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  #1  
Alt 13.07.2012, 21:18
Aquintos Aquintos ist offline
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Ort: Krefeld
Beiträge: 109
Standard Mama kommt nicht mehr klar...

Hallo Ihr Lieben,

puh, da bin ich aber froh, daß es anderen auch so geht.
Ich dachte schon wieder, daß ich alles falsch mache oder falsch denke.

Fühle mich wie ein Egoist und merke gerade schon wieder wie ich Kiefernschmerzen bekomme (die habe ich nun ständig, weil ich Nachts oder Tagsüber mit den Zähnen knirsche wie bekloppt). Meine Knirschschiene vom Zahnarzt wird gerade einem Belastungstest unterzogen; jedenfalls Nachts. Tagsüber würde es blöd aussehen

Heute musste ich lange arbeiten, bin aber trotzdem noch zu Ihr gefahren.
1. Kommentar von Ihr "Ich habe Besuch". Aha.
Die Nachbarin war da; gerade aus dem Urlaub gekommen. Die 2 sitzen da und klönen und ich steh wie ein Depp daneben. Mein Gedanke war: Wieso sagt sie mir nicht Bescheid; dann hätte ich gar nicht "stören" brauchen....und hätte direkt nach Hause düsen können.

In der Tasche hatte ich eine Zeitschrift, die sie immer gerne liest (Kommentar: Was soll ich denn damit? Meinst Du, ich hätte nichts besseres zu tun?), 1 Brötchen (Kommentar: Ach, krieg ich wieder die Reste?). Ich hole mir Mittags schon mal Brötchen für die Pause; wenn ich nicht alles esse, nehme ich ihr das übrige mit. Sie isst es dann (normalerweise) gerne.
Die Nachbarin muss ja jetzt auch denken, ich füttere meine Mama mit "Resten".

Dann zwischendurch das Thema Rasenmähen.
Da es geregnet hat und alles nass war, haben wir es auf morgen verschoben (und so hat sie mich wieder bei sich....wie einfach).
Es gab aber noch den Nachtritt: "Schau mal wie schön der Gärtner das letztens gemacht hat. Da sieht man schon, daß das ein Profi gemacht hat. Und wie schön er letzte Wochen die Kanten abgestochen hat....."

Hm, ich bin kein Profi...aber ich versuche es halt. Stundenlanges Kantenabstechen habe ich hinter mir; eine autistische Arbeit ohne Sinn. Aber ich habe es gemacht. Aber..... alles nicht gut genug.
Morgen "darf" ich wiederkommen. Und den Rasen machen. Danke, Mama.

In 2 Wochen will sie die Nachbarn in ein Lokal zum Brunch einladen. Sie wollte wissen, ob ich mitkomme.
Ich habe "Nein" gesagt, weil ich mal einen Sonntag für mich brauche und mit den Nachbarn nicht viel am Hut habe.
Ihr Kommentar "Och, ich dachte Du kommst als mein PARTNER mit".

Dann fing es schon an, an meinem Hals zu "klopfen". Ich hatte Puls.

Egal was man sagt und tut...alles ist nicht gut genug. Dieses Gejammer und Geknatsche geht mir dermassen auf den Nerv.
Manchmal wünschte ich mir, ich hätte noch ein paar Geschwister...oder daß meine Mutter jemanden kennenlernt. Lange geht das nicht mehr gut.

Ich weiss, daß es ihr nicht gut geht; aber mein Kreuz ist nicht so breit, daß ich das alles auf Dauer aushalten kann.

Genug gejammert. Morgen ist ein neuer Tag.
LG
Aqui
__________________
Man sieht die Sonne langsam untergehen; und erschrickt doch, wenn es plötzlich dunkel ist.

Papa: *31.01.1948 +19.05.2012
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  #2  
Alt 15.07.2012, 16:00
lyra lyra ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Liebe Aqui,
ich lese nun schon eine Weile mit-
bislang habe ich nur im Thema "Leberkrebs" geschrieben, da ich Angehörige/Hinterbliebene bin-
aber nun platzt mir langsam der Kragen.

