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#1
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Hallo Sandra,
ich habe auch vor kurzem meine Mutter verloren und weiß, wie man sich da fühlt, aber ich bin auch betroffen und weiß deshalb auch, was man fühlt, wenn man nicht mehr kann. NIchts ist in diesem Fall schlimmer, als in den Augen oder dem Verhalten der Kinder zu sehen: Gib nicht auf, oder: Reiß dich zusammen. Das ist echt schlimm! Sorry, wenn ich das so krass sage. Aber irgendwann übernimmt bei dieser Krankheit der Körper selbst und nicht das Wollen die Herrschaft. Bei deiner Mutter ist die Krankheit offensichtlich weit fortgeschritten. Sie hat keine Kraft mehr. Niemand kann dir sagen, wie lange sie noch leben wird, deshalb geht es jetzt nicht darum, dass deine Mutter sich zusammenreißen sollte, sondern eher du. Mit deinem Verhalten belastest du sie anstatt die noch verbleibende Zeit mir ihr zu verbringen, zu reden und ihr zuzuhören, über euer gemeinsames Leben zu sprechen, alte Fotos anschauen usw. Sie muss auch spüren, dass du sie auch gehen lassen kannst, wenn es soweit ist. Ich weiß, dass das alles schwer ist, aber jetzt musst du die Starke sein und deine Mutter so akzeptieren, wie sie jetzt ist. Ich wünsche euch beiden alles Gute Ulla
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SPK 2005, ED T4, Nx, Mx, G2. Chemo und anschl. Chemoradiatio bis Ende 2005. Seitdem ohne Befund. www.mein-krebs.de |
#2
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Liebe Sandra ,
ich kann mich der Meinung von Ulla nur anschliessen. Die Erkrankung ist sehr schwer und fortgeschritten und was Deine Mutter braucht ist viel , viel Zuwendung , Einfühlungsvermögen und Liebe und nicht das Gefühl von Last oder Belastung für die Angehörigen. Du musst Dir jeden Tag sagen: Ich bin stark , ich schaffe das!! Und Du wirst merken das man es kann , man funktioniert und wächst in die Sache rein. Versuche Dich in die Lage Deiner Mutter zu versetzen!! Sei für sie da, habe viel Geduld und achte das sie schmerzfrei ist , somit die Lebensqualität noch etwas da ist. Ich wünsche Dir viel Kraft!!! LG Ines
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Meine Mama 24.11.1945-31.10.2009 Man sagt es gibt ein Land der Toten und ein Land der Lebenden. Man sagt auch die einzigste Verbindung zwischen ihnen ist die Brücke der Liebe und Erinnerung!! ![]() |
#3
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Hallo zusammen,
danke für eure offenen und klaren Antworten. Ich kann (vielmehr will ich es wahrscheinlich einfach nicht) nur so schlecht hinnehmen, dass sie nicht mehr kämpfen will/ kann. Ich weiß, dass das vielleicht egoistisch ist. Die Anwandlung, dass ich ihr sagen will, sie soll der Krankheit nicht das Runder überlassen habe ich und ein bißchen schäme ich mich auch dafür. Es steht mir nicht zu zu bewerten, ob sich sich "zusammenreißen" könnte und es nur nicht mehr will oder ob sie einfach am Ende ihrer Kräfte ist. Ich versuche immer, das vor ihr zu verbergen. Aber die Gedanken sind da. Sicher ist es so, dass ich einfach nicht loslassen will. Aber ich weiß auch nicht, wie das gehen soll... Irgendwann kommt vielleicht der Punkt, wo wir es alle als Erlösung sehen, aber soweit ist es noch nicht. Ich will sie einfach nicht verlieren. Ich bin sehr froh, dass es dieses Forum gibt! Ich danke euch! Sandra |
#4
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Liebe Sandra,
