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  #1  
Alt 07.07.2011, 20:52
success success ist offline
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Standard AW: Schock: Vater schwer erkrankt!

Hallo Jaecky,

meine Mutter hat eine Psychose und arbeitet schon seit Jahren nicht mehr. Ich müsste wahrscheinlich da einziehen, wovon ich aber erstmal Abstand halte und erstmal schaue ob es so geht, denn mein Freund zieht gerade erst bei mir ein und wir sind eben auch mitten im Umzugschaos. Er braucht mich ja auch. Was ihn betrifft: Er hilft mir schon sehr viel. Fährt auch schon mal einkaufen für meine Ma und meinen Pa. Fährt mich auch mal zum Krankenhaus oder holt mich dort mal ab. Hilft mir mit Papierkram und Dinge im Netz zu recherchieren. Aber ich glaube meinen Pa pflegen wird er nicht und ich möchte das auch nicht verlangen. Er ist da ohnehin in etwas reingeraten mit mir und meiner Familie, da muss ich ihm das nicht auch noch antun. Er ist auch sehr sensibel. Ihm ging es am Wochenende teilweise schlechter wie mir und ist daher wohl die falsche Station für so was. Zudem hatte er meinen Vater vorher nur zweimal gesehen, also bevor das alles passierte.
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  #2  
Alt 08.07.2011, 09:01
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Schock: Vater schwer erkrankt!

Liebe Success,

das ist wirklich sehr schwer, Dir in diesem Konflikt zu helfen. Ich kann Deinen Vater auf der einen Seite verstehen, aber andererseits scheint es mir fast unmöglich, dass Du das zu Hause alleine leisten kannst. Zumal Deine Mutter genau wie meine eigene keine Hilfe sein wird. Eher im Gegenteil.

Ich würde jetzt wirklich erst mal abwarten, ab wann Dein Vater wieder richtig alleine essen kann. Bei meinem Vater war das nur während des Klinikaufenthaltes so. Als er dann 2 Tage wieder zu Hause war, die ganzen Medis vom Körper abgebaut waren, ging nichts mehr. Da hat er dann selber gesagt, dass es besser wäre, wenn er wieder in die Klinik kommt.
Wir hatten nach dem letzten Klinikaufenthalt so viel Hoffnung, weil er wirklich wieder ein bißchen mobil war und gegessen hat. Vielleicht kommt die Hoffnung Deines Vaters ja auch daher? Es geht ihm ja jetzt deutlich besser als letzte Woche.

Zur künstlichen Ernährung hat uns der Palliativarzt erklärt, dass man damit in erster Linie den Krebs füttert. Zumindest in diesem fortgeschrittenem Stadium.
Auf jeden Fall kann das ambulant gemacht werden, wenn ein Port gelegt ist, über den man die Nahrung dann zuführt.

Für Dich selber ist es wichtig, dass Du Dir jede Hilfe und Unterstützung holst, die Du irgendwie kriegen kannst. Gibt es in der nächsten Stadt in Deiner Nähe vielleicht einen ambulanten Hospiz-Dienst? Auch wenn die nicht zu Euch hinkommen, kannst Du aber da sicher telefonisch Hilfe bekommen.
Oder falls Ihr gläubig seid, über den Pfarrer. Manchmal hilft ja auch schon ein persönliches Gespräch.

Ich hoffe sehr, dass mein Vater nicht den Wunsch äußert, zum Sterben nach Hause zu kommen. Ich habe keine Ahnung, wie das zu schaffen wäre.

Ich wünsche Dir, liebe Success, jedenfalls für die kommende schwere Zeit ganz ganz viel Kraft!!
Liebe Grüße
Carla
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  #3  
Alt 08.07.2011, 09:27
success success ist offline
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Standard AW: Schock: Vater schwer erkrankt!

Liebe Carla,

vielen lieben Dank für Deine Antwort. Das mit dem Abwarten hat sich gerade erledigt. Ich habe eben einen Anruf bekommen. Das Pflegebett kommt heute, dass heißt ich muss jetzt schnell rüber flitzen und das alte Bett abbauen. Darüber habe ich nun auch erfahren, dass er Montag nach Hause kommt.

Im Moment nervt mich am Meisten, dass sich die Welt um mich rum einfach weiter dreht. Ich bin so traurig und andere machen sich Gedanken Spaß zu haben. Heute ist ein Stadtfest, in der nächsten größeren Stadt. Mein Freund will da mit Freunden hin. Das hat mich schon die vergangenen Wochen geärgert irgendwie. Um mich rum wird gefeiert und alles und ich kann mich nie entspannen. Ich will heute Abend auch mal mitgehen, aber es wird sicher angespannt, weil ich nur den Stress im Kopf habe. Irgendwie fühlt man sich auch ziemlich alleine, kennt ihr bestimmt, oder? Mein Freund hilft mir, wie schon mal gesagt, sehr viel. Aber dennoch ist es immer wie ein Schlag ins Gesicht, wenn ich merke, dass sein Leben normal weiter läuft mit feiern und Freunden helfen und dies und das. Auf der anderen Seite ist es aber natürlich sein Recht etwas für sich zu machen und Kraft zu schöpfen. Ich weiß nicht woher diese Wut und Unruhe in mir kommt. Ich glaube ich kann einfach nicht mehr. Und die nächsten Wochen werden noch anstrengender. Er wird seine schönen Dinge unternehmen, wenn sie sich anbieten und ich muss auf Abrufbereitschaft sein. Irgendwie sehne ich mich langsam nach Normalität. Ich glaube das führt bei den Leuten auch letztlich immer zu dem Wunsch, dass es "bald vorbei ist". Es ist immer so viel zu organisieren und so weiter. Und nun muss ich demnächst eben auch abrufbereit sein oder sogar bei meinen Eltern wohnen, sofern es gar nicht geht. Mein Freund hat gestern auch begeistert geschaut...! Auch für die Beziehung ist es also eine riesige Belastung.