Nein, nicht wegen Dir, sondern wegen des Verhaltens Deiner Mutter.
Ich würde es als völlig narzisstisch bezeichnen, was sie da abzieht und vermute, dass sie diese Persönlichkeitszüge auch früher schon hatte- nur da wird Dein Vater einiges "abgepuffert" haben. Vielleicht war es Dir auch gar nicht bewusst.

Überflüssig, Dir zu sagen, dass es mir leid für Dich tut, dass Dein Vater nun gegangen ist- ich bin überzeugt, dass Ihr Euch wieder sehen werdet und dass er auch jetzt bei Dir ist.

Nur: Du hast noch einiges an Leben vor Dir und es kann nicht Sinn und Zweck sein, dass Du Dir alle Energie absaugen lässt- das aber passiert anscheinend gerade.
Du musst nicht nur ständig verfügbar sein, nein, Du wirst auch noch bei jeder passenden Gelegenheit runter geputzt und scheinst nichts Recht machen zu können.
Unter dem Deckmäntelchen "einsame trauernde Witwe" manipuliert Dich Deine Mutter, um Dich dahin zu bekommen, wo sie Dich haben will.
Harte Worte?

Pass auf Dich auf
Liebe Grüße
Lyra

Geändert von lyra (15.07.2012 um 16:03 Uhr)
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  #3  
Alt 16.07.2012, 01:16
Benutzerbild von HelmutL
HelmutL HelmutL ist offline
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Ort: Dreiländereck
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Daumen runter AW: Denkfehler?

Liebe Aqui und alle anderen Papa-/Mamasitter,

ich lese schon einige Zeit, was euch so alles passiert. Ich bin entsetzt und kann nur den Kopf schütteln, was euch da durch eure lieben Altvorderen zugemutet wird.

Ich bin selber verwitwet, nicht mehr ganz jung und habe zwei erwachsene Töchter. Auch ich hatte gewaltige Schwierigkeiten nach dem Tod meiner Frau vor 4 1/2 Jahren. Putzen, waschen, kochen, aufräumen, der ganze Papierkram. Dazu kommt ja das, was ich sowieso schon im und um das Haus herum immer getan hab.

Doch es wäre mir im Traum nicht eingefallen, damit meine Töchter oder deren Männer zu belämmern. Die haben doch ihr eigenes Leben mit Kindern, Haus, Beruf und was weiss ich. Ich war auch nicht ständig bei ihnen oder habe sie zu mir zitiert. Wozu? Ich bin 3 mal 7 alt und einigermaßen Herr meiner Sinne. OK, was nicht auf Anhieb geklappt hat, wurde dann halt erst im zweiten oder dritten Anlauf erledigt. Was ich heute nicht schaffe, bleibt auch mal liegen bis morgen.

Es sind meine Kinder. Sie haben natürlich in gewisser Weise auch Pflichten mir gegenüber und ich bestimmte Rechte. Doch umgekehrt wird genauso ein Schuh daraus. Sie haben gewisse Rechte und ich ebensolche Pflichten ihnen gegenüber. Dass sie mir zu Anfang gerne unter die Arme griffen, war OK. Doch irgendwann war damit Schluss. Nicht nur, weil es ihnen zu viel wurde, sondern auch weil ich das nicht auf Dauer wollte. Unser Verhältnis zueinander hat sich wieder normalisiert. Wenn einer den anderen wirklich braucht, so sind wir sofort füreinander da.

Natürlich hat sich unser Verhältnis verändert mit dem Tod ihrer Mutter und meiner Frau. Es ist ungleich intensiver als vorher. Doch jeder von uns braucht seinen Freiraum und ist ansonsten eigenverantwortlich.

Das hört sich jetzt ziemlich kalt und nüchtern an, ist jedoch das Ergebnis von vielen Gesprächen und Akzeptanz des jeweils Anderen und vielen nicht geschlafenen Nächten. Es war nicht einfach, das könnt ihr mir glauben, und so manches Missverständnis musste ausgeräumt werden. Aber das Ganze hat uns zusammen geschweißt, unser Verhältnis ist herzlicher und besser als je zuvor. Ich liebe sie und sie lieben mich. Da ist nichts kaputt gegangen. Im Gegenteil.

