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  #1  
Alt 06.01.2011, 15:53
tischlerin tischlerin ist offline
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Beiträge: 43
Standard AW: Wie geht man damit um?

Liebe Ammi!
Wie gehts Deiner Schwiegermutter? Ich denke oft an Euch!
Liebe Grüße
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  #2  
Alt 06.01.2011, 18:59
ammi ammi ist offline
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Beiträge: 21
Standard AW: Wie geht man damit um?

hallo tischlerin!

das ist lieb, dass du nachfragst wie es uns geht! leider ist es nicht ganz so schön. meine schwiegermama ist seit dienstag zum 4. zyklus in der klinik. die ärztin (die sie allerdings nicht kannte) war wohl sehr unsensibel im aufnahmegespräch. sie hat ihr gesagt, es habe sich nicht viel verändert und dass sie ja sowieso nicht mehr gesund werde. außerdem solle sie ihre dinge regeln und jeden tag genießen...
das hat meine schwiegermutter natürlich total umgehauen. sie war völlig irritiert und entsprechend deprimiert. später in der visite hat dann aber wohl der oberarzt gesagt, dass es sich doch verbessert habe. das hat sie wieder etwas aufgebaut. sie sagt, sie wisse ja, dass sie nie wieder richtig gesund werde. sie glaubt, der krebs würde jetzt weggehen und dann muss man nur dafür sorgen dass er nicht wieder kommt. sie dreht sich die worte der ärzte aber natürlcih auch so zu recht, dass sie für sie positiv klingen. dazu kommt, dass sie, wir vermuten wegen ihres natrium-mangels, auch noch etwas schusselig ist und dinge vergisst. es ist schon grausam mit an zu sehen (bzw zu hören, wir wohnen leider etwas weiter weg und können nur täglich telefonieren).
das war also das erste mal, dass ihr jemand die tödlichkeit der krankheit so nahe gebracht hat. ich bin allerdings auch etwas verärgert, dass die ärztin das so gemacht hat. ich meine, man muss doch merken, wie jemand gestimmt ist. und wenn ihr jemand die dramatik der situation aufzeigen muss (was meiner meinung nach auch sehr wichtig ist. wie der betroffene dann damit umgeht, ob er es verdrängt oder versucht damit zu leben, ist dann ja sein persönlicher weg), ist es doch nicht die aufnahmeärztin, sondern die ärztin, die sie kennt und behandelt und die therapie plant.
über die weitere therapie wird dann in 3 wochen nach einem neuen ct entschieden. es läuft wohl noch auf eine chemo hinaus und dann evtl bestrahlung. meine schwiegermama glaubt, dann ist alles weg...
und auch mein schwiegerpapa will immer noch nicht die ernsthaftigkeit der situation wahrhaben. jedenfalls macht es den anschein. oder er will nicht darüber sprechen. ich weiß es nicht. das macht uns fast noch mehr sorgen.

danke fürs lesen,
ammi
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  #3  
Alt 07.01.2011, 23:06
tischlerin tischlerin ist offline
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Standard AW: Wie geht man damit um?

Liebe Ammi!
Das ist wohl wirklich nicht gut gelaufen, wie Deine Schwiegermama von der Aufnahmeärztin behandelt wurde. Ich finde auch, dass es wichtig ist, dem Betroffenen die Wahrheit zu sagen, denn wie Du sagst, wie derjenige damit umgeht, ist seine Sache. Aber es sollte in einem passenden Rahmen vom Arzt ihres Vertrauens stattfinden.

Ich fühle genau mit Dir, auch bei uns war es so, dass mein Bruder die Worte der Ärzte manchmal so drehte, dass sie besser klangen. Im Nachhinein bin ich mir aber gar nicht sicher, ob er das nicht nur zu seinem Schutz, sondern auch zu unserem Schutz gemacht hat. Er wollte uns nicht zu sehr belasten. Als ich das nach seinem Tod von einem seiner Freunde erfahren habe, konnte ich es gar nicht glauben: er, der todkrank war, wollte uns, seine Angehörigen, schützen. Aber nach wie vor bin ich der Meinung, dass man den Kranken die Hoffnung lassen sollte. Ich glaube, wenn es soweit ist, spüren sie selber, dass es an der Zeit ist, Dinge zu regeln. Man sollte schwerkranke Menschen nicht drängen, Dinge, die die Zeit nach dem Tod betreffen, früher zu machen, als sie selbst bereit dazu sind.

