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  #1  
Alt 08.10.2011, 23:37
Mel_1 Mel_1 ist offline
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Standard AW: Ich vermisse meinen Mann so sehr

Liebe Caricia,

ich weiss wie Du Dich fühlen mußt...vor knapp 4 Jahren wurde ich mit 36 Jahren wegen Krebs Witwe.
Ich hab auch tagelang an den Sachen meines Mannes gerochen...ich war in so einer tiefen Trauer und vermisste ihn so.
Ein halbes Jahr lag ich am Boden, bis ich wieder am Leben teilnahm.
Auch heute ist es noch sehr oft so,dass ich ihn so dolle vermisse und mit ihn auch jetzt noch spreche.
Auch hab ich noch immer seinen Kulturbeutel da, wo der Rasierer liegt, sein Kamm etc. Das riecht alles noch nach ihn und ab und an mach ich den Beutel wieder auf...und ich bin dann wieder s traurig.
Aber ich habe für mich die 4 Jahre festgestellt, dass ich stärker geworden bin. Ich weiss, mein Mann ist immer bei mir und hilft mir in Situationen, die mir Angst machen.
Das erste Jahr verging wie im Fluge...der erste Todestag nach seinem Weggang war irgendwie normal. Aber ich merke zunehmend, dass jedes weitere Jahr immer mehr Gedanken bringt und ich wieder in Trauerphasen falle,die doch tiefer sind, als sonst.
Am 23 Oktober ist es wieder soweit...er ist 4 Jahre weg.
Heute noch wenn ich durch den Wald geh, den er so liebte, rede ich mit ihn...frag ich was er davon hält, dass die Bäume weg sind usw.
Ich hab mir nach der schwersten Trauerzeit einen Hundewelpen zugelegt...eine Rasse, die mich tgl fordert und mein "kleiner" Mann bringt mich tgl auf super Gedanken und erlebt jetzt mit mir die Spaziergänge, die ich sonst mit meinem Schatz machte.
Oft denke ich mir...der Herzensbrecher wurde mir von meinem Mann geschickt, der mir einfach nur Freude macht.
Mein Umfeld hat sich durch den Hund massiv geändert...mein Freundeskreis hat sich mit Hundeleuten erweitert, die uns beide hier immer erheitern.
Mein Mann hat einen so großen Platz in meinem Herzen...aber das ist die Vergangenheit...ich lebe offen und sehe die Welt wieder und habe auch wieder Freude. Mein Mann würde sie mir gönnen.
Ich geh mit meinem Hund der jetzt über 3 Jahr eist, Pilze suchen...eine Leidenschaft, die mein Mann und ich so teilten.
Wenn ich einen Steinpilz finde...sag ich...guck mal Harry, der hätte Dir auch Freude gemacht.
Ich denke fest an Dich und weiss auch, dass es keinerlei Trost gibt.
Sprüche wie..."Sie sind ne starke Frau Sie packen das schon" kann man nicht mehr hören.
Ich dachte auch immer die Sonne wird für mich nie wieder scheinen, aber sie geht wieder auf und wärmt und tröstet.
Lass die Trauer zu....immer und immer wieder.
Ich weine auch heute hin und wieder noch um ihn...aber es gibt mir heute immer mehr Trost, dass er nicht hat lange leiden müssen.
Viel viel Kraft und keine Angst vor der dunklen Jahreszeit.
Ich geb Dir was mit was mir sehr geholfen hat...!
Mein Mann sagte, ich werde von den Sternen zu Dir gcken...seh hinauf und wenn Du eine Sternschnuppe siehst, wünsch Dir was und grüße mich...das bin ich!
Immer wenn ich Schnuppen sehe, freu ich mich ganz blöde und ich gucke immer in den Sternenhimmel und weiss er ist da.
LG
Mel
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  #2  
Alt 09.10.2011, 15:22
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Caricia Caricia ist offline
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Standard AW: Ich vermisse meinen Mann so sehr

Karin, Maria und Mel, ich danke euch ganz herzlich für eure lieben Worte.

