Liebe Ina,
ich denke deine letzen Beiträge zeigen, dass du deiner Entscheidung immer näher kommst.
Was mir an Mikas Beiträgen gefallen hat: Sie ist sehr offen und ehrlich und das muss man auch sein, selbst wenn es schwer fällt. Es nützt nichts, dir nur Mitgefühl entgegenzubringen und mitzuleiden und zu trösten. Was du auch brauchst sind wirkliche Entscheidungshilfen. Nur wie soll man sie dir geben? Heike schreibt, ganz richtig, dass ein "ich würd' es so und so machen" sehr emotionslos und kalt klingen kann, als wäre die Antwort zu finden ganz einfach und all dein Ringen um sie gar nicht nötig.
Und überhaupt: Wer von uns kann sich in deine Situation hineinversetzen? Ich ja schon mal gar nicht, ich bin ja noch nicht einmal selbst krank, geschweige denn dass ich vor einer solchen Entscheidung stehe. Trotzdem möchte ich dir meine Sichtweise schreiben und hoffe, sie kommt nicht "kalt" rüber, sondern nur so aufrichtig, wie sie gemeint ist.
Ich selbst bin persönlich der Meinung, dass man nicht immer alles versuchen muss und jede Möglichkeit ausschöpfen muss. Ich bin allerdings ja auch nicht in der Situation. Hier im KK-Forum lese ich von Betroffenen fast immer nur "du darfst nicht augeben sonst siegt der Krebs". Vielleicht kann ich mich da auch nicht richtig hineinversetzen aber ich selbst glaube irgendwann ist vielleicht auch mal der Punkt erreicht, wo man aufgeben darf und wo man nicht mehr kämpfen muss, sondern einfach nur noch den Abschied leben kann.
Allerdings muss man sich auch dann darüber klar sein, dass es ein "Abschied" ist. Ein Zustand, der nicht ewig anhalten wird und der vermutlich auch graduell immer schlimmer und schwerer werden wird.
Ich finde es gut, dass du in Prozentzahlen denkst, denn genau das würde ich auch tun, wobei ich ehrlich gesagt 50% sogar noch für eine "gute" Chance halten würde. Ich befürchte leider eher - nach deinen Erzählungen - dass die Erfolgschance eine allogenen KMT bei Dir noch geringer als 50% sein könnte

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Deshalb ist es so wichtig, dass die Ärzte ehrlich zu dir sind und dir eben genau diese Prozentzahl auch sagen! Wie hoch ist deine Chance wirklich? Das musst du wissen, vorher kannst du nicht entscheiden (immer dahingestellt, dass dein Bruder als Spender passt).
Aber auch die andere Seite muss man realistisch betrachten. Lebenslange Chemo. Da müssen Sie Dir wahrheitsgemäß beantworten, wie lange "lebenslang" heißt! Sprecht ihr über Jahre, oder nur über Monate? Sind die Ärzte diesbezüglich offen zu dir gewesen? Gerade wenn du sagst du "willst leben", bin ich der Meinung, dass du eigentlich noch nicht in der Phase bist, wo du dich mit einer palliativen Therapie wirst abfinden können. Es sei denn, die Ärzte können dir zusichern, mit dieser Therapie noch Jahrzehnte zu leben, aber das halte ich für sehr unwahrscheinlich? Wenn es so wäre, dann würde sich für mich die Frage nach der KMT gar nicht stellen.
Doch wenn es um die Frage geht: 2 Jahre ohne KMT mit palliativer Chemo gegenüber einer KMT, die sehr risikoreich ist, die aber auch absolute Heilung bringen könnte? Bist du dann wirklich bereit dich mit 2 Jahren abzufinden und den letzten Strohhalm nicht zu ergreifen?
Deine Ärzte müssen raus mit der Sprache. Sie sollen dir nicht deine Situation irgendwie "schönreden" und sich hiner medizinischen Ausdrücken wie "palliativ" verstecken, sondern sie sollen sie offenlegen! Du brauchst konkrete Zahlen und Fakten. Ich hoffe das Gespräch mit dem Arzt aus Köln wird dir hoffentlich genau diese geben können.