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  #1  
Alt 24.01.2011, 14:37
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MaunaLoa MaunaLoa ist offline
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Standard AW: Bin rat- und hilflos

Hallo,

danke fraunachbarin für die Antwort. Ich mache mich mal auf die Suche nach einer Selbsthilfegruppe.

Ich habe noch einmal eine Frage an Euch andere Angehörige: Gibt es unter Euch jemanden, der auch weit weg von seinen Eltern wohnt? Wie löst Ihr dieses Problem?
Ich wäre so gerne viel öfter bei meiner Mama und habe oft das Gefühl, sie alleine bzw. im Stich zu lassen
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  #2  
Alt 24.01.2011, 16:43
Christina1971 Christina1971 ist offline
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Standard AW: Bin rat- und hilflos

Liebe MaunaLoa,

ich kann Deine Gefühle genau nachempfinden, da ich mich in einer ähnlichen Situation befinde. Meine Mutter ist letztes Frühjahr an Eierstockkrebs erkrankt hat jedoch, nach einigen Tiefs, die Chemotherapie sehr gut überstanden. Die Ergebnisse waren sehr gut, wir waren alle glücklich. Doch nicht einmal ein halbes Jahr später, im letzten Dezember, war der Rezidiv da. Das Loch, in welches sie gefallen ist, war riesig. Dazu kommt, dass die Nebenwirkungen der neuen Chemo sehr unangenehm und schmerzhaft sind.

Auch ich habe Probleme mit der ganzen Situation umzugehen, leide sehr mit ihr, und mein Leben fixiert sich fast nur noch auf sie und diese Krankheit. Hat sie einen etwas besseren Tag (sofern man überhaupt von besser sprechen kann) bin ich überglücklich, hat sie einen schlechten Tag, so fühle ich mich auch mies und traurig. Leider hat meine Mutter es bis heute abgelehnt, sich psychologischen Beistand zu holen. Sie verarbeitete die Misere bisher gemeinsam mit meinem Vater und mit sich selbst. Ich kann nicht sagen, welcher Weg der bessere ist.
Ich halte es momentan noch ohne Medikamente oder therapeutische Hilfe aus durchlebe aber ebenfalls schlimme Phasen der Traurigkeit und Hilflosigkeit. Mir hilft dieses Forum sehr, wenngleich ich nicht der größte Schreiber bin. Doch das Lesen von anderen Betroffenen und Angehörigen gibt mir eine Stütze und die Gewissheit, nicht alleine auf der Welt mit diesem Übel dazustehen. Das Lernen über die Krankheit, die Therapien und die Medikamente nimmt mir ein wenig die Angst vor dem Fremden. Die Sprache der Ärzte kommt mir nicht ganz wie Chinesisch vor, und die Reaktionen ihres Körpers auf die Chemo kommen nicht gänzlich unvorbereitet. Doch schlussendlich fühle auch ich mich immer wieder wie ein Häufchen Elend und habe große Angst vor der Zukunft.

Ich habe wie Du das Problem, räumlich getrennt von meinen Eltern zu leben. Sie wohnen ca. 600 km entfernt, was mir nicht selten ein schlechtes Gewissen bereitet und meine Sehnsucht, sie zu sehen, ins Unermessliche wachsen lässt. Ich reise zwar häufig hin kann jedoch nicht jedes Wochenende dort sein. Wobei ich auch sagen muss, dass mich meine Mutter manches Mal sogar bittet, nicht zu kommen, damit mir meine Kräfte für mein eigenes Leben nicht ganz schwinden. Also schreibe ich ihr oft Briefe und schicke hin und wieder Blumensträuße zur Aufmunterung, worüber sie sich sehr freut. Telefonieren strengt sie eher an und belastet sie mehr, als dass es ihrer Seele gut tut. In der Regel deprimiert es sie, wenn immer wieder Freunde und Bekannte mit der selben Frage, wie es ihr gehe, anrufen, und sie immer wieder mit weniger positiven Nachrichten antworten kann.