Ich komme gerade von einem beruflichen Workshop-Wochenende zurück. Wer mich da gesehen hat, würde nicht glauben, dass ich gerade erst Witwe wurde. Es war alles so 'normal' und ich habe mit den anderen gelacht. Gestern bin ich auf mein Zimmer gegangen, um mich fürs Abendessen umzuziehen und wollte allen Ernstes meinen Mann anrufen, um ihm zu erzählen wie der Tag gelaufen ist.

Nachts im Bett habe ich dann wieder geweint und fühlte mich gleichzeitig schlecht, weil ich den Tag genossen habe. Aber ich weiß auch, genauso hätte es mein Harry gewollt.

Liebe Grüße
Caricia
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  #3  
Alt 10.10.2011, 12:30
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SandraG SandraG ist offline
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Standard AW: Ich vermisse meinen Mann so sehr

Liebe Caricia,
wie gut verstehe ich dich. Diesen Wunsch, den geliebten Mann anzurufen, ihm Dinge zu erzählen, die dir wichtig sind. Auch ich (37) habe dieses Jahr meinen Mann, 56 Jahre alt, verloren. Er hatte Lungenkrebs, die Diagnose bekamen wir 2007 als wir 3 Jahre verheiratet waren. Er hat so tapfer durchgehalten und gekämpft, sich nie anmerken lassen, dass er Schmerzen hatte, weil er wollte, dass es mir gut geht. Doch dann wollte und konnte sein Körper nicht mehr und er ist am 18.3. in meinem Beisein nach nur 7 Jahre Ehe verstorben.

Das "Danach" erklärt einem niemand. Es gibt Tage, da fühlst du dich wohl, so als ob dein Mann mal eben nur kurz weg ist. Und dann kommen, auch sieben Monate später, immer noch die Gedanken "das mußt du ihm erzählen" und "ich muss ihn sofort anrufen, um ihm das und das zu erzählen".... Ich habe den Eindruck, das hört nie auf. Es sind ja schöne Gedanken, die gleichzeitig so traurig machen, weil du sie mit ihm nicht teilen kannst.

Was mir auch zu schaffen macht, ist die Tatsache, dass ich diese Liebe, dieses Zusammengehörigkeitsgefühl verloren habe. Dieses sich anschauen und wissen, was der andere denkt. Das "Hallo" am Telefon, wo er direkt weiß, dass es dir nicht gut geht. Seine Wärme in der Stimme, die dich so umhüllt, als wäre es eine Umarmung - all das wird mir immer fehlen.
Wenn ich dieses bei anderen sehe, bin ich nicht neidisch. Stunden später jedoch, wenn ich dann alleine bin, tut mir auf einmal alles weh, so dass ich um dieses Gefühl, diese Liebe weinen muss.

Und ich habe auch das Gefühl, dass es nicht leichter wird. Ich gebe mir solche Mühe, die Trauer zu verarbeiten, doch dann kommt immer was, was mich umhaut. Aber naja, so trauert man wohl. So ist wohl der Prozess.

Oh je, jetzt hab ich ganz schön gejammert. . Was ich dir eigentlich sagen wollte, ist, dass du gar nicht schuldbewußt sein mußt, wenn du einen schönen Tag hast, wenn du lachst und das Leben wieder genießen lernst.
Ich glaube, wenn Harry dich so sehen würde, fände er das gut, dass du nicht in der Trauer versinkst, sondern versuchst, wieder aufzustehen! Man fällt oft hin, klar, wie ein Kind, dass laufen lernt. Aber irgendwann, da bin ich mir sicher, hat man es geschafft und man kann wieder gerade stehen und gehen. Und dann schaut dein Harry auf dich hinab und denkt sich, was er für eine tolle, starke Frau an seiner Seite haben durfte!!!!

Fühl dich herzlich umarmt!

Sandra
__________________

Da es förderlich für die Gesundheit ist, habe ich beschlossen, glücklich zu sein - Voltaire
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  #4  
Alt 10.10.2011, 22:08
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Caricia Caricia ist offline
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Standard AW: Ich vermisse meinen Mann so sehr

Hallo Sandra,

du hast nicht gejammert! Danke für deine lieben Worte. So wie du deinen Mann beschreibst war meiner auch. Nie jammern, immer gut drauf... nur damit es mir gut geht. Du hast Recht, Harry würde nicht wollen, dass ich mich vergrabe, er will, dass es mir gut geht. Na ja das wird noch eine ganze Weile dauern. Aber zumindest in der Arbeit geht es mir einigermaßen gut und ich komme auf andere Gedanken.

