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Alt 13.08.2009, 19:46
CrazyProf CrazyProf ist offline
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Standard AW: Selbsthilfegruppe Zungenkarzinom

Hallo noch mal,

habe gerade ein bißchen mehr Zeit, will daher mal zum besten geben, wie eine "nicht optimal" verlaufende OP-Geschichte ablaufen kann:

Am 10.6. wurde ich operiert, es klappte so weit alles gut, war nur 2 Nächte auf "Intensiv", dann schon wieder auf "Normal", wurde über Nasenschlauch ernährt, aber war fit, Körperpflege OK, und nach 2 weiteren Tagen hab ich schon täglich außerhalb der Klinik Spaziergänge gemacht.

Eines Abends hatte ich plötzlich seltsamen Schüttelfrost. Verstand es nicht, dachte ich hätte mich beim Spazierengehen erkältet. (wie sich später herausstellte war es eine Infektion mit anaeroben Bakterien gewesen, welche Gefäßwände schädigen können). Deckte mich eben im Bett gut zu und wunderte mich. Bei morgendlicher Visite, genau als Chefarzt mich was fragen wollte, spritzte Blut aus meinem Mund. Ich wurde sofort in ein Behandlungszimmer geschoben, es hiess, das müsse man sich unter Narkose näher anschauen, dann ging alles rasend schnell, in Höllentempo in OP und irgendwann erwachte ich auf Intensivstation und erfuhr, eine Vene sei geplatzt und ich hätte viel Blut verloren. Luftröhrenschnitt war nun doch leider notwendig geworden. Da musste ich einige Tage bleiben, dann durfte ich wieder hoch. War ziemlich geschwächt und geschockt. Eine Woche später (ich hatte gerade noch netten Besuch gehabt) entdeckter ein Arzt auf Kontrollgang mich auf dem Bett liegend, Augen offen, nicht ansprechbar. Ich bekam dann nur im Tran mal irgendwas mit, daß mein Bett heumgeschoben wurde, in irgend ein CT, aber ich hatte keine Ahnung wo ich überhaupt bin. Richtig erwachte ich dann wieder mal auf Intensivstation und erfuhr, eine Naht an einer Vene sei undicht gewesen, aber man habe die Stelle jetzt gefunden. Riesige Verbände hatte ich nun an Hals und Brust. Und ich entdeckte, daß ich mein linkes Bein nicht mehr bewegen konnte. Erfuhr, daß auch mein linker Arm vorübergehend lahm gewesen sei, der habe sich aber schon erholt. Therapeutinnen kamen und untersuchten besorgt meine Atmungsfunktionen, ob Zwerchfell-, Brustkorb- und Bauchatmung funktionieren. Ich ahnte, daß ich in sehr großer Gefahr gewesen war. Rund eine Woche musste ich auf "intensiv" bleiben, dann durfte ich zurück.
Da die enormen Lymphstauungen mein Gehör beeinträchtigten wurden mir dann noch schnell in einer anderen Abteilung Löcher in die Trommelfelle gezwickt (sogenannte Paukendrainage), das tat gut und bewahrte mein Innenohr vor potenziellen Eskalationen.

Unter liebevoller Anleitung durch einen Krankengymnasten gelang es dann meinem linken Bein, wieder funktionsfähig zu werden, und nach rund 10 Tagen konnte ich schon wieder Treppe steigen. Hab ich noch mal richtig Glück gehabt, und Angsphantasien von Weiterleben als Körperbehinderter konnten verworfen werden. Heute merke ich gar nichts mehr, daß da mal was war.

Die riesigen Wunden unterhalb des Halses wollten leider lange Zeit schlecht heilen, weil daes Gewebe im April eben auch bestrahlt worden war, aber seit rund 2-3 Wochen heilt es schön ab. Was bleibt noch sind die nervigen Ödeme, wo ich nun große Hoffnung auf die Lymphdrainage setze. Damit es mir aber nicht langweilig wird, habe ich mir eine Streptokokkeninfektion eingefangen und bekomme fleissig Antibiotika. Ganz harmlos scheint das auch nicht zu sein, mein Herz wurde ausgiebigst schon untersucht, weil so was die Herzklappen schädigen könnte, und in meiner Lunge scheint auch irgend was zu sein, das muß morgen noch malo geröntgt werden. Hoffentlich bahnt sich keine Lungenentzündung an...... würde mich nun auch nicht mehr wundern.


Mein Optimismus und Zukunftsvertrauen, mit denen ich
ursprünglich an diese Schicksalsaufgabe herangegangen war,
sind nun leider sehr ins Wanken geraten. Andererseits, wenn ich dran denke,
wie haarscharf diese Not-OPs gerade noch gut gegangen waren (wären die Ärzte eine Stunde später auf mich gestossen in beiden Fällen, wäre es vielleicht schon zu spät gewesen), lässt mich hoffen, daß man "von oben" doch gut auf mich aufpasst und mich zu einem Happy End bringen will....
daran denke ich oft.

Das Nicht-Sprechenkönnen seit so langer Zeit nagt ganz
schön. Soziale Kontakt per mail oder SMS oder Zettelwirtschaft
sind eben schon sehr "grenzwertig". Auch in der ersten Therapiephase, im März/April, als Tumor aus meiner Zunge
herauswuchs, musste ich das Sprechen viele Wochen lang einstellen, weil jede Zungenbewegung weh tat.

Wenn ich nun hier doch mal gegenüber den Ärzten
ein paar Worte krächze, werde ich immer gelobt. Weiß nun
auch nicht recht, sind das nun tatsächlich die ersten
Schritte, wo jeder durch muß, oder sind das eher
Durchhalteparolen. Nach dem, was ich hier so gelesen habe,
ist das Wiederherstellen einer verständlichen und einigermassen
wohlklingenden Sprache allerdings in der Tat ein langer Weg.
Auch die Normalisierung der Speichelfunktion scheint, wie ich
hier nun auch schon mitgelesen habe, durchaus ein Aufgabe
von vielen Monaten zu sein. Insofern läge ich durchaus
noch im üblichen Rahmen.....

Also, nun wisst Ihr so quasi meine komplette Krankengeschichte.

Viele Grüße Peter
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