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#1
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Hallo Kathleen,
war jetzt einige Tage nicht im Forum. Brauche von allem etwas Abstand und hoffe auf die Zeit, dass sie alles etwas erträglicher macht. Ich kenne Deine Gefühle, diesen Kloß im Hals, der mich fast an meinen Tränen ersticken ließ, diese Taubheit, die den ganzen Körper erfasst und mich in allen Aktionen lähmte und die Gedanken, die - egal was ich machte - immer wieder zu Mutti zurückkehrten. Mutti - das war abends der letzte Gedanke wenn ich einschlief und morgens der erste wenn ich aufwachte (wenn ich dann mal etwas länger als 3-4 Stunden schlief). Du tust was Du tun must aber die Gedanken gehen ihre eigenen Wege. Sie drehen sich nur um eine Sache und drehen sich und drehen sich. Einerseits freue ich mich für Dich, dass Du noch immer das Glück hast, Deine Mutti bei Dir zu haben andererseits (bedauer ??) ich Dich, dass Du so mit ihr leiden musst. Ich hab Euch eine schönere Zeit gewünscht, die Euch noch verbleibt. Das verändern des Gesichts, die Teilnahmslosigkeit und die Schwäche - Kathleen, stell Dich auf das Schlimmste ein, auch wenn Du es nicht möchtest. Sie hat sich operieren lassen, Schmerzen ertragen und gekämpft in der Hoffnung, dass sie wieder gesund wird oder eine halbwegs gute Lebensqualität hat. Aber warum soll sie das alles noch weiterhin auf sich nehmen, wenn keine Hoffnung mehr da ist? Als die Hoffnung starb, starb auch meine Mutti. Das Hospiz finde ich eine gute Sache. So seid ihr wirklich etwas entlastet und wisst, dass sie gut untergebracht ist. Es wird auch Deinem Vati gut tun. Dein Vati ist wie meiner. Er hat in den letzten Monaten so viel gemacht, was ich ihm nie zugetraut habe. Ich hatte gedacht, er zerbricht, wenn Mutti stirbt aber er kämpft sich von einen Tag zum anderen. Jetzt ist seine Tante krank und er kümmert sich darum. Er hat erst einmal eine neue Aufgabe und die hilft ihm über die Einsamkeit zu kommen. Die Zeit wird ihr übriges tun. Lass Dich von mir umarmen und ganz viel Kraft und gute Wünsche senden. Bianka - genau das gleiche habe ich auch durchgemacht. Kaum ging ich ins Bett kamen Szenen aus den letzten Wochen wieder oder ich wachte nachts auf und es war als würde ich diese Szene gerade erleben. Auch tagsüber haben mich diese Gedanken unvermittelt überrascht - ohne Vorwarnung, plötzlich waren sie da und haben mich vollkommen aus meinen Tätigkeiten gerissen. Dann wurden diese Gedanken weniger und seit ein paar Tagen sind sie wieder da. Warum? Ich weiss es nicht. Schlimm war, als ich die Kleidungsstücke von Mutti aus der Wohnung holte. Im Flur lag immer ein Tuch auf der Hutablage und eine Handtasche. Es waren die letzten beiden Dinge, die ich holte und konnte mich vor Weinkrämpfen fast nicht mehr halten. Es hat mir die Endgültigkeit vor Augen geführt. Sie ist nicht in Urlaub, ich hole die Sachen nicht um sie durchzuwaschen - ich bringe sie nie wieder. ![]() Da mir auch immer noch die Tränen laufen, wenn ich im Forum bin und alles wieder hoch kommt besuche ich es nicht mehr regelmässig. Auch wenn ich nicht mehr so regelmässig im Forum bin - meine Gedanken sind trotzdem sehr oft bei Euch. Die Zeit, die wir im Forum gemeinsam verbracht haben, die Kraft und der Trost, der von Euch kam, möchte ich nicht vergessen. Sie war mir sehr wichtig und hilfreich. Ich grüße Euch Gabi |
#2
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Liebe Elke, liebe Gabi, liebe Bianka,