auch ich kann mich den Worten von Ulla nur anschließen. Für alle Angehörigen ist es schwer mit der Krankheit umzugehen. Auch wenn wir selbst wissen, wie schlimm es ist, aber wie es wirklich im Kranken aussieht, wissen wir alle nicht. Deine Mutter ist am Ende ihrer Kräfte. Du hast Angst um sie, das verstehe ich. Durch die Ärzte wusste ich, dass meinem Vater nicht mehr geholfen werden konnte. Mein Vater wollte immer, dass ich mit den Ärzten rede. In deren Absprache hatten wir beschlossen meinen Eltern nicht zu sagen, dass mein Vater über kurz oder lang sterben wird. Ab und zu ging es meinem Vater ganz gut. Meine Eltern haben Pläne für die Zukunft gemacht. Weißt Du, wie schwer es für mich war das zu hören, aber zu wissen, dass sie diese Pläne nicht mehr verwirklichen können. Außer mein Mann und meine beste Freundin wusste niemand wie es um meinen Vater steht. Auch meine Kinder wollte ich damit nicht belasten. Aber ich hatte zum Glück dieses Forum. Hier konnte ich mir alles von der Seele schreiben. Jeden Abend habe ich hier gesessen und geheult. Ich habe meinem Vater immer Hoffnung gemacht und das war gut so. Als ich aber gemerkt habe, dass er keine Kraft mehr zum Kämpfen hat, habe ich ihn losgelassen. Vielleicht hätte ich es noch etwas eher machen sollen. Letztendlich war der Tod für ihn eine Erlösung. Als ich ihm gesagt hatte, dass er nicht mehr kämpfen muss, konnte er ganz ruhig ins Regenbogenland gehen. Ich weiß, dass das richtig war. Für ihn waren die letzten Monate nur noch eine einzige Qual. Auch wenn es sehr schlimm ist, aber jetzt musst Du die Starke sein. Es ist schwer, aber Du machst es für Deine Mutter. Die Zeit, die ihr noch bleibt, solltest Du ihr zeigen, wie sehr Du sie liebst. Wenn Du ihr zeigst, dass Du es verstehst, dass sie keine Kraft mehr hat, dann wird sie mit Dir auch darüber reden. Ich wünsche Euch die Kraft, die ihr braucht und für Deine Mutter alles nur erdenklich Gute! Liebe Grüße Viola |
#5
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Liebe Viola,
danke für deine Antwort. Bei uns ist das ähnlich. Die Gespräche mit den Ärzten etc. führe meistens ich. Vieles davon behalte ich auch für mich. Vielleicht bin ich das Ganze falsch angegangen. Ich hab immer gedacht, ich sollte ihr Mut zusprechen. Dass es aber auch helfen kann zu signalisieren, dass man denjenigen auch gehen läßt, kam mir gar nicht in den Sinn. Danke, für diesen Denkanstoß! Ich werde versuchen, das umzusetzen. Für sie da sein, zuhören und keine Erwartungen schüren. Einfach die Zeit genießen. Wie habt ihr das nur alle geschafft?? Ich werd schon bei dem Gedanken an den Tod ganz verrückt. Wenn ich mich jetz auf "Loslassen" einstellen soll, wie soll das nur gehen? Andererseits ist es für den, der gehen wird ja noch schlimmer... Ich hoffe, wir finden einen guten Weg, die verbleibende Zeit zu nutzen, ohne Erwartungen oder dergleichen. Aber natürlich hoffe ich auch, dass die verbleibende Zeit nicht allzu kurz sein wird, sofern es für sie erträglich ist. Im Moment sind wenigstens die Schmerzen nicht so groß. Es ist eher eine allgemeine riesengroße Erschöpfung. Ich hoffe, dass sie nicht lange leiden muss, wenn es mal so weit ist. Aber bis dahin, will ich jeden Augenblick genießen! Danke Viola für deine Antwort! Sandra |
#6
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Liebe Sandra,
es wird nicht leicht, das ist klar. Aber jetzt steht Deine Mutter an erster Stelle. Wie ich das überstanden habe, kann ich jetzt im nachhinein gar nicht mehr sagen. Eigentlich habe ich nur funktioniert. Nervlich war ich total am Ende. Woher man in dieser Zeit die Kraft nimmt, kann ich Dir nicht sagen. Falsch gemacht hast Du gar nichts. Man muss immer erst den richtigen Weg finden. Ob es dann letztendlich auch der Richtige ist, weiß man auch nicht. Wir als Kinder versuchen unseren kranken Vätern und Müttern zu helfen. Auch ich wollte meinen Vater nicht verlieren. Aber irgendwann muss man realistisch sein und dann sollte man versuchen loszulassen. Es hat bei mir auch lange gedauert, bis