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  #1  
Alt 07.09.2012, 09:46
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Am 25.07.12 haben wir verloren

Liebe Jäcky,

wenn ich Dir doch nur irgendwie sagen könnte, dass das besser wird...
Die Trauerbegleitung ist sicher eine gute Idee. Könnt Ihr das nicht gemeinsam machen? Ich denke, Du brauchst das genauso wie Deine Mama.

Mir hat ja die therapeutische Hilfe sehr geholfen und meine Therapeutin ist ja auch in Trauerbegleitung ausgebildet.

Ich umarm Dich. Ganz doll. Ist echt blöd, dass wir so weit auseinander wohnen. Sonst wäre ich schon längst bei Dir.
Carla
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Mein lieber Vati ist am 17.7.2011 um 16.30 Uhr in meinen Armen friedlich eingeschlafen.

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark
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  #2  
Alt 09.09.2012, 16:26
Jaecky Jaecky ist offline
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Standard AW: Am 25.07.12 haben wir verloren

So, das Wochenende ist nun fast wieder vorbei. Morgen kann ich glücklicher Weise wieder arbeiten gehen.

Ich weiss nicht, wir sitzen im Moment in einem schwarzen Loch. Klar ab und zu kommt mal ein Sonnenstrahl durch. Ich rede von unserem Loch im Herzen. Das hat uns irgendjemand einfach so reingerissen. Papi fehlt uns so sehr. Jeden Tag wenn ich wach werde, stehen mir Tränen in den Augen, wenn ich sehe dass Alex neben mir im Bett liegt. Mama hat niemanden mehr, der neben ihr liegt.

Heute haben wir telefoniert. Sie sagte, dass sie abends ihr Amulett küsst, unter ihre Wange legt und Papi gute Nacht sagt. Das tut so weh. Warum musste das alles so passieren???

Morgen werde ich mit Mama Abendessen gehen. Ich möchte sie mal ein bisschen ablenken. Vorher wollen wir zu Papa gehen.Es fällt mir immer unheimlich schwer aber am liebsten würde ich jeden Tag hin gehen. Es zieht mich so hin.

Ich hoffe, es geht mir besser, wenn endlich mein Kettenanhänger da ist. Dann hab ich ihn auch bei mir.

Liebe Grüße
Jäcky
__________________
mein liebster Papa
seit 2006 Multiples Myelom
seit 2009 Myelodysplastisches Syndrom

Nach langem, schmerzvollem Kampf am 25.07.12 um 15.00 Uhr im Kreise seiner lieben Familie eingeschlafen.

Papi, wir lieben dich so sehr! Für Immer und Ewig!

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!!!
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  #3  
Alt 09.09.2012, 21:54
monika100 monika100 ist offline
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Standard AW: Am 25.07.12 haben wir verloren

Hallo Jäcky,

ich kann nur aus der Erfahrung als "Tochter meines verstorbenen Vaters sprechen", aber alles was du so schreibst ist zwar schrecklich, aber völlig normal. Dein Vater ist nicht mal 2 Monate tot, ich will dich nicht erschrecken, aber i. d. R. dauert es doch einiges länger, bis der Schmerz sich verändert.

Meine Mutter konnte damals gar nicht allein zu Hause sein, sie waren 44 Jahre verheiratet und niemals getrennt. Meine Tochter (damals 13) hat nach dem Tod meines Vaters ein ganzes Jahr lang jede Nacht bei meiner Mutter geschlafen, und auch noch nach dem Jahr sehr oft.
Ich bin das 1. Jahr 1 - 2 mal täglich zum Friedhof gegangen, ich konnte es ohne meinen Vater einfach nicht ertragen und musste einfach zu ihm hin. Auch heute bin ich noch sehr oft da und meine Mutter sieht täglich nach dem rechten.
Also alles normal, wenn du so oft wie möglich zum Friedhof willst, du hast seinen Körper dahin getragen und im gewissen Sinne "wohnt er jetzt da".

