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  #1  
Alt 14.11.2011, 17:21
Tanj Tanj ist offline
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Standard AW: Die Kraft geht langsam aus

Habe gerade Nachricht aus dem Krankenhaus bekommen. Die ganze Bachdecke ist voll mit Metastasen. Ihre Lebenserwartung sind höchstens 3 Monate, es können aber auch nur noch Wochen sein. Wir sollen uns nix anmerken lassen, da meine Mama es selbst nicht weiß und auch nicht erfahren soll.

Ich glaub ich bin für mich in einem neuen Stadium. Ich bin überhaupt nicht geschockt oder traurig. Irgendwie läuft es voll an mir vorbei. Ist das noch normal? Habe gerade überhaupt keine Gefühlsrührung in mir. :-(
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  #2  
Alt 14.11.2011, 17:43
brabbel brabbel ist offline
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Standard AW: Die Kraft geht langsam aus

Hallo Tanji,

nein du bist in keinem neuen Stadium, das Ganze musst du erst verarbeiten. Ging mir genauso, als meine Mutti mir sagte, das ihr der Arzt nach Feststellung von Hirnmeatstasen noch maximal 6 Monate voraussagte. Ich musste nicht weinen, war irgendwie "unbeteiligt" und dachte: Das trifft dich eigentlich gar nicht so hart wie ich dachte! Pustekuchen, der Schmerz kam nach einigen Tagen und schlich sich langsam aber unaufhörlich rein. Wahrscheinlich ist die Anfangsreaktion eine Art von Schock, so wie man auch nicht sofort merkt, dass man sich geschnitten hat. Du bist normal und so leid es mir tut und ich dir wünschen würden, dass dieses "Unbeteiligtsein" und "so schlimm haut mich das ja gar nicht um" anhalten möge, glaube ich das nicht, denn irgendwann beginnt das Kopfkino.
Aber auch das ist dann normal.

Lass dich drücken, mache ja zur Zeit ähnliches durch und weiß wies dir geht.
LG
Bärbel
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  #3  
Alt 14.11.2011, 17:47
Benutzerbild von Monika Rasch
Monika Rasch Monika Rasch ist offline
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Standard AW: Die Kraft geht langsam aus

Hallo, ich weiss immer nicht so richtig, sag ich was oder lass ich es bleiben.

Ich empfinde SO :

Wenn ich so krank wäre, dass jegliche Therapie abgebrochen wird, weil es sinnlos ist, sich den ganzen Nebenwirkungen auszusetzen, dann will ich auch wissen warum.
Ich für mich würde es einfach gerne wissen, dass mir nur noch sehr wenig Lebenszeit bleibt und dass ich alles so regeln muss, wie ich es will- wenn ich will dass es gemacht wird wie ich will.

Was ist denn so schlimm , wenn jemand aufgibt.

Er muss doch deshalb nicht unendlich traurig sein, es kann doch auch sein, dass es erlaubt ist aufzuhören zu kämpfen, dass man die verbleibende Zeit einfach nutzen kann, ohne ums Überleben zu kämpfen.
Es ist doch gar nicht gesagt, dass jemand eher stirbt, es mag für manchen Menschen eben auch eine Erleichterung sein zu wissen, dass der Weg zu Ende geht.
Ich bin überzeugt davon, dass der Kranke, den wir so gerne beschützen wollen, schon längst weiss, was Sinn macht und was nicht, und dass der Kranke sich oft nur aus Liebe und Pflichtbewusstsein mit den Therapien quält.
Und froh wäre, wenn jemand sagen würde, es ist wie es ist.

Es ist nicht gesagt, nur wenn jemand weiss dass er stirbt, dass er auch nur einen Tag eher stirbt.

Eigentlich weiss doch jeder, dass er stirbt, früher oder später- warum wollen wir unsere Lieben denn immer so schützen, sie dürfen doch wissen, dass die Zeit begrenzt ist und "wenn nicht jetzt wann dann" wichtig ist.


Und wer weiss, ob mancher nicht vielleicht doch länger lebt, wenn es keine Therapie mehr gibt- ausser Schmerzmitteln ?
__________________
Mein Ehemann Georg+36jährig+1988(NHL)
Mein Liebster Joachim+42jährig+1997 (kleinzell. Bronchial Ca.)
Ich : 2002 DCIS re.Mamma, operiert, bestrahlt, AHT
Meine Schwester Heike +2011(Bronchialca)
Unsere Mama +2013(operiertes Glioblastom, Nierenversagen bei Temodal Therapie)
Meine Schwester Sandra(45),TN mamma Ca.metastasiert, +21.11.2015
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  #4  
Alt 14.11.2011, 18:26
brabbel brabbel ist offline
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Beiträge: 128
Standard AW: Die Kraft geht langsam aus

