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  #31  
Alt 10.01.2009, 20:04
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gitti gitti ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Ach,Morgana ich drück Dich mal .

Mann ist das alles schlimm...

Meinst Du,sie können uns hören in ihren letzten Stunden,auch wenn unsere Lieben so weit weg scheinen?

Es würde mich unwahrscheinlich trösten,denn ich habe meiner Mutter immer und immer wieder gesagt,dass sie schnell zu meinem Vater laufen soll,er wartet doch schon auf sie.

Ich hoffe,dass sie mich gehört hat,irgendwie waren wir in den letzten Tagen viel mehr auf einer mentalen Ebene verbunden.

Ich kann es nicht mit Worten erklaeren,aber ich hatte immer das Gefühl,meine Mutter ruft mich.
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  #32  
Alt 10.01.2009, 20:17
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marvi marvi ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Hallo gitti,

ja, ich glaube fest das sie uns hören können. Mein Papa hat 24 Stunden da gelegen mit offenen Mund und er hat ganz schlimm geröchelt. Ich habe ihn angesprochen ich habe seine Hand genommen und ruhig mit ihm gesprochen...ich weiß ganz fest das er mich gehört hat...er hat versucht mir etwas zu sagen aber er konnte es nicht mehr.
Ich fand dieses Röcheln ganz schlimm manchmal hat er auch ganz schlimm gehustet und ich wußte nicht ob dies nun von der Lungenentzündung war oder etwas anderes......Ich hatte eine wahnsinnige Angst das ich mich manchmal nicht ins Zimmer getraut habe...jede halbe Stunde war ich da und bin um die Tür geschlichen. Heute weiß ich, dank der Erzählungen hier, das es normal war....als ich ins Bett ging habe ich gebetet das mein Papa nicht mehr lange leiden muß und erlöst wird.
Am nächsten Morgen um halb acht ist er dann ganz friedlich eingeschlafen.....meine Mama rief mich gleich an und ich bin runter gerannt ich kam leider zu spät.
Den Anblick werde ich mein Leben nicht vergessen....mein Papa war ganz blass und der Mund stand weit offen ich habe seine Hand genommen und sie war ganz warm....ich fühle sie noch heute in meiner....
Ich bin froh das es hier einen Platz gibt wo ich das alles erzählen kann...wo es jemanden gibt der mich versteht. In meinem Umfeld will das keiner hören....ich habe manchmal das Gefühl das sich nur für meine Mama und mich die Welt verändert hat....

Danke fürs Zuhören....

Liebe Grüße Katrin
__________________
Mein Papa
22.02.1950 - 02.11.2008

Ich werde dich immer lieb haben.......du fehlst mir so!
****************************************
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  #33  
Alt 10.01.2009, 21:35
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gitti gitti ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Ja,Katrin,mir ging es auch so.Meine Mama hat auch immer gehustet,mein Mann und ich haben sie dann hingesetzt,aber sie wollte gleich wieder liegen.

Ich habe ihr mit so einem Erfrischungstupfer den Schleim aus dem Mund gezogen.

Zuerst habe ich gewürgt und dann nur noch auf sie eingeredet,wie schön es sei,wenn der Mund wieder frisch ist.

Die Schwestern waren sehr nett aber auch sehr zurückhaltend,ich habe mir etwas mehr Aufklaerung gewünscht,denn für uns Angehörige ist das alles sehr erschreckend.

Ich dachte manchmal,ich drehe durch in dieser Hilflosigkeit.

