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  #1  
Alt 16.06.2011, 20:32
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Karaokequeen Karaokequeen ist offline
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Standard Meine Oma muss leiden

Hallo,

wie so viele wende ich mich nun auch an euch.
Und wie bei so vielen ist es kein besonders fröhlicher Grund.
Ich weiß gar nicht so recht, nach was ich suche. Verständnis? Rat? Erfahrungen? Vielleicht von allem etwas...

Wo fange ich an?
Erstmal zu unserer Situation:
Meine Oma, 86 Jahre, lebt mit bei uns im Haus.Vor ca. 6 Jahren haben wir sie zu uns geholt. Wir sind ich, meine Eltern und mein Mann.
Vor ca. 3 Jahren wurde meine Oma ins Krankenhaus eingeliefert, da meine Mutter blutigen Stuhl bei ihr entdeckt hat. Es wurde Darmkrebs festgestellt. Nach Not-OP und längerem Krankenhausaufenthalt konnte sie aber entlassen werden und hat sich ganz erstaunlich wieder erholt. Es war fast ein Wunder, wie gut sie das verkraftet hat mit 83 Jahren.
Im November letzten Jahres hatte sie eine schlimme Verstopfung und damit verbunden auch Schmerzen und andere Probleme. Nach langem Hin und Her haben wir uns entschlossen, sie ins Krankenhaus zu bringen, damit ihr geholfen werden kann. Dort wurde dann wieder Krebs bei ihr gefunden. Diesmal in der Lunge aber auch vor allem in der Leber. Der Leberkrebs wurde vom Arzt größentechnisch wie ein halber Handteller beschrieben.
Der Krebs in der Lunge sei noch recht klein und würde auch eher langsam wachsen.
Genauere Angaben zu den Krebsarten habe ich leider nicht. Das ist alles, was ich weiß.
Sie hat die Diagnose erstaunlich gut aufgenommen, wohingegen meine Mutter und ich völlig am Boden zerstört waren. Natürlich wussten wir, dass meine Oma mit ihren 86 Jahren nicht mehr ewig bei uns sein könnte aber mit der Diagnose brach für uns quasi der Countdown an, da entschieden wurde (vor allem auch von meiner Oma selbst), dass eine Therapie wahrscheinlich mehr Schaden als Nutzen bringen würde.
Sie wurde dann im Dezember entlassen und konnte Weihnachten wieder mit uns feiern. Der Arzt sagte, dass es wohl das letzte Weihnachten mit ihr sein würde.
Danach konnten wir eine rapide Verschlechterung feststellen. Meine Oma konnte immer schlechter laufe, wurde schwächer und nahm auch ziemlich stark ab.
Über die Monate hinweg sind wir nun an dem Punkt angelangt, wo sie im Rollstuhl sitzt, so gut wie gar nicht mehr laufen kann (höchstens noch ein schwerfälliges Aufstehen mit Hilfe, um sie ins Bett zu setzen oder auf ihre Couch), starke Schmerzen hat, sich zu Beginn des Essens übergeben muss oder einen sehr starken Würgereiz hat, kaum noch etwas zu sich nimmt und einfach allgemein sehr schwach ist.
Seit Monaten trägt sie nun auch Windeln.
Der Würgereiz und das Erbrechen sind die neuesten Symptome und ich kann es noch nicht ganz richtig einordnen. Es passiert nicht jedes Mal, wenn sie isst und meistens ist es nur nach den ersten paar Bissen. Danach ist dann wieder alles gut und sie isst tapfer weiter - etwas, was ich selbst niemals könnte. Sie isst nicht weil sie Hunger hat, sondern weil sie weiß, dass sie etwas zu sich nehmen muss.
Dazu kommt, dass sie zunehmend verwirrt ist. Das ist allerdings auch tagesabhängig. Heute ist sie z.B. recht klar, wohingegen sie mich beim Aufstehen vor ein paar Wochen siezte und mich fragte, ob ich in der Ausbildung sei.
Etwas was sich partout nicht ändern will, ist der Gedanke, dass sie nicht zu Hause sondern in irgendeiner Institution ist. Sie sieht manchmal Menschen, die nicht da sind und sagt aus heiterem Himmel komplett unlogische und manchmal unverständliche Dinge. Ihr Bauch ist aufgebläht, sie ist ganz leicht gelblich und sieht einfach ganz schlimm aus.
An Medikamenten bekommt sie:
Abends eine Spritze Morphin
Sie hat Morphinpflaster
Sie nimmt mittags bevor sie sich hinlegt Tilidin-Tabletten
und noch welche zur Beruhigung (ich meine die nennen sich Tavor)

Sie hatte anfangs Luftnot, die hat sich aber mit Hilfe der Tavor gelegt, was wirklich schön ist.

