er war mein licht in der dunkelheit

[leonore]

clarissa, liebes, vielleicht hat der arzt recht mit den schlaftabletten, ich weiß es net. ich weiß nur, dass sie kein hilfsmittel auf dauer sind, zumal das teufelszeug abhängig macht. ich sprech aus eigener erfahrung, abhängig und trotzdem langt es nie, um richtig zu schlafen. ich darf dir vielleicht einen rat geben, hilfe auch bei diesen schlafproblemen bekommst du am besten durch eine therapie. es dauert halt länger, aber ich denke, langfristig wirds was bringen. wenn die therapie auch net greift, gäbe es noch die möglichkeit mal in eine psychosomatische klinik zu gehen. die therapie ist dort intensiver. es ist durchaus legitim, nach so einem verlust dem körper und der seele die zeit zu geben.ich habe es gemacht und wenn es wieder so schlimm wird, werde ich wieder reingehen. es ist immer jemand da der zuhört, tröstet und neue wege aufzeigen kann. wenn ich nicht bald in die reha komme, werde ich diesen schritt wieder machen, denn sonst weiß ich net, wie ich noch zurechtkomme. du fragst mich was ich mache, wenn ich gar net mehr schlafen kann, gehe ich raus aus dem bett, setz mich vor den pc oder versuche zu lesen oder halte zwiesprache mit meinen lieben. dann versuche ich wieder ins bett zu gehen. meine nächte sind ständig unterbrochen und ich bin immer gerädert, wenn ich dann endlich aufstehe. lass dich fest in den arm nehmen und lieb drücken. bis bald - leonore

auch euch liebe gerdi und anemone gilt mein lieber gruß und ich will euch ein wenig kraft schicken und einen sonnstrahl in dieses dunkel. eure leonore

[leonore]

hallo mein lieberle, gottlob wieder tag, die nacht war wieder ewig lang und ich konnte nicht schlafen. einerseits wegen maxl (ja ich weiß max) und wegen scotti. mein kopfkissen und meine zudecke waren wieder belagert, dann kam auch noch anton und die ganze menagerie war beisammen, andererseits weil wir gestern abend wieder von dir gesprochen haben und auch über manches lachen mussten was wir in unserer gemeinsamen zeit erlebt haben.
ronja steht gerade bei mir und schickt dir ganz viele tolle briefe (soll grüße heißen) und küssle, geschrieben nach diktat von ronja.
du kannst dir ja vorstellen wie wieder die tränen geflossen sind. ernest hab ich dir heute schon gesagt, dass ich dich liebe und zwar trotzdem!!!!!!!!!! ich werde deine aussage nie vergessen - ich liebe dich - trotzdem. was schöneres hab ich nie gehört, es schloss alles ein, was dich und mich ausmachte. unsere stärken und schwächen, unsere leistungen und fehler. schatz sag dem himmel einen gruß, dass wir dich hier auf erden dringend als unseren beistand brauchen, genauso wie all die anderen, die wir geliebt haben. bis bald mein herz - deine leonore

[tharau]

Liebe Leonore,

ich möchte dein Zwiegespräch mit Ernest nicht unterbrechen, möchte dir aber sagen, was mir beim Lesen deiner Beiträge in den letzten Tagen aufgefallen ist.
Diese ganz tiefe Verzweiflung ist etwas abgeklungen, ich lese in deinen Zeilen jetzt ein klein bißchen Zuversicht, darüber freue ich mich sehr für dich.
So hast du sie vor ein paar Monaten auch ausgestrahlt.

Ich wünsche dir ganz, ganz viel Kraft für die nächste Zeit.

Viele liebe Grüße
Ulrike

[leonore]

hallo ulrike, danke für die lieben zeilen. im moment ist es auch irgenwie leichter, meine tochter ist mit den kids da, zwar totaler stress aber andererseits auch wieder gut für mich. ich will aus diesem tief raus und hoffe, dass ich es schaffe, wenn nicht gehe ich zurück in die klinik. auch das hat sehr geholfen, sie können zwar keine wunder vollbringen aber doch helfen die lasten besser zu verteilen.
ich wünsche dir auch viel kraft. ganz lieben gruß leonore