ich damit klar gekommen bin. Auch ich habe Fehler gemacht. Allerdings war es der erste Krebsfall in meiner Familie. Ich hatte absolut keine Ahnung von Therapien oder ähnliches. Jetzt hätte ich vieles anders gemacht und auf einige Therapien bestanden. Das ist leider zu spät. Auch weiß ich nicht, ob es geholfen hätte und mein Vater noch bei uns sein könnte. Wenn Deine Mutter merkt, dass sie Dir auch erzählen kann, dass ihr alles zu viel wird, dann wird sie das tun. Versuch irgendwie einen Weg zu finden mit ihr zu reden. Ich hatte damals schon große Angst mit meinem Vater über die Patientenverfügung zu reden. Habe es auch immer wieder verschoben. Dann war es gar nicht schlimm. Er fand es sogar gut und ich bin froh, dass wir eine hatten. Wir haben auch nicht direkt über den Tod gesprochen, aber über die Zeit davor. Ich musste ihm versprechen, dass ich dafür sorge, dass er nicht ewig vor sich hinvegetieren muss. Das Versprechen habe ich auch gehalten. Als er soviel Morphium kriegen musste, dass er kaum noch mit uns reden konnte, habe ich veranlasst, dass die Ernährung eingestellt wird. Wie schwer mir das gefallen ist, kannst Du Dir sicher vorstellen. Meine Mutter und ich sind dann auch Tag und Nacht bei ihm in der Klinik geblieben. Wir hatten auch schon geklärt, dass wir ihn wieder mit nach Hause nehmen. Das hat er leider nicht mehr geschafft. Wir haben bis zum Schluss seine Hände gehalten. Ich bin heute noch froh, dass uns das vergönnt war und er nicht allein sterben musste. Es ist alles so schwer, ich weiß es ja aus Erfahrung. Dieses Forum wird Dir helfen. Ich weiß nicht, wie ich das sonst hätte durchstehen können. Hier sind wir immer für Dich da. Liebe Grüße Viola |
#7
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Liebe Sandra ,
auch ich kann mich der Meinung von Ulla nur anschliessen. Mir hat in dieser Zeit der Glaube an Gott sehr geholfen. Natürlich hofft man auf Besserung bis zum Schluss, dass habe ich auch. Ich denke, wenn keine Überlebenschansen mehr bestehen, ist es wohl das Wichtigste die Lebensqualität des Kranken aufrecht zu halten. Das bedeutet auch, in dieser Situation nicht bis zum Schluss noch alles Erdenkliche mit dem Kranken machen zu lassen (z.B. künstliche Ernährung bzw. weitere Chemos gegen den Willen des Kranken). Aber die Entscheidung, ob noch entsprechende Therapein durchgeführt werden sollen oder nicht, muss jeder für sich alleine treffen. Mein Mann wußte zum Schluss das er diese fürchterliche Krankheit nicht überleben wird. Er hatte mir in seinen letzten Tagen noch gesagt, dass der Überlebende eigentlich die größere Last tragen muss (der Betroffene muss den Tod erleiden und der Überlebende muss mit dem Tod des geliebten Menschen leben). Als er das zu mir gesagt hatte, war ich sehr betroffen. Heute bin ich froh mit meinem Sohn und meinem Mann noch 2 Monate vor seinem Tod eine Reise durchgeführt zu haben. Er durfte bis zum Schluss seines Lebens ein menschenwürdiges Leben führen, dafür bin ich dankbar. Ich wünsche Dir viel Kraft und Gottes Hilfe. LG Jani |
#8
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kann mich meinen Vorrednern auch nur anschliessen.
Menschenwuerdiges Leben, das wollte mein Pa auch, kein dahinvegetieren und auch er wusste, das er sterben wuerde, er hat zu meiner Ma gesagt, das er sich so auf das schlafen freut....hoert sich doch eigentlich schoen an. Meine Ma sagte auch, sie war so froh, das sie bei ihm war und er nicht alleine von uns gegangen ist, sie konnte ihm von uns alen berichten und wie sehr wir ihn lieben, sie sagt auch, wenn man einen Menschen wirklich liebt, muss man ihn gehen lassen. Hoffe, unser aller Worte helfen Dir ein bisschen. LG Peggy |
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