Es ist ungemein schwierig, mit anzusehen, wie ein geliebter Mensch so verfällt. Ihr Urin ist dunkelgelb bis braun, ihr Stuhl ist nur flüssig und hat einen ganz schlimmen Geruch.
Ich bin sehr in die Pflege meiner Oma involviert und bin morgens da um sie zu waschen und anzuziehen. Ich bringe sie mittags ins Bett, ich wechsel ihre Windel, füttere sie etc.
Es ist eine extreme Situation für uns alle und sowohl die psychische als auch physische Belastung ist allen anzumerken.
Meine Mutter ist gelernte Krankenschwester und will meine Oma nicht weggeben und sich auch nicht wirklich Hilfe kommen lassen. Sie sagt, wir stehen das jetzt auch so noch durch.
Zu Anfang des Jahres sah es schon einmal so aus, als würde sie es nicht mehr lange schaffen. Sie hatte eine Grippe und hat sich doch wieder berappelt. Wir haben schon oft gesagt, dass diese Frau ein kleines Wunder ist.
Aber ich glaube jetzt wirklich nicht mehr an Wunder und rechne fast jeden Tag damit, dass sie nicht mehr da sein könnte.
Sie braucht rund um die Uhr Pflege und man sollte meinen, dass das mit 3 Leuten (mein Mann ist etwa außen vor) kein Problem ist aber meine Eltern sind berufstätig und ich studiere. Fast jeder freie Minute muss ich zur Verfügung stehen. Meine Mutter arbeitet an den Tagen, an denen ich zur Uni muss, dementsprechend arbeitet sie meist am Wochenende, was für mich bedeutet, dass ich im besten Fall ein freies Wochenende pro Monat habe.
Das heißt nicht, dass ich mich beschwere, denn ich bin natürlich auch gerne für meine Oma da aber es ist einfach eine Belastung, die für mich mit meinen 23 Jahren doch irgendwo sehr groß ist. Heute habe ich an mir kleine juckende Stippen entdeckt und führe das auf den Stress zurück, unter de ich stehe.

Ich möchte so gerne wissen, wie viel Zeit ich noch mit ihr haben darf.
Warum hat sie nun dieses Würgen und muss sich jeden Tag fast zweimal erbrechen obwohl ihr Magen leer ist?
Warum ist sie manchmal so verwirrt und weiß nicht so recht, wer wir sind und wo sie ist?

Ich bin für jedes Wort dankbar.
ich entschuldige mich für den halben Roman aber ich glaube, dass ich hier an einem Ort bin, wo fast jeder versteht, dass man sich manchmal so einiges von der Seele schreiben muss.

Vielen Dank für's Lesen, ich weiß es wirklich zu schätzen.
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  #2  
Alt 17.06.2011, 01:10
angelssend angelssend ist offline
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Standard AW: Meine Oma muss leiden

Hallo,

es tut mir sehr leid das es deiner Oma so schlecht geht und über die Übelkeit und das verwirrt sein lässt sich leider nur spekulieren.

Ich würde mal laienhaft vermuten das die Übelkeit/Erbrechen vermutlich mit dem Darmkrebs zusammenhängt, vielleicht drückt da etwas auf den Magen/Speiseröhre was wenn sie etwas zu sich nimmt erstmal einen Würgereiz auslöst.

Das Verwirrt sein könnte sowohl altersbedingt sein oder eben auch eine Folge der Krebserkrankung, evtl haben sich Hirnmetas gebildet?

