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Alt 29.07.2003, 16:07
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard fühle mich unendlich schuldig

Hallo Sterntalerchen

ich bin jetzt nicht nur selbst Betroffene sondern auch Schwester von einer zur Zeit erkrankten Schwester und einer leider schon verstorbenen Schwester. Sie war damals erst 38 Jahre alt und ich kann Deine Gedanken sehr gut verstehen. Wie gerne hätte ich ihr damals alles abgenommen - hatte ein schlechtes Gewissen. Sie hatte kleine Kinder, war Mutter - und ich selber war alleine und 2 Jahre älter. War und bin auch heute nicht unbedingt diejenige, die sagt - das Leben ist sowas super schönes - und ich muß unbedingt 60, 70 Jahre alt werden. (bin jetzt 46)
Aber so gerne ich ihr Leid auch abgenommen hätte - so klar war es ja auch, das das gar nicht gehen konnte. Und - sie würde es auch gar nicht gewollt haben.
Sie litt sehr - aber sie war auch sehr tapfer. Lachen gehörte bis fast zum Schluß zu ihrem Leben. Obwohl das Leben ihr übel mit gespielt hat.
Ich glaube, am meistn berührt meine Krankheit jetzt meinen jüngsten Bruder. Er versucht mir viel zu helfen. Leider wohnt er zu weit weg, und so ist es meistens eben nur etwas telefnoisch, wie wir uns ausstauschen können. Jetzt am Wochenende musste ich ihm wohl leider mitteilen, das ich wohl innerhalb kürzester Zeit eine zweite Rezidiverkrankung hatte - und ich habe förmlich gespürt, wie er um Worte rang.
weißt Du, ich habe ein paar Tage überlegt, ob ich es ihm sage, oder nicht. Aber vor ein paar Monaten habe ich ihm versprochen, ehrlich zu sein. Er fragt nicht nur, weil er denkt - das gehört sich so als Bruder. Sondern er will es wirklich wissen. Genauso wie er Derjenige ist, der mit in meine Entscheidungen einbezogen wird. Falls ich das irgendwann einmal nicht mehr können sollte, wird er Derjenige sein - der für mich die Entscheidungen trifft. Es kann ja soweit kommen, wir haben es bei meiner einen Schwester gesehen. Und bei ihm - nur bei ihm bin ich mir sicher, das er in meinem Sinne entscheiden wird. Das geht aber nur, weil wir offen über die Dinge reden.
Was mir gut tut ist, das er seine Traurigkeit nicht versteckt. Wir können uns gemeinsam manchesmal die Angst vor dem nehmen, was kommt ( was kommen kann, aber ja nicht muss) . Ich fühle mich meistens sehr alleine, mit dem, was kommt. Bin ich ja auch. Wohne fast 400 km weit weg. Habe keine eigene Familie. Trotzdem bin ich nicht alleine.
Mein (kleiner) Bruder hat vor kurzem zu mir gesagt, das er viel Angst hat, und er sehr traurig ist. Aber er hat auch gesagt, das er mich auf meinem Weg begleiten wird.
Alles gehört zum Leben. Ein Mann muß nicht stark sein, weil er ein Mann ist - ein Angehöriger muß nicht stark sein, weil er gesund ist. Mir als Angehörige ist es damals viel schwerer gefallen, die Krankheit meiner Schwester zu akzeptieren, als mir jetzt als Betroffene meine eigene Erkrankung.

Leider gehören auch solche Erkrankungen zum Leben dazu. Krebs bedeuted nicht immer sterben. Und sterben bedeutet nicht immer das Ende vom Leben.
Wir haben noch mehr Geschwister - aber da ist das Verhältnis eher schlecht. Sie laufen vor dem weg, was ist und denken, so können sie es aufhalten. Nur leider nutzt es weder ihnen noch mir.

ich denke auch - gemeinsames Weinen ist genauso wichtig, wie gemeinsames Lachen ! Mein bruder und seine Familie und ich können auch viel Lachen. Ich lache gerne - warum auch nicht.
Das Leben ist viel zu kurz, um jetzt für den Rest des Lebens ( egal wie lang das sein mag) nur zu weinen.

wünsche Dir und Deinem Bruder alles Gute

viele grüße
elisabeth
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