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  #1  
Alt 05.10.2011, 15:07
Jaecky Jaecky ist offline
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Beiträge: 454
Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Meine liebe Carla,

lass dich einfach ganz doll in den Arm nehmen und dich mal feste drücken

Ich hab seit 2 Tagen bei dir immer wieder gelesen, aber ich konnte keine Worte finden, die wie ich denke, dir helfen. Deshalb erstmal Knuddelzeit. Warum musst du soweit weg wohnen, ich würd gern kommen und dich trösten.

Ich kann dich so gut verstehen, dass diese Erinnerungen weh tun. Aber ich denke, irgendwann wirst du dich auch über die Sachen freuen. Ich habe auch schon vor 2 oder 3 Jahren mehrere DVD mit Papa und den Jungs aufgenommen, damit ich diese Erinnerungen später mal hab und mache auch extra viele Fotos auf denen er mit den Jungs drauf ist.

Und das dich dein Mann nicht tröset ist echt traurig. Vielleicht hat es ihm als Kind auch niemand gezeigt, wie das geht? Bei meinem Mann ist das jedenfalls so, hat er soagr zugegeben. Vielleicht läuft er auch einfach vor den Gefühlen weg. Ich kann ja nur vermuten, dazu kenn ich ihn zu wenig.

Umarme dich ganz doll

Liebe Grüße
Jäcky
__________________
mein liebster Papa
seit 2006 Multiples Myelom
seit 2009 Myelodysplastisches Syndrom

Nach langem, schmerzvollem Kampf am 25.07.12 um 15.00 Uhr im Kreise seiner lieben Familie eingeschlafen.

Papi, wir lieben dich so sehr! Für Immer und Ewig!

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!!!
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  #2  
Alt 06.10.2011, 10:30
carla44 carla44 ist offline
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Ort: Niedersachsen
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Liebe Jäcky,

es hilft mir schon, wenn Du hier liest und mir auch dazu schreibst.
Ich habe leider keine Filme von meinem Vati. Meine Eltern hatten früher so eine Schmalfilmkamera und haben ganz viel aufgenommen.
Leider haben sie vor ein paar Jahren alles wegetan, weil Ihnen der Aufwand zu hoch war, dass auf Video oder sogar DVD zu bringen. Das ist echt schade.

Diese Filme habe ich immer gerne gesehen, wie wir als Kinder da so rumgelaufen sind und so. Nun ist das alles verloren.
Alte Fotos von der Zeit habe ich zum Glück.

Die Dinge in der Schublade zu finden, war vor allem deshalb so heftig, weil ich die da nicht vermutet hatte. Das ist so eine große Schublade in der Schrankwand, wo eigentlich andere Dinge drin liegen. Ich war da schlichtweg nicht drauf vorbereitet.
Die Fotoalben habe ich mir mal bewußt angeschaut, weil ich es wollte und das ging auch ganz gut.

Aber Rezepte habe ich normalerweise in einem Buch. Und Postkarten hebe ich eigentlich nicht so lange auf. Aber so habe ich das alles noch einmal bewußt gesehen und gelesen. Sonst wäre mir das bestimmt gar nicht aufgefallen, dass mein Vati da neben dem Rezept noch den Satz geschrieben hatte. Und die Postkarte war längst vergessen. Eigentlich.
Wer weiß, warum die Sachen gerade da gelandet sind.

Ja, die Entfernung das ist schon blöd. Vielleicht sollte endlich mal einer das Beamen erfinden oder Portschlüssel wie bei Harry Potter.
Ich habe sowieso immer das Gefühl, dass die Zeit mehr und mehr rennt. Alles ist oft so hektisch, so viele Termine und Verpflichtungen.

Nur einmal in diesem Jahr ist die Zeit einfach stehen geblieben ....

Liebe Grüße
Carla
__________________
Mein lieber Vati ist am 17.7.2011 um 16.30 Uhr in meinen Armen friedlich eingeschlafen.

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  #3  
Alt 13.10.2011, 08:39
carla44 carla44 ist offline
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Beiträge: 530
Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Nun ist schon wieder so viel Zeit vergangen und hier war so viel los.
Erst wollte ich ganz aus dem KK-Forum gehen, nach diesen "Geschichten", aber mir ist es wichtig, weiter mit Euch zu schreiben.

Diese Woche war ich wieder bei der Therapeutin. Diese Sitzung war richtig gut. Ich hatte endlich das Gefühl, dass ich langsam lerne, diese ganzen Gefühle und Gedanken sortieren zu können.
Ich kann das schlecht beschreiben, aber es kamen so Bilder, mit denen ich das alles einordnen konnte.
Die Therapie ist ja eine Kombination aus Körper- und Psychotherapie.

Ach Mann, wenn ich das doch nur besser beschreiben könnte. Es wird jedenfalls eine Art Massage gemacht und damit dem Körper neuer Raum gegeben, so dass man sich für die Gefühle und Gedanken öffnen kann. Und das alles über den Atem noch zusätzlich beeinflußt.
Hört sich jetzt kompliziert an, aber es fühlte sich dieses Mal ganz leicht an, auch als die Bilder von Vati wieder hoch kamen.

Und darum geht es dabei auch. Die Gefühle zulassen, ihnen Raum geben und gleichzeitig positive Empfindungen mit dazu packen.

Leider zahlt so eine Therapie keine Kasse. Eigentlich sehr schade. Denn mit einer reinen Psychotherapie bin ich vor Jahren mal heftig gescheitert. Das paßte einfach nicht.

