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  #286  
Alt 11.09.2011, 12:15
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Guten Morgen, meine Lieben,

boah, seit 48 Tagen nicht mehr geschrieben. Zumindest nicht öffentlich . Übrigens, Danke für eure Beiträge und PN's. Es tut gut, nicht vergessen zu werden.

Und nein: man kann nicht vergessen. Das geht gar nicht. Ich weiss es. Bilder hin, Bilder her. Ich denke eher, das Fotografieren ist für mich so ne Art Krücke. Ich sehe schon sehr genau hin, was ich fotografiere und alleine dadurch brennt sich das Gesehene in den Kopf ein. Direkt neben den Bildern aus ferner Vergangenheit. Bilder helfen bei der Erinnerung an kleinste Details und bei der Einordnung auf der Zeitachse. Bei der Fülle von Eindrücken, die sich anhäufen, ist es kein Wunder, dass man da schon mal Schwierigkeiten hat.

Fern? Ja, ferne Vergangenheit. OK, jetzt gut 3 1/2 Jahre ist nicht wirklich lange. Doch was zählt ist ja nicht alleine die Zeitspanne. Was wirklich zählt ist das, was in dieser Zeit alles passiert ist. In dieser Zeit seit meinem persönlichen 11/09.

Ungeheuer viel ist passiert in dieser kurzen Zeit. Soviel, dass es für ein halbes Leben reichen könnte. Mehr, als manche in ihrem ganzen Leben erfahren. Das ist es, was diese Zeit so lange und für mich persönlich so wertvoll macht. Grausames und Schönes. Keinen einzigen dieser Erfahrungen möchte ich missen: Trauer, Wut, Hass und Freundschaft, Liebe, Versöhnung.

Die Trauer über den Tod von Myriam. Tiefe Löcher und Depressionen. Wut über das eigene Schicksal und manchmal auch Hass auf andere, die es angeblich soooo viel besser haben. Da ist nichts, wofür man sich schämen müsste. Wer das Eine nicht kennt oder erlebt, kann das Andere nicht schätzen lernen. Aus Trauer wurde Wut und aus dieser wiederum Trauer. Eine andere Trauer. Leichter, versöhnlicher. Eine ständige, liebevolle Begleiterin.

Alte Freundschaften gingen verloren, neue, tiefe, entstanden. Irgendwann verstehen, was Liebe tatsächlich bedeutet und sich versöhnen mit allem, was geschehen ist.

In meinem Urlaub war ich in Dänemark. Einmal sass ich fast 2 Stunden am Strand von Lakolk auf Rømø und hab nur Wellen fotografiert. Ich liebe das Meer. Es war, ist und wird sein. Mal scheinbar ruhig und gelassen, glatt wie ein Spiegel. Mal bewegt und aufgepeitscht bis zum Sturm. Wie das Leben, voll von Leben, immer in Bewegung und voller Überraschungen.

http://home.fotocommunity.de/warndtb...83762&g=604020


Einen schönen Sonntag und
alles Liebe,

Helmut
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  #287  
Alt 11.09.2011, 12:42
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Morgana Morgana ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Guten Mittag Helmut,
warum solltest Du vergessen werden?
Danke, dass Du uns die Bilder von der Küste schenkst.
Irgendwie hat es einfach eine Ordnung, wie die Möwen sich aufgereiht haben.
Eine selbstverständliche Ordnung, die sich einfach ergibt...
Auch ich denke an die "ferne Vergangenheit"...jaa sind wohl wirklich 3 Jahre nun...die Trauer ist sanfter geworden...sie ist da und sie gehört zu mir.
Letzte Woche gab es ein kleines (Stärke 4) Erdbeben am Niederrhein. Ja, auch bei mir hat es zumindest kurz gerappelt - so Geschirr im Schrank...
Dennoch...fand ich nicht schlimm...Erd"bebchen"...ICH war in Gedanken beim Erinnerungshochzeitstag und in meinem Kopf lächelten Gedanken...
10 Jahre nach 9/11 - die Menschen sind zum Alltag zurückgekehrt. Niemand kann in ständiger Bedrohung morgens seinen Tag beginnen - und das ist gut so!

