![]() |
![]() |
|
#1
|
|||
|
|||
![]()
Hallo Ihr Lieben,
ich möchte mich auch an dieser Stelle einmal zu Wort melden. Abgesehen davon, dass ich mich nach meiner Diagnose BDSK vor 4 1/2 Jahren schon mal mit dem Gedanken konfrontiert sah, vielleicht nicht mehr sehr alt zu werden - ich war damals knapp 47 - habe ich in der Zwischenzeit ziemlich viel über die psychischen und zwischenmenschlichen Aspekte einer solchen Erkrankung nachgedacht, ganz unabhängig von den medizinischen Möglichkeiten. Ich möchte vor allem Dir, Annett, recht geben: 1. Wir müssen vieles bei der Diagnose Krebs letztlich als schicksalhaft akzeptieren, weil die Medizin halt noch nicht so weit ist. Das, was man selbst tun kann, ist letztlich beschränkt. Da wir aber in einer vom technischen Fortschrittsglauben bestimmten Gesellschaft leben, neigen wir ziemlich schnell dazu zu glauben, "da muss doch noch was zu machen sein." Klar, man kann ziemlich viel machen und die Medizin macht auch gewaltige Fortschritte, aber den Krebs haben wir letztlich noch immer nicht im Griff, auch wenn es gottseidank immer mehr Überlebende gibt. 2. Die Annahme, es hänge ganz viel von der eigenen Haltung und vom Kampfesgeist ab, ist zwar gut und schön und sicher auch hilfreich - soweit es die medizinische Therapie begleitet. Man ist dann aber auch gefährlich schnell bei bei im Esotherikbereich gern herbeigezogenen Theorie, jeder sei für seine Gesundheit verantwortlich und wer die "richtige" Haltung hat, werde auch nicht krank; und wenn man denn schon trotzdem Krebs bekommt, hinge es ebenfalls von der Mobilisierung eigener Kräfte ab, ob man gesund wird. Damit wird dem Einzelnen ein Maß an - vermeintlicher - Eigenverantwortung für Krankheit im allgemeinen und Krebs im besonderen auferlegt, die ich für völlig unverantwortlich halte. Klar gibt es Risikofaktoren für viele sog. Volkskrankheiten, die zu reduzieren man in der Hand hat, wie Rauchen, Alkohol, Übergewicht, zu wenig Bewegung usw. Wir sind aber auch einer immer stärker belasteten Umwelt ausgesetzt, der wir eben nicht so ohne weiteres entgehen können und die millionenfach stattfindende Zellteilung in unserem Körper schlägt eben mitunter auch aus nicht näher ersichtlichen Gründen Kapriolen und produziert "bösartige", aus dem Normalprozess fallende Entwicklungen, die dann in Krebs enden. 3. Bestätigen möchte ich Annett insoweit, als es bei Krebserkrankungen, die in einen letztlich tödlichen Verlauf einmünden, sich wenigstens für die Beteiligten meist die Möglichkeit des bewussten Abschieds eröffnet, bei aller Trauer und allen qualvollen Begleitumständen. Ich finde auch, dass dies auch positive Erfahrungen beinhaltet, die man nicht hat, wenn z.B. der Angehörige im Koma liegt, oder wenn, wie bei mir zur Zeit, ein Elternteil innerhalb weniger Monate dement wird und dies quasi zu einem Abschied auf Raten führt, der, so scheint es mir, vom Dementen kaum noch bewusst vollzogen werden kann. Wohl gemerkt: es gibt nichts Gutes an einem Abschied vom Kranken oder Alten, aber doch Positives, vor allem, wenn er bewusst geschehen kann. Was also tun, wenn es nichts mehr zu tun gibt? Vielleicht akzeptieren lernen, bescheidener werden, auch zugewandter und nach einer Weile ein Stück weit weniger zornig. Lili |
#2
|
|||
|
|||
![]()
liebes simönchen,
vor etwas mehr als einem jahr war ich mit meinem papa in deiner situation. ich denke, wir haben zusammen alles "gut" gemeistert. zumindest war mein papa glücklich und ich kann es auch wieder sein. nichts blieb ungesagt. niemand muss ein schlechtes gewissen haben. niemand hat etwas verpasst. ich kann bestens nachvollziehen, wie es dir geht. genieße die zeit mit deiner ma. die zeit mit meinem papa war die intensivste liebevollste zeit meines lebens mit ihm. papa wusste stets, dass wir alles für ihn tun. papa wusste aber auch, dass er nicht uns zuliebe bleiben muss sondern gehen darf, wenn leben zu schwer wird. das ist wichtig und sollte gesagt werden. man möchte wissen, dass man kein chaos hinterlässt. ein "was sollen wir ohne dich tun" ist in dieser phase fehl am platz. es ist viel freudiger, wenn man von seinem weiteren leben erzählt mit dem geliebten menschen mitten im herzen. mir hat die seite lebensgedanken.de sehr geholfen. sie ist toll. ich wünsche dir eine sehr innige liebevolle zeit mit deiner ma und noch viele schöne momente, die dein weiteres leben sehr bereichern und mit wärme füllen werden. alles gute und melde dich hier jederzeit. sonja |
