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  #1  
Alt 14.07.2012, 06:54
Benutzerbild von HelmutL
HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Magenkrebs im Endstadium

Hallo Michael,

jaja, diese Fragen ....

Einer hat mich mal gefragt, wie es mir geht. Hab ihm spontan so geantwortet, wie es mir tatsächlich ging: "Sch...!" Er schnappte sprachlos/entgeistert/antwortlos nach Luft und hat mich nie mehr gefragt. Neulich fragte mich ein Ex-Kollege, den ich nach 2 Jahren mal wieder sah.

"Wie geht es dir inzwischen?"
"Sehr gut."
"Ei, wenn ich nicht wissen wollte, wie es dir geht, dann hätte ich nicht gefragt. Also nochmal: wie geht es dir?"

Er hat mir nicht geglaubt! Egal was man antwortet, es ist immer verkehrt.

Ob Backe oder Wange? Hm, bei uns ist beides richtig. Im Sprachgebrauch. Über den Unterschied und warum überhaupt und alles könnte man stundenlang köstlich viel-o-sofieren. Würde allerdings hier den Rahmen sprengen.


Einen guten Morgen, ein schönes WE

Helmut
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  #2  
Alt 16.07.2012, 13:05
larap larap ist offline
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Registriert seit: 31.05.2012
Beiträge: 85
Standard AW: Magenkrebs im Endstadium

Hallo Helmut und Michael,
habt einen lieben Dank für eure postings, Gedanken und Worte.
Ich gebe euch absolut Recht und bedanke mich auch für deine Zeilen Michael,
der du als Betroffener sicherlich eine ganz andere Sichtweise und auch Erfahrung hat. Vor allem aber drücke ich dir ganz fest beide Daumen, dass du es schaffst und den Krebs vollständig aus deinem Körper verbannen kannst!

Ja, es ist die Entscheidung meiner Mutter! Und ich habe auch geschrieben, das ich diese respektiere und auch mittrage, egal in welche Richtung sie geht.
Bei uns hat es letzte Woche allerdings einen Richtungswechsel gegeben, denn der verantwortliche Oberarzt hat beschlossen, ihr kein Cisplatin mehr zu geben und stattdessen etwas anderes auszuprobieren. Das wurde ihr bei der Visite am Freitag mitgeteilt und das hat sie mir freudestrahlend nachmittags erzählt, als ich sie aus dem KKH abholte.
Ich freue mich, denn ich kenne meine Mutter nunmal sehr gut und kann trotzdem nur erahnen, wie es wirklich in ihr aussieht. Und ich schätze es so ein, dass sie einfach nur erleichtert ist, das die Ärzte diese Entscheidung getroffen haben und nicht sie. Denn das hätte den fahlen Beigeschmack hinterlassen, aufgegeben zu haben. Und aufgeben gibt es nicht! Zumindest nicht für meine Mutter.
Trotzdem mache ich mir natürlich viele Gedanken und gebe Helmut insofern Recht, als das ich sie nicht leiden sehen möchte. Wer will das schon als Angehöriger? Und trotzdem muss und möchte ich natürlich auch versuchen, sie ihren eigenen Weg gehen zu lassen und sie einfach nur zu begleiten und zu unterstützen so gut es geht und so viel, wie sie will.
Meine Mutter war immer ein psychisch recht labiler Mensch, der nach 'aussen' eine unheimliche Stärke demonstriert und damit viele Bewunderer hat. Wie es aber wirklich in ihr aussieht, weiss nur sie selbst und manchmal zeigt sie mir ein Stück ihrer verwundeten Seele. Auch damit umzugehen ist nicht leicht. Eine psychoonkologische Betreuung lehnt sie ab und ich habe meine ganz eigenen Theorien warum. Diese Krankheit ist einfach so komplex in ihren Auswirkungen, was sie umso unangenehmer macht.
Mittwochsabends weint sie sich bei mir aus, weil sie nach ihren eigenen Worten keine Lebensqualität mehr empfindet und darunter leidet, das sie sich nur noch schlecht und schlapp fühlt und am nächsten Tag mimt sie vor den Ärzten die Tapfere. Sie ist ja auch tapfer, aber eine Palliative Chemo bedeutet heute nicht mehr, das man sich so sehr durch die Nebenwirkungen kämpfen muss, wie man es sehr wahrscheinlich tun würde, wenn man die Aussicht auf Heilung hat. Ist es nicht legitim sich als Tochter, Angehöriger...etc zu wünschen, das auch von medizinischer Seite eine gewisse Sensibilität und Einsicht herrscht? Wie bei meiner Mutter ja auch geschehen. Und ich persönlich habe auch das Gefühl, das meine Mutter sehr dankbar ist, das ich sie ein bisschen an die Hand nehme, mich informiere und mich kümmere und diese Informationen, so sie es wünscht, auch an sie weitergebe. Trotzdem versuche ich aber in erster Linie ihr ganz normales Leben 'ohne Krankheit' aufrecht zu erhalten.
Was das Filtern betrifft, so muss ich gestehen aktuell garnicht zu filtern. ich schreibe hier meine ungeschminkten Gedanken und Gefühle nieder, so wie ich sie gerade empfinde aus eben meiner Tochter-Sicht. Ich versuche schon zu differenzieren und auch manche Verhaltensweisen meiner Mutter zu verstehen oder mir zu erklären, ohne eine Garantie auf Vollkommenheit. Aber das ist letztlich ja sogar unabhängig von ihrer Krankheit.
Wir werden sehen, wie es weitergeht. Bis heute kann ich berichten, das es ihr nach der 'kleinen Rutsche' bisher ganz gut geht. Es wäre so schön, wenn das so bleibt.
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  #3  
Alt 17.07.2012, 17:05
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HelmutL HelmutL ist offline
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Ort: Dreiländereck
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Daumen hoch AW: Magenkrebs im Endstadium