Aber wie gesagt das ist alles reine Spekulation, genau abklären kann das nur ein Arzt.
Wenn ihr es noch nicht getan habt würde ich deine Omi vielleicht nochmal durchchecken lassen, damit ihr paliativ vielleicht geholfen werden kann und man ihr alles so angenehm wie möglich gestaltet wird.

Ich wünsche dir und deiner Familie viel Kraft für die noch kommende Zeit und vielleicht gibt es ja die Möglichkeit das dein Mann dich auch etwas entlastet, denn ich würde mir das was du leistest nicht zutrauen und bin nur wenig älter.
Vielleicht solltet ihr euch doch Unterstützung holen und wenn es nur für 1 Tag die Woche ist oder auch nur für Morgens oder Abends?

Ganz liebe Grüße an dich und ganz viel Kraft für euch alle.
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  #3  
Alt 17.06.2011, 01:43
Boxerhund1 Boxerhund1 ist offline
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Standard AW: Meine Oma muss leiden

hallo

tut mir sehr leid, daß deine Oma jetzt so schlecht dran ist. Wie lange du sie noch haben wirst, kann dir niemand sagen. Daß es sich aber eher um wenige Wochen (falls überhaupt) als um Monate handelt, weißt du ja selber.

So wie du eure Situation beschreibst, würde ich sofort Hilfe holen - so daß ihr von der Grundpflege erstmal befreit seid. Zumindest morgens und abends eine Schwester vom Pflegedienst, dann könnt ihr selber auch mal durchatmen. Die Zeit, die ihr dadurch gewinnt, könnt ihr viel besser mit deiner Oma teilen.

Der "Lungen-/Leberkrebs" - da dürfte es sich um Metastasen handeln. Diese wachsen - und die Übelkeit und der Brechreiz könnte von dem zunehmenden Leberversagen kommen oder eben durch die Raumforderung.
Die Verwirrtheit ... naja... sie bekommt schwere Medikamente: Morphium und zusätzliche Beruhigungsmittel. Das ist gut für sie, kann aber halt auch zu Verwirrung führen - und wenn der Urin braun ist, ist sie vielleicht aus ausgetrocknet - oder aber auch schon im Nierenversagen. Alles das kann die Symptome erklären.
Aber das ist jetzt nur aus deiner Beschreibung spekuliert.

Siehst... sich Hilfe zu holen für die Grundpflege, oder auch Brückenschwestern, die da sind, wenn ihr grad nicht da sein könnt... die sind da auch zur Entlastung der Angehörigen. Es ist kein "im Stich lassen", kein "Verrat" an der Oma. Da muß keiner von euch ein schlechtes Gewissen haben.
Es kommt darauf an, daß deine Oma gut betreut wird, daß sie nicht alleine ist - und daß ihr auch mal Luft habt und durchatmen könnt.
Die ganze Situation ist ja für alle sehr belastend - psychisch und physisch.

Also... holt euch die Hilfe, die ihr braucht. Grad auch für deine Oma ist es gut, wenn ihr dann nicht gestreßt von der ganzen Pflege bei ihr seid, sondern dann einfach nur für sie da sein könnt und die Zeit mit ihr verbringen.
__________________
Liebe Grüße, Cori

Als Angehörige kam ich, als Hinterbliebene blieb ich.

Mama: 4.10.1924 - 29.6.2009
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  #4  
Alt 17.06.2011, 05:20
Alpenveilchen Alpenveilchen ist offline
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Standard AW: Meine Oma muss leiden

Liebe Karaokequeen,

meine Vorredner haben schon das meiste gesagt und ich möchte mich dem anschliessen. Ich habe lediglich zwei Gedanken hinzuzufügen. Das eine ist die Übelkeit, die Du bschreibst. Das war bei meiner Bekannten mit dem Darmkrebs auch so. Bevor man erkannte, dass es Darmkrebs war, dachte sie immer es hätte etwas mit dem Schlucken und dem Hals zu tun und eine Magenspiegelung wurde durchgeführt. Wenn etwas im Darm "quersteht", scheint das bis rauf auf die Halsgegend und den Schluckreflex drücken zu können.

