![]() |
|
|
|
|
#1
|
|||
|
|||
|
Hallo!
Meine Mutter ist 1992 mit nur 39 Jahren an Gebärmutterhalskrebs gestorben. Im Februar 92 wurde die Krankheit im Stadium II entdeckt, dann folgte Bestrahlung, eine OP war nicht mehr möglich aber letztendlich ist sie im Oktober 92 gestorben. Ich war gerade mal 18 und konnte nicht begreifen was passiert ist. Erst ein paar Monate später ist die ganze Trauer hoch gekommen. Ich bin immer noch sehr traurig, selbst nach fast 13 Jahren ist die Trauer noch groß und der Verlust wiegt sehr schwer. Zumal es in meiner Familie zur Zeit wieder einen Fall von Krebs gibt bei dem sich einem die Nackenhaare hochstellen..... Bei meiner Cousine wurde 2002, sie war erst 16!!!!!, ein bösartiger Eierstocktumor von 1,4 kg festgestellt. Nach Chemo und etlichen anderen OPs wegen Bauchwasser, verdächtigen Schatten beim CT, etc. trat 2 Jahre lang nichts bösartiges mehr auf. Vor ca 4 Wochen wurden dann 2 handteller große Metastasen an der Leber festgestellt. Montag beginnt die 2. Chemo. Sie ist jetzt 19 Jahre alt. Ich bin wütend und traurig, das darf doch doch einfach nicht war sein!!!! Was soll man machen, sagen, tun? Es gibt keinen Trost für sie.... Grüsse, Tantom |
|
#2
|
|||
|
|||
|
Liebe Siri !
Wenn ich Deinen letzten Bericht lese, denke ich immer an meine Mama. Ihr ging es genauso. Der "Abbau" fing damit an, dass es ihr schwerfiel zur Toilette zu gehen. Es kam der Blasenkatheter. Sie hatte einen "Shunt" gelegt bekommen weil es einfach nicht mehr möglich war noch eine stechbare Ader zu finden. Durch diesen bekam sie ständig Infusionen (NaCl) und die letzten Tage auch künstliche Ernährung. Wenn Du vor dieser Entscheidung stehst pro oder contra künstliche Ernährung: stimme dafür. Wolltest Du verhungern/verdursten? Es ist in dieser Situation keinerlei Lebensverlängernde Maßnahme. Meine Mutter hat zwei Tage vor ihrem geplanten letzten KH-Aufenthalt eine Patientenverfügung ausgefüllt (ganz schön kompliziert, was man da alles hinein interpretieren kann) und ganz eindeutig für eine künstliche Ernährung gestimmt. Sie wollte bloß keine künstliche Beatmung. Sie erhielt auch die letzte Woche nur Sauerstoff durch die Nase um die Atmung zu unterstützen. Ich glaube sie hatte auch Metastasen auf der Lunge wenn ich das so im Nachhinein betrachte. Sie hatte ganz arge Schwierigkeiten mit der Luft. Aber so richtig ausgesprochen hat es niemand. Ein Morphinpflaster hatte auch meine Mutter. Das ist schon besser. Es wirkt direkt durch die Haut hindurch und das Morphin muß nicht erst noch durch den Magen wo es vielleicht noch mehr Nebenwirkungen verursacht. (Meine Erklärung, bin keine Arzt). Es ist schön, dass Du soviel Zeit für Deine Mutter hast. Pflege Sie, tu' alles was sie möchte und redet viel. Das tut gut. Ich hatte zuletzt den Eindruck, dass meine Mutter zu keiner Gefühlsregung mehr Kraft hatte. Das kommt bestimmt auch alles vom Morphin. Viel Kraft für Dich und Deine Familie aus dem Westerwald Tanja |
|
#3
|
|||
|
|||
|
hallo ihr lieben
gestern nachmittag als ich gerade meine mittagspause beendet habe, kam der anruf aus dem KH... eine schwester sagte mir, dass sich meine mama sehr aufregen würde und ständig nach mir und meinem bruder fragen würde... ich habe dann sofort alles stehen und liegen lassen (gottseidank ist meine chefin da sehr, sehr verständnisvoll!) und bin mit meinem bruder (der arbeitet gleich bei mir um die ecke!) ins KH gefahren... dort haben wir dann meine mutter in einem sehr erregten und auch verwirrten zustand vorgefunden... sie erzählte ständig von flugzeugen, und von einer frau müller, die wir alle nicht kennen... und dann hat sie auch noch von ihrem ersten hund erzählt, denn sie mit 20 gehabt hat, und der schon jahre lang tot ist... wir haben sie dann versucht zu beruhigen, und die schwester erklärte uns, dass meine mama einfach nicht schlafen könne (oder wolle?)