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  #1  
Alt 03.05.2011, 10:22
Benutzerbild von Ariadne
Ariadne Ariadne ist offline
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Standard AW: er fehlt mir, er fehlt mir

@mimikry und Sandra,

Eure Gedanken in der Einleitung könnten meine sein, zu einem großen Teil jedenfalls. Und so sitze ich hier um 9 Uhr morgens und lasse Tränen laufen statt im Garten Löwenzahn auszureißen.
Unser Fühlen ist stets präsent, schlummert an der Oberfläche ohne jemals zu schlafen.

Auch ich wühle in alten Mails, Briefen, Fotos und Gedanken, und ich bin so froh, Mengen davon zu haben.
Nach Leos Tod hatte ich mir "Standartsätze", Liebes und Redewendungen, wie sie in einer Beziehung eben vorkommen, aufgeschrieben, um sie ja nie zu vergessen. Aber auch um sie nicht zu verzerren durch Phantasievorstellungen. Auch unsere letzten Sätze finde ich in meiner Sammlung.
Einige Blätter mit Hingekritzeltem auf Schmierpapier habe ich bis heute nicht angesehen. Eines Tages werde ich mich daran wagen.

Klar sind wir stark, wie mimikry schreibt, wir stehen über vielen Dingen, die für manche ein Problem bedeuten, weil wir in eine andere Welt blicken durften oder blicken mussten. Jedenfalls mir geht es so.
Aber mein Wissen bleibt in meinen Gedanken, denn würde ich es aussprechen würde niemand verstehen wovon ich spreche.

Nun gehe ich zu meinen Löwenzähnen, rupfe sie raus und lasse meinen Gedanken freien Lauf.

Ariadne
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  #2  
Alt 03.05.2011, 15:38
Benutzerbild von Birne
Birne Birne ist offline
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Standard AW: er fehlt mir, er fehlt mir

Mir aus tiefster Seele schreibt ihr hier!
Vor 13 Monaten mußte ich die Liebe meines Lebens gehen lasse..
Schon während der Krankheit und auch jetzt noch leide ich entsetzliche Qualen. Wie Ihr fühle ich mich halbiert verloren, übrig gelassen, verlassen, amputiert und dem Sinn meines Lebens beraubt.
Eine liebe Mitbetroffene hat mir hier mal geschrieben: "Nur einen, immer nur einen Tag mußt du dir vornehmen zu überstehen!" Liebe Morgana, dieser Satz war es, der mir das Leben gerettet hat. Ich weiß es ganz bestimmt.
Und so mache ich es heute noch.
Milder wird der Schmerz, die Tränen schießen nicht mehr so heiß in die Augen. Es stimmt! Und trotzdem bleibt eine unsägliche Traurigkeit, die fast körperlich spürbar ist.

Professionelle Hilfe nehme ich seit einem halben Jahr in Anspruch. Eine sehr sehr liebe Frau, die im wahrsten Sinne des Wortes mit mir mitfühlt/mit leidet - ja Mitleid mit mir hat. Und das tut mir so gut. Vor allem zu einer Zeit, in der keiner mehr wirklich über meinen/unseren Verlust etwas hören will. Diese eine Stunde pro Woche gehört mir und meinem Schatz ganz allein. Es ist zu einer richtigen Kostbarkeit geworden.
Ich weiß um euren Schmerz und wünsche euch allen Trost, Halt und Durchhaltevermögen, immer wieder den nächsten Tag zu überstehen.
Seid alle in Arm genommen, getröstet und lieb bedacht.

Ganz liebe Grüße
Elbi
__________________


Mein lieber lieber Schatz
*14.07.1950 +08.04.2010

Ich würde Jahrtausende lang die Sterne durchwandern, in alle Formen mich kleiden, in alle Sprachen des Lebens, um dir Einmal wieder zu begegnen. Aber ich denke, was sich gleich ist, findet sich bald.
(Friedrich Hölderlin, Hyperion)
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  #3  
Alt 15.05.2011, 16:07
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Ariadne Ariadne ist offline
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Standard AW: er fehlt mir, er fehlt mir

Man sagt uns

wir sollen es nicht so schwer nehmen.
Man sagt uns, das Leben ginge weiter.
Man sagt uns, jeder müsse lernen,
Verluste zu überwinden.
Man sagt uns, jede Prüfung des Lebens brächte einen weiter.
Man sagt uns, die Zeit lässt jeden Schmerz vergehen.