Dann rufen noch Freundinnen mit ihren Problemen an. Ich kann das gar nicht alles verarbeiten. Ich merke Leute, dass ich nicht mehr lange kann, wie ich immer mehr in so ein tiefes schwarzes Loch rutsche.

Der Port wurde meinem Pa übrigens entfernt.

Geändert von success (08.07.2011 um 09:35 Uhr)
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  #4  
Alt 08.07.2011, 10:22
Babsi2610 Babsi2610 ist offline
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Standard AW: Schock: Vater schwer erkrankt!

Hallo success,

wie schon von Carla erwähnt, hole dir Hife beim ambulanten Hospizdienst. Die können dir z.B. Ärze mit Palliativausbildung- und bereitschaft und einen qualifizierten Pflegedienst (auf Krebskranke spezialisiert) vermitteln oder sie machen es sogar selbst. Außerdem verfügen sie über einen Stab von ehrenamtlichen Mitarbeitern, die sich um den Kranken und seine Angehörigen seelisch kümmern. Bei Bedarf kann man sogar die nächtliche Anwesenheit eines Betreuers organisieren. Dies jedenfalls bietet der ambulante Palliativ- und Hospizberatungsdienst bei uns im Ort an.

Außerdem empfehle ich dir dringend eine psychoonkologische Betreuung (Entspannungstehniken, seelische Umgang mit der Situation). Die unmittelbaren Familienangehörigen und der Erkrankte haben ein Recht auf eine solche Betreuung. Die Überweisung stellt der Hausarzt oder der Onkologe aus.
Auf Palliativstationen wird übrigens automatisch eine psychoonkologische Betreuung angeboten.

Ich hoffe, dass du die schwere Situation meisterst.
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  #5  
Alt 08.07.2011, 11:34
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Schock: Vater schwer erkrankt!

Hallo Success,

ich kann Deine Gedanken und Gefühle sehr gut nachvollziehen.
Am Mittwoch war im Heim bei meinem Vater ein Sommerfest. Er hatte vorher auch gesagt, dass er da mit hin wollte, im Rollstuhl sitzend.
Aber es ging dann eben nicht. Er konnte einfach nicht.
Wir sind dann da mal gucken gegangen, weil es sehr nett und liebvoll vom Personal organisiert war.
Das Allerschlimmste für mich war, all die anderen da fröhlich sitzen zu sehen. Und wir standen am Rand und ich habe nur geheult, weil es so weh tut, dass mein Vater das alles nicht mehr kann. Da sind so viele alte Leute in diesem Heim, die können noch richtig leben und haben Spaß am Leben. Natürlich geht es nicht allen super, aber immer noch tausend mal besser als meinem Vati.

Die Heimleiterin hat uns dann mitgenommen und meinen Vati in einem Spezialstuhl (da liegt er mehr als er sitzt) für ein paar Minuten mit in den Garten geholt. Aber für meinen Vati war das alles zu viel. Die Musik, die vielen Menschen.
In einem Raum nebenan haben wir dann noch eine Weile gesessen, da war es ruhiger und für ihn besser.

Mein Mann (wir sind auch nicht verheiratet) hat zum Glück für die nächsten Tage alles abgesagt, um hier bei uns zu sein. Sonst wäre er zu einem runden Geburtstag in seiner Familie gefahren, ist aber 350 km weit weg.

Ich ertrage fröhliche Menschen um mich herum im Moment auch nicht. Klar, geht deren Leben normal weiter, aber für mich ist das dann einfach zu viel.

Success, ich umarme Dich.
ganz liebe Grüße
Carla
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  #6  
Alt 08.07.2011, 13:37
Jaecky Jaecky ist offline
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Standard AW: Schock: Vater schwer erkrankt!

Liebe Success,

erstmal möchte ich mich entschuldigen, falls ich mal nicht die richtigen Worte finde oder diese falsch bei Dir ankommen. Das möchte ich wirklich nicht.

Was Du im Moment durchmachst, kann ich nur erahnen. (Da es meinem Papa ja einigermaßen geht) Das Dir das alles zu viel wird und Du dem Stress nicht mehr stand hälst ist doch verständlich. Deshalb denke ich auch, dass ihr euch unbedingt Hilfe holen müsst. Das schafft Ihr nicht allein.

