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  #1  
Alt 03.02.2007, 14:09
stef777 stef777 ist offline
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Standard AW: Stationen des Lebens

hallo beate,

ich fand deine stufen der trauer sehr hilfreich. man ist meist so verwirrt über die eigenen gefühle, möchte sie so gerne verstehen.

mein versuch einer einteilung, jedoch nicht konsekutiv, sondern austauschbar gemeint. und wie man beim letzten punkt ankommt, keine ahnung...und davor fehlen wohl auch noch paar punkte...

lg

- akzeptieren
dein krankheitsweg war lange und schwer...das ende war unausweichlich und voraussehbar. der tod ist erlösung für deine leiden. du ruhst nun in frieden.

- leugnen
das kann doch gar nicht wahr sein....du warst voller leben, vollen mutes...

- rebellieren
das kann und darf nicht sein. es kam zu früh, zu schnell und zu qualvoll. das leben ist ungerecht, du hast das nicht verdient. warum musste es so kommen?

- "retten wollen"
wie hätte ich dir noch helfen können, beim leben und beim sterben? habe ich alles getan, um dir etwas der last und des leids zu nehmen? dir trost, unterstützung und sinn bis zuletzt zu geben...?

- frieden finden
du bist äusserlich nicht mehr da, aber wirst uns trotzdem nie verloren gehen...es gibt einen sinn hinter dem geschehenen. du lebst weiter in einer bestimmten form. wir sehen uns wieder.
ich kann wieder glück empfinden.
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  #2  
Alt 14.02.2007, 19:42
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Beate'68 Beate'68 ist offline
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Standard AW: Stationen des Lebens

Geliebte Mama, vermag Dir momentan nicht zu schreiben - denke die ganze Zeit an Dich und Claudia.



Semper amo te!
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  #3  
Alt 15.02.2007, 21:48
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Beate'68 Beate'68 ist offline
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Standard AW: Stationen des Lebens

In meinem Gesicht lebt heute ein Clown.
Er kennt den Moment, das Hier und das Jetzt.
Vergangenheit und Zukunft kümmert ihn nicht.
Bringt frei jeglicher Last and‘re zum Lachen.
Nur eine lacht im Herzen nicht mit, nämlich ich!
Meterhohe Mauern mag niemand durchdringen.
Meterhohe Mauern mein Herz nicht überwindet.
So lebt er weiter, der Clown in meinem Gesicht.

Die Maske des Clowns vom Verstand fein gezeichnet.
Soll so nur schützen mein gequältes Herz.
Doch von Zeit zu Zeit, mein Herz reißt nieder die Maske.
Dann ist er fort, der Clown in meinem Gesicht
und unendliche Traurigkeit zeichnet mein Gesicht.
Der Verstand bemerkt’s und bringt schnell zurück,
den Clown in mein Gesicht.

Hat sich so arrangiert, der Verstand mit all meiner Trauer.
Doch wo bleibt das Herz, hat's schon kapituliert?

Semper amo te Claudia !

Semper amo te mama !
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  #4  
Alt 03.03.2007, 13:29
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Beate'68 Beate'68 ist offline
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Standard AW: Stationen des Lebens

Hallo Mama,

wie gern würde ich Dir erzählen, daß alles im großen und ganzen gut ist. Du bist seit 169 Tagen tot und es ist für mich wirklich meistens ok – warum ‚hört‘ sich das nur so schrecklich an?

Hier im Forum habe ich den Begriff ‚Trauertier‘ gelesen. Ich weiß nicht so recht warum, aber er gefällt mir total. Ich habe auch mein kleines Trauertier, manchmal kommt es zu Besuch. Aber wenn es zu sehr toben will, weise ich es meistens in seine Grenzen. Naja, manchmal stellt es alles auf den Kopf, aber was soll’s, dann räume ich halt später wieder auf. Während ich dies hier für Dich schreibe, sitzt es mehr oder minder brav neben mir.

