemo, nach der Chemo). Ich war unfähig einen klaren Gedanken zu fassen- ich bekam einen regelrechten Weinkrampf. Wie oft denke ich an dich, liebste Freundin und es schmerzt noch genauso wie am ersten Tag. Das Gedicht von Little Watergirl hat mich sehr betroffen- genauso geht es mir auch. Ich denke, es wird mein ganzes Leben lang weh tun, meine Freundin verloren zu haben. Es geht hier allen gleich- danke, Jutta, dass du diesen Thread eröffnet hast.
Liebe Grüße an euch alle
Sonny[/QUOTE

Hallo Sonny, meine Freundin ist im August 2005 gestorben, wo ich die Nachricht von ihren Sohn erfahren habe hab ich geweint, etwa 4 Wochen später an ihrem Grab hab ich zum ersten mal begriffen das Sie wirklich nicht mehr wiederkommt. Sie war eine so lebendige Frau, wir haben viel gelacht, uns gegenseitig bei der Krankheit motiviert, wir haben beide Kinder wo wir uns erzählt haben. Wenn ich in mein mobiles Telefon bei Nachrichten nachschau finde ich ihre SMS und fange an zu weinen weil sie nicht mehr da ist. Gekannt haben wir uns ein gutes Jahr, vertraut waren wir in der Zeit als ob wir uns schon ewig kennen. Ich hab kein Bild von ihr ich trage sie in meinem Herzen. Meine große Trauer will gar nicht kleiner werden. Sie hat eine Spur in meinem Leben hinterlassen.
Liebe Grüße an alle

Wetterfee
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  #5  
Alt 08.11.2005, 17:54
Benutzerbild von Kerstin63
Kerstin63 Kerstin63 ist offline
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Registriert seit: 30.10.2002
Ort: Norddeutschland
Beiträge: 148
Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Hallo Sandra!

Ich denke es ist ganz "normal" dass Du zur Zeit unter solchen Auswirkungen wie Schlafstörungen usw. zu leiden hast. Es ist ja noch ganz frisch bei Dir, Du stehst ja eher noch unter Schock, denn auch die Zeit von der Diagnose bis zum Tod Deines Vaters war ja sehr kurz. Mein Vater hatte nach seiner Diagnose (Darmkrebs) noch 2 "gute" Jahre, bis er nach den Folgen einer OP von April bis zu seinem Tod im Juni letztes Jahr 9 Wochen auf der Intensiv lag. Ich hatte also viel längere Zeit um mich seelisch darauf einzustellen, und trotzdem ist es dann am Ende immer ein Schock. Das alles war für Euch bestimmt alles sehr überwältigend und schmerzhaft - ist doch klar, dass das Auswirkungen hat, es ist wie ein Trauma oder ein Schock. So sehe ich das. Ich hatte schon 1-2 Jahre vor dem Tod meines Vaters zunehmend Panikattacken und Ängste und Schlafstörungen entwickelt, aber als er dann auf der Intensiv lag und nach seinem Tod wurde es ganz schlimm. Komischerweise habe ich diese Probleme damals garnicht mit ihm in Verbindung gebracht, schwer zu erklären, war aber so. Jetzt ist es über ein Jahr her und ich bin (allerdings auch mit Hilfe) inzwischen stabil. Aber ich würde sagen, mindestens im 1. halben Jahr war alles aus den Fugen. Man spricht ja nicht umsonst vom Trauerjahr, ich denke die Zeit braucht es meistens schon um den schlimmsten Schmerz zu überwinden.

Ich habe mich in dieser Zeit sehr intensiv mit dem Tod und allem was passiert war (der Krebs, das Koma, Sterben) auseinandergesetzt, viele Bücher gelesen, war andauernd am Grab, hab die ganzen Krankenhausunterlagen durchgelesen... ich bin irgendwie noch mal richtig durch den Schrecken hindurch gegangen. Jeder findet seinen Weg, mit der Trauer umzugehen. Ich denke, die Trauer verschwindet ja auch nicht einfach, aber man lernt sie ins Leben einzubauen... weiss nicht wie ich das sonst ausdrücken soll.

Mir hat die Schlaflosigkeit damals sehr zu schaffen gemacht. Mein Thera hat mir geraten: auf gar keinen Fall Alkohol trinken, lieber den Schlafdruck erhöhen (spät ins Bett, kein Mittagsschlaf), nie länger als 15 Min. ohen einzuschlafen im Bett bleiben, lieber aufstehen und ca. 20 Min. was anderes (langweiliges, beruhigendes...) machen und dann wieder ins Bett. Ich dachte immer oh je ich werde krank weil ich zu wenig schlafe.... aber mein Thera hat mir die Angst genommen, so schnell wird man nicht krank von weniger Schlaf.... und damit nahm es mir ein wenig den Druck aus der Sache "schlafen zu müssen".... hört sich vielleicht verwirrend an?

Johanniskraut schadet sicher nicht, oder Baldrian, mir hat es leider noch nie geholfen. Kannst ja mal im Internet unter Schlafstörungen googlen, da gibts ne ganze Menge, ich hätte nie gedacht dass so viele Menschen schlecht und wenig schlafen....

Alles Gute
Kerstin
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