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#1
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Liebe Hope
![]() meinem Sohn geht es mehr oder weniger gut - nimmt ja Prozac, was eigentlich sehr effizient ist. Allerdings habe ich so meine Zweifel an der Wirksamkeit von diesen "Glückspillen" ...sollte es wirklich sein, dass sie seelische Qualen wegpusten können ???? Besser scheint zu wirken, dass der Alltag wieder einzieht, gehe arbeiten, mache Diät (ein Kilo ist schon weg, nun fehlen noch 21) und er ist mit der Schule beschäftigt. Leider sackt er dieses Jahr (11.Klasse) in der Schule weg - ich mag die Arbeiten, die zur Unterschrift vorliegen, garnicht mehr sehen Ich selbst hab doch gesehen, wie er für die Biologiearbeit gelernt hat (er will mal Molekularbiologie studieren, Gene und Krebs eingeschlossen) - und das Resultat war alles andere als gut ![]() Es ist zum Heeeeeeeeeeuuuuuuuulen !!!!!!!!! ![]() Werde also ein Studierzimmer in unserem "Haus" einrichten ??? Mit Nachhilfelehrern ? Oder was ist das Beste ??? |
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#2
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Liebe Nikita!
Es freut mich zu lesen, daß es Deinem Sohn besser geht. Wenn er erstmal Vertrauen in sein Seelenleben und in die Stabilität wieder hat, dann wird er diese unterstützenden Medikamente sicher nicht mehr brauchen. Die Schule!!! Das ist ein schweres Kapitel! Dein Sohn hat ja irre viel miterlebt und das belastet eben in jede Pore. Ich denke, sobald er merkt, daß es Dir wieder besser geht (auf dem Weg bist Du ja erfreulicherweise), wird er auch wieder seinen Kopf auf die schulischen Dinge konzentrieren können. Ich habe bei meinen Kindern Geduld und Zuversicht gebraucht. Bei meinem 2. Sohn, er ist 13, war das super schwer.... Er hat so viel geweint und so viel Angst um mich gehabt, ist auch abgesackt in der Schule, aber jetzt macht er ganz toll mit, hat wieder Erfolgserlebnisse und daraus entsteht ein Kreis, in dem er sich sicherer bewegen kann. Bring´Deinen Sohn ruhig mit in unser Haus. Wenn er sich wohlfühlt und wir alle ihm das Gefühl geben, es ist ok, auch mal traurig zu sein, wird er sich wieder sicherer fühlen in seiner Haut und alles andere ergibt sich dann. Obwohl wenn ich so raussehe, dann sehe ich nix- ist dunkel und kühl. Ich glaube, wir sollten unser Dorf lieber bei Dir irgendwo bauen. Wo genau steckst Du? Ich packe dann meine gaaaaanze Familie ein und meine lieben Freundinnen, meine Seelenschwester natürlich auch und alle, die mir am Herzen liegen und ab nach....... wohin auch immer !Toll, daß Du schon 1 Kilo abgenommen hast! Freut mich! Liebe Grüße, Leena |
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#3
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Liebe Jana!
