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  #1  
Alt 27.06.2009, 03:29
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Daumen hoch AW: Myriam

Vorgestern um die Mittagszeit war ich an deinem Grab. Vorher hab ich noch deinen Bruder und deine Oma gegossen. Auch deine Wiese hab ich mit Wasser versorgt. Ich war ganz alleine auf dem Friedhof und hab mich auf den Boden in's Gras gesetzt.

Direkt vor mir stand ein Gänseblümchen. Schneeweiss die Blütenblätter, knallgelb der Blütenstaub und unversehrt. Die Wiese war frisch gemaht. Ich hab mich umgesehen, weit und breit kein weiteres Gänseblümchen. Wieso gerade hier?

Früher, in unserem Rasen, da gab es immer Inseln voll mit Gänseblümchen, die nicht gemäht werden durften.


Ich verstehe. Danke.

Helmut
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Geändert von HelmutL (27.06.2009 um 19:12 Uhr) Grund: ein kleiner Irrtum
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  #2  
Alt 27.06.2009, 19:10
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Daumen hoch AW: Myriam

Ein paar Gedanken zu dem Gänseblümchen, die ich an anderer Stelle geschrieben hab:

Zitat:
Zitat von HelmutL Beitrag anzeigen
.............doch ich weiss, dass ich immer wieder rausklettern werde (aus den Löchern). So wie vorgestern, mit Hilfe eines Gänseblümchens. So klein und zart und doch so stark und mutig.

Beim letzten Rasenmähen konnte es den Kopf noch einziehen und trotz der Gefahr, beim nächsten mal unters Messer zu kommen, reckt es sich stolz in die Höhe. Das Wissen um die Gemeinschaft macht es stark: ich bin ja nicht allein und wenn ich nicht mehr bin, sagt es, dann stehen Tausend andere auf. Neues Leben, ewiger Kreislauf, ein Versprechen: es ist nie zu Ende, es ist immer Anfang.
alles Liebe

Helmut
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  #3  
Alt 28.06.2009, 04:55
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Standard AW: Myriam

Vor einer dreiviertel Stunde bin ich nach Hause gekommen. Habs nicht ausgehalten in der leeren Wohnung. Fast 2 Stunden bin ich durch die Stradden unseres Ortes gegangen und hoffte, dass ich müde genug bin wenn ich nach Hause komme. Müde bin ich doch die Gadanken wollen nicht aufhören sich im Kreis zu drehen.

Hab an dich gedacht, deine letzten Monate, Tage, Stunden. Deine Augen, deine Blicke, die mich nie mehr loslassen. Was ging vor in deinem Kopf? Was waren deine Gedanken? Immer wieder dasselbe.

Hab an mich gedacht. Wie ein Hamster dreh ich meine Runden im Laufrad. Hektischer Aktionismus, nur, um nicht denken zu müssen. Ohne Rast und scheinbar ohne Ziel. Dreh mich im Kreis. Viele Türen führen nach draussen. Einige hab ich bereits geöffnet: sie führen in eine Sackgasse. Muss ich erst alle anderen öffnen, bis ich die richtige finde? Wenn ich sie finde, dann nehm ich dich mit.

Kannst du sie mir zeigen? Bestimmt könntest du. Viele Hinweise hast du mir bereits gegeben. Ich finde nur den Roten Faden nicht, der sie zur Lösung zusammenbindet.


Dein Helmut
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  #4  
Alt 29.06.2009, 14:26
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Standard AW: Myriam

Funtionieren.

Ein selten hässliches Wort in diesem, unserem, Zusammenhang. Es ist oft zu lesen. Meist so, dass andere von uns erwarten dass wir wieder "funktionieren". Leider auch umgekehrt. Dass einige dieses Wort verinnerlicht, es für sich selbst akzeptiert haben. Sie funktionieren wieder und das bewusst.

Wieso? War der Druck der Umgebung zu gross? Möchte man nicht auffallen, nicht aus der Reihe tanzen? Keinem auf die Nerven gehen? Angst? Hektischer Aktionismus, um der Trauer zu entgehen? Keine Kraft mehr, die Trauer zu leben und anzunehmen? Enttäuschung, weil man es nicht geschafft hat, mit der Trauer zu leben? Enttäuschung über das Umfeld? Entäuschung über das Leben? Trostlos zerstörte Hoffnung?

Ich möchte nie mehr funktionieren! Das Leben bis heute lief oft genug in diesen Bahnen. Ich will mich nicht in ein Schicksal ergeben, im Sinne von aufgeben. Möchte aktiv sein, nicht passiv und dann darauf warten, was andere von mir wollen, sondern aktiv auch mal das tun, was andere nicht erwarten. Möchte andere fordern auch mit dem Risiko, ihnen auf die Füsse zu treten. Möchte nicht unbedingt in das Weltbild und die Fassade andere nahtlos integriert sein, nur damit es ihnen gut geht. Eigene Entscheidungen treffen. Auch mal nein sagen, wenn es mir gut tut. Sozusagen stromlinienförmig durch's Leben laufen, nur ja nicht anecken, das ist nicht mein Sinn. Ich möchte meine Trauer ausleben.