Ein Rezept, wie man mit allem umgehen kann, gibt es wohl nicht. Ich denke, es ist gut und hilft schon eine Menge, ihr die Gewissheit zu geben, dass Du für Deine Mutter da bist, wenn auch nicht immer in physischer Anwesenheit. Sie spürt, dass Du sie nicht im Stich lässt.
Meine Mutter hat mir schon oft gesagt (in Momenten, in denen es ihr seelisch besser ging), es sei wichtig für sie zu wissen, dass ich mein Leben trotz allem weiterlebe und Freude habe. Ihr helfe es nicht zu sehen, wie ich vor Kummer und Sorge vergehe und eventuell daran erkranke oder meine Partnerschaft daran zerbricht. Sie möchte ein Stück weit Normalität und nicht jeden Augenblick an ihre Krankheit erinnert werden.

Ich wünsche Dir viel Kraft

Viele Grüße
Christina
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  #3  
Alt 25.01.2011, 13:41
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MaunaLoa MaunaLoa ist offline
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Standard AW: Bin rat- und hilflos

Liebe Christina,

ganz lieben Dank für Deine Antwort!
Es scheint mir, als kämpfen wir beiden mit den gleichen seelischen Problemen, weil wir uns in ähnlichen Situationen befinden. Ich mache genau die Erfahrungen auch, die Du beschrieben hast.

Heute zum Beispiel ist wieder ein schlimmer Tag. Meine Mama war gestern sehr niedergeschlagen. Nach unserem Telefonat war ich nervlich am Ende. Heute morgen höre ich dann, dass sie immer noch so traurig ist und über Schmerzen klagt. Das macht mich selbst wirklich fertig, ich bin heute ein nervliches Wrack. Zum einen, weil sie mir leid tut, zum anderen, weil ich wütend bin, dass sie keine Schmerzmittel nimmt und sich dann so sehr in ihrem eigenen Leid verkriecht... Ich denke so oft, dass sie sich mehr anstrengen muss - vom Kopf her. Das ist für viele wahrscheinlich nicht nachzuvollziehen, dass ich mir anmaße, meine Mutter in ihrer Art mit der Krankheit umzugehen zu kritisieren. Aber ich bin so verzweifelt, weil sie sich in meinen Augen zu oft einfach gehen lässt, statt zumindest zu versuchen, positiv zu denken.
Solche Tage sind so schrecklich. Ich wäre gerne bei ihr, denn dann geht es ihr meistens besser - auch weil ich ihr nicht die Gelegenheit geben, in diese Phasen zu rutschen, und weil sie etwas zu tun hat, wenn ich da bin.
Aber da sie nicht arbeitet und auch sonst keine Dinge hat, die ihr Spaß bereiten, sitzt sie den Tag über auf dem Sofa und sieht fern, liest und weint...
Ich ertrage das kaum, sie so zu sehen oder zu wissen, dass sie den Tag so verbringt...

Ich finde es schön, dass Deine Mutter Dir so direkt gesagt hat, dass sie möchte, dass Du Dein Leben weiter lebst und Freude hast.
Ich habe so oft ein schlechtes Gewissen, wenn ich mal einen Abend mit Freunden verbringe und auch mal lache. Insbesondere, wenn ich weiß, dass sie einen schlechten Tag hat. Dann schäme ich mich wirklich dafür, dass ich ausgelassen sein will während sie leidet. Ich weiß auch nicht, wie das auf Dauer so weiter gehen soll. Meine Ehe leidet auch darunter, auch wenn mein Mann sehr stark ist und immer für mich da ist. Ich bin oft ungerecht zu ihm, wenn ich selbst traurig oder wütend bin. Und es gibt eigentlich kein anderes Thema mehr in unseren Gesprächen am Abend. Auch das kann ja nicht ewig so weiter gehen...?