Ich versetehe Dich aber gut, es hat mir soviel Kraft gekostet, immer positiv zu sein, wissend dass er bald sterben wird. Vielleicht gibt es bei Euch in der Klinik wo Du arbeitest, eine/n Psychologen/in, der/die auf dieses Gebiet spezialisiert ist, mir hat das unheimlich geholfen, zu akzeptieren, dass mein todkranker Bruder voller Hoffnung ist, obwohl ich wußte, dass er real gesehen keine Chance mehr hatte. Aber ich habe verstehen gelernt, dass Hoffnung ihm das Leben noch ein bißchen lebenswert machte.

Eine kurze Episode möchte ich Dir erzählen: Meine Schwester redete über das schlechte Wetter mit meinem Bruder, dann sagte sie plötzlich: "Entschuldige, das Wetter ist ja so unwichtig." Mein kranker Bruder darauf: "Das Wetter ist genauso wichtig wie meine Krankheit!!" Diese kurze Antwort habe ich immer im Kopf behalten und es hat mir ins Bewußtsein gerufen, mit ihm über alles mögliche zu reden und nicht nur über seine Krankheit.

Wünsch Euch alles Gute für das nächste CT und auch viel Kraft!
Liebe Grüße
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  #4  
Alt 23.01.2011, 19:35
ammi ammi ist offline
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Standard AW: Wie geht man damit um?

Hallo!

inzwischen hat meine schwiegermama den 4.zyklus hinter sich gebracht und es geht ihr erstaunlich gut. dank anderer medis war ihr sogar noch nicht mal schlecht.
allerdings beschäftigt sie das aufnahme-gespräch mit der völlig uneinfühlsamen ärztin immer noch. sie hat dadurch ganz viel mut verloren. ich bin so sauer auf diese frau. sie hat ihr ernsthaft gesagt, dass 10jahre überleben völlig utopisch seien, mit ganz viel glück seien 5 möglich!
ich meine, das muss man sich mal vorstellen. meine schwiegermama glaubte bis zu dem zeitpunkt, dass sie halbwegs gesund davon kommen kann. entsprechend motiviert war sie die thearpie zu machen. da kommt diese ärztin und nimmt ihr alle hoffnung. ich meine, was bildet sich diese frau eigentlich ein. wie gesagt, ich stelle nicht in frage, ehrlich einem patienten die ernsthaftigkeit der krankheit aufzuzeigen. aber doch nicht so. im aufnahmegespräch!! als die frau merkte, dass meine schwiegermama völlig irrtiert war, fragte sie sie, ob ihr das denn noch niemand so gesagt hätte. NEIN!!! also warum kommt dann diese frau darauf sowas zu sagen, wenn weder ihre behandelnde ärztin noch der oa oder sonst wer, der sie kennt und behandelt dies noch nicht getan hat, ihr sowas auf solch eine destruktive art und weise zu sagen?????? im aufnahmegespräch zwischen tür und angel........
ich bin so sauer!!!! und würde mich gerne über diese frau beschweren. meint ihr das macht sinn? meine schwiegermama würde ein weiteres gespräch mit ihr jedenfalls ablehnen (bei der nä aufnahme). ich hab ihr auch schon gesagt, sie soll sich bei ihrer ärztin beschweren. sie ist wirklich fertig seitdem. sie versucht ihren mut und kampfgeist wieder zu finden, aber so wirklich schafft sie es nicht.
sie glaubt aber auch, dass man jemanden gar nicht mehr behandeln würde, wenn er sowieso bald an seiner krankehit versterben wird. deshalb versteht sie nicht, wieso man "soviel geld" für sie ausgibt, wenn es doch eh nix bringen würde. ein gespräch mit ihrer hausärztin hat ihr auch wieder etwas aufwind geben können. sie versucht wirklich positiv zu denken, aber das gelingt nicht mehr so richtig.
hilfe...einerseits wollte ich ja, dass sie alles etwas realistischer sieht. aber jetzt, wo es so ist....

entschuldigt, dass alles etwas wirr formuliert ist, aber irgendwie bin ich nicht fähig, einen klaren gedanken zu fassen.

liebe grüße
ammi
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  #5  
Alt 23.01.2011, 22:57
undine undine ist offline
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Standard AW: Wie geht man damit um?

Liebe Ammi,

ich finde es macht Sinn sich zu beschweren. Meiner Ansicht nach ist es nicht seriös solche Aussagen zu tätigen, vom mangelnden Einfühlungsvermögen ganz zu schweigen.