Ich habe ein gutes Buch gelesen. Vielleicht wäre das auch etwas für dich. Es heißt: "Kein Abend mehr zu zweit - Familienstand: Witwe". Es hat mir schon etwas geholfen.

Liebe Grüße

Caricia
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  #5  
Alt 11.10.2011, 11:50
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SandraG SandraG ist offline
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Standard AW: Ich vermisse meinen Mann so sehr

Liebe Caricia,

vielen Dank für deine Antwort und den Bucht-Tipp. Ich habe es mir sofort bestellt. Zur Zeit lese ich folgendes Buch, was die aufkommenden Gefühle ebenfalls gut beschreibt: Einen geliebten Menschen verlieren von Doris Wolf.
Dieses Buch zeigt, dass man sich für kein Gefühl, das man hat, schämen muss. Ganz im Gegenteil, es wird eher erklärt, warum du so fühlst. Ausserdem hat es ein paar schöne Übungen fürs Verarbeiten und Loslassen, wie ich finde. Ich lese die einzelen Kapitel öfter. Und irgendwie hilft es ein kleines bisschen.

Naja, für die weitere Arbeit habe ich mich heute zu einer Trauergruppe angemeldet, die im November beginnen soll. Dazu habe ich am 24.11. ein Erstgespräch, auf das ich ganz gespannt bin.

Ich denke trotzdem sollte man jedes Gefühl zulassen und wenig runterschlucken. Mein Mann hat vieles mit sich ausgemacht; ich glaube, dass hat auch zu dieser Krankheit beigetragen. Daher möchte ich soviel wie es geht nicht "hinunterschlucken" sondern rauslassen.

Ausserdem habe ich 1x pro Monat eine Therapiestunde, die ohne weiteres von der Kasse übernommen wird. Ausserdem möchte ich mich noch nach einer Kur bei meiner Krankenkasse erkundigen, die auch die Psyche behandelt. Ich weiß zwar gar nicht, ob das geht, aber ich probiers.

So, nun bin ich erstmal gespannt auf das Buch, dass du mir empfohlen hast. Ich hoffe, es geht dir einigermaßen gut.

Ich sende dir ebenfalls mal eine dicke Umarmung.

Liebe Grüße

Sandra
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  #6  
Alt 13.10.2011, 05:49
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Caricia Caricia ist offline
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Standard AW: Ich vermisse meinen Mann so sehr

Danke auch dir für den Buchtipp. Ich werde es mir besorgen.

Mir geht es solala. Einen Tag geht es ganz gut, dann weiß ich wieder nicht, wie ich überhaupt ohne meinen Mann weiterleben soll. Arbeit lenkt mich am besten ab.

LG Caricia
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  #7  
Alt 16.10.2011, 16:35
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Caricia Caricia ist offline
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Standard AW: Ich vermisse meinen Mann so sehr

10 Wochen waren es gestern, aber es wird nicht leichter. Ich habe die Küchenschränke ausgeräumt, geputzt und wieder eingeräumt... Die Küche war sein Reich. Ich konnte nichts wegwerfen, alles erinnert mich an ihn. Jede Schüssel hat irgendwie seine Geschichte.
Der Kleiderschrank ist immer noch voll mit seinen Sachen. Ich kann ihn nicht ausräumen. Wie haben das andere Betroffene gemacht? Könnte den Platz ja gut gebrauchen, aber ich kann mich auch nicht von den Sachen trennen. Ich kann nicht mal seinen Schrank aufmachen.

Ab und zu habe ich ja auch gute Tage, aber heute ist ein absoluter Schei*tag.

Liebe Grüße
Caricia
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*17.05.1950 ┼ 13.08.2011. Ich habe die Liebe meines Lebens an den Lungenkrebs verloren. Liebe stirbt nie♥♥♥
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