Oh ja....vieles ist in den letzten Jahren geschehen, manches fällt mir wohl vorwiegend deshalb auf, weil es eben - bewußt zurückerinnert - in diesen Jahren geschehen ist...Beziehungsn haben sich verändert; manche alten Kontakte schmeckten plötzlich schal, neue wurden neugierig angegangen...
Ich möchte die Erfahrungen von Gefühlstürmen mit Trauer, Wut, Entsetzen, Apathie, Aufbruch, Versöhnung...jedem Tag eine Chance zu geben, dass er sich gut anfühlt, nicht missen. Das gehört zu mir.

Zitat:
Zitat von HelmutL Beitrag anzeigen
Ich liebe das Meer. Es war, ist und wird sein. Mal scheinbar ruhig und gelassen, glatt wie ein Spiegel. Mal bewegt und aufgepeitscht bis zum Sturm. Wie das Leben, voll von Leben, immer in Bewegung und voller Überraschungen.
Ich liebe auch das Meer und hätte es nicht besser beschreiben können. Danke Helmut!

Dir einen schönen Sonntag!

LG
Morgana
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  #288  
Alt 18.09.2011, 23:27
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Karolinchen Karolinchen ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Zitat:
Zitat von HelmutL Beitrag anzeigen
In meinem Urlaub war ich in Dänemark. Einmal sass ich fast 2 Stunden am Strand von Lakolk auf Rømø und hab nur Wellen fotografiert. Ich liebe das Meer. Es war, ist und wird sein. Mal scheinbar ruhig und gelassen, glatt wie ein Spiegel. Mal bewegt und aufgepeitscht bis zum Sturm. Wie das Leben, voll von Leben, immer in Bewegung und voller Überraschungen.

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Einen schönen Sonntag und
alles Liebe,

Helmut
Hallo Helmut,
sehr lange war ich schon nicht mehr hier im KK, aber nun lese ich Deine Zeilen. ICh sitze auch oft in Eckernförde am Meer und starre aufs Wasser, wo Papas Asche beigesetzt wurde. Lange habe ich nicht trauern können und auch nicht wollen, es fällt mir immernoch schwer... Aber es gab Situationen die mich überrascht haben wo ich auf einmal weinen musste, das erste Mal gerade erst als ich 3 Wochen bei meinem Freund war.
Ich hab den Rhein angeschaut, ich war noch nie am Rhein, wir saßen dort und sahen wie schnell er fließt und auf einmal kommt im Radio dieses Lied was auch lief als ich im Auto unterwegs zu Papa war "geboren um zu leben" von Unheilig, und ich sah gerade das Meer an und fragte mich ob vielleicht Papa gerade da durchfliesst (ja ich weiss, albern, aber daran dachte ich gerade) und mein neuer Freund fragte ob alles ok wär und da brach alles aus mir hinaus. Es war so schön beim neuen Freund und mein Papa hätte ihn so gemocht, da bin ich sicher, und nun kann ich ihm den gar nicht mehr vorstellen und das belastet mich doch sehr. Naja, und ein anderes Mal musste ich nochmal weinen als wir im Zoo waren und dort ein Affe genau denselben traurigen Blick wie Papa hatte... Das hat mich sehr mitgenommen, auch das war bei meinem neuen Freund... Aber es tat gut mal zu weinen. Auch wenns nur kurz war...

Ohje, jetzt mülle ich Deinen Thread hier voll, ich hoffe es ist nicht schlimm... ICh wollte eigentlich nur sagen dass ich mich durchs meer oder Wasser Papa nahe fühle und oft hingehe und einfach die Wellen oder Strömung anschaue.

WEnn Du das nächste Mal in DK bist sag bescheid, ich wohn ja oben im hohen Norden!
__________________
Papa (20.12.1949-03.10.2010) -
die Zeit die ich mit Dir haben durfte war schön, ich wünschte Du hättest mehr davon gehabt - ich hoffe es geht Dir besser da wo Du jetzt bist! Und ich hoffe Du kannst mich von irgendwo noch sehen und an meinem Leben teilhaben, wenn Deins schon so plötzlich enden musste .
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  #289  
Alt 19.09.2011, 01:16
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Lieber Helmut,


umso schöner, dann nach nun 49 Tagen von Dir zu lesen , zumal ich finde, dass das alles sich – ja in Bewegung anhört. Das freut mich für Dich sehr.