Ich möchte nicht hier sitzen und auf meinen eigenen Tod warten. Ich möchte verstehen und dann wieder leben.


Helmut
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  #5  
Alt 30.06.2009, 11:39
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Daumen hoch AW: Myriam

Guten Morgen,

mann, was für ein herliches Frühstück heute Morgen. Meine Kleinste war hier oben und wir haben gemeinsam gefrühstückt. Ununterbrochen sprudelten Geschichten aus ihr heraus. Sie hatte soviel zu erzählen. Wir haben uns prächtig unterhalten. Immer wieder erstaunt bin ich über ihre Gedankegänge, die ich so von unseren eigenen Töchtern nicht in Erinnerung habe. Naja, damals steckte ich mitten im Beruf, musste vorwärtskommen. Obwohl, die gemeinsamen Mahlzeiten waren uns immer sehr wichtig, das Unterhalten mit unseren Kindern dabei. Leider konnte ich nicht immer dabei sein.

Erstaunt bin ich auch über ihr Wissen und ihre Wissbegierde. Ihre Fähigkeit zu verstehen, zu erkennen. Zu sehen wie es in ihrem Köpfchen arbeitet. Immer noch spricht sie auch mit den Händen, mit ihrer Mimik, mit ihrem ganzen Körper. Eine Fähigkeit, die sie im Alter von 2 Jahren zur Perfektion entwickelt hatte. Warum reden, wenn's auch anders geht, so hatte ich damals den Eindruck.

Ich hatte ein Glas mit Wasser für sie auf den Tisch gestellt. Ich habe 3 von der Art, mit weissen und schwarzen Punkten. Jedes ein kleines bisschen anders. Sie betrachtete die Punkte Plötzlich sagte sie: "Da sind goldene Punkte drauf. Das ist das Glas von Oma Myriam, mit dem sie immer ihre Tabletten nahm." Gleich beim Tisch steht unser Hochzeitsfoto. Sie meinte: "Die Oma sieht auf dem Bild beinahe aus wie meine Mama." Nichts trauriges in ihrer Stimme, nur Fröhlichkeit.

Könnte das der Schlüssel sein?

Ein rundherum gelungener Start in den Tag.


Eine Bitte an dich: nimm die Beiden in deine Hände und beschütze sie.

Dein Helmut
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  #6  
Alt 30.06.2009, 20:33
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Standard AW: Myriam

So schön der Tag begonnen hat. Mein Kopf ist leer. Ich bin müde. Gedanken kommen und verschwinden ohne eine Spur zu hinterlassen. Keine Ahnung wozu und wieso. Es ist mir egal, ich mag auch garnicht denken. Ich bin müde, müde, müde..................


Helmut
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  #7  
Alt 30.06.2009, 20:37
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Standard AW: Myriam

Lieber Helmut,

funktionieren: Weißt du, für mich war es ganz schlimm zu spüren, ich funktioniere nicht mehr. Mein Antrieb war weg, alles fühlte sich sinnlos an. Und ich fühlte mich wie gelähmt, unfähig zu überleben. Ich sehnte mich nach der Zeit, in der mir die Arbeit Spaß machte, wo nicht jeder Handgriff sich anfühlte, als müsste ich Tonnen verschieben. Ja, ich wollte funktionieren. Nicht für die anderen sondern für mich.

Und heute klingen deine Zeilen so munter. Die Kleine, die übersprudelt, die neugierig ist, dich zum Lachen bringt. Wie wunderbar die Selbstverständlichkeit, die Ehrlichkeit, kein Überlegen: Kann ich das jetzt sagen? Sie sagt was sie sieht: Die Oma sieht aus wie die Mama. Und du bist vielleicht erstaunt darüber, dass es eben nicht so sehr weh tut, wie dich diese Erkenntnis freut, weil sie dir ein optisches Zeichen gesetzt hat: Myriam ist noch da

LG
Andrea
__________________
Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
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  #8  
Alt 01.07.2009, 00:53
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Daumen hoch AW: Myriam

Andrea,

da könntest du recht haben: funktionieren, nicht äusserlich sondern von innen heraus. Für mich selbst funktionieren, das innere Gleichgewicht wieder finden. Danke.

Ja, werden wie die Kinder. Nicht kindisch, sondern das Leben so nehmen, wie es ist. Ehrlichkeit, Akzeptanz, Neugier, Selbstverständlichkeit. Ich hab schon öfter geschrieben, von meinen Enkeln gelernt zu haben. Ich glaube, ich brauch noch ein paar Nachhilfestunden in dieser Richtung.

Alles Liebe

Helmut
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