#3
|
|||
|
|||
![]()
Dankeschön ihr Lieben,
ich werde die verbleibende Zeit intensiv gestalten und versuchen alles sensibel wahrzunehmen. Es tut mir wirklich leid das dies nicht allen möglich ist. Ich schicke Euch allen einen fetten Knuddler und glaube das nur wirklich die besonderen Menschen so schwere Aufgaben zu bewältigen bekommen. Herzliche Grüße Simönchen |
#4
|
||||
|
||||
![]()
Hallo Simone,
Ich möchte Dir danken, dass diese Problematik mit welcher ihr konfrontiert seid, so offen ansprichst. Es ist absolut nicht selbstverständlich, dass solche Fragen wie: "wünsche ich ihr den Tod ? Wünsche ich ihn für uns?" so offen diskutiert werden. Mir sind ähnliche Fragen durch den Kopf gegangen aber ich habe sie (leider) sofort wieder verdrängt und mir gesagt, so was darf man doch nicht mal denken. Und doch ist es meist dann, wenn es soweit ist, Tatsache, dass man irgendwie froh ist, dass der geliebte Mensch diese unsäglichen Schmerzen nun nicht mehr ertragen muss. Was gibt es schlimmeres als jemanden leiden zu sehen ohne helfen zu können ??? Ich finde es gut, dass ihr alle offenen Punkte besprechen konntet. Auch wenn es nun ein Warten auf das Regenbogenland ist, zeigt es Doch, dass Du möglichst viel Zeit mit Deiner Mutter verbringst und das spürt sie bestimmt und kann dann auch mit einem Gefühl der Geborgenheit und Wärme loslassen und die schmerzende Hülle abstreifen. Ich wünsche euch viel Kraft für den schweren Weg welchen ihr nun gehen müsst. Liebe Grüsse Roland “Gib’ mir die Kraft, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann; die Gelassenheit, die Dinge zu ertragen, die ich nicht ändern kann - und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden!” |
#5
|
|||
|
|||
![]()
Liebe Simone,
man weiß nie wieviel jemand noch mitbekommt. Also sei für deine Mama da. Erzähl ihr von deinem Leben, soweit du momentan noch eins hast. Meißt ist man ja entweder am Krankenbett oder arbeiten. Vielleicht kannst du ihr was vorlesen oder einfach nur ihre Hand halten und streicheln. Ich war ganz erstaunt, wieviel meine Ma noch mitbekam. Sie konnte sich zwar selber nicht so ausdrücken, aber mitbekommen was um sie los ist hat sie noch erstaunlich viel Ich wünsche dir viel Kraft für alles was da noch kommt. Wolke ![]() |
#6
|
|||
|
|||
![]()
Hallo Simone,
ich bin genau in der gleichen Lage. Meine Mutter (77,5 Jahre) hat seit genau einem Jahr BSDK. Mein Vater und meine Familie haben dieses Jahr intensiv genutzt, Gespräche geführt, noch einen Urlaub gemacht, Weihnachten gefeiert und einfach auch viel Zeit füreinader gehabt. Am Anfang war meine Mutter noch schmerzfrei. Seit ca. 8 Wochen hat sie starke Schmerzen, obwohl sie dank der hervorragenden Betreuung ihres Hausarztes morgens und abends mit Morphinen versorgt wird. In diesen 8 Wochen hat sich Ihr Zustand rapide verschlechtert. Das bisschen Leben ist für sie eine einzige Qual. So sind auch wir hin- und hergerissen. Sie kann nichts mehr Essen und auch nichts mehr Trinken. Das einzige was bleibt, sind die Nähe zu Ihr und die Bitte an Gott, Ihrer Qual ein Ende zu setzen. Ihr Hausarzt gibt ihr jetzt noch 24 Stunden und ich glaube sie selbst ist auch sehr froh (eine Verständigung ist seit einigen Tagen nicht mehr möglich) , wenn Sie diesen gepeinigten Körper verlassen darf. In solch einem Fall ist es kein Vergehen, einem geliebten Menschen den Tod zu wünschen. Helmut |
#7
|
|||
|
|||
![]()
Lieber Helmut,
ich wünsche Euch für den letzten Weg viel Kraft und Mut. Möge Deine Ma nicht mehr lange leiden müssen und Ihren verdienten Weg in das Regebogenland in Ruhe antreten. Liebe Grüße
__________________
Katharina |
![]() |
Lesezeichen |
Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1) | |
|
|