Das sich die Welt für andere einfach weiter dreht ist wirklich total schrecklich. Man geht durch die Hölle und andere planen ihr Leben oder sowas. Gehe ruhig mit Deinem Freund zu dem Fest. Vielleicht ist es wenigstens für kurze Zeit eine Ablenkung. Vergiss nicht auch an Dich zu denken, sonst gehst Du kaputt. Es ist auch nicht gut, wenn man nicht mal mit Freunden reden kann und nicht nur mit der Familie. Wir haben uns leider auch ziemlich zurück gezogen, da ich keine Lust hatte andere Leute zu treffen. Jetzt habe ich langsam wieder angefangen Kontakt zu meiner Freundin aufzubauen. Wir versuchen, ab und zu mal Kaffee zu trinken. Da sie weiss, das ich auf meinen Papa nicht angesprochen werden möchte, reden wir dann über andere Sachen. Das tut mir mal ganz gut. Obwohl mir, entschuldige meine Wortwahl, oft genug der Arsch voller Tränen hängt.

Das das für Eure Beziehung (Du und Dein Freund) belastend ist, ist auch verständlich. Aber es schweißt auch zusammen. Zumindest war es bei meinem Mann und mir so. Das dich das alles auch wütend macht ist gut zu verstehen. Ich habe auch einen solchen Hass auf diese scheiß Krankheit und manchmal kann ich mich selber nicht leiden. Das Deine Freundinnen noch den Nerv haben, Dir ihre Probleme zu erzählen verstehe ich echt nicht. Hören Sie Dir vielleicht auch mal zu und trösten Dich???

Ich hoffe für Dich, das Du die nötige Kraft aufbringst. Und vergess nicht, du hast auch noch ein Leben, sonst bleibst Du auf der Strecke.

Umarme Dich Jäcky

Geändert von Jaecky (08.07.2011 um 13:51 Uhr) Grund: was vergessen
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  #7  
Alt 09.07.2011, 09:30
success success ist offline
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Standard AW: Schock: Vater schwer erkrankt!

Liebe Leute,

danke sehr für Eure Antworten. Das tut immer so gut von Euch zu lesen, zumal ihr das alles verstehen könnt. Trotzdem denke ich auch langsam, dass es nicht mehr reicht. Ich habe gestern bei der ambulanten Hospizpflege angerufen. Leider war dort keiner mehr da. Also kann ich es erst Montag erneut versuchen. Psychoonkologen sind in unserer Nähe nicht verfügbar. Wir wohnen auf einem kleinen Dorf und die nächste große Stadt ist 60 km entfernt. Der Transport wäre für meinen Vater gar nicht mehr möglich.

Nun auch mal zu ihm. Gestern überschlugen sich die Ereignisse. Das Pflegebett wurde geliefert und es musste schnell noch was umgebaut werden bei meinen Eltern, bzw ich musste das machen. Kaum war ich damit fertig klingelte mein Handy und das Krankenhaus war dran, dass der Zustand meines Vaters wieder kritisch sei und er gesagt hat ich soll herkommen und bei ihm sein. Ich bestellte mir ein Taxi und los gings. Dann saß ich 4 Stunden an seinem Bett und er äußerte mehrfach den Wunsch heim zu kommen. Da er aber am Sauerstoff hing, haben sie ihn nicht gelassen. Das Risiko einer Erstickung wäre zu groß. Und wohl auch wieder um Zeit zu schinden... Sollte mein Pa allerdings drängen, dann kann er nun jederzeit nach Hause transportiert werden. Und ich muss dann auch vor Ort sein, dass heißt ich habe Abrufbereitschaft. Am Montag kommt er auf jeden Fall nach Hause. Ich werde dann nachts dort bleiben müssen, denn der ambulante Pflegedienst ist nur von 7 bis 19 Uhr verfügbar und auch nur bis zu 5 Mal am Tag. Nachts wäre meine Ma mit ihm alleine und das geht nicht. Die Hospizpflege hier ist nur ehrenamtlich und es geht nur um Gespräche und Klärung von Patientenverfügungen, Vorsorgevollmachten und finanziellen Angelegenheiten. Ans Bett setzen die sich glaube ich nicht bei ihm und mein Pa würde es auch nicht wollen. Die Ärzte gehen aber davon aus, dass es nicht mehr lange so gehen wird. Es müsste also zu schaffen sein. Für mich ist es auch die letzte Gelegenheit noch etwas Liebe, die ich durch meinen Pa erfahren habe, zurück zu geben.

Mein Freund hat gestern sein Fest abgesagt und noch tüchtig mit angepackt. Wüsste nicht, was ich ohne ihn täte.

Medizinisch wird mein Pa durch den ambulanten Pflegedienst versorgt werden. Er bekommt dann auch eine Morphinpumpe.

Gestern saß ich jedenfalls 4 Stunden an seinem Bett. Die meiste Zeit schläft er, aber wenn er wach ist bekommt er schlecht Luft oder hat Schmerzen. Gestern musste ich ihn erstmals komplett füttern.

Geändert von success (09.07.2011 um 09:36 Uhr)
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