Mein anderer Gedanke betrifft, wie sich Deine Oma wohl fühlt bei all der Pflege durch Euch. Sie würde vielleicht lieber von Pflegepersonal gewaschen und wäre für die Familie lieber nur die Oma, die sie früher auch wahr, nur halt jetzt geschwächt. Aber sie hätte Euch vielleicht lieber an der Bettkante sitzen und würde mit Euch erzählen oder zuhören als von Euch gewaschen zu werden. Das ist natürlich Spekulation meinerseits. Aber der Gedanke kam mir beim Lesen Deines Beitrages. Was möchte die Oma eigentlich? Wie möchte sie, dass die Pflege aussieht?

Ich wünsche Euch, dass Ihe trotz allem Stress noch eine schöne Zeit miteinander verbringen könnt.

Viele liebe Grüsse
vom Alpenveilchen

Geändert von Alpenveilchen (17.06.2011 um 05:23 Uhr)
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  #5  
Alt 17.06.2011, 11:33
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Karaokequeen Karaokequeen ist offline
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Standard AW: Meine Oma muss leiden

Danke für eure Antworten.

Zu der Hilfe möchte ich sagen, dass es leider etwas problematisch ist. Da es 'nur' meine Oma ist und ich nicht ihre Tochter bin, hat meine Mutter sich entschieden, dass sie das durchziehen will.
Dazu kommt, dass wir uns anfangs sogar informiert haben, uns der Pflegedienst hier aber gesagt hat, dass sie momentan niemanden zur Verfügung haben. Das hat uns damals natürlich etwas geärgert, kam für meine Mutter aber auch wohl als passende Ausrede dafür, sich NICHT Hilfe zu holen.
Ich habe das Thema viele Male angesprochen und bin immer auf mehr oder wenige taube Ohren gestoßen. Sie würde sich eher von der Arbeit beurlauben lassen, als jemand anderem die Pflege zu übergeben.

Was mich zum Punkt von Alpenveilchen führt. Meine Oma sagt immer, dass es so schön bei uns ist und sie uns alle so lieb hat. Ich weiß, dass es auch für sie sehr schwierig ist, hinzunehmen, dass sie von ihrer Familie gewaschen wird etc. allerdings sagt sie auch, dass sie froh ist, dass hier keine 'Fremden' sind.
Ich glaube also schon, dass sie so mit der Situation zufrieden ist (naja, soweit man mit so einer Situation zufrieden sein kann).
Wir wissen natürlich, dass ein Hospiz sie jetzt ohne weiteres nehmen würde, sie würde aber niemals gehen wollen.
Wir hatten uns mal über Palliativ-Pflege erkundigt aber so wie es scheint, sind die Institutionen hier aber eher dazu da, sich mit der Person zu unterhalten oder auch für die Angehörigen da zu sein und mit ihnen zu sprechen.

Es ist alles nicht so einfach. Für meine Mutter ist die Situation furchtbar schwierig aber sie will das nicht nehmen lassen, auf keinen Fall, und würde alles tun, nun diese letzten Momente mit meiner Oma zu verbringen, "koste es was es wolle".
Ich weiß, dass das nicht unbedingt der beste Ausgangspunkt ist aber so ist es nun anscheinend und wir müssen uns wohl oder übel damit arrangieren.

Wir versuchen hier wirklich, uns abzuwechseln, sodass ich mal einen freien Nachmittag habe oder mal ausschlafen kann oder halt auch, dass mine Eltern mal etwas Zeit haben etc.
Irgendwie hat es immer geklappt und es klappt auch jetzt noch, es ist nur eine unglaubliche Belastung.
Ich denke, dass meine Mutter sich auch denkt, dass es jetzt eh schon so weit gekommen ist und wir den letzten Schritt noch auch noch schaffen.

Boxerhund, du hattest den braunen Urin angesprochen. Ich dachte auch zuerst, dass es wegen zu wenig Trinken ist aber sie trinkt inzwischen wirklich sehr viel und es hat sich nicht geändert. Wir hatten deshalb auch schon an die Nieren gedacht aber sie hat das halt auch schon seit Monaten.

Ihr Doktor kommt regelmäßig vorbei und schaut nach ihr.
Wir haben ihr versprochen, sie nicht wieder ins Krankenhaus zu bringen. Sie möchte das auf keinen Fall und das respektieren wir natürlich.