Und ganz schlimm war es,dass ich,als ich kurz draussen vor dem KH war,immer meine Mutter anrufen wollte,obwohl sie ja da oben lag.
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  #34  
Alt 10.01.2009, 22:05
Bremensie Bremensie ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Hallo,
wenn ich hier so die Beiträge vom Sterben eines lieben Angehörigen lese wird mir ganz anders. Vor allen Dingen wie sich so manche Krankenhäuser verhalten haben. Mein Lebensgefährte(63) starb am 17. Februar letzten Jahres an diesem schxx Krebs. Von der Diagnosestellung bis zu seinem Tot hat es ein halbes Jahr gedauert. Ich muss ehrlich sagen dass mich eine Sterbebegleitung zu Hause total überfordert hätte. Ich hatte bis dato noch nie einen Angehörigen in den Tot begleitet. Mein zweiter Mann starb im August 2001 den plötzlichen Herztot und da war ich 650 Km weit weg von ihm. Doch nun zurück zu meinem Lebensgefährten und seinem sterben. Er ist im Krankenhaus verstorben.Vieleicht sollte ich noch sagen dass er mich über die wirkliche schwere seiner Krankheit im ungewissen gelassen hat. Er wollte auch nicht drüber reden. Ich habe mir also viele Infos aus dem Internet geholt. Einen Tag vor seinem Tod war ich mittags noch bei ihm im Krankenhaus. Er lag in einem Zweibettzimmer am Fenster. Er stand immer wieder aus seinem Bett auf und öffnete das Fenster weil er das Gefühl hatte das er trotz Sauerstoffzufuhr über die Nase noch mehr Luft bräuchte. Am Nachmittag bin ich dann auf seinen Wunsch hin nach Huse gefahren mit dem Versprechen ihn am nächsten Tag natürlich wieder zu besuchen. Ich war kaum zu Hause da ging das Telefon. Es war das Krankenhaus. Der Stationsarzt war dran und sagte mir dass mein Lebensgefährte im Sterben läge. Auch wenn mir klar war dass er Sterben würde bekam ich einen gewaltigen Schreck. Ich habe dann seine Tochter und seinen Schwiegersohn informiert die 50 Km weit entfern wohnen.Ich hatte dann nicht die Kraft gleich wieder in die Klinik zu fahren und habe zu Hause auf die beiden gewartet. Der Schwiegersohn hat uns dann ins KH gefahren Er musste dann aber zurück zum 12 jährigen Sohn. Astrid und ich sind dann alleine auf die Station. Dort wurden wir von einer sehr netten Nachtschwester empfangen. Sie brachte uns dann zu meinem sterbenden Lebensgefährten. Was positiv war dass er immer noch auf seinem Zimmer lag und seinen Bettnachbarn in ein anders Zimmer gebracht worden ist. Auch mir ist sein röcheln und rasseln beim Lufthalen aufgefallen. Er lag aber ganz ruhig da und er bekam Morphium und starke Beruhigungsmittel. Astrid und ich haben uns dann an sein Bett gesetzt und jeder eine Hand von ihm genommen. Die Nachtschwester sagte uns wenn wir irgendwelche Wünsche hätten oder auch eine Kerze aufstellen wollten sollten wir ihr es nur sagen. Auch wenn wir was essen oder trinken wollten. Sie hatte wenn sie reinkam um die Infusionen neu einzulegen auch Zeit für ein kurzes Gespräch. Sie schob dann noch ein Bett ins Zimmer falls eine von uns sich mal kurz ausruhen möchte. Wir saßen dann noch bis Nachts um 2:00 Uhr bei ihm und hielten seine Hände bis er dann ganz ruhig eingeschlafen ist. Auch da ließ uns die Nachtschwester viel Zeit bis wir uns endgültig von ihm verabschiedet hatten.
Ich wollte hier nur mal erzählen dass auch ein KH in der Lage ist würdevoll mit einem Sterbenden und den Angehörigen die ihn dabei begleiten umzugehen.
Erika
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  #35  
Alt 10.01.2009, 23:27
Benutzerbild von Jyrina
Jyrina Jyrina ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

hallo stefan,
ich finde es wundervoll, dass du ich getraut hast das sterben aus dem tabu herauszuholen. auch ich habe zwei sehr einschneidende erlebnisse mit dem sterben. meine mama starb vor 10 ahren an alzheimer, wir hatten sie schon jahrelang gepflegt, zum schluss hatte ich 2 pflegefälle, da mei mann 1997 an krebs erkrankte. sie starb in den armen ihrer pflegerin und ich war nicht bei ihr..........zu feige........voller angst.............ich habe noch heut ein schlechtes gewissen. meinen mann erwartete ein langer leidensweg, tonsilencarzinom und flächencazinom an der linken halzseite. rettung durch chemo und bestrahlung, anschliessend depressionen, er konnte 5 jahre keine feste nahrung zu sich nehmen, flucht in den alkohol und eine demenzerkrankung waren die folge. er erholte sich nach mehren terapien bekämpfte seine angst und dann im aug. 2006 der schock LK "kleinzeller" nicht heilbar. wir sind von anfan an nie belogen wrden man hat uns alle aber auch alle fragen beantwortet und als bei meinem mann, wir wollen es mal so sehen eine schutzfunktion eintrat, er verfiel wieder in mässiger form in die demenz er verdrängte die angst und dass er sterben muss.
danach hat mich die klinik immer gut betreut und mir alle hilfe angeboten und mir erklärt, das er beim sterben besser zu hause aufgehoben wäre und die klinik und die hausärztin (gut ich gebe zu sie ist meine freundin)haben mich aufgekärt was auf mich zukommt die klinik und hausärztin haben die pflegende sterbebegleitung und einen home-care-dienst beauftragt bzw mir die wege aufgezeigt. so war ich nicht allein und hatte dieses mal keine angst.
ich habe nichts ekliges oder schlimmes erleben müssen und dennoch lassen mich manche augenblicke nicht schlafen, ich fühle noch die letzte umarmung beim wickeln, mein gott ich denke immer was hätte ich alles noch sagen können wenn ich gewusst hätte es ist das letzte mal. ich hab ihn in seine decke gewickelt und er ist danach freidlich hinübergeglitten, fast unmerklich. nur die stille war plötzlich übermächtig ich hab es erst gar nicht wargenommen und und ganz langsam kam bei mir das bereifen.
es hat mir gutgetan dies hier mal loszuwerden.
gerda
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  #36  
Alt 11.01.2009, 02:53
dayo dayo ist offline
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hallo,

ich war am hin und her ueberlegen, ob ich nach drei jahren nochmal hier schreiben soll..