Auch ich bin gerade aus dem Urlaub zurück, und auch mein Thema war das Meer, der Atlantik in Andalusien sowie eine Vokabel, die mich in diesen Tagen sehr bewegt hat: efímero (= ephemer, vergänglich). Sie hatte sich aus dem Kontext einer Unterrichtseinheit in meinem Spanisch-Kurs ergeben ergeben. Mir ist daraus noch mal wieder aufs Neue klar geworden dass Kommen und Gehen nur zwei Seiten einer Medaille sind, die einfach zueinander gehören. Jede Welle, sie vergeht, jeder Sonnenuntergang, aber das Meer, das war, das ist und es wird sein und die Sonne beginnt jeden Morgen aufs neue ihren ewigen Kreislauf. Das ist Leben und das ist gut.

Sei herzlich gegrüßt von


ulphin
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  #290  
Alt 28.09.2011, 19:32
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HelmutL HelmutL ist offline
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Daumen hoch AW: Hinterblieben, nur wo?

Guten Nachmittag, liebe Morgana,

ok, der Mittag ist ja schon vorbei.

Zitat:
Zitat von Morgana Beitrag anzeigen
Auch ich denke an die "ferne Vergangenheit"...jaa sind wohl wirklich 3 Jahre nun...die Trauer ist sanfter geworden...sie ist da und sie gehört zu mir.
... und ja, es geht. Irgendwann ist es soweit, an eine "ferne Vergangenheit" zu denken. Meine Reisen haben so einiges dazu bei getragen. Keine weite Reisen. Waren es anfangs Reisen in die Vergangenheit so wurden daraus vermehrt Reisen in die Gegenwart und teils auch in die Zukunft. Die letzten 3 1/2 Jahre waren eine lange Zeit. Sie schrumpfen durch die Gegenwart auf das Wesentliche zusammen.

Eigentlich ein Widerspruch: sich lösen und gleichzeitig bewahren. Sie verschmelzen mit den 35 Jahren davor und werden dadurch zu gelebtem Leben. Mit allen möglichen Höhen und Tiefen und vor allem mit liebevollen, sanften Erinnerungen. Tief im Herzen. Nicht vergraben sondern frei und Teil meines Ichs.



Liebes Karolinchen,

auch wenn oben anderes zu deuten sein kann: es ist nicht so, als wäre die Trauer vorbei. Wie Morgana schon schrieb: sie ist ein Teil von uns. Wir können uns mit ihr versöhnen. Das ist keine Frage der Zeit sondern des Herzens. Ich sag mal so: ein lachendes und ein weinendes Auge.

Dein Vater ist nicht mehr in dieser Welt .... jedoch nicht aus deinem Herzen. Du lebst deine Trauer und das ist gut so.


Liebe Ulphin,

Zitat:
Zitat von ulphin Beitrag anzeigen
Das ist Leben und das ist gut.
Najaaaa, stimmt schon ... irgendwie. Sich damit an zu freunden ist nur leider sehr schwer. Auf so manches würde ich liebend gerne verzichten. Das Gute daran ist, dass man das Schöne nur dann richtig zu schätzen weis, wenn man das Schlechte kennt und ohne unsere Vergangenheit wären wir nicht das, was wir heute sind.

Das Schwerste ist, zu verstehen, dass ich immer noch und vielleicht wieder glücklich und zufrieden werden kann. Nicht, obwohl Myriam verstorben ist sondern weil ich eine lange Zeit mit ihr leben durfte. Dass ihr Leben so war und mein Leben nun so ist.


Alles Liebe,

Helmut
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  #291  
Alt 18.10.2011, 16:10
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HelmutL HelmutL ist offline
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Daumen hoch AW: Hinterblieben, nur wo?

Das Leben ist ......

paradox. Einerseits möchte man einzigartig sein, sich selber leben und andererseits ein soziales Wesen werden. Man möchte etwas Beständiges schaffen, hofft auf Dauer und Ewigkeit, andererseits soll man offen sein (und ist man es) für Neues, den Wandel der Zeit und des Lebens.

In langen Jahren hat man mit Liebe (und so manchem Ach und Krach ) ein Leben aufgebaut, das ewig so weiter gehen sollte. Natürlich weiss man, dass das Leben endlich ist. Doch wer denkt denn an sowas wenn man jung ist? Ein Nest gebaut, Kinder in die Welt gesetzt, was von Dauer geschaffen und doch war nichts mehr so wie am Anfang. Auch das auf Dauer Geplante war stetigem Wandel unterlegen. Sich selbst als Mensch mit einem "Ich" entwickelt und dieses dann wiederum einem dauerhaften "Wir" unterworfen, welches sich seinerseits auch wieder ständig verändert und weiter entwickelt hat.

