Hallo effekt!
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Verarbeitet eure Verluste und greift jede Hand die man euch reicht
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Diesen Appell gebe ich gleich einmal an dich zurück. Immer wieder habe ich deine Beiträge gelesen, habe versucht, mir vorzustellen, was es für dich bedeutet haben mag, wahrscheinlich wird es mir gerade einmal im Ansatz gelingen.
Verdrängen – wohl die einzige Möglichkeit, überhaupt damit klarzukommen, überhaupt einigermaßen Fuß zu fassen in der Welt, in der du und dein Bruder in so jungen Jahren allein da standet.
Und dann, Jahre später setzt der Schmerz ein. Verwirrt und verwundert dich, wirft dich mal wieder aus der Bahn, könnte ich mir vorstellen.
Die Umwelt hat meist in der „akuten“ Phase nur sehr geringes Verständnis für den Schmerz und die damit verbundenen Probleme, Tod und Trauer, da ist meist nicht viel Zeit, du wirst es bei uns nachlesen können, irgendwie macht jeder ähnliche Erfahrungen, gerade in der schlimmsten Phase seines Lebens ganz einfach alleine zu sein.
Wie wenig Verständnis kann man dir da wohl entgegenbringen, wenn etliche Jahre später die Trauer ausbricht, der Verlust realisiert wird, der Schmerz dich ausbremst. Nach soooo vielen Jahren?
Mir ist es ähnlich ergangen 35 Jahre nach dem Tod meines Bruders. Selbst verwirrt darüber, im Nachhinein aber einleuchtend. Die Trauer, die verdrängt wird ist nicht einfach weg. Es muss verarbeitet werden, es muss Frieden geschlossen werden können mit dem Schicksal, das man nicht hat verhindern können.
Das jedoch ist ein harter Weg, unterschiedlich lang, verschieden intensiv, aber – so denke ich - für jeden Trauernden unvermeidbar.
Hier im Forum wirst du immer Menschen finden, die dir zuhören. Ich durfte es selbst erfahren und bin unendlich dankbar dafür. Reden, Gedanken und Gefühle formulieren, sortieren, nichts konnte mir mehr helfen, mit meinem Schmerz unzugehen, als das!
Und oftmals – so auch bei mir – ist Schreiben besser, wirklich auszudrücken, was einen bewegt. Hier unterbricht dich niemand, hier kannst du ohne Maske darüber reden, was dich belastet, welche Gedanken dich quälen.
Zitat:
er existiert nicht mehr, er wird nie wieder stolz auf mich sein koennen. Niemals wieder wird er hinter mir stehen und bewundern was ich tue
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Vielleicht passiert es dir auch über das Schreiben, über die Nähe, die sich dadurch zu deinem Vater herstellen lässt, dass du irgendwann das Gefühl haben wirst: Sie sind nicht weg. Sie sind nach wie vor da. In welcher Form? Ich weiß es nicht. Aber ich bin, ohne an Gott im Sinne der Kirche zu glauben, fest davon überzeugt, dass das Leben weitergeht, dass die Seele nicht verloren ist, dass nicht alles umsonst und nicht alles vorbei ist.
Zitat:
bleibt nur Hass und Zerstoerung als Antrieb
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die Ideale wie Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit, Guete und Loyalitaet ueber alles andere erheben allein weil es die Grundwerte waren die unser Vater uns geschafft hat zu vermitteln
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Vielleicht ist das in bestimmten Phasen der Trauer ganz dringend notwendig. Du hast allen Grund der Welt, Hass in dir zu spüren, Hass auf alles was eurer Familie widerfahren ist. Ich hoffe jedoch sehr, dass auch hier das Forum helfen kann, dass diese Gefühle nicht lange dominant sein werden und sich im Austausch die Trauer wandeln kann, langsam, bedächtig, damit die Ideale, die dein Vater euch vermittelt hat, wieder aktiv gelebt werden können.
Zitat:
Ich schreibe zu viel und verschnoerkel mein Geschriebenes
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das sehe ich anders. Ich „höre“ dir gerne zu und weiß, dass es nicht nur mir so geht.
LG
Andrea