Ach...alles nicht so einfach.

Danke für all eure Gedanken und aufmunternden Worte. Auch wenn ich nicht alle eurer Vorschläge umsetzen kann, bestätigen sie mich zumindest in dem Sinne, dass ICH weiß, dass es das Beste wäre und mich deshalb nicht schlecht fühlen muss, auch wenn meine Mutter das anders sieht.

Viele Grüße
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  #6  
Alt 17.06.2011, 14:09
schildimausi schildimausi ist offline
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Standard AW: Meine Oma muss leiden

Hallo.....

Ich arbeite ja als Altenpflegerin - haben auch oft Bew. zur Palliativ Pflege

Du schreibst, dass deine Oma sich immer öfters Übergeben tut....
Wie sieht es da mat MCP-i.m Injktionen aus ..... das bekommen fast alle unsere Bew. die diese Probleme haben....

Wünsche euch viel Kraft - und drücke deine Omi die Daumen das sich sich bald auf die Reise begeben kann.....
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  #7  
Alt 18.06.2011, 11:47
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Karaokequeen Karaokequeen ist offline
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Standard AW: Meine Oma muss leiden

Zitat:
Zitat von schildimausi Beitrag anzeigen
Hallo.....



Du schreibst, dass deine Oma sich immer öfters Übergeben tut....
Wie sieht es da mat MCP-i.m Injktionen aus ..... das bekommen fast alle unsere Bew. die diese Probleme haben....
Ich kenne mich mit diesem Vokabular leider gar nicht aus, kannst du mir sagen, was das ist?
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  #8  
Alt 19.06.2011, 21:15
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Karaokequeen Karaokequeen ist offline
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Standard AW: Meine Oma muss leiden

Hallo,

leider hatte meine Oma heute einen ziemlich schlechten Tag. Normalerweise können wir ihr zu zweit beim Aufstehen helfen, sodass sie sich umsetzen kann und ins Bett reinkommt etc. Heute war das fast unmöglich. Ihre Beine wollten sie nicht tragen.

Glücklicherweise ist das Würden seit 2 Tagen nicht mehr aufgetreten. Vielleicht waren es Nebenwirkungen des Morphiums und sie hat sich nun dran gewöhnt?

Appetit kennt sie schon lange nicht mehr. Heute abend wollte sie gar nichts essen, wir konnten sie aber zu einem Joghurt überreden. So konnte sie ein paar dringend notwendige Kalorien zu sich nehmen. Sie wird quasi jeden Tag weniger.

Habe mich heute nach einem ambulanten Hospizdienst erkundigt und bin gespannt, was die ersten Antworten bringen.

Darüber hinaus habe ich heute ein langes Gespräch mit meiner Oma gehabt. Sie hat immer wieder gefragt, ob ich denn meinte, dass es jetzt vorbei wäre für sie. Furchtbare Frage. Natürlich will ich sie nicht anlügen aber ich kann ihr doch auch nicht sagen, dass es schlecht aussieht.
Ich habe ihr immer wieder gesagt, dass ich es einfach nicht weiß und es letztendlich nicht in unserer Macht steht. Sie war traurig und sagte immer nur wieder, dass sie doch noch so gerne etwas länger bei uns bleiben würde.

Sie hat von all ihren Freundinnen erzählt, die nun schon lange tot sind und ich habe ihr gesagt, dass sie sich glücklich schätzen kann, soviel erlebt zu haben in ihrem Leben.

Dieser Tag war sehr schwierig für mich. Ich habe viel geweint und auch beim Schreiben dieser Zeilen kommen mir die Tränen. Ich bin von dem ganzen Trubel hier so oft so abgelenkt, dass ich kaum dazu komme, wirklich darüber nachzudenken, wie es sein soll, wenn sie nicht mehr da ist.
Den Gedanken kann ich kaum aushalten. Es bricht mir wirklich das Herz. Dieser herzensgute Mensch muss so viel Leid ertragen und ich kann es nicht in Ordnung bringen.
Ich will sie nicht gehen lassen... Ich wollte doch immer ihren 90. Geburtstag ganz groß mit ihr feiern...
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  #9  
Alt 19.06.2011, 22:04
Alpenveilchen Alpenveilchen ist offline
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Standard AW: Meine Oma muss leiden