Der Mensch ist prinzipiell faul. Er möchte sich nicht ständig verändern und doch hat er Angst, er würde vom Leben überholt. Nur selten ist er bereit, extreme, umwälzende Ereignisse einfach so zu akzeptieren. Oder er verharrt an einer bestimmten Stelle. Lebt er dann noch im Sinne des Wortes? Besteht Leben aus essen, trinken, schlafen und atmen?

Ganz sicher nicht. Trotzdem. Ein solch brutaler Eingriff wie der Tod des Partners (der Partnerin) wirft ihn total aus der Bahn. Nichts ist mehr so, wie es war. Hinausgeschleudert aus der Sicherheit des "Wir", so trügerisch die auch gewesen ist. Zunächst Trauer und später auch die Angst machen sich breit. Essen, trinken, schlafen und atmen ...... und darüber nur mühsames Begreifen, was geschehen ist. Dazu kommt dann die Angst: "Was wird aus mir? Wo bin ich? Was bin ich? Was kommt danach?"

Nicht selten ist das der Punkt, wo man stehen bleibt, weil man sich diese Fragen gar nicht erst stellt. Oder man stellt sie und findet keine Antwort. Oder man stellt sich diese Fragen und hat den Mut, tatsächlich Antworten zu suchen und auch zu finden. Trotz aller Angst vor der Veränderung, ja bereits vor dem Erkennen der Veränderung. Den Mut, sich ein neues "Ich" zu erkämpfen und trotzdem (oder gerade deshalb) das alte "Wir" zu erhalten als Teil des Neuen. Den Mut, ein Paradoxon zu lösen. Nämlich den Mut, Neues zu schaffen und gleichzeitig Bewährtes, auf Dauer Gedachtes, zu erhalten. Eine Summe aus dem zu bilden, was das eigene Leben bisher ausmachte.

Vielleicht gelingt es dann irgendwann wiederum ein neues "Wir" zu finden? Weitergehen, nicht stehen bleiben, Selbstbewusstsein, Offenheit und Vertrauen. Ein schöner Gedanke.


Alles Liebe,

Helmut
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  #292  
Alt 18.10.2011, 16:35
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Lieber Helmut,

du hast mal wieder alles auf den Punkt gebracht.
Mal ist man oben, dann lebt man so vor sich hin, dann gehts mal zwischendurch kurz stechend ganz nach unten.
Aber die Tage oben überwiegen mit der Zeit.

Wünsche dir eine schöne Woche mit viel Höhen.

Liebe Grüße
Petra
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Meine große Liebe *1952, BSDK seit 05/2006, friedlich in meinen Armen eingeschlafen am 29.06.2008
Meine Mutter *1925, BK seit 08/2006, OP und Bestrahlung, DK seit 06/2009 OP, Rezid. BK 10/2009, Lu-Metas 03/2013, eingeschlafen am 3.10.2013

Leuchtende Tage.
Nicht weinen, dass sie vorüber.
Lächeln, dass sie gewesen. (Konfuzius)
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  #293  
Alt 22.10.2011, 21:19
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Mal in Gedanken .........

im Februar 2008 sagte ich zu meiner Frau: "Geh, wenn du möchtest. Es ist genug." Ich habe damals nicht verstanden, was "loslassen" wirklich heisst. Erst viel später hab ich begriffen, dass ihre Seele die Freiheit braucht. Die Freiheit, aus diesem gequälten Körper in eine andere Welt ohne Schmerzen zu gehen.

Und noch was: man kann den Körper nicht halten und die Seele schon gar nicht. Die Seele in dem Sinne los zu lassen wie den Körper würde jedoch heissen, dass sie weg ist. Unerreichbar für immer. Genau wie der Körper. Die Seele los zu lassen heisst vielmehr, ihr die Freiheit auch der Rückkehr zu geben und sie kommt zurück. Der Körper ist tot, die Seele jedoch, die lebt.

