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#1
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Austherapiert...
Hallo Ihr Lieben,
ich bin neu im Forum und möchte gern von meiner Mutter (59) und Ihrer Krankheitsgeschichte berichten. Ich möchte mich ganz kurz vorstellen. Ich bin 37 Jahre, 2 Kinder, lebe in Scheidung. Habe keine Geschwister... Nur Papa, Mama und meine Wenigkeit. Und so beginnt die Geschichte bei mir im zarten Alter von 11 Jahren mit der Schockdiagnose Krebs bei meiner Mutter, da war sie 30 Jahre jung. OP`s standen an, Brustkrebs - Brust abgenommen, mit der Ansage von den Ärzten , dass sie es nicht überleben würde. Für uns brach alle eine Welt zusammen... das kann sich , glaube ich , keiner so richtig vorstellen, der es nicht selbst erlebt hat. Meine Ma erhielt Bestrahlung und Chemo, die volle Ladung. Und siehe da... Es wurde zusehends besser. So vergingen Jahr um Jahr und im Jahr 2000, mittlerweile hatte ich da bereits schon mein erstes Kind gerade geboren, erkrankte meine Mutter abermals Gebärmutterkrebs... ich kann das nicht beschreiben, was alles geschah... Ohnmacht, Hoffnungslosigkeit, Trauer... und gleichzeitig die etwas gedämpftere Freude auf das neugeborene Leben -meine Tochter... Ich habe mit meiner kleiner Tochter jeden Tag meine Ma im Krankenhaus besucht, ... und es ist wie ein Wunder ... meine Mutter schöpfte wieder Kraft, nach der ganzen Tourtour von Bestrahlung und Chemo... Ich glaube mal, meine Tochter hat ihr damals ganz viel Kraft gegeben. Sie war stark für SIE, wollte ihre Enkelin erleben, wollte sie aufwachsen sehen. Im Jahr 2006 am zweiten Weihnachtsfeiertag dann der nächste Schock... meine Ma brach urplötzlich zusammen... Im Krankenhaus offenbarte man uns... Gehirtumore...... Gelähmt, sprachlos, traurig, ... keine Ahnung was uns da für Gefühle überkamen... Im Februar 2007 wurden ihr in 9stündiger OP die Tumore/Metastasen entfernt... Bangen, Hoffen... ob sie es überlebt. Und JA... sie hat es geschafft. Jedoch mit Einschränkungen... Eine Bestrahlung und Chemo jagte die andere. Ihre Kräfte schwanden, jedoch hat sie sich aufgerappelt. Bereits 5 Jahre erträgt sie tapfer chemos, immer wieder neue, hat die Hoffnung nie aufgegeben... bis zum 17.09.2013. Epileptische Anfälle ließen ihr keine Ruhe, sie erlitt linksseitige Lähmungen und Sprach-u. Sehnerv wurden in Mitleidenschaft gezogen. Es haben sich neue Metastasen und Tumore gebildet. Alle Behandlungen wurden abgebrochen. Es hieß "austherapiert" Seitdem liegt sie in der Uniklinik ... erst Neurologie, dann Frauenstation, danach Palliativ... Ihr körperlicher Zustand... minimal besser, der Bewegungsappart funktioniert nicht mehr , Sprache verblasst, sie halluziniert und hat die schlimmsten Wahnvorstellungen, ist verwirrt, hat wache Momente - die immer weniger werden. Ein Lebenskampf einer sehr starken Frau - Meiner Mutter geht zu Ende, jedoch mit Ihren 59 Jahren noch viel zu jung um zu sterben. Die Gefühle... zwischen Hoffen und Bangen, Angst und Traurigkeit, Mut und Kraft liegen so nahe beieinander. 29 Jahre hat sie gekämpft... Ich ziehe den Hut vor Ihr... Ab morgen haben wir für sie den besten HOSPIZ-Platz (Wunsch meiner Mutter) für sie besorgt, der Ihr absolut gerecht wird, egal wie weit weg... Sie hat das BESTE verdient... Ihr bleibt nicht mehr viel Zeit, doch diese wollen wir ihr so lebenswert machen wie nur möglich!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! !!!!!!!!!! |
#2
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AW: Austherapiert...
Liebe Yvonne,
wir scheinen einiges gemeinsam zu haben. Ich heisse auch Yvonne, bin auch 1975 geboren und bin in Sachsen aufgewachsen. Es tut mir sehr leid, dass deine Mutter ein derart schlimmes und hartes Schicksal getroffen hat. Ein dauerndes Auf und Ab. Ja, 59 ist kein Alter. Meine Mutti ist 62 - dito. Wünsche dir ganz viel Kraft und Stärke, deine Mutter weiterhin zu begleiten. Das mit dem Hospiz hört sich sehr gut an. Denk an dich. LG Yvonne
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Meine Mutti BSDK mit Lebermetastasen (ED 06/2013) 07.03.1951 - 09.12.2013 Nun bist du auch ein Engel Du fehlst mir! Mein Vati Darmkrebs 24.07.1952 - 25.02.1989 Meine Omi Brustkrebs 03.03.1929 - 23.01.1997 http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=60158 |
#3
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AW: Austherapiert...
