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Alt 14.05.2013, 14:31
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LupusAngelus LupusAngelus ist offline
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Registriert seit: 27.04.2013
Ort: Mecklenburg-Vorpommern
Beiträge: 23
Standard AW: Ich habe das Gefühl, alles falsch zu machen :-/

Hallo ihr Lieben,

und ganz ganz lieben Dank für eure Worte.

Für mich ist das heute mit der schlimmste Tag...nicht weil sie schon gegangen ist, sondern weil ich merke, dass ich nervös bin, ich wahnsinnige Kopfschmerzen habe, mir meine eigene innere Ruhe fehlt und somit auch Geduld.

Es liegt mit daran, dass mein Kleinster zu Hause krank im Bett liegt und ich nicht bei ihm sein kann, auch wenn es nur eine Erkältung ist.

Gestern abend ging es dann mit meiner Stiefmutti ungewohnt weiter...

...gegen 19 Uhr aß sie eine Scheibe Brot, trank ein paar Schlucke Wasser, nahm ihre Medikamente und wollte dann unbedingt rauchen. Ich hab ihr eine Zigarette gebracht und sie bat mich, bei ihr zu bleiben. Bin ich auch, wäre ich eh, denn Zigarettte und Bett - da leuten meine Alarmglocken auch als Nichtraucher ziemlich schrill. Ich sollte recht behalten, ich hab den Aschenbecher immer in die Nähe geschoben, wo ich merkte, dass sie abaschen will und was passiert...sie zuckt ganz plötzlich mit dem Arm und der ganze Rotz landet im Bett. Die zweite Zigarette, die sie anschließend wollte gab ich ihr ehrlich gesagt nur wiederwillig und nur unter der Bedingung, dass sie nach vorne gebeugt blieb. Dann suchte sie in einer Tour ihre Oropax und das Taschentuch, legte es wieder weg und suchte erneut. Zwischendurch wollte sie die Dinger immerzu schlucken, es sei ja Medizin.

...gegen 23 Uhr bekam erst sie keine Luft und hatte Schmerzen, also gab ich ihr die Tabletten, wie mit den Ärzten abgesprochen. Dann musste sie auf die Toilette, wollte unbedingt alleine aufstehen und fiel zurück - bis ich sie überzeugt hatte, dass sie meine Hilfe annehmen sollte, dass es keine Schande sei...ohje. Und dann kam es wieder, sie wollte rauchen und sagte total seltsame Dinge. Da ich merkte, dass sie auf einmal anfing, die Oropax zu "rauchen", machte ich erstmal nix, dann wollte sie sie wieder schlucken. Nachdem ich sie davon abhalten konnte, tat sie so, als hätte sie eine Zigarette in der Hand und würde rauchen. Sie aschte in ihr Wasserglas ab, aber na gut...war ja nur gedacht.

...gegen 4 stand sie Spalier, die gleiche Prozedur noch mal, nur diesmal etwas klarer, nur dass ich sie überreden konnte, dass wir erst frühstücken und dann könne sie rauchen. Da ihr der Bauch weh tat, nutzen ich es als Argument. Und ich konnte ihr ihre Morphiumtabletten geben und sie schlief bis um 7...und da brachte sie mich an dicht an meine eigene Grenze. Erst sagte sie nichts, saß nur da, nahm ihre Medikamente und tat als würde sie rauchen. Versuchte wieder in einer Tour ihre Oropax zu schlucken. Auf meine Frage, was sie essen wolle, kam nur ein: ich will nichts. Hat immer schluckweise Wasser getrunken, drehte Flasche auf und gleich wieder zu, legte die Oropax zur Seite um sie gleich wieder zu suchen, wanderte praktisch mit den Fingern immer hin und her. Zum 10 sollte ich ihr den Wecker stellen, aber die Frage nach welcher Uhrzeit hat sie einfach überfordert und sie pflaumte mich dann so an, dass ich nur sagte, dass ich, wenn sie mich brauche rufen solle, aber bitte nicht um ihren Frust an mr auszulassen.

Ich hab mich dann so in die Stube gesetzt, dass ich sie immer sehen konnte und seh auf einmal, dass sie den Kopf nach hinten schmeißt, als würde sie Tabletten schlucken. Bin hoch, rein ins Zimmer und sie kaute und versuchte zu schlucken, nur wusste ich ja nicht was. Also bat ich sie, mir zu sagen, was sie da esse oder versuche zu schlucken. Ich bekam keine Antwort und sie versuchte es wieder zu schlucken oder zu kauen. Nach einer gefühlten Ewigkeit holte sie dann den DECKEL der Flasche aus ihrem Mund. Die Deckel, die auf z.b. großen Coca-Cola Flaschen sind...und das war die Situation, die mich an nahe an die Grenze brachte. Ich hab geschimpft und sie gefragt, ob sie sich unbedingt umbringen will. Ja will sie war ihre Antwort - trotzig wie eine 5jährige. Ich hab ihr klipp und klar gesagt, dass sie keine Flasche mehr ans Bett bekommt, nur noch ein Glas, was ich immer auffülle, hab mir die Flasche geschnappt und bin aus dem Zimmer. Da rief sie mir hinterher, sie habe Hunger. Als ich ihr dann das Brot brachte, meinte sie dann nur, dass sie nix höre...ich hab geschwiegen, war ja noch total angepisst und stocksauer, wenn ich ehrlich bin.

Sie aß jedenfalls, rauchte weiter ihre nicht vorhandene Zigarette und fing an, mit jemanden im Zimmer zu reden, kam kurz darauf hinaus und kam nach ihrem Toilettengang in die Stube. Da sie sich ihr Stelle hielt, fragte ich nach Schmerzen und ob sie eine Tablette möchte, was sie bejahte und dann das übliche veranstaltete (Zigarette rauchen die nicht da ist, Zigarette auf Zigarette stecken wollen, Zigarette ins Feuerzeug stecken wollen, fast die Finger anzünden, TV auf vollste Lautstärke und steif und stur dasitzen)...
Auf einmal fielen ihr mittendrin die Augen zu, hab aber so getan als hätte es nicht gesehen, denn es schien ihr nicht angenehm gewesen zu sein. Keine 10 min später sagte sie nur, sie gehe sich etwas hinlegen, also hab ich ihr hochgeholfen und ins Bett gebracht. Nun liegt sie ganz blass im Bett, starrt teilweise an die Decke über ihr bzw.bei der Tür und es kullert ab und zu eine Träne, sie hat aber keine Schmerzen

Um 17 Uhr kommt eine Dame vom Hospizverein, damit ich mal für eine Stunde raus kann. Sie war total entsetzt, dass wir dass alles alleine machen...aber ich meine, solange meine Stiefma sich noch alleine waschen will und auf die Toilette geht (wenn auch mit Hilfe), paßt das schon irgendwie. So ich werd dann jetzt erstmal. Bis bald und


seid lieb gegrüßt

Lupi
__________________
Fotografie ist die Trauer über die vergängliche Zeit und das Bedürfnis, einige Augenblicke festzuhalten...Die Fotografie kann sie vereinen & daraus neue schaffen ... Fotografie ist unlösbar mit der Zeit verknüpft, die sie festhält, mit der Zeit, die zwischen den Fingern, zwischen den Augenblicken zerrinnt, mit der Zeit der Dinge & Menschen, des Lichts & der Gefühle. Die Zeit wird nie mehr das sein, was sie war.
Jeanloup Sieff (1933-2000)
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