Man muss einfach miteinander reden und bereit sein, die Ansichten des Anderen zumindest zu verstehen. Meine Frau kann und darf und soll mir niemand ersetzen. Ginge auch gar nicht. Schon gar nicht durch meine Kinder (wollen sie auch nicht, wie denn?) und ich kann ihnen ihr Leben nicht diktieren. Menschen, die in dieser Situation so reagieren, wie ihr es beschreibt, waren nie selbstständig sondern schon immer abhängig gewesen. So leid es einem auch tun kann, dann müssen sie es halt jetzt lernen.

Das jetzt mal so von der anderen Seite, der Seite des Witwers, gesehen.


Euch allen liebe Grüße und viel Glück,

Helmut
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Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376
http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070

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  #4  
Alt 16.07.2012, 09:05
hierfalsch hierfalsch ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Liebe aqui,

erstmal will ich


OK. Jetzt zum Thema.

Deine Geschichte erinnert mich ein wenig an das, was ich nach dem Tod meiner Mutter mit meinem Vater mitgemacht habe.

Ich habe damals lange überlegt, ob ich was sagen soll, habs jedoch gelassen, weil ich bei sowas auch immer SEHR (manchmal ZU) direkt bin und ich Angst hatte, mein Vater bekäme es in den falschen Hals.

Ich habe dann etwas anderes getan: Ich habe Fakten geschaffen.

Ich habe "einfach" aufgehört meine Termine und meine Pläne in die Mittagspausen und Nächte zu quetschen und sie statt dessen dahin gelegt, wo sie MIR passten. "Du kommst doch morgen wieder?" - "Nein ich muss zur Bank" / "Zum Sport" / "Bin auf einen Geburtstag eingeladen" / "muss endlich mal die Steuererklärung machen" usw. Wenn Du es Deiner Mutter erklärst, wird sie sicher verstehen, dass Deine Steuererklärung / der Geburtstag Deiner besten Freundin... auch wichtig sind... "Dich besuche ich dann morgen wieder" (man muss ja nicht gleich mit dem Kopf durch die Wand)
Außerdem habe ich meinen Vater animiert alleine vor die Tür zu gehen (ihm zB eine Konzertkarte geschenkt "Ich hab da keine Zeit, aber das klang so nett - und ich dachte bevor Du alleine zu Hause hockst, gehst Du vielleicht lieber da hin...?"



Bei "Ich kann dies und das nicht allein", habe ich nach Lösungen gesucht, die nicht beinhalten, dass ich alles mache...

Deine Mutter findet toll, wie der Gärtner den Garten macht? - Super. dann bestellt den doch gleich fest 4X im Jahr, der macht dann alles was anfällt - vielleicht findet sich auch noch ein Junge aus der Nachbarschaft, der zum Taschengeldaufbessern den Rasen mähen mag?

Deine Mutter weiß nicht, wie man tankt? - Na dann macht ihr zwei doch einen Ausflug. Geht in Ruhe zusammen tanken und Kaffeetrinken und Du zeigst und erklärst ihr in aller Ruhe wie das mit dem Tanken geht. Stehst einmal dabei, wenn sie es versucht - Beim nächsten Mal kann sies...


Ist natürlich kein Wundermittel, aber eine Art "Hilfe zur Selbsthilfe"... und mein Vater... ist inzwischen wieder verheiratet und ich kann mir nie merken wohin er als nächstes in Urlaub fährt... Rentner halt...

Viel Erfolg
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  #5  
Alt 17.07.2012, 22:14
Aquintos Aquintos ist offline
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Standard Die liebe Mama ;-)

Ach Ihr Lieben,

was soll ich sagen? Ihr habt ja Recht!

Das ganze ist im Moment eine "Ausnahmesituation"; und ich hoffe, daß es besser wird. Was habe ich das letzte verregnete Wochenende genossen.
Habe Samstag & Sonntag im Schlabberlook mit mir selber und meinem alterschwachen Kater (21) auf der Couch verbracht. Das hat mir echt gefehlt.

