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  #1  
Alt 16.09.2007, 13:04
Benutzerbild von Tato
Tato Tato ist offline
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Standard AW: junge Frauen und der Tod der Mutter

Hallo Andrea,

einerseits habe ich Verständnis dafür, dass er diesen Weg gegangen ist - es ist sein Leben und seine Entscheidung. Die Trennung meiner Eltern kam kurz vor der Diagnose.
Womit ich aber nicht leben kann, ist sein verändertes Verhalten. Er hat sich von seiner dann kranken Frau distanziert und sich auch von mir distanziert. Sein Verhalten war nicht akzeptabel. Die Vergangenheit hat er verdrängt.
Da spielen so viele kleine Ereignisse mit rein...

Das ich diese Feiern (genau wie Weihnachten) nicht möchte hängt damit zusammen, dass ich keine Lust auf diese "tolle Familie"-Treffen habe. Ich werde nicht verstanden. Dinge, die für mich gerade aktuell sind oder die die Vergangenheit betreffen, werden nicht angesprochen oder abgeblockt. Es gibt nur die Gesprächsthemen, die meinen Vater und seine Tusse interessieren. Kommt mein Onkel noch dazu, wird versucht, heikle Themen bloß nicht anzusprechen. Es brodelt unterschwellig ein Konflikt, der aber nicht ausgetragen wird, weil mein Vater keine Konflikte lösen kann.
Berufsbedingt weiß ich auch, was falsch läuft und was man tun könnte, aber dafür müssen beide Parteien in der Lage sein. Im Moment kann ich nichts tun, außer das Elend zu analysieren...

LG
Tanja
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  #2  
Alt 22.10.2007, 23:36
Benutzerbild von anni_s
anni_s anni_s ist offline
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Standard AW: junge Frauen und der Tod der Mutter

hallo ihr alle,
ich war nun schon ziemlich lange nicht hier, aber ab und zu habe ich einfach das bedürfnis, mich mit menschen mit einem ähnlichen schicksal zu "unterhalten" oder einfach zu lesen, wie es euch ergeht, mit welchen problemen ihr konfrontiert werdet. es ist jetzt schon über ein jahr her, dass meine mom gestorben ist, genauer gesagt 13 monate und 20 tage. manchmal denke ich, ich habe mich damit abgefunden, habe es akzeptiert. manchmal denke ich aber auch hey, du bist 19 und deine mutter ist tot! als wenn ich mir etwas neues erzählen würde und in dem moment trifft es mich wie der schlag und ich kann es immer noch nicht glauben. ich fange an, dinge zu vergessen. ich kann mich jetzt schon kaum noch an ihre stimmer erinnern oder an ihren geruch. es ist, als würde es mir auf der zunge liegen, aber ich komme einfach nichtmehr drauf. geht es euch auch so?
mein vater hatte auch 3 monate nach ihrem tod eine neue. am anfang bin ich nicht damit klar gekommen, aber auf der anderen seite ist es sein leben und ich habe darüber nicht zu bestimmen. er hat es mir erklärt - er hätte in den 9 monaten zwischen diagnose und tod mehr kraft ausgegben, als er zur verfügung hatte, und könne nun einfach nicht alleine sein. das habe ich irgendwie zu akzeptieren, auch wenn es einfach sehr früh war.
jeder verarbeitet den tod eines geliebten menschen anders, und bei manchen hat es den anschein, als würden sie nicht trauern, das stimmt aber nicht.
mein vater hat sofort den ehering abgenommen und nach und nach alle fotos von ihr, die in der wohnung standen, in eine ecke auf dem schreibtisch "verbannt", das hat mich sehr verletzt doch nun weiß ich, dass es nur seine art der verarbeitung war.
seid nicht sauer auf eure väter, es ist ihre art, mit dem schmerz umzugehen. hätte mein vater so reagiert wie ich es erwartet hätte, wäre er vielleicht unter der last zusammen gebrochen.
ich vermisse meine mom unglaublich und es gibt so viele situationen, in denen ich sie brauche, in denen ich sie gerne um rat fragen würde. immer noch sehe ich dieses schreckliche bild vor mir, wie sie tot im hospiz lag, nicht friedlich, wie es manche beschreiben, es sah fast bedrohlich und angsteinflößend aus. einerseits schäme ich mich davor, das empfunden zu haben, andererseits war es einfach eine reaktion, für die ich nichts konnte.
ich wünsche euch alles gute bei der verarbeitung, vielleicht schaue ich ja jetzt häufiger wieder vorbei.
alles gute, anni
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  #3  
Alt 22.10.2007, 23:49
Benutzerbild von Lilanelke1978
Lilanelke1978 Lilanelke1978 ist offline
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Standard AW: junge Frauen und der Tod der Mutter

Liebe Anni....