Heute sehr verzweifelte Grüße
MaunaLoa
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  #4  
Alt 25.01.2011, 18:06
frohsinn frohsinn ist offline
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Standard AW: Bin rat- und hilflos

...MaunaLoa schwapp mal kurz hier zu dir ...ob im BZ oder hier ,du findest immer Ansprechpartner die dir Tipps und ein bischen Trost spenden werden ,ich dich ....und wir Angehörige ...bei mir mein Ehemann der betroffen ist, können uns gut in die jeweilige Situation hinein versetzen....es ist glaube ich bei allen das Gleiche ,gehts dem Partner schlecht gehts auch mir schlecht....ist so wünsche dir ,euch nen ruhigen Abend , die Frohsinn
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  #5  
Alt 26.01.2011, 13:46
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MaunaLoa MaunaLoa ist offline
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Standard AW: Bin rat- und hilflos

dankeschön, Frohsinn...
es hilft zu sehen, dass man nicht alleine ist.
Gestern war ein schlimmer Tag, heute geht es etwas besser.
Ich ärgere mich aber auch so sehr über mich selbst. Eben habe ich einen Artikel gelesen über neue Ergebnisse in der Behandlung von metastasierendem Brustkrebs. Und dort standen natürlich auch wieder Zahlen. 18-24 Monate nach dem Auftreten der Metastasen. Das reißt einem wieder den Boden unter den Füßen weg... Man sollte nicht lesen, ich weiß...aber wahrscheinlich kennt Ihr das auch, man macht es ab und an trotzdem.
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  #6  
Alt 26.01.2011, 13:59
Benutzerbild von gabi lehmann
gabi lehmann gabi lehmann ist offline
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Standard AW: Bin rat- und hilflos

Liebe Mauna Loa,
ja,Du merkst es gerade selber.Zuviel Lesen kann einen runterziehen.
Man muß ja irgendwie informiert sein ,aber ich habe oft das Gefühl ,das dabei immer vom schlimmsten ausgegangen wird.
Hast Du schon angefangen die Anti.D. zu nehmen?Mein Arzt hat damals gesagt ,es dauert etwas länger bis sie wirken weil sie einen Spiegel aufbauen müssen aber dann helfen sie auch.
Verändern vom Verhalten her tut man sich ja schon, wenn der Krankheitsfall eintrifft.Ich denke nicht das die Medis es verschlechtern sondern eher helfen ,auch diese schreckliche innere Unruhe bekämpfen.
Mehr wie abbrechen kannst du es nicht.Beipackzettel,ohhhhhh die lese ich schon lange nicht mehr.
__________________
Liebe Grüße Gabi

„Was man tief in seinem Herzen besitzt kann man nicht durch den Tod verlieren.“
25.04.2011
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  #7  
Alt 26.01.2011, 14:50
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MaunaLoa MaunaLoa ist offline
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Hallo Gabi,

ich glaube auch, dass immer vom Schlimmsten ausgegangen wird. Und BK mit Metas ist ja wirklich sehr allgemein, da wird nicht nach dem Tumor und Art und Anzahl der Metas gefragt. Aber ich suche so sehr nach etwas, was mich auch wieder aufbaut (und auch meine Mama, die wirklich derzeit nur noch weint). Ich will etwas finden, was ihr Hoffnung gibt.

Nein, die Antidepressiva habe ich noch nicht genommen. Gestern hatte ich lange die Packung in der Hand, aber ich scheue mich weiterhin vor Nebenwirkungen und der Wirkweise an sich.
Und ganz ehrlich: ich bin gerne zu gemütlichen Abendessen mit Freunden. Ein Glas Wein gehört dazu, auf das möchte ich nicht verzichten, denn auch das hat für mich eine beruhigende Wirkung (und nein, ich trinke wirklich nicht oft, und nicht viel). Also versuche ich es weiterhin noch ohne.
Gestern Abend gab es Schlaf- und Nerventee. Und Schokolade. Danach ging es etwas besser.
Nur heute morgen bin ich aufgewacht, und als nach einigen Minuten unsere derzeitige Situation in meinem Kopf durchgesickert ist, war ich wieder down. Ich verstehe nicht, dass das nach Wochen immernoch immer wieder wehtut und trifft...
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