Liebe Karaokequeen,

ich glaube, es ist schwer vom Krankheitsverlauf jüngerer Krebspatienten auf den Verlauf bei Deiner Oma zu schliessen. Der Krebs wächst langsamer bei älteren Menschen. Gleichzeitig sind sie schwächer und haben nicht mehr so viel Kraft, um den Krebs zu bekämpfen. Man weiss einfach nicht, wie der Verlauf bei Deiner Oma sein wird. Wenn sie sich noch so fühlt, als sei das Ende in weiter Ferne, dann lass sie in diesem Glauben. Wer weiss, vielleicht hat sie ja recht, und kann noch eine ganze Weile so leben.

Ein ambulanter Hospizdienst hört sich ja gut an. Ich wünsche Dir und Euch sehr, dass das klappt.

Was das grosse Feiern des 90. Geburtstags anbetrifft, so kann ich sagen, ich habe mit drei oder vier meiner Verwandten den 90. Geburtstag gefeiert. Sie waren alle gesund. Aber es waren kaum noch Freunde und Bekannte am Leben, die hätten kommen können. Die 90-jährigen waren an diesem Tag schnell müde, haben kaum Appetit gehabt und es war jedesmal so als wäre die Feier eigentlich mehr ein Bedürfnis der jüngeren Verwandten als der/des 90-jährigen. Ich würde sagen: Ja, 90 ist ein stolzes Alter, aber die Zeit des grossen Feierns ist wohl für die meisten vorbei. Vielleicht wird das bei zukünfitgen Generationen, die mehr im Wohlstand gelebt haben, anders sein.

Alles gute für Deine Oma
vom Alpenveilchen
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  #10  
Alt 20.06.2011, 00:23
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Karaokequeen Karaokequeen ist offline
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Standard AW: Meine Oma muss leiden

Liebes Alpenveilchen,

danke für dein Worte.
Natürlich möchte ich sie in dem Glauben lassen und habe es auch immer getan. Ich glaube, manchmal fehlt mir einfach selbst die Kraft, das alles aufrecht zu erhalten.
Der Krebs wächst defintiv langsamer, deshalb haben wir ja auch das Glück, sie noch bei uns haben zu dürfen.

Ja, das verstehe ich mit dem 90. Natürlich sind nicht mehr viele ihrer Freunde da und einige sind doch schon sehr verwirrt und gebrechlich. Ich glaube, ich hätte es ihr aber gegönnt, noch einmal richtig groß gefeiert zu werden.
Ihr Geburtstag ist am 31.7. Momentan ist das unser großes Ziel und wenn sie es bis dahin schafft, wäre das wirklich toll.

Wir werden sehen... Seit Monaten lassen wir nun alles auf uns zukommen und werden auch weiter so vorgehen.

Ich war noch nie in der Situation, jemanden zu verlieren, der mir so nahe steht. Ich fühle mich einfach noch nicht bereit dazu...

Danke nochmal,
KQ
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  #11  
Alt 21.06.2011, 21:58
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Karaokequeen Karaokequeen ist offline
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Standard AW: Meine Oma muss leiden

Heute war ein schlechter Tag. Ich war den Nachmittag alleine mit meiner Oma und sie hatte Schmerzen, war ein wenig durcheinander und einfach sehr zufrieden. Als ich kurz mal nicht geguckt habe, hat sie ihre Zahnprothesen rausgenommen und auf dem Küchentisch verstreut. (Fast schon komisch aber in dem Moment war ich nur verzweifelt).

Schwierig ist vor allem, dass meine Mutter keine Fremde Hilfe haben will. Sie sagt, dass es keinen Sinn für uns macht, da wir eine Hilfe nicht zu festen Zeiten beanspruche können (meine Eltern arbeiten beide im Schichtdienst). Das heißt, am Montag bräuchten wir jemanden von 8-8.30, am Dienstag gar nicht und dann am Freitag vielleicht wieder um 19.00Uhr.
Ist sowas überhaupt machbar? Ich weiß es nicht und sie will sich nicht erkundigen. Dazu kommt, dass wir meine Oma ja auch nicht alleine lassen können. Selbst wenn also jemand kommt und sich anzieht und wäscht, was ist dann danach? Soll sie 4 Stunden alleine in ihrem Rollstuhl sitzen?