Das ging aber nur, weil Mama gesagt hat "Ich gebe Dir dieses Wochenende frei. Rasen mähen geht nicht wegen des Regens". Das war MEINE Erlaubnis, einfach mal zu Hause zu bleiben. Wahrscheinlich muss ich auch noch dankbar sein. Und schon schwillt wieder der Puls am Hals an...ich merke das.

Mein Kreuz ist auch nicht allzu breit.

Ich liebe meine Mama über alles; keine Frage! Ich helfe ihr bei allem und kann auch gut verstehen, daß die Situation jetzt, wie sie ist, für jemanden der 40 Jahre lang 24-Stunden-Beistand hatte, ungewohnt ist. Neue Gewohnheiten entwickeln sich nicht von heute auf morgen. Es braucht Zeit!

Auch schäme ich mich manchmal, nicht jede Sekunde/Minute an meine Eltern bzw. meine Mutter zu denken.
Der Wortlaut ist nun auch ein anderer...ich fahre nicht zu meinen "Eltern", sondern zu meiner Mutter. Nicht meine Eltern haben xy, sondern meine Mutter.

Gestern noch habe ich mit meiner Mutter zusammengesessen und meinte (ich weiss nicht mehr in welchem Zusammenhang): "Ihr"......"Ihr habt doch", ...vielleicht könnt "ihr"......, "ihr wolltet doch", "Ihr habt mir immer gesagt", "Ihr habt doch sowas im Keller..kann ich das haben...".

Dabei fällt mir selber auf, daß ich immer noch von "beiden" spreche/denke. Die Eltern eben! Vieleicht habe ich es selber noch nicht so ganz begriffen, daß die eine Hälfte von "Ihr"/"Eltern" nicht mehr da ist. Aber im Moment kann ich eigentlich sagen, daß ich gut mit der Situation klar komme.

Durch die Krankheit meiner Mutter meine ich zusätzlich, Ihr mehr helfen zu müssen. Sie hat Atemnot und kann nun viele Dinge nicht mehr erledigen (die mein Vater sonst gemacht hat).

Heute hat mich eine Freundin angerufen, ob wir Sonntag Abend Essen gehen können. Mein erster Gedanke war "Hab ich da überhaupt Zeit? Und wenn Mama ins Kino will an dem Tag...."
Nächster Gedanke: "Ist MEIN Sonntag...klar geh ich mit Dir Essen..."
Ich sage es Mama morgen...nach dem Rasenmähen (ja, der Gärtner macht s besser...aber ich bin halt billiger, haha.)

Bin gespannt wie es weitergeht...
LG
Aqui
PS. Danke fürs Mitlesen!
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Man sieht die Sonne langsam untergehen; und erschrickt doch, wenn es plötzlich dunkel ist.

Papa: *31.01.1948 +19.05.2012
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  #6  
Alt 17.07.2012, 22:26
monika100 monika100 ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Hallo Aqui,

Deine Mutter will dich glaube ich auch nicht bewusst ausnutzen,
aber sie hat den Boden unter den Füßen verloren - und sucht einen neuen. Und das bist Du!

Du wiederum willst alles für sie tun, willst ihren Verlust auch irgendwie ausgleichen, aber du brauchst auch Zeit für "deinen Kram" und nicht zu vergessen, auch für DICH!
Denn auch du trauerst, nicht nur sie.

Die Grundbasis bei euch, nämlich dass ihr euch lieb habt, die stimmt doch, versuch dich aus diesen Verpflichtungen ein bisschen rauszuschleichen.
Z. B. mit dem Essen am Sonntag, kündige ihr das jetzt schon an, damit sie wieder merkt, dass auch du dein Leben hast und dann kann sie sich jetzt schon drauf einstellen.
Sollte das nicht funktionieren, dann musst du mir ihr ganz offen reden!

Viel Glück!

Monika
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  #7  
Alt 17.07.2012, 22:35
lyra lyra ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Hallo Aqui,
Deinen letzten Beitrag habe ich sehr genau gelesen-
ich sage noch mal: Gib auf Dich Acht.
Da sind so einige Muster, die mir mehrere "!!!" im Kopf machen...auch wenn es keinem bewusst ist...
Liebe Grüße
Lyra
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  #8  
Alt 18.07.2012, 08:51
hierfalsch hierfalsch ist offline
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Standard AW: Die liebe Mama ;-)

So. Jetzt hab ich hier einen Riesensermon geschrieben und wieder gelöscht.

