Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Hinterbliebene

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 19.01.2011, 01:32
undine undine ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 16.11.2010
Ort: Elmshorn
Beiträge: 899
Standard AW: Ich bin alleine mit meiner Trauer ...

Liebe Isabell,

es tut mir unendlich leid, dass du deine Mutter verloren hast.
Ich weiß erst seit November, dass meine Ma Lungenkrebs im Stadium IV hat, und wenn ich daran denke, dass ich sie in naher Zukunft verlieren werde, zerreißt es mich und ich weiß nicht, wie ich damit leben soll. Und das, obwohl ich schon 40 Jahre alt bin und wir uns in den letzten Jahren oft gestritten haben.

Deshalb muss es einfach für dich unglaublich entsetztlich sein! Bitte fühle dich in den Arm genommen

Ich kann mich nur anschließen, bitte hole dir Hilfe! Therapie hat manchmal so einen komischen Nebengeschmack, aber das muss überhaupt nicht sein! Als ich mit 21 Jahren eine extrem schlimme Erfahrung machen musste, hat meine Hausärtzin, (die auch Therapeutin war), mir geholfen, damit umzugehen. Sie wusste schon, welche "Knöpfe sie drücken" musste, damit ich mich öffnen kann. Manchmal habe ich einfach nur geheult und geheult, und sie hat mir geholfen, mit meiner Trauer umzugehen.
Hast du vielleicht eine Vertrauenslehrerin in deiner Schule, die dir vielleicht helfen kann? Das wäre vielleicht eine Möglichkeit. Oder vielleicht einfach einen weiblichen Menschen in deinem Umfeld, vielleicht die Mutter einer Freundin, wo du dein Herz ausschütten kannst und die dir vielleicht behilflich ist, Hilfe zu finden?

Ich kenne es von meinem Vater, aber vor allem von meinem Bruder, dass er manchmal der größte Gefühlsdepp ist, wenn es darum geht, mich aufzufangen oder zu trösten. Da ist bei vielen Männern eine totale Hilflosigkeit mit Trauer umzugehen und solche Floskeln wie "wird schon wieder" sind für sie regelrechte Rettungsanker, an die sie sich klammern. Das ist nicht böse gemeint. Viele Männer haben (leider auch heute noch), nicht gelernt, Emotionen zu zeigen, weil sie auch Schwäche bedeuten.

Da mein Vater auch so einer ist, habe ich ihn, (auch in der Vergangenheit), einen Brief geschrieben, in dem ich genau beschrieben habe, wie ich mich fühle.
Vielleicht solltest du ihm auch von deiner großen Trauer erzählen, deiner Empfindung, dich alleine zu fühlen und vor allem auch von deiner Angst, dass dich der Schmerz noch überrollen wird. Das würde ihm bestimmt eine gute Hilfestellung geben, um zu erkennen, wie er dir helfen kann.
Und auch wenn keine Wunder passieren werden und er sicherlich nicht deine Ma ersetzen und dich auffangen kann, wird es auch weitere Nähe zu dir schaffen.
Und er wird begreifen, was für eine gigantische Aufgabe vor dir liegt: die Trauer mit den Vorbereitungen zum Abitur zu vereinbaren. Und vielleicht kann auch er dich unterstützen, dass du Hilfe bekommst.

Ich hoffe, ich habe nicht zu konfus geschrieben... ist schon sehr spät

Bitte fühle dich gedrückt und alles Liebe!
__________________
_________________________

Ich habe mit Hilfe der Menschen im Krebsforum meine Mutter 2010-2011 bei ihrer Lungenkrebserkrankung (Adenokarzinom) begleitet.
Sie starb Weihnachten 2011.
Danke an alle, die mir geholfen haben. Und alles Liebe für alle, die den Kampf gegen Krebs bestreiten.
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 19.01.2011, 07:47
Benutzerbild von Winterkind63
Winterkind63 Winterkind63 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 01.08.2010
Beiträge: 65
Standard AW: Ich bin alleine mit meiner Trauer ...