... sie haben ihr mehrmals ein angstlösendes und entspannendes medikament angeboten, aber das wollte sie einfach partout nicht nehmen... nachdem wir so ca. 2h bei ihr waren, wurde sie dann auch tatsächlich wieder ruhiger, und die schwester meinte dann, dass es gut wäre, wenn jemand von uns über nacht bei ihr bleiben könnte... ich habe mich dann dazu bereit erklärt und bin dann nochmals rasch nach hause gefahren und habe ein paar sachen geholt... ich habe dann den abend durch bei ihr verbracht und sie war bis ca. 20h30 relativ ruhig... wir haben zusammen ferngesehen und ich habe ihr ihre maniküre gemacht... plötzlich aber, hat sie wieder angefangen wirr zu reden... sie war davon überzeugt jemanden vor dem fenster gesehen zu haben, und das obwohl sie im 2. stock liegt... draussen war es dunkel und ich habe immer wieder versucht sie zu beruhigen... sie wollte dann aber unbedingt aufstehen und ich konnte sie fast nicht davon abhalten, also habe ich eine schwester gerufen... diese ist dann gekommen, und wir haben dann eine gute 3/4h versucht sie zu überreden, die tablette gegen die angst einzunehmen... sie hat sich aber strikt geweigert, und wollte mit dem arzt sprechen... dieser ist dann auch gekommen, und sie hat wieder ganz viel wirres zeug angefangen zu reden... die ärztin hat sie dann auch zu überzeugen versucht, aber sie blieb stur und hat sich immer mehr aufgeregt... die ärztin hat mir dann gesagt, dass sie ihr was spritzen müsste, wenn sie sich nicht beruhigt... schlussendlich kam es dann soweit, dass sie zu fünft (!!!) meine mutter festhalten mussten um ihr etwas zu spritzen... sie hat getobt und hat uns alle beschimpft, es war einfach nur schlimm...!!! das schlimmste an allem war aber dann, dass sie nach der spritze partout nicht mehr mit mir reden wollte... sie hat sich immer wieder weggedreht und ich habe sie dann einfach in ruhe gelassen... die spritze hat dann auch relativ schnell gewirkt und sie ist merklich ruhiger geworden... kurz darauf ist sie dann sogar eingeschlafen, und ich auch... ich bin dann in der nacht ca. alle 2h mal aufgewacht, aber ich hatte das gefühl, dass sie relativ ruhig war... heute morgen dann wirkte sie relativ entspannt und als ich sie fragte ob sie gut geschlafen hat, meinte sie ja... die schwester hat mich dann gefragt, ob ich heute abend wieder dort übernachten würde, oder ob sie lieber jemanden vom KH beauftragen sollte (es gibt da wohl so einen speziellen dienst)... ich habe dann gesagt, dass ich darüber sehr froh wäre, denn ich möchte heute abend einfach bei meinem mann sein... ich habe mich die letzte nacht so verdammt alleine gefühlt, und ich kann einfach heute nicht nochmals dort übernachten... allerdings kommen nun schon die schuldgefühle in mir hoch... lasse ich meine mama im stich??? bin ich eine schlechte tochter deswegen? die eine schwester (mit ihr hatte ich gestern ein sehr langes gespräch) meinte, ich müsse jedenfalls schauen, dass ich auch zwischendurch mal etwas kraft auftanken kann, ich könne nicht nur noch für meine mama da sein... aber ist das nicht die aufgabe als ihre tochter? ich frage mich immer, ob sie nicht auch (wenn alles umgekehrt wäre) jede nacht an meinem bett wachen würde? momentan bin ich hin- und hergerissen zwischen dem wunsch heute abend einfach mal wieder mit meinem mann auszugehen - unter menschen... mal wieder mit freunden zusammensitzen und versuchen all die probleme wenigstens für ein paar stunden zu vergessen, oder zumindest in den hintergrund zu stellen... und zwischen dem wunsch eine gute tochter zu sein und meiner mama beizustehen... bei ihr zu sein... die pflege im KH ist wirklich hervorragend, und die schwestern kümmern sich wirklich rührend um mama, besonders, da auf ihrer station zur zeit nur ca. 5 patienten liegen... ich weiss sie in wirklich guten händen, und das beruhigt mich doch sehr... andererseits ist da eben dieses pflichtgefühl... ihr wisst bestimmt was ich meine...?! ich hoffe es zumindest... die ärzte geben meiner mama nun alle 6h eine spritze, damit sie gar nicht mehr in diesen aufgeregten zustand kommen kann... ich denke es ist das richtige für sie, aber schlussendlich bleiben natürlich immer zweifel... darf ich einfach so über ihr leben bestimmen? sollte sie dies nicht selber tun dürfen? andererseits ist sie zunehmend so verwirrt, dass ich mich frage, ob sie noch objektiv etwas entscheiden kann...?! ach leute es ist so schwer... aber einfach kann das ganze wohl ganz einfach nicht sein... Siri |
|
#4
|
||||
|
||||
|
Liebe Siri!