Hallo Monika,

es ist sicher von Mensch zu Mensch verschieden, wieviel Information er sich wünscht, gerade auch was das Ende betriftt. Für meine Mutti war es ein Schock und sie hätte gern drauf verzichtet. Natürlich wusste sie, sie wird nicht mehr gesund, aber so einen Zeitrahmen vorgesetzt zu bekommen, war echt hart. Geklärt hatten wir auch so alles, aber jetzt sind es Kleinigkeiten wie z.Bsp. einfach mal shoppen gehen, wo sie dann fragt: Wozu das denn. Ich kanns doch eh nicht mehr anziehen oder gebrauchen. Es fehlt einfach die Hoffnung auf eine etwas längere Zeit, auf Weihnachten, die Geburtstage , die Konfi meines Sohnes nächstes Jahr. Das hätte ich ihr gern erspart. Wenn ich wissen will, wie lange ich noch habe, dann frage ich.

Aber wie gesagt, das sieht jeder wahrscheinlich anders.
In diesem Sinne!
LG
Bärbel
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  #5  
Alt 14.11.2011, 18:32
Benutzerbild von Monika Rasch
Monika Rasch Monika Rasch ist offline
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Standard AW: Die Kraft geht langsam aus

Das ist es ja !

Zitat:
aber so einen Zeitrahmen vorgesetzt zu bekommen, war echt hart.

Man kann sagen, ja, es wird keine Therapie mehr geben, keiner weiss was schädlicher ist für Dich.
Aber einen Zeitrahmen KANN gar Keiner geben, das empfinde ich auch als unmöglich

Zitat:
Und wer weiss, ob mancher nicht vielleicht doch länger lebt, wenn es keine Therapie mehr gibt- ausser Schmerzmitteln ?
Zitat:
Wenn ich wissen will, wie lange ich noch habe, dann frage ich.
Wen denn ?

Als das erste Enkelkind meiner Schwiegermutter geboren wurde, war sie 75 Jahre.
Und seit damals hangelt sie sich von Jahr zu Jahr.

Zitat:
aber jetzt sind es Kleinigkeiten wie z.Bsp. einfach mal shoppen gehen, wo sie dann fragt: Wozu das denn. Ich kanns doch eh nicht mehr anziehen oder gebrauchen. Es fehlt einfach die Hoffnung auf eine etwas längere Zeit

Meine Schwiemu wird bald 91, und so fängt sie jetzt auch hin und wieder an.
Da sag ich dann, Du bist dran wenn Du dran bist, keiner weiss es.
Und bis dahin leben wir mal schön weiter.
Und glaub mir, meine Schwiemu hängt auch am Leben.
__________________
Mein Ehemann Georg+36jährig+1988(NHL)
Mein Liebster Joachim+42jährig+1997 (kleinzell. Bronchial Ca.)
Ich : 2002 DCIS re.Mamma, operiert, bestrahlt, AHT
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Unsere Mama +2013(operiertes Glioblastom, Nierenversagen bei Temodal Therapie)
Meine Schwester Sandra(45),TN mamma Ca.metastasiert, +21.11.2015

Geändert von Monika Rasch (14.11.2011 um 18:41 Uhr)
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  #6  
Alt 14.11.2011, 18:51
Kessiham Kessiham ist offline
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Registriert seit: 31.10.2011
Beiträge: 13
Standard AW: Die Kraft geht langsam aus

Liebe Tanj,
wer hat denn bestimmt, dass Deine Mama nicht wissen soll, wie es um sie steht? War es ihr eigener Wunsch, formuliert, als es ihr noch besser ging?
Dann ist klar, dass man sich daran zu halten versucht. Ich empfinde es aber als problematisch, wenn die Angehörigen "einfach" bestimmen, dass der Patient nicht informiert werden soll. Das grenzt an Entmündigung.
Ich persönlich würde vielleicht den Zeitraum, nicht nennen, wohl aber die Nutzlosigkeit einer Therapie. Die verbleibende Zeit ist sowieso ganz schwer zu schätzen (bei meiner Schwägerin hieß es erst 10-11 Monate, nach drei Monate später war noch von 2-3 Wochen die Rede und sie hat dann doch noch 8 Wochen "geschafft". Deine Mama sollte die Chance haben, Abschied zu nehmen. Doch wie soll sie das, wenn sie nicht weiß, dass sie bald eine weite Reise antreten wird?
Zum Thema Hospiz empfehle ich Dir, im Krankenhaus nachzufragen. Eventuell können die eine Verlegung direkt vom Krankenhaus dorthin veranlassen. Nicht nur sie wird dort liebevoll umsorgt sondern auch die Anghörigen erhalten hier Hilfe. Sieht mir so aus, als ob Du und Dein Stiefvater das gut gebrauchen könntet.
Ich wünsche Euch viel Kraft und schicke Dir eine Umarmung!
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  #7  
Alt 15.11.2011, 11:41
Tanj Tanj ist offline
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Registriert seit: 11.11.2011
Beiträge: 18
Standard AW: Die Kraft geht langsam aus

Hallo zusammen,

der Arzt im Krankenhaus hat gesagt, wir sollen ihr nichts davon sagen, weil sie sonst den Lebensmut verliert.