Mal ein Beispiel. Wenn ich mein Kind nicht loslasse, wird es körperlich bei mir bleiben. Der Geist, die Seele, wird sich meilenweit entfernen oder ich habe mein Kind versklavt. Vielleicht wird das Kind sich mit Gewalt befreien und dann wird es in der Regel nie mehr zurück kommen. Lasse ich es aber los, gebe ihm seine Freiheit, dann wird es auch immer wieder zurück kommen. Nicht nur körperlich, sondern auch geistig. Ich lasse also nicht los in dem Sinne, dass ich es wegschicke, sondern gebe ihm die Freiheit ohne die Bindung zueinander zu durchschneiden.

Ich lasse meine Frau also los, sage "Ja" zu der Freiheit ihrer Seele. Ich lasse los, damit sich meine Seele an die ihre lehnen kann, wenn meine traurig ist. Die ihre sicher auch. Sie wäre ganz gerne noch ein Weilchen hier geblieben. Ich halte nicht fest, krampfhaft. Ich lasse es zu. Halte ich einen Stein in der Hand und lasse ihn los, dann fällt er zur Erde und kommt nicht von alleine zurück in meine Hand. Die Seele von Myriam schon.

Loslassen ist nicht gleich loslassen. Das Wort hat nicht nur eine Bedeutung.

35 Jahre des Zusammenlebens haben sowohl meine Frau als auch mich geformt. Jeder nimmt ein Stück des anderen an. Also ist sie nicht nur rein gefühls- und/oder geistesmässig ein Teil von mir sondern auch ganz konkret. Ich wäre devinitiv nicht so, wie ich heute bin, ohne diese Jahre mit ihr. Sie ist also da, bei mir, in mir selbst. Würde ich sie also loslassen=wegschicken, ich gäbe einen Teil von mir selber auf. Muss oder soll ich das? Nein. Warum auch. Es wäre ein Verrat an der Liebe.

Loslassen werde ich auch niemals die Vergangenheit. Sie abschliessen bedeutet für mich, sie auf die Seite zu drängen, sie zu vergessen. Wovon soll ich dann leben? Sie gibt mir die Sicherheit der Erfahrung, des Durchkämpften, des Erduldeten, des Geschaffenen. Ich gehe manchmal in Gedanken zurück und erlebe so vieles noch mal. Nicht nur Schreckliches, auch das Gute und Schöne. Warum sollte ich das alles wegwerfen? Ich bin meine Vergangenheit, sie zu leugnen ist zwecklos. Nur Babys haben keine Vergangenheit. Ich wäre wieder ein nacktes Baby, welches sich seine Vergangenheit erst mühsam erschaffen muss.

Ich sage JA zu meiner Vergangenheit. Ich sage Ja zu meinem Leben. Ich sage Ja zu den Dingen, die sich mir noch stellen werden. Gute wie schlechte. Würde ich Nein sagen, ich müsste sehr viel Zeit und Energie darauf verwenden und könnte daher vielleicht das Gute nicht sehen. Sage ich Nein, schau ich nicht hin auf das tatsächliche Problem, gehe ihm aus dem Weg. Sage ich Ja, dann kann ich erkennen, was die Aufgabe ist und eine Lösung suchen ohne dabei die anderen Dinge aus den Augen zu verlieren.

Ein Ja gibt mir die Möglichkeit der Lösung. Oder auch der Nicht-Lösung. Egal. Beides bringt mir Erfahrung. Ja zu meinem Leben mit Myriam, Ja zu ihrer Krankheit, Ja zu ihrem Tod, Ja zu meiner Trauer und jetzt Ja zu meiner Zukunft.

Das einzige, auf das ich mich von meinem Leben stützen kann ist meine Vergangenheit. Auf diese kann ich bauen. Sonst hab ich nichts in den Händen, was ausbaufähig und sicher ist. Soll ich das loslassen? Nein!


Liebe Grüsse,

Helmut
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  #294  
Alt 23.10.2011, 15:00
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

... und noch ein Gedanke,

der Gedanke ist nicht von mir. Ich möchte nur darauf herum denken.

"Ich glaube, dass der Mensch sich da sauber überschätzt, als wenn er es in der Gewalt hätte zu entscheiden was mit der Seele weiter passiert."

Es ist soviel davon die Rede, dass wir unsere Verstorbenen loslassen müssen/sollen/können (auch ich habe ja gestern darüber geschrieben). "Wir" tun etwas. Wir haben also die Entscheidung, ob wir es tun oder auch nicht. Wie jedes Tun unsererseits hat das seine Folgen für das, womit wir etwas tun und wofür wir etwas tun.