Wenn ich deine Zeilen lese, hoffe ich, dass mir so etwas hoffentlich nicht widerfährt. Es ist wirklich schwer diese Situation. Ich denke, du brauchst kein schlechtes Gewissen haben, wenn du mal ausgehst - mal auf andere Gedanken kommen, bisschen Abwechslung und "Luft holen" tut dir bestimmr gut, und du kannst dann wieder mit neuer Energie für deine Mutter da sein. Wenn deine Mutter so verwirrt ist, dann kann sie wahrscheinlich wirklich selbst keine Entscheidungen mehr treffen. Da braucht sie jemand, der das für sie tut. Das machst du dann so, wie du es für richtig hälst. Ich wünsche dir viel Kraft und denke an dich! Alles Liebe für dich und deine Familie! Caroline |
|
#5
|
|||
|
|||
|
Liebe Siri !
Tanke zu Hause Kraft. Du brauchst das jetzt. Meinem Vater, der täglich bei meiner Mutter war, hatten die Leute aus dem KH auch angeboten über Nacht zu bleiben. Aber er sagte, dass er dann nicht ruhig schlafen kann und zu Hause einfach mal "abschalten" muß, sofern man das so nennen kann. Die Verwirrung kommt ganz bestimmt durch das Morphin-Pflaster und eine evtl. Erhöhung der Dosierung. Meine Mutter wurde, nachdem sie mal das halbe KH zusammengerufen hat weil sie dachte es sei ein Feuer in ihrem Zimmer "Feuer, Feuer, Feuer" hat sie ständig gerufen, in ein Einzelzimmer verlegt. Die noch "rüstigen" anderen Krebspatienten bekamen damit wieder ein bißchen Ruhe. Ich habe mir auch oft Gedanken gemacht: Fährst du zu selten zu Mama, machst du alles richtig?, Könntest du nicht noch etwas mehr tun?, hättest du vielleicht mal besser..... Selbstzweifel, Vorwürfe, das ist all' das was mich manchmal beim Gedanken an meine Mutter zerfrißt. Dieses "hättest du doch.." bleibt. Viele liebe Grüße und ganz viel Kraft ! Tanja |
|
#6
|
|||
|
|||
|
hallo tanja
nein, die verwirrung kommt leider nicht durch das morphin... die ärztin hat es mir so erklärt: durch die bereits enorme schädigung der leber, kann diese die produzierten giftstoffe des körpers nicht mehr absondern und ausscheiden... das heisst die ganzen giftstoffe werden nach und nach ans gehirn abgegeben, und dieses wird somit natürlich enorm angegriffen... die ärztin hat mir erklärt, dass meine mutter von tag zu tag schwächer werden wird, bis sie einfach eines tages einschlafen wird... wie lange es bis dahin dauert, konnte sie mir nicht genau sagen, aber nach der verschlechterung der letzten tage, meinte sie, dass es nicht mehr allzu lange dauern kann... einerseits, wünsche ich mir, dass sie bald nicht mehr leiden muss, andererseits, hoffe ich natürlich, dass uns noch eine gewisse zeit bleibt... wenn ich mir allerdings ansehe, wie ihr zustand von tag zu tag schlechter wird, und sie sich immer an weniger erinnert, resp. immer verwirrter wird, dann wünschte ich mir, es wäre schon vorbei... das war immer ihre grösste angst: irgendwo zu liegen und langsam ihren "verstand zu verlieren" - vor sich hinzufristen und auf die erlösung zu warten... ich frage mich oft, ob ein plötzlicher tod wie bei meiner oma letzten oktober (sie starb an einem plötzlichen herzinfarkt, völlig unerwartet und auch soweit ich weiss gesund) nicht einfacher gewesen wäre? klar, der schock wäre unendlich gewesen, und auf eine art bin ich ja auch dankbar, dass ich mich jetzt zumindest noch von meiner mama verabschieden kann... aber sie jeden tag ein bisschen mehr zu verlieren schmerzt mich mindestens genauso, wenn nicht mehr... ach es tut mir gut, hier meinen gedanken freien lauf lassen zu können... mein mann hört mir auch zu, und auch meine besten freunde sind für mich da, aber manchmal ist es wirklich einfacher sich menschen anzuvertrauen die man nicht kennt... das habe ich auch gestern beim gespräch mit der einen krankenschwester gemerkt... ja, es ist nicht einfach, und ich hoffe wirklich von ganzem herzen, dass meine mama zumindest von ihrem jetzigen zustand nicht mehr allzu viel mitbekommt... ich werde sie auf ihrem letzten weg begleiten, ich werde für sie da sein, werde weiterhin ihre hand halten, und werde ihr weiterhin täglich sagen, wie sehr ich/wir sie lieben... und ich werde versuchen sie im entscheidenden augenblick loszulassen... ich MUSS es - auch wenn es weh tut... Siri |