Hallo Larap,

nein, das will niemand. Zuschauen. Hilflos zuschauen. Leider passiert es bei dieser schrecklichen Krankheit oft genug.

Was man jedoch machen kann ist denken und nach gründlicher Überlegung auch handeln. Manchmal ist es sogar gut, aus dem Bauch heraus was zu tun. Ist meine Erfahrung. Es ist auch richtig, in alle Richtungen zu denken. So, wie du es auch getan hast. Dabei ist es so, dass wir keinen Einfluss darauf haben, was uns an Gedanken durch den Kopf geht. Sie kommen aus der Tiefe und wir können lediglich sagen: der Gedanke ist gut, der andere ist schlecht. Mit allen Grautönen dazwischen.

Wenn so ein Gedanke uns nicht loslässt, so kann man um Rat fragen. Dafür ist dieses Forum eine sehr gute Adresse. Da wir keine Mediziner sind, dürfen und können wir natürlich keine dahingehenden Ratschläge geben. Als Betroffene, als Angehörige und selbst noch als bereits Hinterbliebene haben wir viele Erfahrungen machen "dürfen" und darüber können wir reden. Wir können uns gegenseitig helfen, unsere Gedanken zu sortieren und auch mal kontrovers diskutieren und wie sich der Einzelne dann auch entscheidet, es ist gut.

Du willst deiner Mutter helfen und du denkst. Das ist richtig. Lass keinen Gedanken aus, so unsinnig er zuerst auch erscheint. Vielleicht steckt ja doch was dahinter? Verwerfen kannst du ihn immer noch. Ausserdem hat das einen angenehmen Nebeneffekt: du musst dir später keine Vorwürfe machen, etwas nicht überlegt zu haben. Nach den Möglichkeiten die du jetzt hast und deinem heutigen Wissen. Dieser Satz ist sehr wichtig.

Es ist nicht leicht, Angehörige/r zu sein. Wie ich dich lese, machst du das richtig.


Herzliche Grüße,

Helmut
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  #4  
Alt 17.07.2012, 18:08
larap larap ist offline
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Beiträge: 85
Standard AW: Magenkrebs im Endstadium

Lieber Helmut,
vielen, lieben Dank! Das tut gut. Mir hilft es immer schon sehr meine Gedanken zu sortieren indem ich sie (wie hier) einfach nieder schreibe...und trotzdem ist eine Solche Erkrankung einfach zu komplex und auch zu gemein um eine klare Meinung zu haben: insbesondere als Angehörige und somit 'nur' periphär Betroffene.
Man ist eben doch ganz einfach 'hilflos' und ich glaube, das ist die grösste Hürde und Aufgabe, die man zu meistern hat. Sowohl für meine Mutter als auch für mich. Die Dinge geschehen und man muss versuchen das Beste daraus zu machen! Uns werden ungefragt unsere Grenzen aufgezeigt und diktiert, nachdem wir gelernt haben unser Leben selber zu regeln, zu formen und zu gestalten und sicherlich auch in gewisser Weise zu beeinflussen.
Vermutlich will ich auch deshalb noch irgendwie 'Einfluss' nehmen und meine Mutter trotzdem die 'Chemo' durchziehen, damit man das Gefühl hat, nicht so gänzlich die Kontrolle zu verlieren, obwohl man weiss, dass man diese Energien vielleicht anders und besser nutzen sollte.
Herzliche Grüsse, Lara
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Stichworte
chemotherapie, magenkrebs, palliativmedizin


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