Lasse ich einen Stein fallen, dann liegt er auf dem Boden. Das ist die Folge aus meinem Handeln für den Stein. Die Folge für mich ist, ich habe keinen Stein mehr in der Hand. Ich kann ihn auch in der Hand behalten, was ebenso Folgen für den Stein und für mich hat. Ich kann also das "Schicksal" des Steins sehr wohl und nachhaltig beeinflussen. In Wechselwirkung zu mir.

OK. Nun, die Seele ist kein Stein. Sie ist ein Wesen, sie lebt. Kann ich sie festhalten oder loslassen? Kann ich sie mit meinem Tun nachhaltig beeinflussen bzw. ihr Schicksal quasi in die Hand nehmen? Ist sie abhängig von dem, was ich tue? Möchte ich, dass sie von mir abhängig ist?

Mein Gedanke: "loslassen" ist kein Tun meinerseits. Doch. Eines kann ich tun. Nämlich einsehen, verstehen, akzeptieren, dass die Seele frei ist zu tun und zu lassen, was sie möchte. Das heisst den Verstorbenen "loslassen"


ich wünsch euch einen schönen Sonntag,

Helmut


Ich kann deine Seele nicht loslassen weil ich sie auch nicht festhalten kann. Es wäre schön, wenn du ab und an mal vorbei kämst, um mich zu besuchen. Ich freue mich für dich, dass du deine Freiheit und deinen Frieden gefunden hast.


Alles, alles liebe für deinen Weg,

dein Helmut
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  #295  
Alt 23.10.2011, 20:00
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Lieber Helmut,
Du bist mir ja 6 Monate voraus... Ich habe zu meinem Mann gesagt: "Wenn Du gehen musst, da geh..es ist ok so". "Müssen"...was muß man schon? Sterben...ja - irgendwann ist es soweit...
Da habe ich losgelassen...erstmal erschien mir gedanlich nur eine Hülle, die gelitten hat..sich Sorgen um "uns" gemacht hat. Dann war da ein Nebel, der mal meinen Mann ausgemacht hatte...dann..."lebte" er nicht mehr ...
Freiheit geben, ja, ich glaube das ist das schönste Geschenk was wir unseren Lieben geben können. Wer frei ist, der kann sich entscheiden...
"Loslassen"... bedeutet für mich: Ich erinnere mich, ich denke gern an die gemeinsame Zeit zurück; ich werde erinnert, wenn ich ein Lied höre - den Kater betrachte...(Herrchen hat ihm immer erst mal "Näschen" gegeben, wenn er zur Tür rein kam...).
"Loslassen"...bedeutet für mich: Die Vergangenheit als Teil meines Lebens zu betrachten - sie gehört zu mir. Da darf ich auch immer wieder drauf zu greifen. Gerade, wenn ich mal wieder traurig bin, dann ist es tröstlich...zu wissen, dass mein Seelenpartner eben irgendwo...in meinem Herzen geblieben ist.
Ich lebe jetzt, heute...und bin neugierig darauf, was noch in meinem Leben passiert - ich bin irgendwie auch gelassen, weil "Verlust"...nach dem 2. Partner...Ursprungsfamilie, Schwiegereltern und Freunden...erschreckt mich nicht mehr so sehr....Stimmt, Helmut: Auf die Vergangenheit kannst zu bauen - sie ist wie ein Fundament...man kann darauf sicher stehen und nach vorne blicken.

Die freie Seele kann entscheiden...

Einen schönen Sonntag und alles Liebe

Morgana
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  #296  
Alt 24.10.2011, 10:46
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Guten Morgen Morgana,

Zitat:
Zitat von Morgana Beitrag anzeigen

Ich lebe jetzt, heute...und bin neugierig darauf, was noch in meinem Leben passiert .....
irgendjemand hat mal gefragt: "Wann hört das alles auf? Wann tut es nicht mehr so weh?" Ich denke, du hast darauf die Antwort gegeben ... "Wenn wir wieder neugierig auf das Leben sind". Ich setze noch eins drauf: "Wenn wir wieder träumen können."

Ja gut, träumen kann man immer. Träumen von der Vergangenheit / Gegenwart war bisher keine Sache. Meist waren es Alpträume. Das meine ich nicht. Ich meine Träume, die in die Zukunft weisen, wenn man wieder Pläne schmiedet, Gewissheiten hat. Auch Tagträume. Verblüffend ... es können dann die gleichen (nicht dieselben!) sein, die man schon mal hatte! Der Bezug ist anders und vor allem die Voraussetzungen.