heute hatte ich die Gelegenheit, 2 Stunden ganz allein mit meiner Mama zu verbringen - ohne meine Tochter, ohne meinen Mann und ohne meinen Papa. Das hat es schon sehr lange nicht mehr gegeben... Diese 2 Stunden waren sehr wichtig für uns Beide, wenn wir auch nicht unentwegt geredet haben. 2 Stunden habe ich ihre Hand gehalten, 2 Stunden habe ich sie gestreichelt und 2 Stunden habe ich mich immer wieder von Weinkrämpfen geschüttelt in ihre Arme geworfen. Sie ist stark und ich bin schwach. Sie hat auch mir gegenüber all ihre Wünsche geäußert betreffs ihrer Bestattung. Sie möchte eine Bestattung im aller engsten Familienkreis, keine Traueranzeige... In gewisser Weise bin ich betroffen, aber ich werde alles respektieren. Sie war still und bescheiden in ihrem Leben und so möchte sie sich auch verabschieden. Das einzig Wichtige für sie ist, dass mein Papa und sie einmal gemeinsam in einem Grab liegen und wir in ihrer Nähe sind. Ich habe ihr gesagt, dass ich vor all dem was kommt, ungeheure Angst habe, dass ich sie nicht verlieren möchte, alles versucht habe und trotzdem gescheitert bin. Sie sagt, ich brauche keine Angst zu haben und ich habe noch immer Papa. Es gibt nicht viele Worte zwischen uns. Es sind Berührungen und Blicke und daran werde ich mich immer erinnern. Aber auch an diese grausame Gewissheit, dass uns nicht mehr viel Zeit bleibt... Ich weine sehr viel und man kann mir das auch sehr deutlich ansehen, aber es ist mir egal. Liebe Elke, Dein Papa hat eine sehr ungewöhnliche Art der Bestattung gewählt. Ich hoffe, dass Ihr dabei sein konntet und Du Dich damit auch von ihm verabschieden konntest. Irgendwie würde ich Euch gerne noch so viel sagen, aber ich finde einfach nicht die richtigen Worte... Liebe Gabi, ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Du Abstand brauchst. Auch ich habe mir schon die Frage gestellt, ob ich dieses Forum noch besuche, wenn meine Mama von uns gegangen ist. Ich weiß es nicht! Ich würde gerne davon Abstand gewinnen, aber werde ich das können, wo ich seit 2,5 Jahren hier lese und schreibe? Trotzdem hoffe ich sehr, von Dir, Elke und Bianka in Abständen zu hören. Hoffnungslos traurige Grüße Kathleen |
#3
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Hallo Ihr Lieben,
nun heute muß ich mich doch auch mal wieder melden ... habe zwar immer zwischen durch im Forum gelesen aber mir war einfach nicht wirklich nach schreiben :-( Leider bekomme ich das mit dem Einschlafen nicht so richtig in den Griff und meine Psychotante hat mir empfohlen, nicht mehr Nachts vor dem schlafen gehen im Forum zu lesen, da mich dies noch zusätzlich aufwühlt und so meine Seele nicht zur Ruhe kommt. Nun habe ich ihren Rat befolgt und sie hatte wirklich Recht damit, ich liege dadurch keine Stunden aber immer noch viel zu lange weinend im Bett. Die Zeit bis zur Beerdigung 6.3. ist noch so lang und somit läßt einen die Traurigkeit, jedenTag und Nacht wieder und wieder nicht zur Ruhe kommen. Meine Eltern haben seit 25 Jahren eine kleine Wohnung auf Mallorca, in denen sie früher immer ihren Urlaub verbracht haben. Die Vorstellung, das sie ihren Lebensabend gemeinsam dort für Wochen im Jahr verbringen, ist nun für meinem Papa allein, natürlich nicht mehr das Gleiche. Die Ende Mai gebuchten Flüge für meine Eltern, wird mein Papa nun mit meinem Sohn zusammen machen, denn er hat sich dafür entschieden seinen Opa zu begleiten, um ihm etwas zur Seite zu stehen, damit er nicht allein ist und um ihn die schreckliche Ausräumaktion der Sachen meiner Mama zu ersparen. In der Zeit wenn mein Papa dann auf Mallorca ist werde ich dann hier in seiner Wohnung, das Gleiche tun müssen. Ich darf gar nicht daran denken, das wird bestimmt auch ganz schlimm für mich, all die Erinnerungen ! -Kathleen es ist wirklich ganz traurig für mich zu lesen, das deine Mama nun auch den Schritt ins Hospiz gehen mußte. Genau wie bei uns war es mit der Pflege und Versorgung einfach für meinen Papa nicht möglich und auch meine Mama hat dies dann schweren Herzens akzeptiert, das sie Beide nach 52 Jahren Ehe "räumlich" getrennt wurden. Ich wünsche deiner Mama, dass sie dort genau so versuchen, sie wieder etwas auf zu bauen denn besonders die liebevollen Gesten der ehrenamtlichen Hospizhelfern, haben meiner Mama immer sehr gut getan. Bitte glaube mir, ich kann die nur sagen, sei froh das ihr das rechtzeitig gemacht habt, denn im Hospiz wissen sie genau was deine Mama jetzt braucht ! Nehme du