Schön, daß alle Untersuchungen gut waren! Das ist schon mal positiv. Zum CT: Ich würde das wie Du machen. Ich würde nicht warten bis Dezember! Typisch Unbetroffener. Was denkt der Arzt denn? Abwarten? Nee, das geht gar nicht. Und schon sitzt man wieder drin in der Achterbahn, nicht wahr? Ich finde, eine kurze Fahrt ist einer 3monatigen durchaus vorzuziehen! Schön, daß Du am 8. schon einen Termin hast. Ich drücke Dir sooo die Daumen. Und ja, daß alles ins Wanken gerät, das verstehe ich nur zu gut. Fühl´Dich gedrückt! Hälst Du mich auf dem Laufenden? Ich muß am 12.11. in die MR-Röhre. Liebe Grüße, Leena |
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#4
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Liebe Leena
nun möchte ich doch mal wieder bei Dir hereinschauen... Deine Hausführung und das schöne Stündchen mit Dir im Garten haben mir sehr gutgetan. Ich bin gerne hier, nur schaffe ich es nicht, mich gänzlich durch Deine Hauschronik zu lesen. Es ist nicht die Zeit, an der es mir mangelt, sondern mehr der Mut: Was ich auf den ersten Seiten bereits gelesen habe, offenbart mir eine manchmal fast schon erschreckend ähnliche Gefühlswelt, so daß ich mich schlichtweg nicht traue weiterzublättern - es könnte wie ein Blick in die nahe Zukunft sein. Nach und nach, Schritt für Schritt werde dann alles nachlesen... Aber was rede ich von Deiner Vergangenheit und meiner Zukunft, wenn wir doch hier eine gemeinsame Gegenwart haben? Und wie ich sehe, bist Du in guter Gesellschaft: Liebe Nikita, es ist schön, Dich hier zu treffen. Und Du kennst doch unsere Leena: sie führt ein großes, offenes Haus und würde es niemals fertigbringen, Dich hereinzubitten und Deinen Sohn draußen stehen zu lassen! Ganz bestimmt hat sie auch ein Zimmerchen für ihn! Die Frage ist wirklich, was er wohl mehr bräuchte, ein Studierzimmer oder vielleicht eher einen Raum, in dem er mit jemandem über seine Gefühle und Gedanken sprechen könnte... Habt Ihr denn schon mal die Möglichkeit einer Gesprächstherapie erwogen? Vielleicht würde es Deinem Sohn guttun, sich mithilfe eines erfahrenen Menschen etwas zu "sortieren", um auch in Zukunft mit diesem Abschnitt seines Lebens besser zurechtkommen zu können. Prozac (hier in Deutschland heißt es Fluctin oder auch Fluxet) kann ja keine dauerhafte Lösung bieten. Insbesondere wenn Dein Sohn in der Schule mit Konzentrationsschwierigkeiten zu kämpfen hätte, wäre eine gewisse Vorsicht angesagt. Ich will Dir keine Angst machen und es ist auch überhaupt nicht so, daß ich die Verwendung von Antidepressiva ablehnen würde - im Gegenteil, ich weiß sehr wohl, wie segensreich diese Medikamente wirken können - aber sie sollten ja möglichst nur übergangsweise eingesetzt werden, eben weil sie am zentralen Nervensystem ansetzen und deswegen häufig auch Konzentrationsschwäche, Nervosität und andere Nebenwirkungen hervorbringen, die in der Schule ziemlich hinderlich sind... Ansonsten freue ich mich schon sehr auf ein Tässchen Tee von Dir: Es muß ja nicht unbedingt Hagebutten-Tee sein ... nicht zuletzt stecke ich gerade mitten in der Chemo und bin froh über jedes Getränk, das die Mundschleimhäute nicht reizt, z.B. Salbeitee . Liebe Leena, was trinkst Du? Ach, wie ist es gemütlich bei Dir!Und wenn wir dann eine Weile zusammengesessen haben, muß ich mich auch schon wieder auf den Heimweg machen. Zur Zeit fällt es mir nicht so leicht mit diesen Wegen: es steht ja alles unter Wasser und mein Boot hat ein Leck. Deshalb war ich sehr dankbar, daß mir heute mein Dachdecker wieder geholfen hat, das viele Wasser rauszuschöpfen - ich kam ja gar nicht mehr hinterher bei der Menge - alleine hätte ich das nie geschafft... Aber nun wünsche ich allerseits eine gute Nacht! Liebe Leena, nur zu gerne nehme ich Deine Hand. Wieder einmal drücke ich sie mit Dank! Herzlichst Deine Linnea
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Einen Menschen zu lieben heißt:
Ihn zu sehen wie Gott ihn gemeint hat. Liebe ist das Geheimnis der Brotvermehrung. - Christine Busta - Geändert von Linnea (31.10.2007 um 08:42 Uhr) |
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#5
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Liebe Linnea!