"Ich kann wieder träumen!" Ein überwältigender Gedanke. Ein Gefühl zwischen Weinen und Lachen. Das Herz schlägt bis zum Hals, Erschrecken, dann ein unglaubliches Gefühl der Erleichterung, der Befreiung. Ein tonnenschwerer Fels schlägt auf den Boden und zerkrümelt zu Staub.


Alles Liebe,

Helmut
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Geändert von HelmutL (24.10.2011 um 10:53 Uhr)
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  #297  
Alt 28.10.2011, 01:03
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Lächeln AW: Hinterblieben, nur wo?

Es ist nicht gut, es ist nicht böse. Es ist.

Wir selbst sind es, die wir loslassen müssen.

http://www.youtube.com/watch?v=fULFmxQq0XU

Eine gute Nacht,

Helmut
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Geändert von HelmutL (28.10.2011 um 01:28 Uhr)
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  #298  
Alt 30.10.2011, 19:29
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Ein winziger Stern

Zwei Augen schaun in pechschwarzer Nacht
Die Sterne von leuchtender Pracht
Zwei Augen, die sich fragen mit Bangen
Was ist mit der Zeit, die rasend schnell vergangen?
Was wird mit der Zeit, die noch soll werden?
Solange ich bin und lebe auf Erden?

Ein Stern, unendlich weit und winzig klein,
Tanzt fröhlich im Kreis im ewigen Sein
Es klingt wie:"Was machst du denn für Sachen?
Du solltest tanzen jetzt und lachen.
Geniess das Glück, solange es geht,
Bis zu uns der Wind dich herüber weht."


Gute Nacht,

Helmut
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  #299  
Alt 04.11.2011, 01:31
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Guten Abend @all,

jaja, das Glück geniessen? Eine wunderbare Sache. Tanzen? Schön. Lachen? Auch. Ist damit die Zeit der Trauer oder die Trauerzeit vorbei?

Ja und nein. OK, man könnte sagen ....... er lacht wieder, tanzt wieder. Ab und an noch auf den Friedhof. Gehört ja schliesslich dazu, oder? Aber ansonsten? Nö. Die Trauerzeit vielleicht, doch nicht die Zeit zum Trauern.


"Helmut, weisste was?" fragte mich Hartmut.
Wasn nu schon wieder , dachte ich. Wenn er so anfängt, kommt meist nix Gutes.
"OK, was gibt's denn, Hartmut?" Ein bisschen genervt bin ich schon. War ein langer, schwerer Tag. Heute Morgen im 1/2 6 Uhr aufgewacht. Um 7 dann los Richtung Heimat. Nach 4 Stunden Autofahrt um 11 im Laden. Blümchen ausgefahren und dann Grünschnitt zum Binden besorgt. Danach zu meiner Ältesten und dann auf den Friedhof neue Kerzen aufstellen. 16:30 Uhr war's, als ich todmüde in's Bett fiel und ein paar Stunden geschlafen habe. Die Reisetasche steht immer noch in der Ecke, ist nicht ausgepackt.
"Weisst du, Norwegen ist ja ganz schön, doch verdammt weit weg."
"Jepp, isses. Und?" Mann, ich bin müde! Nicht schon wieder dieses Thema!
"Die Wälder, die Berge, die Seen ...... "
"OK, OK, OK, das hatten wir doch alles schon tausendmal."
"Jaaa, is ja schon gut. Das mein ich doch nicht."
"Was dann?"
"Ich mein ..... das ist meine Erinnerung. War es wirklich so schön? Ist ja auch schon lange her, dass ich in Norwegen war und da vergisst man gerne so manche Dinge. Alles verklärt sich in der Erinnerung. Vorallem, wenn man solche Sehnsucht hatte."
"Aha, wie das? Was total Neues. Worauf willst du hinaus?" So langsam beginnt es interessant zu werden.
"Also ... ich hab mich eingelebt. Ich fühle mich wohl hier. Hab was zu tun, komme auch wieder raus unter Leute. Norwegen ist gaaaaanz weit weg"
"Ja sicher. Weit weg. Sind schon ein paar Kilometer bis dahin."
"Nein, das mein ich nicht. Nicht die Entfernung ...... die Zeit. Eins ist doch klar, da komme ich nie wieder hin. Nicht in mein altes Norwegen."
"Ach Hartmut, ich weiss. Tut mir leid für dich."
"Red keinen Blödsinn. Nix weisst du. Ich will da ja auch nicht mehr hin und zur Erinnerung hab ich meine Bilder"
"Is ja gut, ich dachte nur ....."
"Hör auf zu denken, das steht dir nicht. Denken macht dich hässlich. Überlass das besser mir ."
"OK dann."
"Ich sagte doch, ich "fühle" mich hier wohl. Fühlen, verstehst du?"
"Achso. Ich denke, ja. Du meinst ..... Ge-fühle?"
"Ja. So ähnlich. Ich möchte wieder was tun, möchte Leben. Möchte wieder träumen .... und habe eine Scheixxangst davor ......."
"Wie das jetzt? Ist doch gut, wenn man wieder träumt und plant."
"Du hast aber auch gar keine Ahnung."
"Biste sicher?"
"Ja. Was ist, wenn diese Träume wieder platzen?"