Aber - so einfach geht das nicht.

Ich gehe wieder einmal "in Deckung", wenn ich einen meiner Nachbarn in der Ferne erblicke. Kein smal talk für mich an manchen Tagen.
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  #4  
Alt 16.05.2011, 17:11
Benutzerbild von SandraG
SandraG SandraG ist offline
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Standard AW: er fehlt mir, er fehlt mir

Meine lieben, starken Frauen,

erst einmal danke für Eure Geschichten, Eure Erfahrungen und Zuspruch. So langsam kehre ich ins Leben zurück; es geht alles wieder seinen "normalen" Gang. Die Arbeit ist wieder aufgenommen, der Alltag hat einen wieder.
Dennoch fehlt etwas, mal mehr, mal weniger...

Wie Ariadne schreibt, so sagt "man" uns, wir sollen es nicht schwer nehmen, das Leben ginge weiter...ja aber alles alleine...ohne den geliebten Partner.
Sagt "man" uns auch, wie wir das bewältigen können? Viele, die vom Verlust hören, können unsere Gefühle "erahnen"....aber wirklich nachvollziehen kann doch nur der sie, der ähnliches erlebt hat.

Mein täglicher Gedanke, Antrieb ist nicht, dass ich den Tag überstehen muss, sondern einfach nur "Was hätte er jetzt in dieser Situation gewollt" - und hier, muss ich ihm wieder einmal voller Liebe danken, gibt er mir die Kraft dem Leben dennoch seine schönen Seiten abgewinnen zu können. Ich bin so dankbar und glücklich, die Liebe meines Lebens kennengelernt zu haben! Wieviele suchen danach und finden sie nie.... Da kann ich doch um die 7 Jahre froh und dankbar sein, oder nicht? Ich versuche mir vorzustellen, wie es wäre, wenn er nochmal einen Tag hier wäre: aber es ist ganz komisch. Natürlich hätte ich gern noch einen Tag mit ihm, aber nicht so, wie es zuletzt für ihn war: mit Morphin vollgepumpt, total erschöpft, der Körper ausgemergelt, kraftlos.....Nein, egoistisch wäre ich, wenn ich mir sowas wünschen würde. Dann lieber keinen Tag mit ihm, nur das es ihm gut geht. Und das tut es ganz sicher auf der anderen Seite, da wo er nun ist, wo er wieder "ganz", rein, Liebe und Licht ist.

Die Kraft, die ihr jeden Tag spürt, die euch immer wieder aufstehen läßt - ich bin mir so sicher, dass unsere Lieben etwas damit zu tun haben! Und auch dafür bin ich sehr, sehr dankbar.

Und wißt ihr, warum ausgerechnet wir diese Schicksale bekommen haben? Weil wir so stark sind, dass wir es ertragen können.....

In diesem Sinne meine Lieben umarme ich Euch alle ganz, ganz herzlich und gebe Euch gern meine Hand, wenn ihr sie braucht!

Alles Liebe

Sandra
__________________

Da es förderlich für die Gesundheit ist, habe ich beschlossen, glücklich zu sein - Voltaire
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  #5  
Alt 17.05.2011, 07:45
Rüdi59 Rüdi59 ist offline
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Standard AW: er fehlt mir, er fehlt mir

Hallo Sandra,
heute hänge ich durch und muss immer wieder weinen. Dein Eintrag hat mir heute morgen sehr geholfen. Ich hatte 26 tolle Jahre mit der großen Liebe meines Lebens. Was würde ich dafür geben, ihn noch einmal bei bester Gesundheit lächelnd um die Ecke biegen zu sehen und zu sagen, Komm Schatz, der Kaffee ist fertig. mach mal ne Pause!
Ich weiß, dass ich stark bin, um dies zu ertragen. Ich habe mir ein Buch gekauft. "Keinen Abend mehr zu weit" Aber es tut so weh, dass mein Herz schmerzt. Er hat mich sogar noch in seinem Leidenszustand am Schluss angelächelt. Er war unglaublich tapfer. Ich möchte an seiner Gedenkfeier Bildercollagen zusammenstellen, die von Rüdiger erzählen. Auf keinem einzigen Bild sieht man ihn nicht lachen oder lächeln. Er war ein so lebenslustiger lebensbejahender Mensch. Warum musste er den Kampf verlieren. Er wollte doch so gerne leben, er wollte es schaffen, mich nicht alleine lassen.
Ich bin so unendlich traurig....
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  #6  
Alt 17.05.2011, 17:48
Benutzerbild von SandraG
SandraG SandraG ist offline
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Standard AW: er fehlt mir, er fehlt mir