irgendwie muss ich...ich lese immer noch im forum, und die augenblickliche diskussion erinnert mich an an 'unsere' schlimme zeit...

auch ich habe meine frau zu hause begleitet bis zu ihrem tod, war oft hilflos, deswegen finde ich es soo wichtig, bescheid zu wissen, 'wie' alles kommen 'kann'...und bin heute noch dankbar ueber die neuen eintraege, die das alles erzaehlen, ohne tabou...

ich war so froh, dass mir andere leidensgenossen erklaert haben, was zB. schnapp-athmen ist und was das bedeutet...naemlich das ende...

meine ''kleine" ist dann im beisein eines freundes einfach 'eingeschlafen' waehrend ich auf der toilette war......
dass das oft so ist, wusste ich auch nur durch berichte von denen, die das auch erlebt hatten...

ich finde es wichtig, dass in diesem forum auch ueber den tod und ueber das sterben geredet werden kann...auch ueber einzelheiten... damit jeder von den 'begleitenden' personen sich damit auseinander setzen kann, was auf ihn zukommen 'kann'...

gut, dass es dieses forum gibt...
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  #37  
Alt 11.01.2009, 08:04
vont vont ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

hallo stefans,
bei uns war das mit der aufklärung und der suche nach hilfe alles etwas anders, da mein papa in spanien war. sein dortiger privater hausarzt war sehr gut und hat nach diagnosestellung eines darmkrebs mit lebermetastasen sofort offen mit meinen eltern gesprochen und gesagt das ihm nur noch 3-4 monate bleiben. als die situation schwieriger wurde und mein vater chemotherapie bekam bin ich für 2 monate nach spanien gelogen und habe meiner mutter bei der pflege und auch bei der suche nach hilfe unterstützt. ich habe das glück gehabt noch eine sehr schöne zeit mit meinem papa verbringen zu können wofür ich sehr dankbar bin. leider haben uns die deutschen krankenkassen sehr im stich gelassen und wir mussten sehr viel privat bezahlen, zB das ganze zubehör für die infusionen, pflegebedarf und auch den rollstuhl, damit er noch überhaupt noch ins krankenhaus transportiert werden konnte um die chemo zu bekommen. natürlich war es sehr schwer, vor allem in einer fremden sprache das pflegesystem eines anderen landes zu verstehen. zum schluss habe ich meinem papa blut abgenommen, infusionen gelegt und meine mutter hat ihn gewaschen und versucht ihm immer was gutes zu kochen. 2 wochen vor seinem tod wurde die kontrolluntersuchung gemacht und uns wurde gesagt es hatt keinen sinn mehr weitere chemotherapien zu geben und mein papa soll die letzten wochen etwas mehr lebensqualität haben. leider wurden wir dann 2 tage später doch wieder angerufen weil die blutwerte erstaunlich gut waren das dann doch noch weitere chemo geplant wurde. ich glaube das hat meinem papa den rest gegeben. er sagte zwar er will das machen aber inzwischen hatten wir uns so geeinigt, das ich erstmal nach hause fahren sollte und dann wieder kommen soll wenn die beiden mich brauchen. wir haben in den verbliebenen tagen noch alles geregelt das mein papa zur chemo abgeholt und wieder nach hause geebracht werden sollte und ich musste leider nach hause. genau 1 woche nach meinem abflug ist er dann gestorben. meine mutter war ganz allein mit ihm, hatte aber diesen tollen arzt der sie bei allem unterstützte und der dann auch morphium angesetzt hat. die letzten 2 tage waren nur noch kampf, mein papa wollte nicht loslassen und hat bis zum schluss immer weiter gekämpft. er hat so fürchterlich gehustet und gerasselt das ich am telefon nur noch weinen konnte. er hat auch immer wieder die füße angezogen und gestrampelt. meine mutter hatte wahnsinnige angst und hat immer wieder gesagt ich soll sie bloß zurückhalten wenn sie panik bekommt und den krankenwagen anrufen will, so haben wir in den letzten tagen über stunden telefoniert. ich weiß das mein papa mich nicht dabei haben wollte und das er mich extra nach hause geschickt hat damit er irgendwann loslassen kann aber ich mache mir oft genug vorwürfe nicht geblieben zu sein.
ich kann nur wieder sagen ich wäre froh, wenn ich mehr gewusst hätte und weniger angst gehabt hätte.
liebe grüße
yvonne
__________________
Mein geliebter Papa
ist seit dem 02.08.2008 auf der anderen Seite des Weges
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  #38  
Alt 11.01.2009, 08:05
susi11 susi11 ist offline
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lieber stefan!
habe lange überlegt ob ich hier schreiben soll ,da ich ja "noch" angehörige bin.
doch bevor ich beginne möchte ich dir ein rießiges danke schön für deine schilderung aussprechen.und natürlich mein beileid ausdrücken.den es hat mir doch einen denkanstoss gegeben und trotz genauester info über das net ,der ärzte usw.-was wie du schon auch sagst absolut nicht annähernt das ganze schildert- .bin ich nun zur überlegung gekommen ,das es besser ist meinen mann unter medizienischer aufsicht und natürlich meinem beisein ins regenbogenland zu geleiten.den der gedanke das meine kids zwischen 9 und 28 jahren das so hautnah erleben müssen das ist meines erachtens nicht so prickelnt.nun mögen manche sagen das kids das leichter wegstecken ,das kann so schon sein ,doch wen ich schon bemerke das die kids mit igitt rufen das zimmer verlassen wen nur die katze oder der hund erbricht weiß ich nicht ob ich es möchte das sie so ihren vater sehen sollen.da ist mir doch lieber das sie ihren vater so in erinnerung behalten wie es gelebt hat und nicht so....................!