dir jede noch so kurze Zeit um bei deiner Mama zu sein, um ihre Hand zu halten und ihre Wangen zu steicheln, ich vermisse das sooooo sehr !!! Lass Dich von mir umarmen und euch ganz viel Kraft und gute Wünsche senden. -Gabi lieben Dank für deine wahren Worte, dies kann nur jemand nachvollziehen der es auch hautnah erfahren mußte und diese schrecklichen Bilder wird man sicher nie vergessen.Ich wünsche dir jedenfalls alles Gute und würde mich auch freuen hin und wieder etwas von Dir zu hören ... -Elke du hast nun alles überstanden und durch die besondere Beerdigung deines Papas sicherlich ein in gewisser Hinsicht, ein beruhigendes Gefühl, ihm seinen letzten Wunsch erfüllt zu haben. Für alle betroffenen Angehörigen, hoffe ich das auch für uns wieder bessere Zeiten kommen und wir den Schmerz, die Trauer gut verarbeiten können und unsere schrecklichen Erinnerungen etwas verblassen ... Liebe Grüße Bianka Es tut so weh, diese ENDGÜLTIGKEIT Mama, du wirst immer in unseren Herzen sein und niemals werden wir dich vergessen, wir lieben Dich !!! *02.06.1935 - † 27.01.2008 Geändert von Bianka.N. (17.02.2008 um 13:18 Uhr) |
#4
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Hallo Ihr Lieben,
hatte heute mal wieder das Bedürfnis mich nach Euch zu erkundigen. Kathleen - was soll ich Dir schreiben? Geniesse die Zeit mit Deiner Mutti, weine wenn Dir danach ist, geniesse die Berühungen und die Gespräche egal ob im Hopitz oder zu Hause. Darauf kommt es nicht an. Wichtig ist, dass alles von Herzen kommt. Ich beneide Dich unendlich um diese Zeit, die Ihr noch habt. Bianka - Deinen Hinweis, dass Deine Psychotante gesagt hat, dass Du so schlecht schlafen kannst, wenn Du im Forum bist, finde ich sehr (interessant?). Auch ich habe nicht schlafen können, bin aber nicht auf das Forum gekommen. Seit ich nicht mehr regelmässig im Forum bin, ist es besser geworden. Den Zusammenhang habe ich aber erst durch Deinen Beitrag erkannt. Meine Mutti ist jetzt schon 2 1/2 Monaten nicht mehr da. Ich gehe immer noch mindestens jeden 2. Tag auf den Friedhof und erzähl ihr alle Neuigkeiten. Für Dich muss es schlimm sein, dass Deine Mutti noch nicht beerdigt ist. Du kannst ja gar nicht abschliessen - kannst nicht zum Grab gehen und dort die Trauer verarbeiten. Vielleicht hilft es Dir, wenn ich Dir sage, dass das mit dem Einschlafen und dem Träumen auch anders wird. Ich denke und träume noch immer von Mutti - auch tagsüber. Aber die Gedanken sind nicht mehr so auf die letzte Zeit begrenzt. Sie schweifen sehr oft schon in Zeiten, die länger zurück liegen und in der alles noch unbeschwert war. Die Zeit, als Krebs noch kein Thema war. Was aber nicht heisst, dass ich weniger weine - nein, meistens sogar noch mehr, weil ich den Verlust noch mehr spüre, weiß, dass diese Zeit nicht mehr wiederkommt. Doch da muss ich durch. Hilft alles nichts. Jetzt heule ich mir schon wieder die Augen aus. Werde mich daher erst einmal wieder aus dem Forum ausklinken. Wünsche Euch alles Gute und die notwendige Kraft, die schwere Zeit zu überstehen. Gabi |
#5
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Hallo Ihr Lieben,
ich möchte mich kurz bei Euch melden, obwohl mir das Schreiben/Reden momentan sehr schwer fällt. Genau erklären kann ich das nicht... Sprachlos - Hilflos? Ich bin jetzt dort, wo ich nie sein wollte... Meine Mama ist seit mehr als einer Woche im Hospiz. So angenehm kann ich es jedoch nicht empfinden. Warum? Ich bin jeden Tag bei ihr, jeden Tag halte ich ihre warme, weiche Hand, jeden Tag sehe ich ihren starren Blick gen Decke, jeden Tag Blicke in meine Augen, denen ich kaum Stand halten kann... Es ist alles gesagt und manchmal sagen Blicke mehr als Worte...!? Gabi, Gespräche wie Du sie mit Deiner Mama geführt, Erinnerungen ausgetauscht hast, gibt es bei uns nicht. Ich weiß nicht warum. Ich weiß auch nicht, ob ich es würde wollen. Eigentlich weiß ich gar nichts mehr. Schmerzen hat sie nach wie vor keine, "nur" eine extreme körperliche