Hättest Du Dir je vorstellen können, daß ich so mit allem umgehe? Oder weißt Du es längst? Und ist das auch für Dich ok? Ich weiß, es war Dein innigster Wunsch, daß ich letztlich ‚zufrieden‘ weiterlebe ohne Dich. So hattest Du es in Deinen letzten Zeilen für mich formuliert – ich hüte sie wie einen Schatz. Gut, daß Du ‚nur‘ von Zufriedenheit und nicht von Glücklichsein geschrieben hast, denn diesen Wunsch kann ich Dir auf Dauer sicher erfüllen, wobei es sicher auch die Frage ist, was Zufriedenheit bedeutet – ich denke jeder definiert das für sich selbst mit ganz unterschiedlichen Maßstäben und sehr individuell. Ob ich bei allem was war aber je von mir behaupten werde, daß ich glücklich bin, ich weiß es nicht. Ich weiß, daß der Schmerz nie ganz verschwinden wird, aber irgendwann wird es fast nicht mehr weh tun, an Euch zu denken – das weiß ich. Naja, bei Claudia ist der Schmerz selbst nach fast 15 Jahren noch immer so stark, wie am Tag X, aber vielleicht schaffe ich es ja mit Deiner Hilfe, auch mit ihrem Tod irgendwann mal so umzugehen wie mit dem Deinen. Wenn es ein Leben nach dem Tod gibt, dann bist Du nun bei ihr – ich hoffe, sie hat Dich abgeholt, als Du gingst und Du hast sie von mir in den Arm genommen und ganz fest gedrückt, so wie ich es Dir neben der anderen Sache mit auf den Weg gegeben hatte. Aber gibt es das wirklich? Dein Glaube sagt ja - mein Glaube, der nur noch bedingt mit Deinem Glauben verwandt ist, sagt nein. Wie auch immer, denn selbst wenn alle eventuellen Erscheinungen am Ende Deines Weges nur ein Streich Deines Gehirns waren, so haben sie Dir doch geholfen, in Frieden hinüber zugehen. Genau das habe ich gespürt, als Du gingst - welch unglaublicher Trost für mich!

Semper amo te !

Geändert von Beate'68 (12.03.2007 um 19:54 Uhr)
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  #5  
Alt 23.03.2007, 22:07
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Beate'68 Beate'68 ist offline
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Geliebte Mama,

weißt Du noch, Du wolltest dieses eine Wort gar nicht mehr ‚hören‘,
doch ich muß Dir dieses eine Wort einfach noch mal ‚sagen‘:
Danke!

Danke für all die bedingungslose und unendliche Liebe, die Du mich stets hast spüren lassen!
Danke für all das grenzenlose und blinde Vertrauen, daß Du mir stets geschenkt hast!
Danke für all die guten Werte, die Du mich gelehrt hast!
Danke für all die liebevolle Fürsorge, mit der Du mich zu dem gemacht hast, was ich heute bin!
Danke für all die Hilfestellungen, die Du mir in meinem Leben immer wieder gegeben hast!
Danke für die Förderung meiner freie Entfaltung!
Danke für all den Halt, den Du mir stets gegeben hast!
Danke für all die Sicherheit, die Du meinem Leben selbst in schwersten Zeiten gegeben hast!
Danke für einfach alles!
Danke, daß Du den Platz, den Du in meinem Leben einnahmst, so ausfülltest, wie Du es tatest!
Danke, daß Du meine geliebte Ma warst!
Danke, daß ich Deine geliebte Tochter sein durfte!
Danke, daß Du meine beste Freundin warst!
Danke, daß ich Deine beste Freundin sein durfte!
Danke für den Platz, den ich in Deinem Leben einnehmen durfte!
Danke für wirklich alles!
Danke für die Gewissheit, daß uns innigste Liebe so fest verband!
Danke für all die schönen Erinnerungen, die mir geblieben sind!

Und danke,
danke, daß ich Dich begleiten durfte, als Du hinübergingst in die nächste Dimension!

Semper amo te !