vielleicht ist meine überlegung für manche nicht nachvollziehbar ,-was ich auch akzeptiere-doch solange ich kann wird mein mann zuhause bleiben ,und ich werde auch bis zum schluss seine hand halten ,nur eben nicht im beisein unserer kids.natürlich dürfen die grossen selbst entscheiden ob sie bleiben ,nur für die kleinen ist es ,so denke ich besser zu hause zu bleiben.

ich hoffe nun nicht eine lawine losgetreten zu haben ,das ist nicht in meinem sinne.bin aber gerne bereit mir auch andere ansichten dazu anzuhören.

dagmar
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  #39  
Alt 11.01.2009, 10:02
Stefans Stefans ist offline
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Hallo Dagmar,

Zitat:
Zitat von susi11 Beitrag anzeigen
vielleicht ist meine überlegung für manche nicht nachvollziehbar
Für mich ist das sehr wohl nachvollziehbar.

Jeder Mensch hat seine ganz persönlichen Grenzen, Hemmschwellen usw. Und Eltern Verantwortung für ihre Kinder. Jeder hat das Recht (oder sogar die Pflicht), sich da so zu entscheiden, wie er mit sich selbst am besten weiterleben kann. Ob da jemand "kneift" oder sich irgendwas nicht zutraut. Spielt für mich gar keine Rolle. Meine Schwester z.B. hat mit klar gesagt, dass sie nicht kommt, um meine Frau aufgebahrt zu sehen, dass sie nicht bei der Beisetzung dabei sein wird (ich ja auch nicht), und dass sie kein Grab besuchen wird. Völlig OK - sie muss tun, was sie tun muss.

Wichtig finde ich nur, immer wieder: informiert sein. Und sich möglichst rechtzeitig über den "Fall x" Gedanken machen, und das - soweit es irgend geht - ehrlich, nicht geleitet von Konventionen. Was man "so macht" oder was "die Leute denken"; wer danach handelt, obwohl er sich nicht wohl dabei fühlt, wird es IMHO irgendwann bereuen. Und auch, wer sich nicht klar darüber ist, warum er so handelt, wie er handelt.

Das klingt jetzt ein bischen hochtrabend, aber ich meine damit: Selbstreflektion. Sich bewusst sein, warum man das und das tut und das und das lieber nicht. Ohne sich dafür zu schämen. Wenn jemand eine bewußte Entscheidung trifft, dann wird er damit in Zukunft gut leben können. Und muss nicht damit leben, etwas verdrängt, verpasst oder falsch gemacht zu haben. Selbstverständlich darf mensch auch mal "kneifen" oder "versagen". Wer tut das nicht tagtäglich. Aber mit den eigenen Grenzen Leben lernen sollte man schon, im eigenen Interesse.

Ist zumindest meine Lebenseinstellung. Was immer ich mache, ist OK. Solange ich das selbstbestimmt mache und damit leben kann. Und mich niemand missionieren will, wie ich mich zu verhalten habe. So wie ich mich bemühe (OK, es klappt nicht immer ;-), andere nach ihrer Fasson selig werden zu lassen. Nur gegen Tabus und "Denkverbote" bin ich allergisch.

Dazu fällt mir meine Mutter ein. Seit über einem Vierteljahr (seit mit ziemlicher Sicherheit klar war, dass meine Frau am Krebs sterben wird) ist sie "abgetaucht". Sie hat meine Frau oder mich nie angerufen, ist vor und nach dem Tod meiner Frau nicht zu Besuch gekommen. Nichtmal ein pro-forma-Beileid am Telefon hat sie mir gegenüber zuwege gebracht. Absolut nichts. Was ich nicht so extrem schlimm fände, wenn sie das bewußt tun würde (natürlich wäre ich auch dann tief verletzt - schließlich ist es meine Frau die da durch ihre Schwiegermutter missachtet wurde). Nein, richtig übel ist: meine Mutter kann sich nicht eingestehen, warum sie so handelt (bzw. eben nicht handelt). Sie hat einfach wahnsinnige Angst davor, Leid zu sehen, aber kann damit für sich selbst nicht umgehen. Also läßt sie die Menschen allein, aus Hilflosigkeit heraus. Damit tut sie mir schon fast wieder leid. Denn sie wird genau so sterben, wie sie andere in schweren Phasen behandelt: zutiefst vereinsamt und von allen allein gelassen.

