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#1
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Hallo Kathleen,
habe mich mal wieder eingeklinkt und bin traurig über das, was ich lesen muss. Ich kann mich nur Elke und Bianka anschliessen. Wir haben alle das hinter uns, was Du gerade durchmachst. Daher können wir genau nachvollziehen, wie Du Dich fühlst und es tut uns immer noch genauso weh wie Dir. Ich möchte gar nicht mehr schreiben, wünsche Dir nur die Kraft loszulassen und Deiner Mutti auf ihrem letzten Weg beizustehen. Gruß Gabi |
#2
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Liebe Kathleen,
schicke dir ein riesengroßes Kraftpaket und drück dich mal ![]() ![]() Halt die Ohren steif. Du schaffst das !! Liebe Grüße Petra |
#3
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Hallo Ihr Lieben,
wo soll ich anfangen in meinem Meer von Tränen? Der Körper meiner Mama wird immer schwächer, da gibt es eigentlich keine Möglichkeit für mehr nach unten, aber ihr Geist ist nach wie vor hellwach. Es kostet so viel Kraft, ihr bei diesem entsetzlichem Leiden zusehen zu müssen und natürlich auch zu wollen... denn was kann ich denn sonst noch für sie tun? Seit gestern nachmittag bis heute Mittag hat sie nicht mehr erbrochen. Eine kurze Verschnaufpause... Meinem Papa ist gestern Abend aufgefallen, dass sie sehr warm ist. Auf Nachfrage hat man bei ihr Fieber gemessen und 38,5 °C festgestellt. Sie ist sehr müde und schläft viel, auch wenn jemand bei ihr ist. Als ich heute Nachmittag bei ihr war, wunderte ich mich über einen sehr üblen Geruch, der mir immer wieder in die Nase stieg. Beim nächsten Erbrechen packte mich das Entsetzen und ich wußte warum. Das Erbrochene ist jetzt pechschwarz. Sie erbricht also ihren eigenen Stuhlgang und damit dürfte das Ende sehr nahe sein. Kein Arzt will eine Prognose wagen, da sie ganz klar ist und keine Schmerzen hat. Gestern hat mich eine sehr nette Schwester ganz lange in den Arm genommen und mit mir gesprochen. Heute habe ich sie leider nicht angetroffen. Sie ist der Überzeugung, dass meine Mama noch nicht losgelassen hat. Wenn sie sie wäscht und damit von ihrer künstlichen Ernährung abstöpselt, ist meine Mama ganz versessen darauf, sofort wieder verkabelt zu werden. Eigentlich war ich der Meinung, dass meine Mama abgeschlossen hat... Ihre starren Blicke in eine Ferne, die ich nicht sehen kann... Aber heute Abend am Telefon sagte sie mir, dass sie unser neues Haus auf jeden Fall nochmal sehen wird... Die Schwester sagte mir, ich muss und soll nichts zu meiner Mama sagen, was ich emotional nicht von Herzen sagen kann... Also sind von mir die Worte: "Du kannst gehen..." nicht gefallen und werden wohl auch nie von mir gesagt werden." Mir ist bewußt, dass jeder Abschied jetzt, der letzte sein kann. Ich sehe also ein Gesicht, ein ausgemerkeltes, altes Gesicht einer Frau die 80 sein könnte, aber erst 63 Jahre ist und eine Hand, die mir zu winkt. Werde ich sie morgen noch einmal berühren dürfen? Ich weine momentan sehr sehr viel und das Ergebnis kann ich sehr deutlich im Spiegel sehen. Meine Tochter möchte mich nicht mehr weinen sehen, aber sie möchte mich trösten. Meine kleine 6jährige Tochter wird mich trösten und sie ist glaube ich die Einzige, die das auch kann. Auch mein Papa leidet sehr. Natürlich makieren wir nach außen hin den starken Mann, haben alles im Griff und brauchen auch keine Hilfe... Gestern abend hat er mich sehr spät noch angerufen und furchtbar geweint am Telefon ... Ich konnte mir meine Eltern nicht aussuchen, aber eine bessere Wahl hätte ich nicht treffen können. Ich hoffe, wenn meine Tochter einmal erwachsen ist, dass auch uns dieses tiefe emotionale Band verbinden wird! Liebe Mama, ich möchte gerne bei Dir sein, wenn Du gehst - wenn Du gehen musst, auch wenn das keiner von uns möchte! Danke Euch allen, dass Ihr bei mir seid, Kathleen! |
#4
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Hallo Kathleen,