Übrigens, dass ich abends so selten hier bin, liegt daran, dass meine 2 Babykätzchen vor ein paar Tagen hier eingezogen sind....
Endlich etwas Schönes in diesem Jahr. Ich freue mich jeden Tag auf das Nachhausekommen und sie lenken auch von den trüben Gedanken ab.

Allen, die hier ehrlich lesen und schreiben, liebe Grüße.
Carla
__________________
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  #4  
Alt 13.10.2011, 09:29
Tochter_19 Tochter_19 ist offline
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Beiträge: 10
Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Hallo Carla ,
zuerst einmal mein herzliches Beileid.
Ich kann dich so gut verstehen. Mein Papa ist am 08.07. nach nur 2 Monaten Krankheit von mir gegangen. Davon war er 4 Wochen im Krankenhaus. Ich war jedentag bei ihm, doch trotzdem habe ich das Gefühl zu wenig Zeit mit ihm verbracht zu haben. Immerwieder quält mich die Frage ob er wusste das er sterben muss. Wir selbst haben es erst 3 Tage vor seinem Tod erfahren. Wir haben es ihm nicht gesagt da er zu dieser Zeit schon so starke Schmerzmittel bekam das er es sowieso nicht realisiert hätte.
Auch ich war bei meinem Papa als er gestorben ist.
Mir persöhnlich hilft das damit umzugehen
wie ist das bei dir ? Bist du froh dabei gewesen zu sein?
Er war die letzen 7 Jahre aufgrund eines Artbeitsunfalles Arbeitlos und zuhause. Deshalb war er jedentag um mich herum, das macht es jetzt wohl noch schwerer.
Hilft dir die Therapie?
Ich habe auch schon überlegt eine zu beginnen.
Verzeih mir meine vieeeel zu lange Antwort
Ich wünsche dir viel Kraft
Nina
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  #5  
Alt 13.10.2011, 11:05
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Liebe Nina,

danke für Deine lieben Worte und Du mußt Dich bestimmt nicht für eine lange Antwort entschuldigen.

Die gleichen Fragen und Gedanken wie Du sie hast, gehen mir auch ständig durch den Kopf.
Ich bin mir sicher, dass mein Vati die letzten Tage wußte, wie es um ihn steht. Er hat ja immer wieder miterlebt, wie er nach den sogn. Aufbaukuren dann wieder noch schneller und heftiger abgebaut hat. Zum Schluss hat er jede weitere Infusion abgelehnt. Und zum Glück gab es eine Patientenverfügung, wo das auch so drin stand. So mußte ich das nicht entscheiden.

Reden konnte ich mit meinem Vati darüber nicht mehr. Ich hatte den Arzt aber gebeten, das zu tun. Er sagte mir dann eben nur, dass mein Vati Bescheid weiß, da er jede weitere Therapie abgelehnt hat.

Ich war froh, dass ich bei meinem Vati sein durfte und konnte, als er seinen letzten Weg gegangen ist. Er wollte mich dabei haben, hat mich immer wieder festgehalten. Vom Gefühl her ist es für mich gut zu wissen, dass ich zum richtigen Zeitpunkt auch da war und diese Kraft aufgebracht habe. Es war für ihn wichtig und nur das alleine zählt.

Die Therapie hilft mir sehr. Es ist für mich gut, einen Profi an der Seite zu haben und dort alles loswerden zu können. Und, da sie meine Freundin ist, ist es für mich sehr leicht, bei ihr offen darüber zu reden. Mit irgendwem hätte ich das sicher so nicht machen können.
Ich denke aber auch immer wieder, dass das der richtige Weg für mich ist. Hier gibt es auch eine Trauergruppe. Aber das kann ich mir im Moment noch nicht vorstellen, da hinzugehen.

Liebe Nina, ich wünsche Dir viel viel Kraft und dass Du hoffentlich einen guten Weg für Dich findest.
Liebe Grüße
Carla
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Mein lieber Vati ist am 17.7.2011 um 16.30 Uhr in meinen Armen friedlich eingeschlafen.

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  #6  
Alt 13.10.2011, 12:06
Rheingoldcat Rheingoldcat ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Liebe Carla,

ich habe auch schon überlegt ob ich hier im Forum noch etwas schreibe, nach dieser Geschichte.
Ich habe mich sehr zurück gezogen.

Ich freue mich für dich, dass Dir die Therapie helfen kann.
Um das Richtige zu finden ist es manchmal ein weiter Weg.
Aber bei Dir hört es sich ganz gut an.

Ich wünsche Dir vom ganzen Herzen, dass Du lernst mit deiner Trauer umzugehen und wider Freude finden kannst.

Liebe Grüße
Sabine
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  #7  
Alt 17.10.2011, 07:33
carla44 carla44 ist offline
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Beiträge: 530
Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Heute ist der 17. Oktober. Nun sind es genau 3 Monate.

Vor 3 Monaten habe ich meinen Vati das letzte Mal in den Arm genommen,
vor 3 Monaten habe ich den letzten Anflug von einem Lächeln in seinem Gesicht gesehen, als er seinen jüngsten Enkel erkannt hat,
vor 3 Monaten habe ich seine blauen Augen für immer geschlossen,
vor 3 Monaten blieb um 16.30 Uhr einfach die Zeit stehen.

Nichts ist seit dem mehr so wie es war. Jeden Tag denke ich an ihn und jeden Tag fehlt er mir.
Ich habe keine Ahnung, wie ich heute durch diesen Tag kommen soll. Schon morgens nach dem Aufstehen waren die Bilder wieder da. Jede einzelne Minute kann ich sehen, die Erinnerung ist so real, als wenn es gerade passiert.

Carla
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