Viele Grüße,
Stefan
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  #40  
Alt 11.01.2009, 11:43
Bremensie Bremensie ist offline
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Hallo Stefan,
so wie du deine Frau beim Sterben begleitet hast kann sicherlich nicht jeder und ich habe großen Respekt vor dir. Ich glaube aber auch dass wir Menschen in dieer Richtung auch verschiedene Phasen durchmachen. Als mein Vater an Krebs erkrankte(Ich war damals schon verheiratet und hatte 2 Kinder) haben meine Eltern diese Krankheit vor mir verheimlicht bis kurz vor seinem Tod. Aber das mein Vater daran sterben wird hat mir meine Mutter nicht gesagt. Sie wollten mich nicht belasten. Sie haben aber auch mit mir vorher nie über den Tot oder das Sterben gesprochen. Als mein Vater im Krankenhaus gestorben war bekam ich dann einen Anruf von meiner Mutter. Meinen Eltern war das Sterben und Sterbebegleitung eigentlich nichts neues da sie meine Großtante sie litt an Darnkrebs bis zum Schluss bei uns zu Hause gepflegt haben. Allerdings haben meine Eltern auch noch den Krieg miterlebt. Beim Sterben meiner Tante war ich noch ein Kind. Bei uns zu Hause wurde auch nie über tot und sterben und wie damit umgehen gesprochen. Ich bin überigens Jahrgang 49. Im nachhinnein muss ich sagen auch wenn ich es gewusst hätte mit meinem Vater ich hätte nicht gewußt wie ich damit umgehen soll da mir meine Mutter oder auch mein damaliger Mann in der Sache nun keine Hilfe waren. Das heißt zu der Zeit war meine Hemmschwelle mehr als groß. Mein zweiter Mann,er hatte Jahrelang Altenheime geleitet brachte mich dem sterben und wie damit umgehen erst mal ein Stück näher.
Leider starb er dann ja den wie ich an anderer Stelle erwähnt habe 600 km. von mir weg den plötzlichen Herztot. Und dem allen was ich von Tot und sterben wusste war ich im nachhinein schon selber auf mich stolz dass ich wie beschrieben meinem Lebensgefährten beim Sterben anfang letzten Jahres die Hand halten konnte. Auch wenn dies 7 Stunden gedauert hat so war es doch ein friedvolles sterben und ich bin dankbar dafür weil ich nicht weis ob ich anders die Kraft dafür aufgebracht hätte.
Erika
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  #41  
Alt 11.01.2009, 11:54
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josie&josie josie&josie ist offline
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hallo,

ich hab mir den thread jetzt nochmal durchgelesen und hab dinge mitnehmen können die ich nicht wusste.. die mir vielleicht einem horrorschreck ersparen wenn ich sie erlebe oder mich positiv gestimmt sein lassen wenn ich sie nicht erlebe.
ich kenne zwar viele fälle, bei denen es wirklich friedlich ging.. aber mittlerweilen eben auch schon andere....
es ist gut, auch auf "schlimme" dinge vorbereitet zu sein um damit umgehen zu können....


liebe grüße,
verena
__________________
Ich habe dich sicher in meiner Seele -
ich trag dich bei mir, bis der Vorhang fällt.

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  #42  
Alt 11.01.2009, 12:02
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Cee Cee ist offline
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Hallo Stefan und @ll,

Du hast ja ziemlich heftige Erfahrungen gemacht im Zusammenhang mit KH und Bestatter Bei Deinem ersten Posting habe ich überlegt, ob ich dazu etwas schreiben möchte, da meine Erfahrung bei der Begleitung eines Familien angehörigen GANZ ANDERE waren. Dann aber dachte ich "ach, lies erstmal weiter..." Nunja, nun antworte ich doch, oder besser: ich erzähle mal von meinen Erfahrungen in Sachen Sterbebegleitung.

Mein liebster Onkel erkrankte Anfang 2007 sehr schwer am kleinzelligen Bronchialkarzinom. Ausgelöst durch eine Asbestose. Die Prognose lag bei einem Überleben von 9 bis 15 Monaten. Naja, halt die "gängige" Prognose in seinem Stadium. Wir waren natürlich alle geschockt, er war ja erst 67 Jahre alt. Seine Chemo und alle weiteren Behandlungen bekam er in einer Lungenfachklinik, deren Station dort palliativ ausgelegt ist. Als klar war, dass er mit großer Wahrscheinlichkeit Weihnachten nicht mehr erleben würde, haben wir über viele Dinge geredet. Auch über das Sterben. Alles, was eine Schwester (meine Mum) sich nicht traute anzusprechen, tat ich, weil wir ein sehr inniges Verhältnis hatten. Er wollte im Krankenhaus sterben und seine Bestattung vorher mit gestalten. Ich ersparen mir jetzt alle Details zu Höhen und Tiefen, gesundheitliche Krisen und Therapien, weil das einfach enorm viel zu schreiben wäre. Mitte November ging es ihm dann sehr schlecht, er konnte sich kaum noch auf einem Stuhl im Sitzen aufrecht halten. Der Körper war enorm geschwächt von den Chemos und er hatte bereits in 4 Monaten um die 28 Kilo abgenommen.