Und so schlagen wir uns also selbst zurecht. Langsam komme ich aber an meine Grenzen und weiß nicht mehr weiter.
Ich wollte jetzt einen ambulanten Hospizdienst einschalte, meine Mutter meint aber auch, dass die ja nicht wirklich helfen könnten. Schließlich wsei meine Oma gut damit zufrieden, einfach nur mal da zu sitzen, etc und bräuchte keine Belustigung. (Nicht direkt ihre Worte aber sinngemäß).
Ja...da versuche ich also zu helfen aber angenommen wird diese Hilfe einfach nicht.
Ich frage mich, was die Gründe für die Sturheit meiner Mutter sind...

Ich denke, sie will sich nie vorwerfen müssen, dass sie nicht alles gegeben hat.
Es ist so, dass ihr Vater sehr früh gestorben ist, nun schon fast vor 25 Jahren. Da war ich noch gar nicht auf der Welt, meine Oma war um die 60 und meine Mutter knapp 30.
Er ist an einem Herzinfarkt in der Nacht plötzlich verstorben. Ohne jegliche Vorwarnung, ohne Möglichkeit, Tschüß zu sagen.
Das at sie schwer belastet, da ihre Beziehung zu ihrem Vater (und ihrer Mutter) nie besonders gut war. Es gab keine großen Probleme aber es war auch nie besonders viel Liebe und Zuneigung in ihrem Verhältnis.
Und in dieser Situation mit meiner Oma gibt es viel offenkundige Zuneigung und Wärme. Meine Oma (jemand, der sonst nie für Umarmungen oder jegliches Sentimentales war), sagt uns nun jeden Tag, wie sehr sie uns lieb hat und möchte uns umarmen usw.
Mir scheint es einfach, als hätte das viel Einfluss auf die Sturheit meiner Mutter.
Natürlich ist das verständlich aber auch sehr schwierig für alle...
Was soll ich denn da nur machen?

Mit meinen 23 Jahren bin ich mit meiner Weisheit so langsam auch am Ende...

Einen schönen Abend wünscht,
KQ
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  #12  
Alt 28.06.2011, 21:46
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Standard AW: Meine Oma muss leiden

Es wird einfach immer schlechter.
Heute hatte meine Oma schon nach ihrem Mittagsschlaf (so um 15 Uhr) so starke Schmerzen (trotz Morphinpflastern und 2 Tilidin), dass wir ihr noch eine Morphinspritze gegeben haben. 2 Stunden danach wollte sie dann ins Bett und dort ist sie nun seit 17 Uhr.
Sie war zwar zwischendurch mal wach und hat mit uns gesprochen aber sie war ziemlich durcheinander und dachte, es sei morgens (naja, bei so viel Schlaf ist das ja auch wohl verständlich).
Jetzt hoffe ich nur, dass sie die Nacht auch durchschlafen kann. Gegen 23 Uhr wird sie nochmal eine Spritze bekommen, damit es für die nacht reicht.

Ich bin in einer ganz blöden Situation. Auf der einen Seite zerreißt es mir das Herz, sie so leiden zu sehen und ich möchte so gerne, dass es ihr langfristig wieder besser geht aber auf der anderen Seite - und vor allem, da ich weiß, dass es nicht mehr besser wird - ist es manchmal schwierig für mich, wenn auf einen schlechten tag bei ihr wieder ein besserer folgt.
Wenn es ihr so dermaßen schlecht geht, bereite ich mich psychisch jedesmal auf das Schlimmste vor. Wenn es ihr dann wieder 'gut' geht am nächsten Tag, merke ich, wie etwas in mir zusammensackt, weil ich weiß, dass ich nochmal meine Kräfte sammeln muss und weitermachen muss.
Sie tut mir so leid, weil sie so leidet und letzten Endes möchte ich nur, dass sie endlich einschlafen darf. Zur gleichen Zeit kann ich den Gedanken gar nicht weiterdenken, weil ich mir nicht vorstellen mag, wie es ohne sie ist.
Dann kommt noch die Uni hinzu. Das Semester ist in 3 Wochen zu Ende, was heißt, dass jetzt die Klausuren anstehen. Ich habe schon 2 Kurse geschmissen, weil ich mich gar nicht mehr auf den Stoff konzentrieren kann.