Meine Ma ist hier in HH in Großhansdorf und zu keiner Zeit hat irgendwer eine Prognose gemacht, wie viel Zeit ihr noch bleibt. Sie ist im Stadium IV, die Statistiken sind also eher niederschmetternd, aber niemand nimmt ihr den Mut weiter zu kämpfen. Ohne dabei jedoch - und das finde ich ganz wichtig - sie zu belügen. Man hat ihr gesagt, dass ihr Lungenkrebs nicht heilbar, aber therapierbar wäre. Mir wäre das zu schwammig ausgedrückt, aber für sie ist es genau richtig. Sie stellt sich darauf ein, immer wieder Chemos machen zu müssen, hofft aber, zwischendurch genug Lebensqualität zu haben und auch noch 10 Jahre zu leben.
Von der Mutter eines Freundes weiß ich, dass diese nicht mehr behandelt wurde, weil es gar keine Chancen mehr gab, per Chemo oder Bestrahlung etwas zu verbessern. Deshalb sieht deine Schwiegermama das ganz richtig: wäre alles verloren, würde sie sicherlich auch dort nicht mehr therapieren.

Euch alles Liebe und viel Kraft!
__________________
_________________________

Ich habe mit Hilfe der Menschen im Krebsforum meine Mutter 2010-2011 bei ihrer Lungenkrebserkrankung (Adenokarzinom) begleitet.
Sie starb Weihnachten 2011.
Danke an alle, die mir geholfen haben. Und alles Liebe für alle, die den Kampf gegen Krebs bestreiten.
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  #6  
Alt 24.01.2011, 08:23
Benutzerbild von ange
ange ange ist offline
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Standard AW: Wie geht man damit um?

Liebe Ammi,

ich denke auch, wenn ihr so unzufrieden ward dann sagt das auch der Ärztin. Sie solle vielleicht mal ein wenig sensibler werden, und erstmal die Angehörigen fragen, wie es denn psychisch so aussieht..... War es denn noch eine junge Ärztin? Vielleicht lag es dann am Mangel der Erfahrung, oder sie ist einfach schon voll abgestumpft oder so. Bloss nicht mehr nachdenken... Echt blöd, aber davon gibt es einige ärzte.

Also die Ärzte haben meiner SM von anfang an gesagt, das sie nicht merh heilbar ist. Aber bis meine SM das begriffen hat hat das auch lange gedauert. Irgendwann hatte sie auch ne Ärztin, die ihr das nochmal deutlich gemacht hat. Sie könne noch ne chemo machen, aber an ihrer stelle würde sie lieber die restzeit geniessen denn die bringt jetzt auch nichts mehr... ( sie hatte ja recht, aber es war für meine SM natürlich nen Schlag! ) Danach ging es dann auch alles recht schnell... ( Die Chemo hätte sie wirklich nicht mehr geschafft, sie hat sich ja auch selbst dann dagegen entschieden )

Redet ihr einfach gut zu, und das das Gerede nur statistiken sind... man braucht ja auch nur mal im LK´- forum zu lesen... wieviele dort hätten der statistik nach schon längst tot sein müssen???!!! wenn etwas super anschlägt, dann kann man noch lange überleben! So.

alles gute und viel kraft weiterhin
ange
__________________
-Meine Schwiegermama + 4.10.2010
-Meine Patentante + 4.9.2011
-Meine Mama
*15.2.1944 - + 22.11.2014

-Ich selber Polycythaemia Vera
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  #7  
Alt 25.01.2011, 13:31
ammi ammi ist offline
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Beiträge: 21
Standard AW: Wie geht man damit um?

vielen dank für eure liebe anteilnahme!

es war wohl so eine "mittelalte" ärztin, völlig erfahrungslos kann sie wohl nicht gewesen sein (obwohl das ja auch nix aussagt, man kann ja in jedem alter studieren, aber wengistens das leben sollte einem doch etwas empathie lehren...) wir warten jetzt erstmal die nächste aufnahme ab und dann entscheiden wir ob wir uns doch nochmal richtig beschweren. ich bin immer noch stark dafür...
diese jahreszahl-prognosen sind doch furchtbar! ich meine, wenn ein patient explizit darauf besteht, kann man ja eine aussage treffen, aber so doch nicht! es regt mich immer noch sehr auf!! und du hast völlig recht ange, die ganzen prognose-überlebenden hier im forum sprechen eine ganz andere sprache
sie versucht aber auch, sich von den statstiken nicht runterzihen zu lassen. sie versucht das zu verdrängen und ich glaube das klappt auch von tag zu tag besser. sie will in 4 wochen nach dem näcsten ct mit ihrer ärztin sprechen und dann will sie auch hören, wie es um sie steht. bis dahin will sie jegliche gedanken daran verdrängen.
sie unternimmt ganz viel (es geht ihr ja glücklicherweise ganz gut), nächstes wochenende besuchen sie uns und wir gehen in den zoo. wir haben einen kleinen sohn (10monate ist er alt) und der motiviert sie ganz arg! andererseits ist es aber auch jedes mal furchtbar zu ertagen, wenn sie plant, was sie alles mit ihm machen möchte, wenn er älter ist

ich wünsche euch alles liebe, vor allem auch deiner mama, undine!

ganz liebe grüße
ammi
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