Versuch den Schmerz ein bisschen als Teil deines momentanen Lebens hinzunehmen, kämpf nicht so sehr dagegen, das bringt nichts, es gibt ein Loch in deinem Leben und das ist erst einmal allgegenwärtig.

Drück dich,

Monika
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  #4  
Alt 09.09.2012, 23:52
tochtervonhoffnung0904 tochtervonhoffnung0904 ist offline
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Standard AW: Am 25.07.12 haben wir verloren

Hallo Jäcky,
ich habe Dir ja schon per PN geschrieben und Dir mitgeteilt, dass ich Deine Theareds regelmäßig verfolge. Momentan kann ich nicht viel schreiben, aber ich möchte Dir sagen, dass ich an Dich denke und Dir ganz viel Kraft wünsche.
Fühl Dich umarmt Liebe Grüße Sandra
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  #5  
Alt 10.09.2012, 07:39
Jaecky Jaecky ist offline
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Standard AW: Am 25.07.12 haben wir verloren

Liebe Monika,

den Schmerz und die Trauer zulassen, dass ist wahrscheinlich mein Problem. So habe ich das noch gar nicht gesehen, aber du hast recht. Aber so einfach ist das nicht. Ich war doch immer diejenige, die allen Halt gab, meine Familie unterstütze, mit Mama und Ronny alles erledigt hat. Und nun? Ich kann doch das nicht einfach so ablegen. Wer soll mir Halt geben? Ich rede mit niemandem so offen über meine Gefühle, wie mit euch. So weiss auch niemand, wie es wirklich in mir drin aussieht.

Nach außen hin werden sicherlich viele denken, oh ist die stark oder die trauert ja gar nicht oder nach ein paar Wochen geht es der ja schon wieder richtig gut. Wie es aber in mir drin aussieht, dass weiss nur ich und ihr hier im Forum. Ich kann doch Mama damit nicht noch belasten, sie ist doch so schon traurig genug. Ich will ja eigentlich auch nicht mit jemandem so genau drüber sprechen. Ich rede ja sowieso (Carla du weisst was ich meine, bezügl. telefonieren ) nicht gern, dann heule ich immer und bekomme kein Wort raus. Im schreiben bin ich aber ganz gut, so versuche ich mir wenigstens den ganzen Sch... von der Seele zu schreiben.

Am Wochenende konnte ich leider nicht zu Papa, obwohl ich solche Sehnsucht hab. Einer meiner Zwerge war krank und somit ging das leider nicht. Aber gleich heute abend werd ich wieder hin gehen.

Ach liebe Moni, tja nicht gegen den Schmerz ankämpfen. Ehrlich gesagt, weiss ich gar nicht wie das geht. Papa hat uns immer so erzogen und auch als er schon krank war, dass wir unsere Gefühle nicht zeigen sollen. Er hat sich immer aufgeregt, wenn wir mal geweint haben - hat immer gesagt "hört bloß auf mit dem sch... geheule". Bis zum Schluss war er auch immer der Starke Mann in unserer Familie. Er hat nie über seine Gefühle und Ängste gesprochen, vielleicht hätte es geholfen, wenn wir es und gemeinsam ein wenig leichter gemacht hätten. Aber so ist er halt nie gewesen, und trotzdem hab ich ihn sehr geliebt.

Manchmal denke ich, man sollte einfach keinen haben den man liebt, dann kann man wenigstens nicht solchen Schmerz erfahren. Aber was ist ein Leben ohne Liebe? Wäre das wirklich lebenswert, wenn man niemanden hätte? Ich denke, dass ist auch kein richtiges Leben. Mir hat mal jemand gesagt, wer sein ganzes Leben lang Angst hat, hat nicht gelebt. Aber wenn man liebt hat man doch ständig Angst um seine Liebsten, oder? Also lebe ich nicht richtig oder was? Solche Bemerkungen sind doch echt, naja ich will nicht ausfallend werden, gemein.