|
#7
|
|||
|
|||
|
Hallo Siri,
ich verstehe Deine Ängste und Gedanken und kann sie genau nachvollziehen ,da wir vor zwei Jahren genau das gleiche durchmachen mussten. Deine Gedanken waren auch meine, oder sind sie auch heute noch, nur in abgeschwächter Form. Sei bei Deiner Mutter, zeige ihr das Du sie liebst und gönne Dir trotzdem eine Auszeit! So wie Du es jetzt handhabst wird es schon richtig sein. Dein Gefühl lenkt Dich, höre darauf! Meine Mutter bekam im Juli 03 die Diagnose Lungenkrebs, schon weit fortgeschritten. Sie hatte den gleichen Werdegang wie Deine Mutter hinter sich. Langes Unwohlsein, starke Gewichtsabnahme. Es ging über Monate so, nur fiel es uns leider zu spät auf. Meine Mutter ließ sich ständig von ihrer Hausärztin "abwimmeln" , oder die Ärztin stellte telefonische Ferndiagnosen. Irgendwann rief mich mein Vater an, ich möchte doch endlich mal etwas unternehmen, meiner Mutter würde es immer schlechter gehen. Daraufhin "erzwang" ich meiner Mutter einen Termin bei ihrer Hausärztin und dann ging alles seinen Gang. Im Okt. 03 bekam mein Mann die Diagnose Weichteilkrebs und da brach meine Welt endgültig zusammen. Neben meiner Arbeit und meinen beiden pupertierenden Kindern pendelte ich von Krankenhaus zu Krankenhaus. Nachts konnte ich nicht schlafen, an essen war überhaupt nicht zu denken, ich funktionierte einfach nur noch. Diese Zeit war einfach grausam und verfolgt mich bis heute. Meine Mutter und mein Mann bekamen zur selben Zeit Chemo, trafen sich in der Praxis. Beiden ging es zeitweise sehr schlecht. Meiner Mutter ging es mit der Zeit immer schlechter, baute körperlich zunehmend ab, lag viel im Krankenhaus. Es ging mir wie Dir! War ich bei ihr, fühlte ich mich gut, musste ich wieder los, ging es mir schlecht. Meine Mutter hat bis zum Schluss an ihre Heilung geglaubt und alles an Therapien mitgemacht wozu die Ärzte ihr rieten. Gegen ihre Angstzustände besorgte ich ihr Tavor( gibt es sublingual, legt man unter die Zunge), später verschrieben es ihr die Ärzte. Ihr Zugrundegehen war schrecklich mitanzusehen. Auch sie war zeitweise verwirrt, konnte nicht mehr essen. Einen Tag nach ihrem Geburtstag stürzte sie zu Hause, schleppte sich noch in`s Bett und erwachte nicht mehr. Im Krankenhaus machten die Ärzte ein Kopf CT und stellten fest, das Tumorzellen den Abfluss des Hirnwassers behinderten. Meine Mutter lag bereits im sterben, trotzdem boten die Ärzte eine Not OP an, sagten aber gleich, das wenig Aussicht auf Besserung bestünde. Ohne es mit meinem Vater oder Bruder zu besprechen entschied ich mich gegen eine OP. Meine Mutter sollte in Ruhe und in Würde sterben!! Wir waren alle bei ihr, als sie uns verließ. Wir haben alle, bis auf meinen Mann,Abschied von ihr genommen. Sie ist ganz ruhig eingeschlafen. Trotzdem verfolgt mich diese Zeit bis heute. Meine Mutter fehlt mir. Manchmal greife ich jetzt noch nach dem Telefonhörer um ihr etwas zu erzählen. Siri, ich kann Dich wirklich sehr gut verstehen. Es ist zur Zeit ein Alptraum für Dich und es bleibt leider auch noch eine gewisse Zeit. Du wirst diese Zeit niemals vergessen, aber glaube mir, der Schmerz wird etwas weniger oder man lernt einfach damit umzugehen. Ich wünsche Dir ganz viel Kraft für die Zukunft! Liebe Grüße! Sanne |
![]() |
| Lesezeichen |
| Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1) | |
|
|