bist Du noch wach? Mich hat Dein Bericht ganz aufgewühlt. Kannst Du Dich noch in meinem Bericht an Miserere erinnern? Die schlimmste Form von Darmverschluss - auch meine Mutti erbrach Kot. Bitte morgen díe Ärzte darum Deiner Mutter sofort eine Magensonde zu legen. Als meine Mutti diese bekam ging es ihr anschließend wesentlich besser. Und noch etwas - auch wenn es sich eklig anhört. Wenn die Sonde gelegt ist solltet ihr darauf achten, dass sie nicht verstopft. Bei Mutti war es so, dass immer wieder ein Teil wie Schaum aussah. Dieser Schaum verstopfte den Schlauch. Vati hat dann immer den Schlauch geknetet, bis er wieder frei war. Am Anfang hat uns kein Arzt und keine Schwester geglaubt. Aber wenn Vati oder ich nicht aufpassten, dauerte es nicht lange und Mutti erbrach wieder. Dann hatte sich wieder so viel über dem Verschluss gesammelt und das musste dann raus. Es kann sein, dass es bei Deiner Mutti vielleicht nicht passiert - aber es ist eine Erfahrung, die wir gemacht haben. Auch die Fiederschübe kenne ich. Hat Mutti auch gehabt. Mit Fiberdilirium, in dem sie mit irgendjemand telefoniert oder gesprochen hat. Der Körper wehrt sich wohl gegen den Krebs obwohl er keine Chance hat. Und ich finde es gut, dass Du Dich an Deine Tochter hälst. Sie braucht Dich - auch wenn Du jetzt verheult und traurig bist. Kinder müssen mitbekommen, dass auch Trauer unser Leben bestimmen kann. Nimm ihr Trösten an, auch wenn es manchmal hilflos wirkt, es stärkt Euch beide. Ich sende Dir noch einmal ganz viel Kraft, für Dich und Deine Mutti das Richtige zu tun. Gabi |
#5
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Hallo Ihr Lieben,
bereits am Montag habe ich einen Beitrag verfasst, konnte ihn aber wegen Überlastung des Servers nicht einstellen. Gestern abend passierte es mir wieder. Nachdem ich seit Montag krank bin - wiedermal eine Stirn- und Nebenhöhlenvereiterung - kann ich mich heute am Vormittag melden. Liebe Gabi, vielen lieben Dank für den Hinweis mit der Magensonde. Ich habe es gleich am Montag mit meinem Papa und meinem Internisten diskutiert. Meine Mama lehnte zuerst ab, da sie bei ihrem letzten Krankenhausaufenthalt eher schlechte Erfahrungen machte. Sie erbrach ständig trotz Magensonde. Nun hat man ihr eine Magensonde mit einem sehr großen Durchmesser gesetzt und es funktioniert. Sie erbricht seit Montagnacht nicht mehr. Allerdings spritzt man ihr jetzt alle 4 Stunde Morphium, um sie etwas ruhiger zu machen. Zuerst war ich entsetzt, da sie ja keine Schmerzen hat und damit künstlich ruhig gestellt wird. Aber offensichtlich tut es ihr gut, allerdings macht es auch müde, sie grübelt aber nicht mehr so viel. Sie ist trotzdem klar bei Verstand, wir können jederzeit ganz normal mit ihr reden, sie schläft nur viel mehr. Sie weiß nicht, was man ihr spritzt. Sie geht wohl davon aus, dass es etwas gegen die Übelkeit ist. Mit der Müdigkeit hat sie kein Problem, nach ihrer Aussage hat sie viel Schlaf nachzuholen. Ihre Äußerungen verdeutlichen mir immer wieder, dass sie nicht sterben möchte. Durch meine starke Erkältung hat sie mir verboten, sie Montag und Dienstag zu besuchen. "Sie ist in einer schlechten Verfassung und wenn ich sie jetzt anstecken würde, wäre das nicht gut." Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man lachen... Am Montag Nachmittag haben mein Papa und ich die Kleidung ausgesucht, die sie nach ihrem Tod tragen soll. Es ist einfach nur grausam!!! Wir haben uns für ihren Lieblingsblazer in weiß mit roten Blüten und grünen Blättern und passendem Shirt entschieden, denn so wollen wir sie in Erinnerung behalten: Immer chic, farbenfroh und fröhlich! Fakt ist, sie akzeptiert für sich ihren nahen Tod überhaupt nicht. Sie negiert das völlig. Niemand kann ihr das verübeln. Wir alle wollen nicht sterben, denn wir wissen nicht, ob es ein Danach gibt. Liebe Elke, ich habe noch ein Problem. Wenn meine Mama verstorben ist, können/dürfen wir es unserer 6jährigen Tochter zumuten, sich auch von ihrer Oma am offenen Sarg zu verabschieden? Kann ein Kind in diesem Alter das verkraften? Wenn ich es ihr verweigere, wirft sie mir es vielleicht später einmal vor? Wie seit ihr vorgegangen? Wie machen wir es richtig? Kinder sind vielleicht eher bereit, den Tod als Teil des Lebens zu betrachten. Wir verlernen es nur mit der Zeit. Meine Eltern haben uns immer von solchen Themen fern gehalten, uns vieles verheimlicht, was ich schon damals nicht gut fand... Ich werde jetzt zu ihr fahren und einen Mundschutz tragen, damit sie beruhigt ist. Danke für Euer Zuhören! Kathleen |