Auch ich war nun länger nicht mehr hier...manchmal bin ich gerne hier und manchmal brauche ich auch wieder etwas Abstand....ich kann dich sehr gut verstehen.....ich weiß auch manchmal nicht mehr genau wie ihr geruch ist oder wie sie sich anfühlt usw....das finde ich sehr schlimm. Meine Mama ist nun 10 Monate nicht mehr bei mir, ich vermisse sie so doll. Und wieder grault es mir vor Weihnachten, aber ich kann mich ja nicht verkriechen habe einen kleinen Sohn der 14 Monate alt ist und für ihn möchte ich ja ein schönes Weihnachten machen...muss es wenigstens versuchen. Wie schon mal erwähnt hat meine mama am 25. Dezember ihren 50. Geburtstag, den sie so gerne noch erleben wollte Ich kann immer noch nicht loslassen....doch genau das ist es was man ja machen soll, damit unsere lieben dort oben weiter kommen....ich drücke dich und grüße euch alle mal ganz lieb .....
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  #4  
Alt 23.10.2007, 00:01
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anni_s anni_s ist offline
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Standard AW: junge Frauen und der Tod der Mutter

liebe nici,

es ist schwer, damit umzugehen. einerseits muss man den verlust selber verkraften, andererseits (so ist es zumindest bei mir) fühlt man sich schuldig, weil man sie "vergisst". natürlich weiß man, dass es sich nicht ändern lässt, dass es einfach der lauf der dinge ist. aber man fühlt sich treulos und das ist ein schreckliches gefühl.
weihnachten war immer das fest meiner mutter. sie hat sich tierisch drauf gefreut, hätte am liebsten schon im november mit dem dekorieren angefangen. doch mein vater und ich haben unbewusst vor 3 jahren die tradition gebrochen und meiner mutter die arbeit abgenommen, indem wir das weihnachtsessen zu zweit zubereitet haben und ihr die zeit gaben, in die kirche zu gehen, das grab ihres bruders zu besuchen. somit haben wir weihnachten ohne es zu wissen den schrecken genommen, indem wir einige traditionen bestehen lassen konnten. natürlich ist es hart, keine frage. aber es ist auch ein tag, voller freude an geliebte menschen zu denken und ihnen zu danken, dass sie da waren. für dich muss es doppelt hart sein, das fest der liebe, der familie und ihr geburtstag. mach ihr ein riesen großes geschenk und sei für deinen kleinen eine so gute mutter wie sie es für dich war, und lass die liebe deines kindes für seine oma nicht erblassen.

meine mutter hat sich einen spruch für ihre traueranzeige ausgesucht, so wie sie ihre gesamte beerdigung selber geplant hat:

"trotzdem, es war schön und ich bin dankbar"

... und das sollten wir auch sein
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  #5  
Alt 24.10.2007, 11:52
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Lilanelke1978 Lilanelke1978 ist offline
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Standard AW: junge Frauen und der Tod der Mutter

Liebe Anni....

Ja du hast recht mit dem was du sagst....ich erzähle meinem kleinen ganz viel von seiner Oma, ich habe einige bilder von Ihr hier hängen unter anderem auch ein selbstgemaltes Portrait. Sie hat sich einmal von einem Bildmaler malen lassen, dieses Bild sieht sehr echt aus, als wenn sie mich anschaut. Ich stelle mich oft mit dem kleinen davor und fange an zu erzählen :-) In der letzten Zeit träume ich oft von meiner mama, doch ich sehe sie nur und sie sagt nie etwas...ich habe auch oft das Gefühl das ich durch den Verlust meiner Mutter irgendwie reifer geworden bin. Ich sehe das leben mit anderen Augen. Wenn mir jemand sagt er sei so stark erkältet dann halte ich sowas für ne kleinigkeit und denke, sei froh das es nur ne Erkältung ist. Kleinigkeiten oder so interessieren mich nicht mehr ich achte mehr auf die wesentlichen dinge des lebens, weißt du was ich meine. Ich fühle mich auch oft unverstanden, ich habe das Gefühl das meine Familie (mein Freund) evtl denken das ich nicht mehr trauer nur weil ich in ihrer Gegenwart nicht oder selten weine. Ich habe das Gefühl das alles ganz normal weiter läuft für all die anderen aber in mir drin hat sich so viel verändert. Ich hoffe du kannst nachvollziehen was ich sage, es ist schwer dieses Gefühl zu beschreiben. Ich wünsche dir einen schönen Mittwoch . Und danke für deine lieben Worte :-)
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  #6  
Alt 24.10.2007, 14:18
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anni_s anni_s ist offline
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Standard AW: junge Frauen und der Tod der Mutter