Hallo Yvonne,
Danke für deine lieben Worte. Auch ich drücke Dir die Daumen und wünsche Dir ganz viel Kraft , Deine Mutter gut zu begleiten. Denn wenn ich es richtig verstanden habe, lebt sie zum Glück noch. Weißt Du was ich bei uns ganz schlimm finde, dass die engste Verwandtschaft, wo es darum ging, wie es nach der PalliativStation weitergeht, total abgedreht sind. Meine Tante, die Schwester meiner Mutter - sie standen sich sehr nahe, wollte unbedingt eine häusliche Pflege, obwohl sie ganz genau wußte, dass Mam Hospiz möchte. Wir haben das sofort abgelehnt mein Vater und ich. Körperlich wie Physisch sowie die Gegebenheiten im Haus erlauben es uns nicht Mam zu Hause zu pflegen und außerdem wollte sie es uns nie antun. Meine Tante hat sich von uns abgewandt, ebenfalls auch andere Geschwister von Mam. Wir sind ganz böse beschimpft worden. Es ist sehr traurig und nervenaufreibend momentan. Wir haben keinen Rückhalt von der Verwandtschaft mehr. Obwohl gerade diese Menschen unsere engsten und Liebsten gewesen sind. Schade... Außerdem hat meine Tante einen schwerkranken Mann und sie kennt wahrscheinlich die Ausmaße einer 24-Std.-Rundumpflege nicht... Ich weiß nicht was sie geritten hat. Sie meint es nur gut, aber wir auch. Und wir haben das Beste für Mam getan . Heute geht es Richtung Hospiz... Liebe Yvonne, wenn Du magst, erzähl mir doch auch mehr von Dir und Deinen Eltern/Verwandten. Liebe Grüße Yvonne |
#4
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AW: Austherapiert...
Liebe Yvonne,
Ihr macht das genau richtig. Bei uns stand das auch zur Diskussion Hospiz oder Zuhause. Leider Hab ich dann sehr schnell meinen Mann verloren. Ich finde es gut das ihr Euch für das Hospiz entschieden habt. Zuhause ist eine enorm grosse Belastung. Ich wünsche Dir ganz viel Kraft für diesen schweren Weg. Laß Dich drücken.
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Lieben Gruß Marita _____________________________ |
#5
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AW: Austherapiert...
Lieben Dank M10 und Marita85,
danke für Eure aufmunternden Worte. Wir wissen ganz genau , was auf uns zukommen wird und es wird sogar noch schlimmer. Die Metastasen werden immer mehr auf das Gehirn drücken und meine Mutter wird nicht mehr so sein, wie sie mal war. Sie wird zusehens verbal und körperlich aggressiver Wisst ihr das Schlimme an der ganzen Sache ist, die Verwandten - ihre Schwester, mit denen meine Eltern sehr eng befreundet sind, machen jetzt diesen Terror / Mein Vater ist fix und fertig, ich versuche mit ihm zu reden und zu reden, jedoch ist er nicht der einfachste ... Ich kenn ihn so nicht mehr ... er zweifelt jetzt daran, ob er das richtige gemacht hat. Meine Überzeugungsarbeit , diese Kraft dazu geht langsam zur Neige, er macht sich ne riesengroße Platte. Ich habe mich mit dem Krankheitsbild meiner Mutter schon sehr zeitig befasst... ich weiß, was auf uns drauf zukommt... Jedoch müssen es jetzt alle anderen auch realisieren... Oh man, was für eine doooooofe Situation ( ich wollte nicht das Wort mit "SCH..." verwenden) Ich mache mir Gedanken um seine Gesundheit. Ich habe keine Lust auf eine Doppelbeerdigung... Vielen lieben Dank nochmals für Eure Hilfe !!!!!!!!!!!!!!!!11 |
#6
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AW: Austherapiert...
Danke Dir Peanutsandjelly 78!
Ich wünsche Dir ebenfalls viel Kraft für deine Ma. Jedes Krankheitsbild verläuft anders. Die Ärzte meinten bei meiner Mutter, sie wäre ein Sonderfall, ein sehr untypischer Verlauf... "es wird ein laaaanges Leiden" - haben sie gemeint. Ich war geschockt, als ich das gehört habe. Das hat meine Mutter nicht verdient, einfach nicht verdient. Danke für Eure Antworten und Hilfe. Es tut mir persönlich sehr gut, mir alles von der Seele zu schreiben, was mich bewegt, meine Ängste. Nur wie kann ich meinem Vater helfen? Er steht jetzt, außer mir, ganz allein da. Seine Freunde , seine Zuhörer haben ihm den Rücken zugewandt - eben die Verwandtschaft... |
#7
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AW: Austherapiert...
Hallo Yvonne,
ich weiß, wie ohnmächtig man sich fühlt. Es ist ein Albtraum. Meine Mutter hat im Dezember letzten Jahres mit 60 Jahren die Diagnose Lungenkrebs erhalten uns seitdem erleben meine Familie und ich, dass sie wie eine Löwin kämpft, aber immer wieder mit neuen schlechten Nachrichten zurecht kommen muss. Wenn ich mir vorstelle, wie lange Du schon diesen Kontrollverlust aushalten musst, wird es mir ganz anders. Die letzten sechs Wochen bei uns waren eine einzige Talfahrt, es geht Schlag auf Schlag, jetzt ist die psychische und körperliche Verschlechterung so massiv, dass meine Ma aus der stationären Behandlung direkt in ein Hospiz verlegt wird. Ganz im Ernst: Ich finde es schön, dass Du nach dem Willen Deiner Mutter handelst, meiner Meinung nach ist es das Einzige, was zählt. Ich weiß, dass es für meine Ma keine bessere Betreuung gibt als dort, trotzdem habe ich eine solche Angst davor, was werden wird. Fühle Dich ganz doll unbekannterweise gedrückt. Ich wünsche Dir Stärke! Peanutsandjelly |
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