Ich kontaktierte einen Bestatter. Und hatte enormes Glück, an den richtigen MENSCHEN zu geraten. Er kam dann zu uns ins Haus und regelte alles mit uns, hörte sich die Wünschen meines Onkels an und beriet uns ausführlich. Am nächsten Tag kam er wieder in KH, nun das letzte Mal. Eigentlich hätte er Termin zur Chemo gehabt, aber die wurde nun abgeblasen, weil das einfach keinen Sinn mehr gemacht hätte. Wochen zuvor sprach ich mit ihm, dass er jederzeit mit Chemo aufhören könne, weil es ihm bereits sehr schlecht ging. Aber, obwohl er um seinen Zustand wusste, hat er sich hoffnungsvoll dafür entschieden und so sein schreckliches Leid ertragen.

Mein Onkel kam also nun ins KH in ein 2-Bettzimmer. Als er dann aber unter der hohen Morphiumdosierung zu halluzinieren und zu randalieren anfing, in der zweiten Nacht dann schwer stürzte, sich eine Kopfverletzung zuzog und mit rausgerissenen Blutkonserven in seinem Gemisch aus Fäkalien und Blut gefunden wurde, hat man seinen Zimmernachbar verlegt. Das freie zweite Bett wurde nun uns zur freien Verfügung überlassen. Meine Mutter zog ins KH und blieb Tag und Nacht bei ihm. Man muss einen Menschen nicht nach Hause holen, damit er nicht alleine stirbt. Tagsüber waren wir immer zwischen 2 und 4 Leute, die da waren. Am dritten Tag kam die ganze Familie und verabschiedete sich, da konnte er bereits die Augen kaum noch öffnen, was aber eher am Morphium lag. Er war bereits auf dem Weg in eine andere Welt... Meine Mutter, meine Cousine und ich waren bis zum letzten Atemzug da. Er brauchte noch drei weitere Tage im Dämmerschlaf und mit Schnappatmung. Und am letzten Tag wurden die Zeichen des Todes deutlich; seine Haut wurde wächsern, das Wasser stieg rapide in den Oberkörper und in die Arme, die Organe versagten langsam ihren Dienst. Das Gesicht fiel ein und Mund und Nase wurden ganz spitz, ein weisses Dreieck bildete sich um Mund und Nase. Um die Mittagszeit schlief er ein. Er hatte vorher immer mal Atemaussetzer. Und dann atmete er einfach nicht mehr ein, sein Gesicht durchzuckte kurz ein schmerzhafter Ausdruck. Es war vorbei.

Kein Aufbäumen, kein Kaffeesatz-Erbrechen. Er wurde bis zum letzten Tag von den Pflegern mehrfach täglich gesäubert und wie ein normaler Mensch respektvoll gebettet und angesprochen. Wir hatten alle Zeit der Welt mit ihm und es war eine ausserordentlich friedliche Atmosphäre. Er wurde medikamentös so eingestellt, dass er "rüberschlief".

Unsere Erfahrung waren so positiv, da auch immer Ärzte mit uns sprachen, Personal unsere Fragen beantworteten. Und ich denke das liegt auch daran, dass diese Station im KH palliativ ausgerichtet war und deren Patienten alle früher oder später dort oder zuhause an ihren Erkrankungen sterben. Das Sterben gehört zum Alltag, was nicht heisst, dass dort abgefertigt wird, sondern ein professioneller und einfühlsamer Umgang mit den Erkrankten und Angehörigen stattfindet.

Als wir meinen Onkel ca. 4 Stunden nach seinem Tod dort zurück liessen war klar, dass ich auch so sterben wollte - wenn es denn irgendwann so weit ist. 9 Monate später erhielt ich meine Gebärmutterhalskrebs-Diagnose. Aber damit muss ich ja nicht in die Lungenfachklinik Und ich habe auch vor, damit alt zu werden - wenn es klappt

Das waren also meine Erfahrungen mit einer Sterbebegleitung. Und ich denke, dass man das nicht verallgemeinern kann, ob es schwierig und eklig ist. Sterben ist INDIVIDUELL. Ein Mensch stirbt, wir er gelebt hat. Manche können loslassen. Manche nicht. Zweitere ringen oft sehr schwer mit dem Tod. Die Verläufe sind krankheitsbedingt. Und soooo unterschiedlich. Wie die Menschen auch. Und als Sterbender und Angehöriger kann man nur dankbar sein, wenn man unter dem Ärzte/Pflegepersonal MENSCHEN findet, die einem helfend und unterstützend zur Seite stehen. Oder wenn man so ein Forum hat wie hier
__________________
Liebe Grüße

Cee


© HUNGER, PIPI, KALT - so sind Mädchen halt!
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  #43  
Alt 11.01.2009, 12:03
stella29 stella29 ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Vieles der geschriebenen Sachen könnte von mir sein.. und meiner Geschichte.. bin sprachlos..

ich lese diesen Thread hier und könnt nur weinen, denn es klingt alles gleich und damals als mein Dad starb, hab ich null Ahnung gehabt.