[leonore]

hallo mein geliebter, wieder fließen die tränen, hab die bilder vom handy wieder angeschaut und dort bist du - alles vor einem jahr, weißt du noch, wir saßen auf der parkbank im klinikum, vor uns blühten verschwenderisch die rosen, die bienen summten nur so herum und du hast da gesessen, hieltest meine hand und sagtes, mein gott ist die welt doch so schön. du hast die rosen so geliebt. solange du noch konntest sind wir dort spazieren gegangen, hand in hand, langsam sind wir geschlendert, so wie immer, zwei kleine etwas rundliche gemütliche menschen, die mit sich im reinen waren. das fehlt mir so. dieses miteinander gehen, mit einander schweigen und doch waren unsere gedanken und herzen im einklang. wir konnten zusammen genießen. jetzt sehe ich die rosen und sie erinnern mich an dich. ich will dich zurückhaben, verdammt noch mal, wie soll ich das genießen können ohne dich? ach mein ernest es ist so ein auf und ab der gefühle, mal überwältigt mich die trauer, dann denke ich wieder es geht. aber glaub mir mein herz es geht nichts ohne dich. natürlich nimmt das leben seinen lauf, aber - nichts ist mehr wie es war, mein licht, meine stärke und mein halt sind mir genommen worden und ich stehe oft da hilflos und verzweifelt und frage mich, was soll das alles, hat eh keinen sinn mehr. aber dann stehen die kleinen da, schauen mich an und wollen, dass ich auch zu ihnen zurückkehre. es fällt schwer, oft möchte ich einfach schreien, sie sollen mich in meiner trauer lassen, mich nicht stören, aber es sind kinder, die einfach wollen, dass die oma da ist, mit ihnen spielt, lacht, ihnen hilft, sich hier zurechtzufinden. sie haben ja auch den verlust erlebt, schon zweifach, erst den opa hänsele und dann dich mein geliebtes herz. die kleinen reden von euch, du und jürgen, ihr fehlt ihnen, denn sie haben auch ihre erinnerungen, oft höre ich, der opa oder der ernest haben dieses oder jenes gesagt/getan........... ernest ich schreibe heute wieder total konfus, ich weiß, aber ich habe den zwang zu schreiben oder zu schreien. ich liebe dich so sehr und mein herz weint, es weint um dich und um uns. ich liebe dich so unendlich - deine leonore

[leonore]

hallo mein über alles geliebtes herz, ich bin total erledigt und am ende. wir haben heute im schuppen aufgeräumt und mir sind bilder von dir in die hände gefallen. bilder als du noch jung warst, auch unsere briefe (eigentlich briefle) habe ich wieder gefunden. ich stand nur noch da und habe geheult. es tut so unendlich weh mein schatz und hat so viel kraft gekostet. ich bin jetzt nur noch müde und möchte mich verkriechen. muss aber auf alex warten, birk schläft und ich warte bis sie kommt und dann werde ich mich auch mal hinlegen. ernest ich liebe dich so - deine verzweifelte leonore

[leonore]

hallo mein lieb, wieder ist die nacht vom 15. auf den 16., wieder eine nacht voller tränen. erinnerungen an diesen letzten tag und die wenigen nachstunden stehen vor mir, hinzu kommt auch, dass die schuppen jetzt aufgeräumt sind und ich viel stress hatte. liebling, letztes jahr den sperrmüll warst du noch da und hast uns anweisungen gegeben. ernest es hat so weh getan, so vieles musste weggeworfen werden, ich kann doch net alles aufheben, ich hoffe, du verstehst das. zwei tage haben wir jetzt geräumt, nur die schuppen, alex und ich sind total erledigt.
wieder haben wir heute viel von dir gesprochen und uns erinnert. ernest ich bin müde, so müde, ich mag diese leben einfach nicht mehr, es hat ohne dich keinen sinn mehr. alles ist so leer geworden und so dunkel. ich kann es fast nicht mehr ertragen und doch muss ich mir so doofe sprüche anhören, du bist doch stark, du schaffst das, musst nur wollen. heute auch noch, brauchst halt einen mann, dann kommst auf andere gedanken. glaub mir, am liebsten würde ich den leuten als kräftig über den mund fahren, aber dann denke ich wieder so viel dummheit - ich stell mich lieber nicht auf die gleiche ebene.
schatz - pass auf uns auf, wir brauchen deinen bzw. euren schutz so sehr.
ich liebe dich und bin ohne dich total entwurzelt. vergiss mich auch nicht deine leonore