Liebe Grüße
Jäcky
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Geändert von Jaecky (10.09.2012 um 07:44 Uhr)
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  #6  
Alt 10.09.2012, 08:29
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Am 25.07.12 haben wir verloren

Guten Morgen liebe Jäcky,

und wenn du versuchst, die Trauer oder Traurigkeit als eine Person zu betrachten? Damit habe ich irgendwann angefangen. Wenn sie mich so hinterrücks überfiel, dann habe ich mir vorgestellt, sie sei eine Person und ich lade sie ein, sich mit mir an einenTisch zu setzen. Los werde ich sie ja eh nicht, da kann ich sie auch gleich bitten, Platz zu nehmen und dann trinken wir gemeinsam einen Kaffee. Oder so ähnlich... Die Trauer ist jetzt ein Teil von uns und manchmal ist sie heilsam und tut uns gut, denn dann kommen die vielen wunderschönen Erinnerungen und Bilder hoch. Es gibt aber auch Tage, da ist die Trauer einfach nur erdrückend und schwer. Wie ein launischer Mensch. Mir hilft es, meiner Trauer so zu begegnen als sei sie eine Person. Vielleicht magst du es mal ausprobieren?

Und du brauchst auf keinen Fall immer stark sein und deine Gefühle verstecken. Das kostet ja alles noch sehr viel mehr Kraft, als der Alltag dir ohenhin schon abverlangt.


Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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  #7  
Alt 10.09.2012, 09:18
monika100 monika100 ist offline
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Standard AW: Am 25.07.12 haben wir verloren

Liebe Jäcky,

warum musst du deine Gefühle verstecken? Meinst du nicht, dass z. B. deine Mama sowieso merkt und weiss, wie es in dir aussieht??
Und auch deine Kinder verstehen das doch, dass Mama traurig ist, weil Opa nicht mehr da ist. Es ist doch ganz klar, dass du so traurig bist, es fehlt ein Stück von dir - komischer wäre es doch, wenn du nicht so traurig wärst.
Und dein "Geheule" - willkommen im Club!
Allerdings - meine Schwester z. B. weint so gut wie nie - stattdessen versteinert sie! Glaub nicht, dass das besser ist als Weinen, das ist manchmal irgendwie lästig und man kommt sich blöd vor, aber aus uns fließt zumindest noch was heraus. Stell dir vor, das würde alles in der Seele stecken bleiben.

Ich weiss nicht mehr, ob ich dir mal erzählt habe, dass ich jahrelang unter schlimmsten Panikanfällen gelitten habe? Ich hatte zu der Zeit 2 kleine Kinder und war den ganzen Tag allein mit denen und war durch diese Panikattacken nicht einmal mehr in der Lage den Müll draußen vor der Tür in die Tonne zu bringen...

Jedenfalls habe ich zu der Zeit Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, diese Panik irgendwie los zu werden bzw. dass es besser wird.
Und daher kommt mein Spruch mit "nicht gegen die Trauer kämpfen - Zulassen! Sie ist ja sowieso da und mit dem Kampf dagegen wird es noch schlimmer". Das hat mir damals ein Arzt geraten in Bezug auf diese Panikattacken. Man lebt die ganze Zeit in der Angst, dass "das gleich wieder anfängt" und durch diese Angst ist man schon "geschafft", wenn es dann tatsächlich losgeht.
So ähnlich ist das auch mit Trauer, du kannst machen was du willst, sie ist da und nagt an dir!
Man schlägt morgens die Augen auf und direkt hat man dieses fiese Gefühl im Bauch - im 1. Moment nach dem Schlaf kann man es vielleicht noch nicht so ganz zuordnen - und dann kommt der Hammer: Papa ist weg! Ich kenne das leider auch.

Liebe Jäcky, alles bei dir ist normal, es wird auch wieder besser, du wirst es auch schaffen, diese Situation anzunehmen, aber gib dir Zeit.

Drück dich,
Monika

P.S.
Drück mir bitte mal die Daumen - ich habe heute einen Termin beim Onkologen. Letzte Woche hatte ich meine Blasenkrebs-Nachsorge - und das sah nicht so gut aus. Heute wird entschieden, was weiter passiert ...

Geändert von monika100 (10.09.2012 um 09:22 Uhr)
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