Ich muss Euch ehrlich sagen, dass ich nicht weiß was richtig ist. Auf der einen seite würde ich es ihr gern sagen, damit sie sich verabschieden kann, auf der anderen Seite glaub ich auch, dass es sehr hart ist, wenn man nen Zeitraum hört in dem man noch lebt. Klar kann keiner was genaues sagen, aber so ungefähr schon.

Ich weiß auch nicht, was ich ihr wünschen soll. Soll ich ihr wünschen, dass es bald vorbei ist oder doch lieber, dass sie noch Zeit hat? Keine Ahnung.

Mein Stiefvater ist überzeugt davon, dass sie nix davon wissen soll. Ich nicht. Naja und so beuge ich mich erstmal dem ganzen und werde schweigen. Ich weiß aber nicht, ob ich es schaffe wenn ich vor ihr stehe. Heute Abend werde ich ins Krankenhaus fahren und dann werd ich sehen, wie ich es schaffe.

Meine Kleine ist sehr tapfer und verkraftet im Moment alles ganz gut. Ich denke Kinder sind da viel ehrlicher zu sich selbst. Das Leben geht weiter.....

Danke Euch

danke erstmal für Eure Hoffnung, die ihr mir macht.

Ich hab mit meiner Süßen mal grob darüber geredet. Ich hab ihr gesagt, dass die Oma nicht mehr gesund wird. Dabei hab ich dann das weinen angefangen. Mein kleiner Engel hat mich in den Arm genommen und mir gesagt: Mama, die Oma ist im Krankenhaus, da brauchen wir nicht weinen, erst wenn sie tot ist können wir weinen.

Kinder sind ja so tapfer und ehrlich.
Im Moment halte ich mich auch sehr tapfer. Jeder heult einen voll und will getröstet werden. Ich halte mich da an den Spruch meiner Tochter, wir können weinen wenn sie tot ist, jetzt noch nicht. Das Leben geht weiter, auch wenn es im Moment sehr besch.....en ist.

Ich fahr heute Abend ins Krankenhaus, mal schauen was es neues gibt. Heute wird ihr ein Stend gesetzt und CT steht auch noch an.

Danke für Euch

Geändert von gitti2002 (11.05.2023 um 23:37 Uhr)
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  #8  
Alt 15.11.2011, 12:00
chrisi0211 chrisi0211 ist offline
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Beiträge: 926
Standard AW: Die Kraft geht langsam aus

Hallo Tanj!

Ich weiß wie Du Dich fühlst, Deine Kraft/Nerven auch aufgebraucht sind und wünsche Dir viel Kraft Deine Mama auf ihrem letzten Weg zu begleiten.

Was ist richtig und was ist falsch in Bezug auf Lebenszeit... Der eine möchte es am besten auf den Tag genau wissen (was sowieso nicht klappt), der andere möchte überhaupt, obwohl er genau weiß, dass seine eigene Lebenszeit beschränkt ist, es wohl lieber nicht wissen...
Ich glaube, wenn ich auch nur einen klitzekleinen Gedanken hätte, dass ihr das schaden könnte/sie damit nicht umgehen könnte, dann würde ich es wohl lieber nicht sagen oder zumindest keine zeitliche Prognose der Ärzte weitergeben.

Ich sehe es so, dass es das wichtigste ist, dass sie möglichst schmerzfrei ist und wenn sie über den Tod reden möchte, dann wird sie es tun, wenn sie es lieber von sich schiebt, dann ist das ihre Art und Weise mit ihrer Situation umzugehen und ihren Weg zu gehen - Du kannst sie nur begleiten in dieser schweren Zeit, ihr so gut es geht zur Seite stehen, einfach für sie Dasein, mehr geht einfach nicht... - als Angehöriger muss man akzeptieren, dass man leider sonst nichts tun kann für diesen Menschen.
Und Deine Mama kämpft ja doch schon etwas länger, vielleicht macht einem das auch mürbe und man wünscht sich irgendwie eine Erlösung.

Lieben heißt auch Loslassen...
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leberkrebs, leberpforte, mama, oma


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