Letztlich ist die Sache theoretisch "leicht" und praktisch schwer:

Du "musst" Grenzen setzen. Dein eigenes Leben leben. Tust Du es nicht, wirst Du von Deiner Mutter (versehentlich und aus Hilflosigkeit - versteht mich richtig) vereinnahmt.

Mein Vorschlag: Überleg Dir zB zu Beginn einer Woche wie oft Du zu Deiner Mutter fahren willst und wann. Kommt sie dann mit Zusatzbitten streichst Du einen anderen Besuch dafür...


Beispiel:

Plan aqui für die 30.Kalenderwoche:
Mama besuchen Montag, Mittwoch und Freitag. Jeweils für 2 Stunden. Montag zum Rasenmähen, Mittwoch zum Kaffeetrinken, Freitag zum Arztgang.

Dienstag ruft aqui-Mama an und sagt, dass die Fenster dringend geputzt werden müssen.

aqui: Mama, pass auf: Heute schaffe ich es nicht. Wenn Du willst, putze ich die Fenster morgen. - Aber eigentlich dachte ich, wir könnten da zusammen Kaffee trinken gehen... überleg Dir, was Dir wichtiger ist, ich habe nur zwei Hände...


Fährst Du doch Dienstag, bleibst Du dafür Mittwoch zu Hause usw.

Und ich wette Deine Mama wird selbst anfangen Lösungen für ihre Probleme zu entwickeln...dann hast Du nämlich mehr Zeit mit ihr ins Kino zu gehen...
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  #9  
Alt 18.07.2012, 21:44
Aquintos Aquintos ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Hach, mir fehlen die Worte....
Ihr seid sooooo lieb

Ich habe viel nachgedacht (meine Knirschschiene ist bald durch...die Nächte sind unruhig und nicht gerade erholsam).

Ich glaube, daß Grundproblem ist einfach, daß mir meine Mama sehr, sehr leid tut.
Ich versuche ständig, mich in Ihre Situation hineinzuversetzen; wie fühlt sich das alles an?
Wie fühlt man sich, wenn die bessere Hälfte unwiederbringlich verschwindet und nur ein Foto bleibt? Nach 40 Jahren?
Wenn die gewohnten Geräusche oder eine Stimme fehlt? Wenn man einen lieben Menschen NIE mehr wieder sieht?

Wer meinen Bericht (bzw. den Krankheitsverlauf) mitgelsen hat, weiss, daß meine Eltern im Streit auseinander gegangen sind....und das tut mir so leid für meine Mutter. Sie ist kein schlechter Mensch; klar hat sie ihre Macken und ist sehr "eigen". Löwe eben :-)

Also der Rasen ist gemäht und wegen Sonntag weiss sie auch Bescheid.
Sie war heute mit 2 Mädels zum Kaffee-Trinken und die nächste Städtetour ist in Planung. Sie mag aber gar nicht ständig auf Achse sein. Für sie ist das wegen Ihrer COPD-Erkrankung auch anstrengend; das kann ich gut verstehen.

Ich setze mich am Wochenende mit Ihr zusammen und werde einen "Besuchs"-Plan vorschlagen.

Ja, HIERFALSCH, ich selber bin der beste Theoretiker vor dem Herrn, habe für alles eine Lösung...theoretisch. Aber in der Praxis gibt es soviele unvorhersehbare Variablen.....

Ich möchte Ihr nicht weh tun; die "sensible" Schicht meiner Mutter ist etwas porös im Moment. Ihr Gemütszustand geht auf- und ab; und ich möchte auch nicht in Ihrer Haut stecken momentan.

Ich möchte an Ihrer Stelle nicht alleine zu Hause sitzen und in Erinnerungen versinken; egal welchen Schrank ich aufmache, schon steht die Remeber-Keule in der Türe. Sie räumt gerade nach und nach Papas Kleiderschrank leer. In dieser Hinsicht ist sie sehr stark.
Ich habe heute seinen Kleiderschrank aufgemacht; alleine der Anblick von seinen Anziehsachen, zum Teil der Geruch....das macht einfach traurig.
Dieses "Endgültige" und "Nichtwiederbringbare" ist schwer zu verdauen.