Liebe Isabell!

Es tut mir so leid, dass du deine Mama so früh verloren hast. Ich kann mir gut vorstellen, wie schlecht es dir gehen muß.
Ich bin selbst an Brustkrebs erkrankt und habe eine 15-jährige Tochter.
Ich würde dir sehr empfehlen, dich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen, um deinen Schmerz zu verarbeiten, dass du nicht daran zerbrichst.

Fühl dich von mir ganz lieb in den Arm genommen und gedrückt.
Trösten kann ich dich in deinem Schmerz sicher nicht, das kann niemand.
Aber du sollst wissen, ich bin in Gedanken bei dir.

LG Winterkind
__________________
Am 7.12.2010 Letzte von 6 FEC geschafft.
Am 25.1.2011 Ablatio.
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 19.01.2011, 15:32
isabell92 isabell92 ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 18.01.2011
Beiträge: 3
Standard AW: Ich bin alleine mit meiner Trauer ...

Ich weiß gar nicht was ich sagen soll, ich hätte nie damit gerechnet, dass Menschen, die einen nicht kennen so sehr mit einem mitfühlen und einem helfen wollen.
Danke euch allen, das hat mir viel Kraft gegeben, auch wenn ich im Moment das weinen nicht aufhören kann.

Heute morgen habe ich mit meinem Papa geredet, weil es mir auch körperlich immer noch ziemlich schlecht geht und ich im Moment keinen Nerv auf Schule habe. Ich stand vor ihm und hab geweint und er hat mich nicht mal in den Arm genommen, ich glaube er war ziemlich überfordert weil er dachte, dass ich drüber weg wäre und es mir wieder gut geht.
Er will mir jetzt helfen mir Hilfe zu holen, glaubt aber das ich keinen Psychologen brauche weil ich ja nicht "psychisch krank" wäre.
Was ist denn eigentlich der Unterschied zwischen einem Therapeuten und einem Psychologen?

Ja im Moment bin ich noch ziemlich ratlos, wie es jetzt weiter gehen soll, ich bin irgendwie in so ein Loch gefallen. Ich habe keine Energie irgendetwas zu machen und würde am liebsten nur schlafen aber das klappt in letzter Zeit auch eher schlecht.

Danke euch allen und fühlt euch auch von mir gedrückt, immerhin bin ich hier ja nicht die einzige, die leidet. Aber ich weiß wie es euch geht.
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 19.01.2011, 23:17
Benutzerbild von MS78
MS78 MS78 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 25.07.2008
Beiträge: 46
Standard AW: Ich bin alleine mit meiner Trauer ...

Hallo Isabell,

ich habe soeben deine Einträge durchgelesen. Meine Mama hatte Gebärmutterkrebs. Dieser wurde im Sommer 2008 festgestellt. Eine Operation wurde von vornherein ausgeschlossen, weil der Tumor schon in die Blase, die Eierstöcke und den ganzen Unterleib gewachsen war. Nach zweieinhalb Wochen wurde sie schließlich aus dem Krankenhaus entlassen und bekam Bestrahlungen. Danach ging es ihr sehr gut, sie fuhr sogar wieder kurze Strecken mit dem Auto. Am 10.11.08 wurde Mama mit starken Rückenschmerzen wieder ins Krankenhaus gebracht. Dort wurde festgestellt, die Bestrahlungen hatten an einer Stelle etwas angeschlagen gehabt, dort ist der Tumor auch kleiner geworden. Aber stattdessen ist dieser am Rücken weiter gewachsen. Ihr ging es von Tag zu Tag schlechter. Sie konnte nichts mehr essen, musste dauernd spucken, war zittrig, ihre Stimme war ganz heißer und sie konnte kaum mehr sprechen. Am 19.11.08 waren Papa und ich mittags über 3 Stunden im Krankenhaus und abends noch mal 2 ½. Um 21.18 (die Uhrzeit werde ich nie vergessen) sind wir aus ihrem Zimmer gegangen. Am nächsten Morgen kam dann der Anruf, dass sie um 7.15 gestorben ist…