Ich danke Dir so für Deinen Besuch und Deine Worte. Du erkennst also vieles von den Gedanken wieder, die ich niederschrieb? Irgendwie habe ich es geahnt. Ich wollte auch gestern bei Dir lesen, aber dann klappte hier wieder nichts im Forum- oder lag es an meinem PC? Auf jeden Fall denke ich an Dich und ich las von Dir (war es nun doch gestern ?), daß Du bald wieder zur Psychotherapie gehst, weil Du so viele Ängste und diffuse Gedanken hättest, ach, das kann ich so gut verstehen. Eben, als ich meine Kleine in der Karre durch das Dorf schob, weil ich meinen 5jährigen zum Kindergarten brachte, dachte ich an Dich und Deine Ängste. Und gerade heute ist aus unerklärlichen Gründen ein Tag, an dem ich das bis in die letzte Pore verstehe... Als Du aber von dem Leck in Deinem Boot schriebst, da stockte mir kurz der Atem. Ich habe vor einiger Zeit mal einen Text geschrieben, der genau darum geht. Ich habe ihn gesucht und stelle ihn Dir hier jetzt mal rein, auch auf die Gefahr hin, daß Du ihn kennst .Ich drücke Dich mal aus der Ferne! Danke! Deine Leena Das Bild meines Lebens Als ich geboren wurde, bekam ich "mein" Boot. Dort wurde ich hineingesetzt und fuhr auf dem Fahrwasser meines Lebens. Eine ruhige Fahrt, manchmal schneller, manchmal kurvig, meistens bedächtig. Mein Boot fuhr auf diesem riiiieeeeesen Meer neben ganz vielen anderen Booten und bald war ich nicht mehr allein. Ich hatte einen Partner und viele kleine Begleiter neben mir. Plötzlich stieß aus dem Wasser, an Heftigkeit kaum zu überbieten, der Tsunami, der mich aus dem Boot spülte. Ich wurde zuerst in die Luft geschleudert, um gleich darauf tief hinunter zu fallen, zu fallen, zu fallen. Hart schlug ich auf, konnte nicht mehr erkennen, wo ich war. Wie durch einen Schleier sah ich meine geliebten Menschen, sie riefen, sie winkten und doch war ich nicht in der Lage, meine Hand zu heben oder gar zu schreien. Jeder Ton schien in der Kehle festzustecken. Was um Himmels Willen war passiert? Ich sah mein Boot, es war kaputt, es hatte Löcher, Bretter waren abgerissen und doch mußte ich wieder hinein. Es war das einzige, das mir paßte. Mit größter Anstrengung kletterte ich hinein. Ich spürte, ich hatte das Ruder abgegeben, war nicht mehr Herr der Lage, nicht mehr Herr meines Lebens. Ein Gefühl von Traurigkeit umfing mich, Kälte und Einsamkeit, die ich so sehr spürte, daß es in meinem Herzen schmerzte. Tränen rannen herab, manche wurden geschluckt, manche bahnten sich anders ihren Weg. Zu den seelischen Schmerzen, die mich machtlos auf den Planken meines kleinen Bootes zurückließen, kamen die körperlichen. Ich war entblößt, mußte intimste Körperteile fremden Menschen zeigen, mußte durch Röhren hindurch, die so laut waren, daß der Lärm fast meine Gedanken übertönte, mußte auf harten Plastikstühlen warten, bis mir gesagt wurde, wie groß der Schaden sein würde. Dann irgendwann, als man mir Werkzeuge gegeben hatte, als man anfing, das Boot zu reparieren, konnte ich mithelfen. Unter Tränen, Wut, Trauer besah ich mein neues Boot. Manche Leckagestellen würde ich nie mehr flicken können, aber die Löcher waren zu, so daß ich nicht mehr Gefahr lief, unter zu gehen. Auch konnte ich die Stimmen und die Wärme der geliebten Menschen wieder