Da hat er recht. Davon hab ich keine Ahnung ......


Gute Nacht,

Helmut
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  #300  
Alt 05.11.2011, 01:54
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"Du, Hartmut, Mal davon jetzt abgesehen ... träumst du wieder? Was träumst du?"
"Najaaaa, Norwegen ist jetzt hier. Nicht das alte, ein neues. Was ganz anderes. Ein wirklich neues. Es hat nichts mit dem alten zu tun."
"Norwegen ist doch Norwegen. Das gibt es nur einmal. Oder nicht?"
"Eben ... oder nicht. Hier ist doch alles anders. Ein Neuanfang mit allem, was dazu gehört. Andere Landschaft, andere Menschen, andere Freunde, ein komplett anderes Leben halt. Ein schönes Leben, aufregend. Aufbruch in die Zukunft, zusammen Pläne schmieden, träumen halt."
"Gut. Das hab ich verstanden. Was ist daran nicht gut?"
.
"Es sind die gleichen Träume wie schon mal."
.
"Oh mann, Hartmut. OK, ich verstehe."
"Kannst du dir vorstellen, wie erschrocken und geschockt ich war, als ich das bemerkte? Ich dachte, um mich herum bricht alles zusammen. Ich habe viele Parallelen entdeckt."
"Das kann ich mir denken."
"Ja und dann: ich hab viel erlebt, gelernt und Schmerzen ertragen auf meiner Wanderung. Ich weiss, was passieren kann."
"Ja, du weisst es."
"Danke. Ich weiss, dass man sein Norwegen nicht auf immer halten kann. Genau das ist es. Wie soll ich das nochmal schaffen? Kann ich das?"
"Hm. Vielleicht gerade weil du es weisst? Du hast das schon mal geschafft."
"Ja, möglich. Keine Ahnung. Ich hab aber Angst davor, weil ich weiss."
"Da kann ich dir auch nichts zu sagen. Wer weiss schon, was kommt."
"Es kommt aber. Wie das Amen in der Kirche."
"Stimmt."
"OK, lassen wir das mal beiseite. Es gibt noch was und das macht mir fast noch mehr Angst."
"Wie das? Versteh ich jetzt nicht."
"Also, ich sag mal so ..... dass ich nicht für alle Ewigkeiten hier hocken bleibe, das ist völlig klar. Dass niemand hocken bleiben kann, ist auch klar."
"Ja, das wissen wir nur zu genau. Wo ist dann das Problem?"
"Wenn andere zuerst gehen müssen, dann weiss ich, was mit mir passiert."
"Ja. Und jetzt?"
"Wäre es nicht vielleicht besser gewesen, ich wäre hier nicht heimisch geworden? Kein neues Norwegen. Statt dessen weiter durch die Lande gezogen. Bis zum Ende. Alleine."
"Wie kommst du jetzt darauf???"
"Wenn meine Zeit abgelaufen ist, dann weiss ich auch, was mit anderen passiert. Das ist es! Kann ich das jemandem zumuten, der es auch schon mal erlebt hat? Wie sollen wir mit der Angst davor leben? Du, ich, wir ..... unser Norwegen?"
"Mann, Hartmut, du stellst Fragen .........."


Gute Nacht,

Helmut
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