Meine Mama war nicht nur meine Mutter, sie war auch wie eine sehr gute Freundin für mich. Ich hatte auch bis zum Schluss immer die Hoffnung, dass sie wieder gesund wird. Obwohl nun über zwei Jahre vergangen sind, tut es immer noch weh. Wenn dann noch diese Bilder in Erinnerung kommen, wie schlecht es ihr von Tag zu Tag ging, und keiner mehr helfen konnte. Da könnte ich nur weinen. Mama fehlt mir so. Es sind die einfachen Dinge dir mir fehlen. Sie fragen können, ihr etwas erzählen können, getröstet werden, ihr helfen, eine DVD zusammen ansehen, Einkaufen gehen. Alle paar Tage, manchmal sogar täglich, fahre ich zum Friedhof und gehe zu ihr ans Grab. So kann ich wenigstens bei ihr sein.

Viele liebe Grüße

Markus
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 19.01.2011, 23:27
Benutzerbild von IreenS
IreenS IreenS ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 04.05.2008
Ort: Oberfranken
Beiträge: 430
Standard AW: Ich bin alleine mit meiner Trauer ...

Hallo Isabell,

ein Sozial-Päd. bzw. Therapeut soll dir helfen deinen Weg zu finden
und er soll dir helfen nicht in ein tiefes Loch zu fallen bzw. wieder heraus zu finden.

Ein Guter wird dich dabei unterstützen deinen eigenen Weg zu suchen und zu finden und dich dabei begleiten.
Niemand soll dir sagen oder kann dir sagen was du machen sollst
- den Weg finden musst du letzten Endes selbst.
Dein Begleiter auf diesem Weg muss dabei auf dich achten und dir helfen Antworten und Wege zu finden.

Mit einer psychologischen Erkrankung hat das überhaupt nichts zu tun.

Über Dinge, die uns sehr belasten, reden zu können
- mit einem Menschen, der Abstand dazu hat - ist wirklich sehr hilfreich.

Ich hoffe du findest jemanden, der dich da unterstützen kann.

Ich habe z.B. ab und zu Gespräche mit einer/meiner Homöopathin
Das hat sich für mich eigentlich zufällig ergeben, und es ist wirklich gut.

Bei uns gibt es z.B. ein Sozial-Pädagogisches Zentrum der (ich glaube) kath. Kirche.
Da kann jeder hin gehen und bekommt Hilfe - kostenlos.
Vielleicht gibt es bei euch auch so etwas in der Nähe.

Und auch mit Freundinnen reden ist gut - lass es raus.

Alles Gute auf deinem Weg

Ireen
__________________
http://www.myvideo.de/watch/4892460/...ume_leben_ewig


Wolfgang *03.04.1947 - +18.10.2008

Christel *17.05.1950 - +12.04.2011
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 20.01.2011, 11:10
tochtermama tochtermama ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 08.12.2008
Beiträge: 8
Standard AW: Ich bin alleine mit meiner Trauer ...

Hallo Isabell,

mein herzliches Beileid! Es muss unglaublich schwer sein, die Mutter in so jungem Alter schon zu verlieren. Diese MÜdigkeit kenne ich auch. Es hat glaube ich mit der Trauer zu tun. Sie raubt einem die komplette Kraft. Mir hat vor allem Weinen geholfen. Weinen, weinen und nochmal weinen. Und eine Therapie kann ich auch nur weiterempfehlen. Bücher oder Internetseiten lesen zum Thema Trauer hat auch einiges gebracht, weil ich zum Teil dachte, ich hab sie nicht mehr alle. Und natürlich dieses Forum! Die Beiträge der anderen lösen die Tränen und das erleichtert ungemein. Aber es dauert.

Alles Gute und Liebe und viel Kraft
tochtermama
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 07:23 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2025, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2025 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55