Schwäche. Ich wollte sie motivieren, mit ihr im Rollstuhl durch die warme Sonne zu fahren. Ich höre immer nur ein NEIN. Frage ich sie, ob sie meine Fragen nerven, antwortet sie mit ja. Sie hat abgeschlossen. Ich akzeptiere oder besser resigniere... Sie erbricht sich ständig und erstickt dabei fast. Essen und Trinken kann sie nicht, aufstehen auch nicht, völlig auf fremde Hilfe angewiesen, künstlich ernährt... Den Begriff Leben definieren wir anders. Das Schlimmste ist, ich bekomme bzw. wir kein Lächeln mehr von ihr. Dabei ist sie aber auch nicht verbittert. Soll ich Euch sagen, was ihr sehr wichtig ist: Die Tür ihres Zimmers muss immer offen stehen, man darf sie auf keinen Fall zu machen, sonst bekommt sie Platzangst. Wir würden sie zu machen, um ein wenig Privatsphäre zu haben... Ich bin sehr traurig, Kathleen! |
#6
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Liebe Kathleen,
auch wenn es dir sicher kein Trost ist, möchte ich dir nur berichten, dass das Verhalten deiner Mama dem meines Vaters in den letzten Wochen sehr ähnelt. Wir hatten damals vom Hospiz eine sehr wertvolle Broschüre bekommen, in dem uns die letzte Lebensspanne anhand von Beispielen erklärt wurde. Viele der Schwerstkranken ziehen sich zurück von ihrer Umwelt, nehmen nur noch sehr begrenzt teil.... Wer weiß auch schon, ob sie nicht schon ansatzweise in der "anderen", kommenden Welt Kontak aufnehmen. So hat uns das eine Hospizschwester erklärt und ich konnte dieses nachvollziehen. Auch mein Vater hatte Tage vor seinem Tod öfters diesen starren Blick. Ich habe mich oft gefragt, was er wohl sieht, fühlt, weiß.... Er erzählte mir auch kurz vor seinem Tod, dass er von seinen verstorbenen Eltern und seiner Schwester geträumt hat - als fände ein großes Familientreffen statt. Und in seinen allerletzten Stunden hat er zweimal die Hand(unter größter Anstrengung) gehoben und gewunken. Ich war mir dabei ganz sicher, dass er seinen vorangegangen Lieben, die ihn abholen wollten zugewunken hat, es war ein sehr tröstlicher Gedanke. Das mit der Tür war bei uns mit den Vorhängen. Sie durften auf keinen Fall zugemacht werden, und man sagte uns, dass das viele Patienten nicht wollen. Auch weiß ich von einem Bekannten (der leider verstorben ist), dass zu jeder Tages und NAchtzeit Licht brennen musste, sehr helles Licht. Kathlenn, ich weiß, dass es unmenschlich schwer ist - aber meinst du , dass du irgendwann in der Lage sein könntest, deiner Mama zu signalisieren, dass sie gehen darf? Das war mir unheimlich wichtig, dieses meinen Vater wissen zu lassen, um sein Leiden nicht noch mehr in die Länge zu ziehen. Ich habe es ihn in seinen letzten Tagen immer wieder gesagt. Er sollte wissen, dass wir es ohne ihn schaffen werden, und dass wir einen Weg finden, um für meine (parkinsonkranke) Mama da zu sein. (Sie wohnt ja in einer anderen Stadt). Und auch mein Papa wollte in den letzten Tagen kaum noch sprechen. Er sagte mir, es sei alles geklärt ...... Ach liebe Kathleen, es tut so schrecklich weh, keiner kann dir diesen Schmerz nehmen; ich wünsche dir alle Kraft dieser Welt für die kommenden Tage. Ganz liebe Grüße Elke P.S. Auch in unserer Familie reißt der Kummer nicht ab. Vorletzte Nacht ist recht überraschend mein Schwiegervater gestorben.... Unsere beiden Väter innerhalb von 10 Wochen! |
#7
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Hallo Ihr Lieben,
nur ganz schnell, ich möchte gleich zu meiner Mama. Es geht ihr aktuell sehr viel schlechter. Seit gestern Nacht erbricht sie Galle im 5min-Takt. Ich habe Angst!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! !!!!!!!!!!!! Ich werde sie gehen lassen, weil ihr Körper nicht mehr kann. Aber ich werde ihr auch sagen, dass ich sie gerne noch sehr viele Jahre in unserer Familie gehabt hätte und ich sie wahnsinnig vermissen werde. Traurig, dass man es ihr offensichtlich gar nicht erträglicher machen kann. Grüße Kathleen |
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