liebe nici,
ich kann total nachvollziehen, was du meinst.
da ich es auch nicht offen zeige, war es für meinen freund sehr schockierend, wie sehr ich noch drunter leide. es ist bei mir ja nun schon über ein jahr her, am anfang habe ich noch oft drüber gesprochen und nun mache ich das eher mit mir alleine aus. als ich ihm letztens sagte, dass ich manchmal immer noch zeit für mich brauche, um abzuschalten, um meinen kopf klar zu kriegen, meinte er nur: wie soll ich denn helfen, wenn du nicht mal den mund aufmachst?
das klingt zuerst natürlich hart, aber andererseits fühle ich mich auch schuldig deswegen. die anderen mussten mit meiner trauer umgehen und sind nun erleichtert, weil sie denken, ich hätte es schon verarbeitet. wenn sie dann erfahren, dass es nicht so ist, sind sie wieder hilflos.
mein freund kannte meine mutter leider kaum, war nur einmal zum essen bei uns. sie wollte ihn gerne kennen lernen und kam für den abend aus dem krankenhaus nach hause. sie hat sich total gefreut, ihn kennen zu lernen. als mein freund und ich sie dann abends zurück ins krankenhaus brachten, nahm sie mich zur seite und sagte: der sieht ja echt gut aus! und ich meinte: mutti, das kann doch nicht das erste sein, was du machst, meinem freund auf den hintern starren! und sie sagte: es war nicht der hintern, eher die gesamte rückansicht!
an dieses gespräch denke ich immer gerne, sie hat ihren humor nie verloren.
nur kann mein freund damit nicht viel anfangen, da er einfach nie mitbekommen hat, was für eine großartige frau sie war. auch meine kinder werden sie nie kennen lernen, sie wird nur ein körperloser name für sie sein, so wie meine oma es für mich ist. sie ist 2 jahre vor meiner geburt an lungenkrebs gestorben und jeder erzählt mir, was für eine tolle frau sie war, nur kann ich leider wenig damit anfangen, und das ist schade.
ich träume wenig von meiner mutter. einmal ist sie mir im traum begegnet, es war, als wäre sie wirklich da. im traum wusste ich, dass sie tot ist und habe sie gefragt, warum sie da wäre. sie antwortete mir, dass sie die "große henne" (was auch immer das bedeuten sollte) ordentlich bearbeiten musste, damit sie mich noch ein letztes mal besuchen konnte. ich umarmte sie und wachte kurz danach mit tränennassem gesicht auf und hatte ihren geruch in der nase. danach ist sie mir nie wieder begegnet.
ich wünsche dir noch einen schönen tag!
alles liebe
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  #7  
Alt 26.10.2007, 23:02
mimmi mimmi ist offline
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Beiträge: 395
Standard AW: junge Frauen und der Tod der Mutter

Liebe Anni und allle anderen,

ich habe lange mit mir gehadert, ob ich nun ins Forum schreiben soll oder nicht...ich bin meist einfach stille Mitleserin, aber du erinnerst mich irgendwie doch sehr an mich selbst.
Ich hatte gerade wieder einen schmerzenden Heulkrampf hinter mir, aber diesmal habe ich ihn intensiv erlebt...
meine Mama ist vor knapp 4 Monaten gestorben... mein Papa vor 16 Jahren. Ich selbst bin 20 Jahre alt - und schon alleine... ALLEINE... ich weiss was du meinst mit: das liegt auf der Zunge....
ist das normal? Mit 20 Jahren sein eigenes Leben meistern? Wie schafft man das?
Ich bin mit meinem Freund seit etwas mehr als 5 Jahren zusammen - er versucht mich so gut es geht zu unterstützen, aber ich glaube auch er atmet oft auf und denkt sich "jetzt gehts bergauf - ihr gehts wieder besser". und dann sind solche Tage wie heute - an denen mir einfach alles zuviel ist - meine Abschlussprüfung, die Arbeit von Montag bis Freitag von morgens bis abends, mein Führerschein, die Rente, das Sozialamt blablabla.... es hängt mir alles im Nacken und es wird mir einfach alles zuviel.
Mein Freund kann es vielleicht nicht wirklich verstehen, weil er nicht in der Situation ist, aber er versucht mir zu helfen.
Wenn ich lese, dass du seit 1 Jahr ohne deine Mama bist, dann frage ich dich ehrlich, wie du das aushältst... wie oft denke ich mir irgendwann schmeiss ich einfach alles hin...mein Leben... ich will einfach nicht mehr.
Dann wäre ich dort wo meine Mama ist - egal wo sie ist, aber ich wäre da!
Und dann denke ich wieder an die Worte von meiner Mama: ich will dass du lebst und glücklich bist! Ich will dass du selbständig und unabhängig durchs Leben gehst und richtig glücklich sein kannst. ich wünsche mir, dass du das Leben auch eines Tages ohne mich meisterst...
und dann fange ich wieder an zu kämpfen....
entschuldigt wenn ich so wirres zeug schreibe was nicht zusammenhängt. Aber ich habe gerade sonen riesen Kloß im Hals, der da hängt und sagt: WAS IST wenn es das gewesen ist und du sie nie wieder auf irgendeine art erleben wirst...was ist wenn es das alles war?!?!
bah ich hasse dieses Gefühl!
Entschuldigt, ich musste mir das alles einfach einmal von der Seele schreiben :-(
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