hören und spüren, konnte die Umarmungen zulassen und sie sogar suchen. Konnte die Sonne sehen, die warme Sonne. Den Horizont immer ein bißchen mehr. Und dann kam der Tag, da alle Handwerker mich allein ließen auf meinem Boot. Ihre Arbeit war beendet und in dem Moment wurde mir klar, daß meine nun begann. Mein Boot war verändert. Ich fand mich nicht zurecht. Manchmal glaubte ich sogar, daß der Kompass ganz anders anzeigen würde. Auf nichts war mehr Verlass. Alles mußte ich neu lernen. Ich fuhr wieder hinaus, hinaus aufs Meer. Manchen Sturm habe ich erlebt und sogar überlebt. Und jedes Mal habe ich mehr Kraft bekommen. Ich weiß nicht, wohin meine Reise geht. Ich reise aber jetzt. Vielleicht liegen tausende Seemeilen vor mir, vielleicht nur noch wenige. Ich kann es nicht vorhersehen, ich weiß es nicht. Aber ich weiß, auch wenn ich das Ufer nicht sehe, es gibt da ein Band, das mich hält, das mich zurückzieht, wenn es mir nicht mehr gelingen mag, über Wasser zu bleiben. Ein Band, das aus Liebe geknüpft ist. Ich werde gehalten. Und ich reise in diesem Bewußtsein JETZT in meiner Zeit nach meinem ganz eigenen Kompass!!! |
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#6
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Liebe Leena,
die Seele hat viele Sprachen, in denen sie sich ausdrückt. Und ich bin mir sicher, daß eine davon Meerisch ist. Dein Text trifft es so gut!!! Ja, ein Tsunami ist es, der uns eingeholt hat. Und die Folgeschäden sind noch nicht absehbar... Gerade gestern hat mein Psychotherapeut wieder meinen Seelenvogel aus dem schwarz-verseuchten Wasser retten müssen: Sein Gefieder ist noch voller Öl. Nun liegt er da, zuckt und keucht im Schlaf. Was er wohl träumt? Er ist doch ein Vogel und möchte mit seinen Schwingen die ganze Welt umspannen! Zur Zeit aber kann er nur daliegen und sich pflegen lassen. Er wird noch lange brauchen, bis er sich erholt... Ich hoffe sehr, daß dieser Tag Deinem Seelenvogel noch viel Gutes bringt! Manchmal helfen ein paar Freudenkörner schon sehr! Herzliche Grüße sendet Dir Deine Linnea
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Einen Menschen zu lieben heißt:
Ihn zu sehen wie Gott ihn gemeint hat. Liebe ist das Geheimnis der Brotvermehrung. - Christine Busta - |
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#7
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nun muss ich praktischerweise herbeitraben und einen neuen Platz im Hause schaffen: einen Vogelbauer
hier mein Vögelchen: rund und aufgeplustert, wie ich zur Zeit bin. ![]() Liebe Linnea ![]() das Gefieder kommt wieder in Ordnung - ein Bad haben wir auch, mit milder Seife, wunderbaren Badedüften, Spiegeln und Kerzen. Nichts, was man nicht wieder hinbiegen könnte. Welches Vögelchen möchtest du in den Bauer ? Schreib es, ich suche es dann im net und stelle es hier ein. ---------------- Vertrauen ist eine Oase des Herzens, die von der Karawane des Denkens nie erreicht wird. Khalil Gibran
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Liebe Grüße Nikita ![]() Tapferkeit ist die Fähigkeit, von der eigenen Furcht keine Notiz zu nehmen. George Patton Geändert von nikita1 (31.10.2007 um 14:35 Uhr) |
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