Wie soll ich denn lernen und mich bilden, wenn ich auf meinem Schreibtisch sowohl meine Lernmaterialien als auch die Liste der im Todesfall zu benachrichtigen Leute liegt?

Ich möchte, dass diese Situation bald vorbei ist. Sie wird nicht so ausgehen, wie ich es mir wünsche (das wäre, dass Oma wieder gesund wird und noch 15 Jahre mit uns zusammen lebt) und trotzdem möchte ich einfach für uns alle und natürlich hauptsächlich für sie, dass sie es bald geschafft hat.

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  #13  
Alt 30.06.2011, 22:12
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Standard AW: Meine Oma muss leiden

Und wieder eine Verschlechterung.
Wenn sie spricht, ist es sehr leise und unverständlich, sie kann kaum aufrecht sitzen, isst nur etwas, weil sie meint, dass sie dadurch wieder gesund wird, ist weiterhin durcheinander (wacht auf und denkt, wir sind in Berlin obwohl wir in Osnabrück wohnen) und unglaublich schwach.

Ich bin eigentlich kein besonders religiöser Mensch und bete auch nicht wirklich aber wer auch immer für diese Sachen zuständig ist: Lass sie nicht mehr so leiden... das hat sie nicht verdient...
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  #14  
Alt 01.07.2011, 11:18
mia32 mia32 ist offline
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Standard AW: Meine Oma muss leiden

Liebe KQ,

ich kann mich sehr gut in Deine Situation hineinversetzen. Es ist sooo unendlich schwierig und die Gefühle spielen verrückt. Ich wünsche Euch alles Gute und denk an Euch!
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  #15  
Alt 01.07.2011, 21:50
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Standard AW: Meine Oma muss leiden

Danke liebe Mia!

Wir sind wohl wirklich am Ende angekommen.
Ihr ging es heute morgen noch verhältnismäßig gut, als sie aber in ihrem Rollstuhl in der Küche saß wurde es Stunde um Stunde schlechter. Ihr Kopf fiel ihr weg und sie konnte gar nichts mehr.
Vor allem ist mir aber ihre unregelmäßige Atmung aufgefallen. Sie atmet ein paar Mal ganz tief und dann für fast 30 Sekunden nicht und dann hat mich sehr geschockt. Meine Mutter meint, es handele sich um Cheyne-Stokes-Atmung. Wodurch wird diese ausgelöst? Das Morphin oder ist das was anderes?

Sie hat heute gar nichts gegessen und auch nur sehr wenig getrunken. Wir haben sie dann bald in ihr Bett gebracht und einen Pastor angerufen. Sie konnte diesen Wunsch zwar selbst nicht äußern und ich war mir nicht sicher, wir sie reagieren würde, da sie nicht zu wissen scheint wie es um sie steht aber als er ging, sagte sie zu uns "Das war richtig."

Sie kann kaum sprechen und hat den Rest des Tages schlafend im Bett verbracht. Heute abend hat sie uns quasi "rausgeworfen", was noch nie passiert ist. Sie sagte, sie wolle jetzt gerne schlafen und alleine sein.

Darüber hinaus ist sie sehr, sehr warm. In den letzten Wochen und überhaupt allgemein war es Oma meistens zu kalt und ihre Hände waren manchmal eisig. Durchgehend, ohne Ausnahme. Und heute ist sie sehr warm, fast schon unnatürlich.
Alles keine guten Zeichen und wir machen uns auf alles gefasst.
Komisch, jetzt wo es so kurz bevorsteht, bin ich relativ ruhig und gefasst.

Obwohl ich mir wünsche, dass ihr Leiden bald vorbei st, bin ich noch nicht bereit, ohne sie zu sein. Wir beide waren immer ein Herz und eine Seele und ich kann mir nicht vorstellen, wie es ohne sie sein soll.

Danke für euer Mitgefühl bis hierhin.
Mal sehen, was die nächsten Tage bringen...
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