Liebe Sylke,

wie schön ist es doch: du durftest 26 Jahre mit der Liebe deines Lebens verbringen! Wunderbar! Grossartig! Das ist soviel! Und wie sehr verstehe ich deinen Schmerz. Auch ich hänge durch, das ist aber normal. Keiner sagt dir, wie es richtig ist, zu trauern, den Schmerz zu verarbeiten. Das findest du mit der Zeit selbst heraus. Tu einfach das, was dir gut tut und von dem Du meinst, dass das dein Schatz so gewollt hätte. Mir hilft dieser Gedanke bei der Verarbeitung.

Meinem Mann und mir waren sieben schöne, tolle Jahre vergönnt. Ich bin glücklich, dass ich diese erleben durfte. Es war und ist das Wunderbarste, das mir passieren konnte und das ich vom Leben als Geschenk bekommen habe.

Auch mein Mann wollte mich nicht alleine lassen. Ganz im Gegenteil: ich mußte ihm sagen, dass er gehen darf/kann. Da erst hat er losgelassen..... Das war schwer, aber für ihn, seinen Körper und seine Seele warscheinlich das Beste.

Ich weiß leider auch noch nicht, warum das Leben so ist und was es mir damit sagen will. Aber, und daran glaube ich fest: es hat alles seinen Sinn und seine Berechtigung im Leben. Und irgendwas wird mir das Leben noch zuteil werden lassen. Noch kann ich das nicht verstehen, aber irgendwann einmal weiß ich das WARUM.....

Und bis dahin mache ich weiter im Zyklus des Lebens.....auch wenn es noch so schwer fällt. Denn eins weiß ich: mein Mann hätte nie gewollt, dass ich "tot" im Leben stehe.... Er gibt mir die Kraft, weiterzumachen. Und ich denke, dein Mann kann das auch!!!

Alles Liebe

Sandra
__________________

Da es förderlich für die Gesundheit ist, habe ich beschlossen, glücklich zu sein - Voltaire
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  #7  
Alt 17.05.2011, 19:17
Rheingoldcat Rheingoldcat ist offline
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Standard AW: er fehlt mir, er fehlt mir

Liebe Sandra,

ich bewundere dich in deinem Vertrauen, dass alles einen Sinn im leben hat.
Leider kann ich daran nicht mehr glauben. Man hat mir das liebste genommen und mich mit auch einer Krebserkrankung will man nicht erlösen, Mein Mann hatte eine gute Chance aber durch nicht Verabreichung seiner Herzmedikamente ist er dann gestorben. Worin besteht da der Sinn frage ich mich immer wieder.

Ich muss leben ob ich will oder nicht, er wollte auch nicht mehr aber das lag ein seiner Depression.

Da bei mir im leben alles schief läuft habe ich Angst mein leben ein ende zu setzten. Denn das werde ich wohl auch nicht schaffen. Wenn ich das versuchen sollte geht das auch schief und ich kann mich womöglich nicht mehr bewegen und äußern aber bekomme noch alles mit. So will ich auch nicht weiter machen.
Aber ich sehe auch keine Sinn so weiter zu leben. Meine Freunde sind auch schon teils sauer auf mich, Heute sagte mir jemand ich sei hart geworden. Ich währe nicht mehr die selbe, aber wie kann ich das auch sein. Ich bin ja nicht mehr komplett. Ich bin nur noch leer und verloren.
Ich habe nur 9 Jahre mit Ihm leben dürfen wo ist da der Sinn.

Bitte verzeih mir, dass ich so offen schreibe, aber bei meinen Freunden und der Familie kann ich die Dinge nicht ansprechen.

Gruß
Sabine
__________________
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