Oft habe ich Anfangs gedacht: "Hätte ich ihn nicht ins Krankenhaus gebracht und es wäre nicht an ihm rumgefummelt und rungestochen worden...vielleicht wäre er noch da; und es wäre nicht so rasant abwärts gegangen."
Es hat seine Zeit gedauert, bis ich mir heute mit gutem Gewissen sagen kann "Du hast alles richtig gemacht!".

Ich bin mir aber auch bewusst darüber, daß es sich nur um eine Frage der Zeit handelt was meine Mama betrifft..sie muss eine neue Struktur haben.

Ich möchte nicht, daß mein Papa in absolute Vergessenheit gerät; sondern daß auch ein Leben ohne ihn für meine Mutter möglich ist. Klar werden immer Momente auftauchen (Geburtstag, Weihnachten etc.) wo die Erinnerung "hochkommt"; und ich selber möchte auch nicht, daß er in Vergessenheit gerät. Die letzte Zeit verblassen sehr viele Dinge und das erschreckt mich selber.

Manchmal kommt es mir vor,als wäre es schon 3 Jahre he, daß er für immer gegangen istr, dabei ist es erst ein paar Wochen her.
Ich habe gedanklich einen "Haken" an das Thema gemacht; für meine Mutter ist es ein grosser "Ankreuz"-Katalog mit vielen Fragen, die noch offen sind.

Meine Antworten zu den ganzen Fragen kann ich ihr nicht zumuten.
Es sind zu viele Dinge ungeklärt, die mich beschäftigen...und auf die ich selber versuche, eine Antwort zufinden.
Manchmal denke ich "Hättest Du (Mama) besser auf ihn aufgepasst, wäre es nicht so weit gekommen. Wieso hast Du ihn nicht zum Arzt geschleppt? Wir waren Jahre zu spät."

Ich werde einen Plan mit ihr machen; anders geht es nicht.
Ich denke auch nicht, daß sie mich absichtlich "nervt" und in Beschlag nimmt. Sie hat halt niemanden mehr. Ihre Schwester ist vor 2 Jahren gestorben und ich selber bin Einzelkind. Manchmal glaube ich auch, daß Ihr einfach die Decke auf den Kopf fällt, weil sie immer zu Hause ist.

Am Wochenende wird "Tacheles" geredet. Versprochen!
Ich halte Euch auf dem Laufenden, OK?

LG
Aqui

PS. Irgendwie ist mein Schrieb etwas durcheinander..die Gedanken drehen sich und ich habe hier- und da zwischengefügt...sorry
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Papa: *31.01.1948 +19.05.2012
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  #10  
Alt 21.07.2012, 09:17
franz1943 franz1943 ist offline
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Standard AW: Die liebe Mama ;-)

Zitat:
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Ach Ihr Lieben,

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Das ganze ist im Moment eine "Ausnahmesituation"; und ich hoffe, daß es besser wird. Was habe ich das letzte verregnete Wochenende genossen.
Habe Samstag & Sonntag im Schlabberlook mit mir selber und meinem alterschwachen Kater (21) auf der Couch verbracht. Das hat mir echt gefehlt.

Das ging aber nur, weil Mama gesagt hat "Ich gebe Dir dieses Wochenende frei. Rasen mähen geht nicht wegen des Regens". Das war MEINE Erlaubnis, einfach mal zu Hause zu bleiben. Wahrscheinlich muss ich auch noch dankbar sein. Und schon schwillt wieder der Puls am Hals an...ich merke das.

Mein Kreuz ist auch nicht allzu breit.

Ich liebe meine Mama über alles; keine Frage! Ich helfe ihr bei allem und kann auch gut verstehen, daß die Situation jetzt, wie sie ist, für jemanden der 40 Jahre lang 24-Stunden-Beistand hatte, ungewohnt ist. Neue Gewohnheiten entwickeln sich nicht von heute auf morgen. Es braucht Zeit!