Heute würde ich vieles anders machen...

Ich bin froh dieses Forum zu kennen, denn so kann ich mit meiner Trauer immer bisschen bessser umgehen.

Bis heute nimmt mich die Erinnerung sehr stark mit, und ich ich habe das Gefühl das wird sich nie ändern.

Danke für diesen ehrlichen Thread... Sterben ist nicht immer schön und friedlich, aber der Wahrheit sollte man ins Auge blicken.
__________________
Der Himmel hat einen weiteren Engel bekommen - mein geliebter Papi
geb. 28.12.1941 gest. 28.02.2008
Du bleibst unvergessen!


WER IM GEDÄCHTNIS SEINER LIEBEN LEBT,DER IST NICHT TOT, DER IST NUR FERN. TOT IST NUR WER VERGESSEN WIRD
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  #44  
Alt 11.01.2009, 12:29
Heike_K Heike_K ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Hallo Zusammen,

ich schreibe nicht viel hier, habe aber jetzt doch das Bedürfnis mich mal zu äußern zu diesem schwierigen Thema.

Als erstes wollte ich kurz sagen, dass das hier zwar ein Hinterbliebenen-Forum ist, aber dass ich auch hier schon gelesen habe als ich noch Angehörige war. Ich denk mal, dass das viele Angehörige, die sich mit dem Thema beschäftigen auch so ist. Das nur mal dazu.

Dann finde ich, dass es schon gut ist wie hier über das Thema Tod geschrieben wird. Ich weiß allerdings nicht ob mir solch drastischen Formulierungen nicht noch mehr Angst gemacht hätten als ich eh schon hatte. Ich persönlich denke nämlich, dass diese Formulierungen wenn man sie so liest wesentlich "brutaler" klingen als man sie dann tatsächlich empfindet wenn man es dann erlebt. Wisst ihr was ich meine? In diesem Moment schöpft man so viel Kraft aus geheimen Quellen von denen man vorher noch nicht mal eine Ahnung hatte dass es sie gibt und tut einfach was getan werden muß.
Natürlich ist es wichtig und notwendig informiert zu sein was passieren KANN, aber auf der anderen Seite hat man dann vielleicht noch viel mehr Angst vor der Entscheidung seine Lieben beim Sterben zu begleiten als man eh schon hat, ich bin da etwas zwiegespalten.
Und mir kann keiner erzählen, dass da keine Angst im Spiel war, ich hatte gehörig die Hosen voll, habe es aber trotzdem getan und bin unendlich dankbar, dass mein Bruder mich auch dabei sein ließ.
Ich bin nämlich der festen Überzeugung, dass Sterbende sehr wohl beeinflussen können wer bei dem Tod dabei sein soll und wer nicht.

Mein Bruder war knapp 10 Jahre älter als ich. Und immer hat er versucht mich, seine kleine Schwester, zu schützen. Ich bin der Meinung, dass er schon viel länger wusste wie es um ihn steht und es nur nicht sagen wollte, für uns alle kam das dann doch sehr schnell und überraschend, ich dachte er hat noch viel mehr Zeit.
Mein Bruder lebte 400 km von mir entfernt. Ich bekam morgens einen Anruf von meiner Mutter (die schon ein paar Wochen bei ihm war), dass ich kommen müsse, das traf mich wie aus heiterem Himmel, ein paar Tage vorher war er sogar noch arbeiten.
Ich hab mich dann sofort ins Auto gesetzt, meinen Mann und meinen Vater eigesammelt und bin zu ihm gefahren.
Und ich war rechtzeitig dort!! Ich bin unendlich dankbar dass mein Bruder entschieden hat erst dann zu gehen als wir alle dann da waren und ihn begleiten konnten.
Er starb zu Hausen in seinem geliebten Wasserbett, umringt von seiner Frau, seinen Eltern und seiner Schwester und seinem Schwager. Wir alle erzählten ihm stundenlang dass es ok sei, dass er gehen dürfe und ich versprach ihm auf seine Frau acht zu geben.
Und wenn ich das hier alles so lese merke ich was für ein großes Glück es war, er durfte friedlich gehen. Anfangs rasselten seine Atemzüge wie hier auch schon beschrieben. Aber dann wurden sie immer leiser und langsamer und hörten dann irgendwann einfach auf.
Was ich absolut unglaublich fand war diese so extrem schnelle Veränderung des Körpers nach dem Tod. Wie ich schon schrieb, er hatte keinen Todeskampf, er hört einfach auf zu atmen, aber in absolut genau diesem Augenblick sah er schon ganz anders aus. Ich kann das gar nicht beschreiben, seelenlos trifft es vielleicht am ehesten obwohl es vielleicht bescheuert klingt. Aber in diesem Moment war der Körper einfach nur noch Hülle und er selbst war weg. Spürbar weg. Wir haben auch alle in genau diesem Zeitpunkt nach oben geschaut, wie verabredet, das war einfach unglaublich, fast schon unheimlich.