Geändert von Beate'68 (24.03.2007 um 22:06 Uhr)
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  #6  
Alt 29.03.2007, 22:25
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Geliebte Mama,

all die Menschen in meinem Umfeld:
Kann keiner ermessen, was ich hab verlor’n?
Kann keiner seh‘n, welch‘ Schmerz ich erleb‘?

Die Maske des Clowns, noch immer so fein gezeichnet,
will verdecken den Blick auf meine geschundene Seel‘.
Doch die Maske des Clowns liegt aktuell weit neben mir.

Die Seele so schwer attackiert vom Trauertier.
Es tobt, es wütet, es gibt keine Ruh‘.
Und nichts läuft mehr rund, so vieles passiert.

Eine letzte Entscheidung in Deiner Sache noch offen.
Eine Entscheidung zu treffen, ich will sie nicht treffen.
Doch diese Entscheidung, die muß ich treffen.

Der Verstand kennt sicher den einzig richtigen Weg.
Hattest einst selbst gesagt, für Dich wär‘s ok.
Aber war das wirklich Dein Ernst?

Mein Herz will‘s nicht zulassen, kämpft mit allen Mittel,
hat das Trauertier entfesselt, hat‘s angestachelt.
So triumphiert und regiert im Moment das Trauertier in mir.

Es bleibt die Erkenntnis, momentan ist nicht’s ok!
Bin mir sicher, auch diese Phase geht wieder vorbei.
Und so bleibt die Gewissheit, auch unendliche Traurigkeit weiter in mir.

Semper amo te!
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  #7  
Alt 11.04.2007, 23:42
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Hallo Mama,

bald 7 Monate bist Du tot und da sagt mir jemand u.a. ich solle langsam loslassen. Aus purer Sorge um mich wollte sie mir regelrecht ein Gespräch um meine Trauer aufzwingen – mehrere Anläufe hat sie genommen, obwohl ich wiederholt gesagt habe, daß ich das Gespräch nicht will. Ist es nicht meine Entscheidung, ob, wann und mit wem ich darüber reden will?

Ich hatte erzählt, daß K. mit Deinem Auto einen Unfall hatte und das Auto wohl schrottreif ist und daß ich deshalb halt traurig bin. Klar, in erster Linie bin ich froh, daß K. abgesehen von ein paar Schrammen und blauen Flecken nichts Schlimmes passiert ist. Aber darf ich nach der ersten Freude nicht trotzdem traurig sein, daß wieder etwas verschwindet, was ich mit so vielen Erinnerungen an Dich verbinde. Wie gern würde ich Dein kleines blaues Auto noch mal vor unserer Tür stehen sehen. So wie Du es gewünscht hattest, hatten wir den kleinen Blauen B. und K. gegeben - ganze 6 Monate hat er bei Deinen Enkeln überlebt. Na ja, was soll man sagen, K hat ja schließlich auch die Gene ihrer Ma und Claudia hat schließlich Dein erstes Auto an die Hauswand gefahren. Wie soll es da anders sein, als daß K. dann mit Deinem letzten Auto einen Unfall baut.

Ich weiß, sie hat es nur gut gemeint mit ihrem Versuch, mit mir über meine Trauer zu reden - ich nehme es ihr absolut nicht krumm, niemand sollte das! Aber ich meine, Dich noch auf dem Sterbebett losgelassen zu haben, als ich zu Dir sagte, daß Du von diesem sch.... Leben loslassen sollst und daß ich Dich auch gehen lasse. Deinen Tod habe ich akzeptiert, nie hätte ich Dir auch nur einen Moment länger das durchlebte Leid gewünscht. Und nur weil mir bestimmte Erinnerungsstücke an Dich wichtig sind, heißt das doch nicht, daß ich nicht losgelassen habe. Und ‚Losgelassen zu haben‘ schließt doch auch nicht aus, weiter immer wieder auch mal unendlichen Schmerz zu erleben.

Vor bald 15 Jahren mußte ich lernen, mit Claudia’s Tod zu leben. So wie ich es damals geschafft habe, schaffe ich es auch bei Dir, Mama. Die Kraft dafür hast Du mir geben!

Semper amo te !
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