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Alt 23.05.2003, 21:30
Gast
 
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Standard Chemo versagt - und jetzt?

Hallo Claudia,

ich weiß ein wenig was in dir vorgeht. Bei meiner Mom wurde im letzten Jahr die Chemo abgebrochen, sie wurde als austherapiert entlassen. Sie hatte einen Tumor am Becken, der nicht zu operrieren war. Der Arzt sagte damals, nach drängendem Nachfragen, sie hätte noch ein paar Wochen. Es waren dann auf den Tag genau fünf. Das war für uns zu wenig Zeit, um noch irgend eine andere Therapie zu versuchen und meine Mom wollte das auch nicht mehr. Meine Schwester und ich haben erst verzweifelt versucht noch einen Ausweg zu finden, wir haben dann noch Noni-Saft bestellt, der nie gekommen ist. Im Nachhinein bin ich auch froh, das der nicht gekommen ist. In wenigen Tagen hätte er auch keine Wunder mehr vollbracht und meine Mutter hätte ihn nur uns zu liebe getrunken. Wir wusten zwar das es sich nur noch um wenige Wochen handeln würde, hofften aber natürlich auf Monate.
Ich bin froh, das ich ihren Wunsch nichts mehr zu tun schließlich akzeptiert habe. Ich bin froh das ich nicht auf sie eingeredet habe und sie zu nichts gedrängt habe. Es war ihr Leben und sie allein hatte das Recht darüber zu entscheiden.
Das war und ist sehr schwer denn einerseits wollte ich meine Mutter nicht verlieren und hätte dafür alles getan. Andererseits wollte ich aber auch nicht das sie sich ins Krankenhaus "quält", ich wollte nicht das sie unnötig leidet. Meine Mutter hasste auch Krankenhäuser und wollte nur noch nach Hause. Denn Wunsch konnten wir ihr erfüllen und das hat ihr gereicht.

Ich kann dir nur raten, dir genau zu überlegen was dir alles noch unklar ist, es aufzuschreiben und damit zum Arzt deiner Mutter zu gehen und dir alle Möglichkeiten nochmal genau erklären zu lassen. Dann ist es hilfreich ein Krebstelefon anzurufen, weil die dir Stellen und Dienste vor Ort nennen können, die du in Anspruch nehmen kannst. Sowohl für dich und die Angehörigen, als auch für deine Mutter. Du kannst auch einfach mal in die Gelben Seiten kucken. In Hamburg kümmert sich zum Beispiel der Arbeiter Samerieter Bund um Krebspatienten und Angehörige. Da kannst du auch einfach nur mal mit jemandem reden (der weiß wovon du redest, wichtiger Unterschied zu Freunden).
Wir hatten leider nicht genug Zeit, erst waren wir wie gelähmt und haben versucht ein "normales" Leben weiter zu führen und dann ging alles so schnell, erst jetzt weiß ich das es viele Organisationen gibt die einem Beistehen auch was "praktische Tipps" angeht, wie Pflegeversicherung zum Beispiel.

Laß deiner Mutter etwas Ruhe und Zeit, damit sie sich klar wird was sie selbst wirklich will und dann unterstütze sie in ihrer Entscheidung. Informieren kannst du dich ja über alle Möglichkeiten und die deiner Mutter erklären.

Ich wünsche dir ein "medizinisches" Wunder. Alles Gute.

Tanja
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