#6
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Liebe Kathleen,
ich schließe mich den Worten des Kölner Lesers an. Auch ich hätte meinen Kindern - aber auch mir den Anblick meines toten Vaters nicht mehr zumuten mögen. Ich war zwar während und noch 2 Stunden nach seinem Tod bei ihm, ohne dass der leblose Körper mich sehr verschreckt hätte. Allerdings wurden wir kurz nach seinem Eintritt des Todes kurz in den Aufenthaltsraum gebeten, damit die Schwester ihn und sein Zimmer "herrichten" können, was sie auch sehr würdevoll getan haben. Doch beim Zurückkommen hatte der Mann, der auf dem Bett lag, nicht mehr sehr viel Ähnlichkeit mit meinem VAter, so wie ich ihn kannte. Er hatte natürlich auch schon eine andere Hautfarbe, und alles in allem möchte ich das Bild von ihm(in diesem Zustand) in meinem Kopf nicht verfestigen. So nach und nach kommen wieder die Bilder von ihm in der Erinnerung zustande, wie ich ihn jahrelang kannte, bevor er krank wurde - und DIESE Bilder will ich dauerhaft behalten. Ich denke es wäre ein Schock, wenn ein 6-jähriges Kind solchen Bildern ausgesetzt ist; ich wollte es meinen nicht antun. Ich denke allerdings, dass es für uns Erwachsene sehr wichtig ist in der Trauerarbeit, um es auch wirklich zu "begreifen", dass der geliebte Mensch nicht mehr lebt, wenn man (auch falls man zum Zeitpunkt des Todes nicht dabei war) sich von seinem Körper verabschiedet. Darüber bin ich "froh", denn es hat meine irdische Beziehung zu meinem Vater abgeschlossen, dass ich ihn noch danach in den Arm nehmen konnte, ihn streicheln und ihm einiges sagen konnte. Liebe Kathleen, du weißt was ich euch wünsche! So wenig Leid wie möglich, aber unter diesen Umständen wird das kaum der Fall sein, dennoch wünsche ich euch allen, dass ihr später mal voller Frieden auf diese (wahrscheinlich) letzten Tage zurückblicken könnt. Eines ist doch jetzt schon gewiss (und das gibt mir auch heute noch Trost). Vorwürfe brauchen wir uns alle, die wir uns hier so rege ausgetausch haben keine machen, dass wir unseren Liebsten, die so schweres Leid auszuhalten hatten, nicht mit allen uns verfügbaren Kräften zur Seite gestanden haben! Alles Liebe für dich, Kathleen und deine Familie ELke |
#7
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Hallo KL, hallo liebe Elke,
ich bin Euch sehr dankbar für Eure Antworten. Bis jetzt musste ich mich (Gott sei Dank) mit diesem Thema noch nie auseinandersetzen und habe also überhaupt keine Erfahrung. Wir haben heute abend gemeinsam mit meinem Papa und meinem Mann beschlossen, uns nach ihrem Tod alle inkl. unserer Tochter gemeinsam vor Ort von ihr zu verabschieden. Anschließend wird der Sarg verschlossen und wird es für immer bleiben. Morgen treffe ich mich mit meinem Papa auf dem Friedhof und wir werden gemeinsam eine Grabstelle aussuchen. Anschließend gehen wir zum Bestatter zwecks Urne und anderer Dinge. Mein Papa sagt, wir müssen alles so schnell wie möglich noch halbwegs im Ruhigen regeln, denn anschließend sind wir alle durch den Wind. Er hat Recht. So schwer wie es mir auch fällt, aber jetzt kann ich alles noch auch in ihrem Sinne regeln. Es ist so grausam! Wir lernen so viel im Laufe eines Lebens: Kindergarten - Schule - Berufsausbildung - Studium - berufliche Stationen - man lernt Menschen kennen und verliert sich wieder aus den Augen - aber auf so etwas wird man nicht vorbereitet. Warum muss ich meine Mama so früh verlieren, warum muss mein Papa seine Frau nach 40 gemeinsamen Jahren verlieren, warum verliert meine Tochter ihre heißgeliebte Oma so früh? Ich kann auch nicht loslassen - wie sollte ich das können? Danke Euch allen, Kathleen! |
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