Auch schäme ich mich manchmal, nicht jede Sekunde/Minute an meine Eltern bzw. meine Mutter zu denken.
Der Wortlaut ist nun auch ein anderer...ich fahre nicht zu meinen "Eltern", sondern zu meiner Mutter. Nicht meine Eltern haben xy, sondern meine Mutter.

Gestern noch habe ich mit meiner Mutter zusammengesessen und meinte (ich weiss nicht mehr in welchem Zusammenhang): "Ihr"......"Ihr habt doch", ...vielleicht könnt "ihr"......, "ihr wolltet doch", "Ihr habt mir immer gesagt", "Ihr habt doch sowas im Keller..kann ich das haben...".

Dabei fällt mir selber auf, daß ich immer noch von "beiden" spreche/denke. Die Eltern eben! Vieleicht habe ich es selber noch nicht so ganz begriffen, daß die eine Hälfte von "Ihr"/"Eltern" nicht mehr da ist. Aber im Moment kann ich eigentlich sagen, daß ich gut mit der Situation klar komme.

Durch die Krankheit meiner Mutter meine ich zusätzlich, Ihr mehr helfen zu müssen. Sie hat Atemnot und kann nun viele Dinge nicht mehr erledigen (die mein Vater sonst gemacht hat).

Heute hat mich eine Freundin angerufen, ob wir Sonntag Abend Essen gehen können. Mein erster Gedanke war "Hab ich da überhaupt Zeit? Und wenn Mama ins Kino will an dem Tag...."
Nächster Gedanke: "Ist MEIN Sonntag...klar geh ich mit Dir Essen..."
Ich sage es Mama morgen...nach dem Rasenmähen (ja, der Gärtner macht s besser...aber ich bin halt billiger, haha.)

Bin gespannt wie es weitergeht...
LG
Aqui
PS. Danke fürs Mitlesen!
super, deine Mutter gibt dir frei, erinnert mich an meinen Vater, der dachte, gesund, der komplette Sonntag wär für ihn reserviert, Samstag machte er den Kuli bei der Schwester, man muss einfach aufpassen, das man, grob gesprochen, nicht in die Rolle des Kulis fällt, auch in den Familie ist man froh, wenn man eine/n gefunden hat, der die Arbeit macht, dann kommen diese leutchen vorbei und es wird nur kritisiert, alles erlebt, grob gesagt: deine Mutter ist nicht in der Lage, dir freizugeben, dann muss sei dich als Abgestellte bezahlen, man muss einfach versuchen Distanz zu bekommen, ok, Mama ist krank, aber die Nummer Eins bin ich! aber leider ist man halt zu gutmütig und Gutmütig wird dann gleich in Dummheit umgemünzt, nach dem Motto: der/die macht das schon !
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  #11  
Alt 21.07.2012, 21:12
Aquintos Aquintos ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Hallo Zusammen,

ja, Mirilena, meinen Humor habe ich nicht verloren. Manchmal ist es zum Brüllen komisch was meine Mama für Gedanken hat. Und Ihre Logik zuweilen....astrein.

Ach, heute war ein netter Tag. Ich war nicht bei Ihr; wir haben nur ein paar mal telefoniert. Habe heute mal ausgeschlafen (und ihr gesagt gestern, daß sie nicht so früh anrufen soll) und Mama war in Action. Friedhof + Besorgungen hat sie alleine gemacht. Geht doch. Sie weiss aber auch, daß mir mein Wochenende "heilig" ist, da ich die ganze Woche arbeiten gehe.

Morgen habe ich eh keine Zeit, weil meine Freundin Abends kommt.
Für die nächste Woche gibt es auch, bis auf Rasenmähen, kein Programm.
Sie selber hat Mittwoch einen Termin beim Steuerberater; mehr ist nicht geplant.

So, ich gehe wieder auf die Couch und wünsche allen einen schönen Restsamstag. Alles wird gut. Aber es ist sicher nur so eine Phase....wer weiss, was noch kommt.

Lieben Gruß
Aqui
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Papa: *31.01.1948 +19.05.2012
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