Ich bin dankbar dass er mich dabei sei ließ, ich bin überzeugt davon, er hätte es verhindern können wenn er es anders gewollt hätte, ich hab immerhin einige Stunden Autofahrt vor mir gehabt bis ich bei ihm war.
Aber er wusste bestimmt wie es mich gequält hätte wäre ich zu spät gewesen...
__________________
Mein Bruder
24.05.1965 - 01.08.2008
in meinem Herzen
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Alt 11.01.2009, 14:13
Stefans Stefans ist offline
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Hallo Heike,

Zitat:
Zitat von Heike_K Beitrag anzeigen
Ich weiß allerdings nicht ob mir solch drastischen Formulierungen nicht noch mehr Angst gemacht hätten als ich eh schon hatte.
Da ist halt jeder anders. Wenn etwas aussieht wie eine Ente, quakt wie eine Ente, und jeder weiss, dass es eine Ente ist... Dann kann man Ente dazu sagen oder es irgendwie höflich umschreiben. Ist alles OK. Ich weiss sehr wohl, dass ich oft konfrontativ und provokativ bin, auch in der Wortwahl. Glaube aber kaum, dass ich mich da auf meine alten Tage noch schnell mal ändern kann.

Zitat:
Ich persönlich denke nämlich, dass diese Formulierungen wenn man sie so liest wesentlich "brutaler" klingen als man sie dann tatsächlich empfindet wenn man es dann erlebt. Wisst ihr was ich meine?
Ich denke schon. Der Prozess des Sterbens meiner Frau war nicht in allen Aspekten schön und friedlich. Trotzdem bin ich dankbar dafür, dass sie mich dabei haben wollte und ich dabei sein durfte. Und die paar rein physisch unangenehmen Dinge beeinträchtigen doch nicht meine Gefühle für meine Frau, und es beschädigt auch nicht ihr Ansehen, die anzusprechen. Für mich ist selbstverständlich, dass ich wieder dabei wäre, daran ändert doch ein bischen Ekel und Würgereiz nichts. Weil ich das so will und es wichtig finde. Dass das Leben nunmal nicht immer schön und keimfrei ist, weiss doch wohl jeder Mensch. Wer das erwartet, noch dazu beim Sterbevorgang, für den ist es IMHO höchste Zeit, mal dem Leben ins Gesicht zu schauen. Und sich entsprechend zu entscheiden (wiegesagt, ich finde es überhaupt nicht schlimm, wenn jemand sowas nicht erträgt oder einfach nicht miterleben will).

Zitat:
Und wenn ich das hier alles so lese merke ich was für ein großes Glück es war, er durfte friedlich gehen.
Das durfte meine Frau auch. War zumindest mein Eindruck. Trotz Muskelkrämpfen und Erbrechen. Sie konnte loslassen und recht schnell gehen.

Zitat:
er hört einfach auf zu atmen, aber in absolut genau diesem Augenblick sah er schon ganz anders aus. Ich kann das gar nicht beschreiben, seelenlos trifft es vielleicht am ehesten obwohl es vielleicht bescheuert klingt. Aber in diesem Moment war der Körper einfach nur noch Hülle und er selbst war weg. Spürbar weg.
Meine Frau wollte 3 Tage lang aufgebahrt werden. Und ich dachte vorher, dass ich diese lange Zeit auch brauchen würde, um Abschied von ihr zu nehmen. Das war nicht so. Schon wenige Stunden nach ihrem Tod, spätestens, als die Hausärztin da war und pro forma nochmal den Herzschlag gefühlt hat... ab da war ich, als ich den Leichnam meiner Frau gesehen habe, ganz seltsam "gefühllos". Und dieser Zustand hat die nächsten Tage angehalten. Mir war schnell im Herzen klar, dass sie das nicht mehr ist - sondern da nur noch eine seelenlose Hülle liegt. Ich war selbst etwas erschrocken, dass ich meine Frau an diesen Tagen immer wieder gleich "teilnahmslos" anschauen und anfassen konnte.

Was sich noch 2 Tage lang gehalten hat (bei mir und meiner Schwägerin) war die Illusion (oder der Wunsch), dass meine Frau, kaum kommt man ins Totenzimmer, scheinbar noch atmet. Gleich öffnet sie die Augen und wacht wieder auf! Bis das (trotz besseren Wissens) vom Gefühl her angekommen war, hat es etwas Zeit gebraucht. Dann war auch das OK. Und der Bestatter konnte sie abholen kommen.

Zitat:
Ich bin dankbar dass er mich dabei sei ließ, ich bin überzeugt davon, er hätte es verhindern können wenn er es anders gewollt hätte, ich hab immerhin einige Stunden Autofahrt vor mir gehabt bis ich bei ihm war.
Aber er wusste bestimmt wie es mich gequält hätte wäre ich zu spät gewesen...
Genau so empfinde ich das bei meiner Frau auch. Dankbarkeit dafür, dass sie mich dabei haben wollte, und sich nicht "klammheimlich" vom Acker gemacht hat. Sie war halt die beste Ehefrau der Welt. Bis zuletzt.

Viele Grüße,
Stefan
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