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Alt 06.01.2008, 07:49
Gabriele M. Gabriele M. ist offline
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Registriert seit: 21.09.2007
Beiträge: 75
Standard AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen

Hallo Kathleen,

hier melde ich mich noch einmal. Ich finde es erstaunlich und auch erschreckend, wie sich unsere Leidenswege ähneln. Auch ich hatte ja immer damit zu kämpfen, dass mein Vater meiner Mutter die Wahrheit verschwiegen hat. Ein Gespräch mit dem Chefarzt der Palliativstation war sehr hilfreich.
Er sagte mir, dass wir nicht vergessen sollen, dass wir nicht nur mit unserem kranken Angehörigen sondern auch mit einem mündigen Patienten sprechen. Und dieser hat auch das Recht auf richtige Informationen. Ausserdem würde schliesslich jeder Patient seinen Körper kennen und in der Regel weiss jeder Patient, wie schlecht es um ihn steht. Nur aus Rücksicht auf seine Familie spielen viele Patienten das Spiel "Hoffnung" mit, damit sie ihre Angehörigen nicht verletzten. So versucht ein Patient (in Deinem Fall ja Deine Mutti) Euch vor der brutalen Wahrheit zu schützen und andersherum versucht Ihr Eure Mutti zu schützen.
Bei mir war es so, dass wir das Wort Tod nie direkt ausgesprochen haben. Aber nachdem ich Mutti und Vati gesagt habe, dass Dr. Müller keine Chance sieht sie zu operieren, hat Mutti sich mit dem Unvermeidlichen (angefreundet?), (abgefunden?). Von da an hat sie zugelassen, dass ich ihre Hand nehmen durfte, sie streicheln durfte und ihr Zärtlichkeiten entgegenbringen durfte, die sie früher nie zugelasssen hätte. Auch Vati durfte sie dann waschen und ihr in vielen Dingen behilflich sein, was sie früher immer abgelehnt hat. So haben wir das Thema Tod und Abschied nicht mit Worten besprochen und doch für beide Seiten gut bewältigt.
Ich weiss, dass jeder Mensch anders ist und auch dieses schwere Thema muss jeder anders behandeln. Ausserdem ist meine Sichtweise anders als bei Dir, Bianca und anderen, die noch Hoffnung haben. Ich wünsche Dir aber die Kraft, Deiner Mutti, bei Sätzen wie "ich schaffe es nicht mehr" nicht unbedingt zu widersprechen. Vielleicht fordert sie mit diesen Sätzen die Wahrheit ein. Du musst ja nicht sofort ein grosses Gespräch über dieses Thema anfangen, aber lasse sie vielleicht durch Gesten oder Blicke wissen, dass auch ihr wisst, wie es aussieht und dass der gemeinsame Weg leider nicht mehr sehr lang ist.
Ich schicke Dir auch eine private Mail - schreibe mit bitte, wenn Du sie bekommen hast.

Bianca: ich freue mich für Dich, dass Du noch so viel schöne Zeit mit Deiner Mom verbringen kannst. Geniesse sie.

Eine ganz kurze Info zu mir. Auch wenn es den Anschein erweckt, dass es mir gut geht - nein. Ich vermisse meine Mutti jeden Tag. Jeden Tag warte ich noch darauf, dass das Telefon klingelt und ich mit ihr reden kann oder dass sie kurz vorbeikommt. Wenn ich zu meinem Vater gehe warte ich immer darauf, dass sie von oben die Treppe herunterkommt oder aus dem Keller ruft: ich komme gleich, muss nur noch die Wäsche aufhängen. Doch es ruft keiner mehr. Nächste Woche wollen wir anfangen, die Sachen von Mutti so langsam aus den Schränken zu räumen. Mein Vater hat unheimliche Angst vor den leeren Schränken. Also muss ich seine Sachen und die normale Wäsche so verteilen, dass die Schränke nicht leer wirken. Überall noch Muttis Handschrift, ihre Spuren, ihr Geruch. Und eine höllische Angst hab ich vor dem Tag, an dem der Grabstein auf ihrem Grab ist. Und immer noch die Frage: Warum? Warum so schnell? Warum so qualvoll?

Ich wünsche Euch ganz viel Kraft für die richtigen Entscheidungen.

Gabi
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